Der Profi zu Besuch – Klappe die vierte: Vorhang auf für Entspannung. Der Profi Michael Schneider und sein Publikum.

Morgen ist es wieder soweit, der Profi Michael Schneider spielt Cello und Bass im Flüchtlingsheim “ Breite Seite Nummer drei „. Bevor wieder Musik von Johann Sebastian Bach erklingt und diesmal auch modernere Cello Musik angeboten wird, hier einige Anmerkungen zu meinem Publikum in Sinsheim und Erwartungshaltungen hier und anderswo.
Je öfter ich für Flüchtlinge spiele, desto bewusster wird mir, dass ich vom Philharmonischen Klassik Betrieb in 35 Jahren sehr geprägt wurde.
Dass ein – sehr netter und aufgeschlossener – junger Mann aus Gambia 70 Minuten lang mit seinem Handy beschäftigt ist, das irritiert zunächst. Ich hatte bereits erwähnt, dass er das aber nach jedem Stück durch begeisterten Applaus und ein strahlendes Gesicht wieder wett gemacht hat. Bei anderen mussten eingehende Anrufe angenommen werden. Immerhin, oder besser gesagt: es war für die jungen Männer selbstverständlich, für die Dauer des Gesprächs den Raum zu verlassen.
Ich sprach mit Walter Pfundstein darüber, woraufhin er mir von einem buddhistischen Kloster in der Mongolei erzählte, das er besucht hatte. Da war es für die Mönche ganz selbstverständlich, dass sie mitten in ihrem Singsang das Handy zückten und sogar der Vorbeter musste zwischendrin mal sein Handy auf stumm schalten.

Da fällt mir sofort das Konzert mit Yasmina El-Boazzati in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach vom 4.3 2016 ein. Yasmina hatte einige ihrer Freunde und Klassenkameraden eingeladen. Yasminas Texte und Geschichten waren nicht die leichteste Kost und die Musik , die Walter Pfundstein, Kontrabass und Michael Schneider, Violoncello von dem New Yorker Komponisten David Loeb spielten, war sehr intensiv. Eine junge Frau verliess mitten im Konzert die Kirche – es schiesst mir durch den Kopf: Adieu.
Bald darauf verliess ein kleiner Pulk beiderlei Geschlechts die Kirche: Da Capo: Nicht auf Wiedersehen.
So kann man sich täuschen, sie kamen alle wieder, waren nur mal eine rauchen.
Und dass dieser “ Pulk “ während der Lesungen und der Musik gleichzeitig unter, hinter ihrer Kirchenbank auf irgendetwas starrten, das nenne ich hier nun schlichtweg: Kontemplation.
Wenn ich also meine Erwartungshaltung ändere, dann kann ich nur noch zu dem Schluss kommen: Sehr sympathisch, diese jungen Menschen.

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