Michael Schneider und Walter Pfundstein spielen Werke amerikanischer Komponisten. Freitag 4. März 2016 um 20 Uhr. Evangelische Bergkirche Schlierbach.

Mark Summer’s “ Juli-O “ sowie “ Just Doodling “ von Susanne Paul, beides Stücke für Violoncello Solo, sind seit ihrer Veröffentlichung nicht nur als Noten verfügbar ( Bernhard Helpenstein, Ponticello Verlag ), sondern auch auf Youtube in schier endlosen Darbietungen zu bewundern.
In den 1970er Jahren bewirkten der Kontrabassist Claus Stoll und der Cellist Jörg Baumann von den Berliner Philharmonikern einen sensationellen Hype für die Duo-Besetzung Cello-Kontrabass. Viele neue und moderne Stücke entstanden. So auch die Paraphrase von Paul Heinz Dittrich auf das wohl berühmteste Duo für diese Besetzung von Gioachino Rossini.

1961 komponierte David Loeb das Duo für Violoncello und Kontrabass, auf das ich seit Beginn meines Studiums durch Alfred Planyavsky ( Geschichte des Kontrabasses ) aufmerksam wurde. Auch das Duo der Berliner Philharmoniker kann nicht alle Duo-Werke kennen und sichten. Trotzdem erstaunt es mich, dass dieses mit mir sehr oft erfolgreich aufgeführte Stück nicht seinen Weg zur Berühmtheit gefunden hat. Mit Erfolg meine ich hier insbesondere, dass jede Art von Publikum diese Musik verstand. Ebenso rar stellt sich die Musik von David Loeb auf Youtube dar. Einzig sein Gitarren Trio “ Between Sea and Sky „ ist dort zu finden.
Ich habe inzwischen viel über diverse Kompositionen David Loeb’s geschrieben und möchte an dieser Stelle den Lesern einen optischen Eindruck seiner Schreibweise vermitteln. Hier das fünfte der “ Five Nocturnes „.

David Loeb - Five Nocturnes- Photo

David Loeb - Five Nocturnes- Photo 2

Wikipedia über David Loeb:
“ David Loeb (born May 1, 1939) is an American composer of contemporary classical music. Born in New York City, he has written extensively for early music instruments such as the viol, as well as instruments from China and Japan. He teaches at the Mannes College The New School for Music, and has additionally served as a member of the composition faculty at the Curtis Institute of Music. He is Jewish. „

Kontrabass – 5-Saiter zu verkaufen. Er stammt von den Berliner Philharmonikern. Michael Schneider zieht sich vom Orchester zurück. Sein Bass wird verkauft, weil der in ein grosses Sinfonieorchester gehört.

IMG_0388

In den 1930er Jahren kaufte der damalige Solokontrabassist Herr Wilhelm von den Berliner Philharmonikern einen alten französischen Fünfsaiter, den er dann seinem Sohn vermachte, der ihn bis 1980 in der Stuttgarter Staatsoper spielte. Dann konnte Michael Schneider dieses phänomenale Instrument erwerben. Das Instrument ist heute ca 180 Jahre alt. Es zeichnet sich aus durch einen wunderschönen kräftig samtenen Ton. Seit einer Vibrationsentdämpfung in den achtziger Jahren spricht der Bass an wie ein Cello.
Mit Professor Doris Geller von der Mannheimer Musikhochschule haben wir im Flötentrio ( mit Kontrabass Besetzung ) viele Bässe ausprobiert. Frau Prof. Geller befand, dass dieser Bass der Berliner Philharmoniker das schnellste und klarste Instrument in der Ansprache ist, das wir kennen.

IMG_0379

Mein erster GMD, Herr Christian Süss sprang während einer Orchesterprobe plötzlich vom Dirigentenpult auf Michael Schneider zu, um den wahnsinnig schönen Ton meines Basses zu loben.
Bald darauf teilte mir ein Kollege von den Klarinetten, Heribert Eckert mit, dass es in seinem Nacken heftig zieht, wenn er vor mir, vor meinem Bass sitzend spielen muss.
Damals spielte ich noch Pirastro Saiten. Bei diesem Instrument ist es übrigens egal, welche Vorlieben der Spieler hat. Die Qualität lässt sich bei diesem Instrument durch nichts mindern.

IMG_0389

Eine weitere hervorragende Eigenschaft dieses Kontrabasses ist neben seiner Kraft, Klangschönheit, sowie der leichten Spielbarkeit, dass er sehr stabil ist. In 35 Jahren in Heidelberg mit dem ständigen Wechsel von Spielorten hat er nie geschwächelt, etwa durch Risse oder andere Macken. Zweimal war der Hals durch Fremdeinwirkung gelöst. Michael Schneider legt ihn seitdem nur auf dem Boden ab. Und vor allem durfte nie jemand anderes darauf spielen.

IMG_0382
Die Mensur lässt einen mit 113 cm vielleicht erschrecken. Ich habe mich daran sehr schnell gewöhnt. Ausserdem unterscheidet sich die Mensur so erheblich von kleineren Bässen, dass ich sagen kann, dass gerade der deutliche Unterschied zu meinem Viersaiter die Intonation sehr erleichtert. Als viel gravierender käme mir ein minimaler Unterschied zweier Instrumente vor.
IMG_0391
Der Bass hat eine klare D-Mensur. Der Rest erklärt sich dadurch von selbst.
IMG_0384
IMG_0383

Walter Pfundstein – ein Klangvirtuose der Neuen Musik.

Mario Venzago, Rudolf Barschai,Yordan Kamdzhalov und viele andere Dirigenten – die mir verzeihen mögen, dass ich sie hier im Moment nicht erwähne – haben mir immer wieder erzählt – genauer gesagt: dem Philharmonischen Orchester Heidelberg – “ Nada Brahma „, wie Siegfried Behrend eines seiner Bücher betitelte.
Was bedeutet das für die Ausführenden? Musik ist Klang. Schon Cornelius Meister hat die Geigen immer wieder aufgefordert, die E-Saite abzuspannen, damit es auf der A-Saite gespielt dann weicher klingt.. Musik ist Klang. Das gilt auch für die Kontrabässe. Sollte man nun meinen. Das glauben aber die meisten Bassisten überhaupt nicht.
Eine Gruppe ist nun mal nur so leise wie der Lauteste, so wie sie auch so laut ist wie der Lauteste. Dann macht leise und laut also keinen Unterschied, wenn einer immer der Lauteste ist.!? Ich könnte auch formulieren: Zusammenspiel gilt auch für die Dynamik und Artikulation. Eine sehr weise Bemerkung von Cornelius Meister war die folgende: In der Musik geht es nicht darum ob einer recht hat oder besser ist als der andere, sondern es geht um das gemeinsame Ergebnis.
In den vielen eben erwähnten Punkten unterscheidet sich Walter Pfundstein vom allgemeinen Mainstream. Ob Klassik oder Neue Musik : Musik ist Klang, muss Klang sein.
Davon können Sie sich ein genaueres Bild machen am 4. März 2016 um 20 Uhr im Querklang Konzert in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach.

IMG_0162

Dr. Shamali Sen liest Yasmani El-Boazzati im Querklang am 4.März 2016, begleitet von Cello und Kontrabass mit Musik von David Loeb.

Hier eine Leseprobe von Yasmina El-Boazzati:
“ Ich war schon so oft kurz davor einfach alles hinzuschmeißen und einfach aufzugeben… Ich wollte wirklich einfach weg von ihr , von alldem Stress und den Leuten.. Doch es hat mich immer etwas abgehalten. Ich weiß nicht ob es gut oder nicht gut ist, weil ich nicht weiß was dann passiert wäre… Wenn ich einfach gegangen wäre einfach weg ohne etwas zu sagen. Hätte sich jemand Sorgen gemacht ? Hätte mich jemand vermisst? Hätte es überhaupt jemand gemerkt ? Doch ich wollte nicht weg um zu wissen ob mich jemand vermisst oder jemand es gemerkt hätte.. Sondern einfach um einen freien Kopf zu bekommen. Einfach frei zu sein und an nichts zu denken. Aber geht das überhaupt ? An nichts denken ? Ich glaube nicht, weil an dem Versuch an nichts zu denken denkst du ja daran an nichts zu denken. Dieser Gedanke fasziniert mich weil es einfach unmöglich ist. Ich habe oft versucht an nichts zu denken und mir einen schwarzen Raum vorgestellt aber dann hab ich ja wieder an einen schwarzen Raum gedacht…….. Vielleicht denkt man auch ab und zu an nichts aber merkt es nicht ? Fragen Sie sich mal: haben Sie irgendwann mal an nichts gedacht ? Einfach Leere?
Also wenn man sagt, man will den Kopf frei kriegen, dann will man einfach nicht an das denken an das man grade denkt, weil man den Kopf eigentlich nie frei bekommt.“

IMG_2207

Walter Pfundstein
hat sich in den letzten Jahren zu einem sehr eloquenten Kontrabassisten entwickelt. Er ist einer der Wenigen der verstanden hat, dass ein, also: sein Kontrabasspart ein Ereignis für den Zuhörer sein muss, eine klangliche Offenbarung, damit seine Soli und sein Fundament sich dem Zuhörer als “ Ereignis “ erschliessen.
IMG_0161

Neue Musik – Moderne Musik ? David Loeb – ein moderner Traditionalist zwischen New York und Kyoto. Der absolute “ Favorit der amerikanischen Komponisten “ neben William Sydeman und John Tartaglia – meint Michael Schneider

1974 begann Michael Schneider sein Kontrabass Studium in Lübeck. In dem Buch “ Geschichte des Kontrabasses “ von Alfred Planyavsky fand ich einen Hinweis auf ein Duo für Violoncello und Kontrabass von David Loeb.
Damals – wie heute – war ich hinter allem her, was mit Kontrabass zu tun hatte und so erhielt ich irgendwie eine Kopie dieses dreisätzigen Werkes. Vor ungefähr drei Jahren machte ich mich daran, den Komponisten ausfindig zu machen, um mich bei ihm für dieses ausserordentliche Werk für diese Besetzung zu bedanken. Inzwischen hatte ich den Cellopart übernommen. Daraufhin schickte und schenkte er mir viele seiner Werke, die ich nun versuche aufzuführen und auch zu verbreiten.

“ Dear Michael Schneider;

Thank you for your two messages. I am delighted that you will play several of my pieces. Although I am not a string player, most of my friends from my student days were string players, which has encouraged me to write many pieces for strings. The Duo from 1961 was written when I was still a student. I don’t think my style has changed greatly; the changes which have occurred are mostly the result of my intensive involvement with Japanese music, both as composer and performer, which began in 1964 and has continued ever since. I now live in both Kyoto and New York.

Hope the performances go well. Sorry that I can not be there.

Again many thanks for your efforts. „

Attachment 1 Yasmina El-Boazzati

Dazu – hinzufüglich – entstand nach einer Lesung mit Nicoleta Craita Ten’O der Kontakt mit Yasmina El-Boazzati, einer Schülerin der Realschule Schriesheim. Sie ist eine besondere Begabung.
Lesen Sie hier ihre eigene Darstellung, ihre Bewegründe für ihre Leidenschaft:

“ Ich weiß nicht ganz wie ich zum Schreiben gekommen bin, dieses Verlangen zu schreiben war schon immer da. In meinem Grundschulzeugnis wurde schon erwähnt dass ich sehr gut Geschichten schreiben kann und so ist das auch geblieben. Zum Glück hatte ich in der weiter führenden Schule immer die Möglichkeit Geschichten zu schreiben und meine Deutsch Lehrerin Frau Hörburger hat mich meine Geschichten immer im Unterricht vorlesen lassen. Ich danke ihr mehr als sie es jemals wissen wird. Ich drücke mich selber in meinen Geschichten aus, kann mich ausleben. Ohne das Schreiben wäre ich nicht da wo ich jetzt bin, es ist mir sehr sehr wichtig und es liegt mir so viel daran. Für nichts auf der Welt würde ich das Schreiben tauschen. Ich brauch das einfach. Mein größter Wunsch ist es mein eigenes Buch zu schreiben. Aber ich glaube das ist der Traum von allen die gerne schreiben. „

Attachment 11 Yasmina El-Boazzati

Attachment 2 Yasmina El-Boazzati

Profis zu Besuch an der Realschule Waibstadt. Herr Jäger von der RNZ war dabei.

Realschule - Vortrag.3 Foto: Jäger
Der Kritiker der Rhein Neckar Zeitung, Herr Jäger kommentierte diese Veranstaltung am 12.2.2016 folgendermassen:
“ Waibstadt. (aj) Nach den gelungenen Veranstaltungen im letzten Schulhalbjahr konnte nunmehr die Realschule mit einer weiteren Veranstaltung im Rahmen ihrer Reihe „Kultur an der Realschule Waibstadt“, welche die Realschule erfolgreich seit 2010 mit verschiedenen kulturellen Inhalten füllt, aufwarten. Diesmal stand in der Konzert-Lesung für die Klasse 9 und 10 das Thema „Die Erklärung der Menschenrechte“ auf dem Programm.
Im Rahmen der Reihe „Profis zu Besuch“ waren der Solo Kontrabassist Michael Schneider des Philharmonischen Orchesters Heidelberg gemeinsam mit seiner Tochter, der Schauspielerin Anna Kaess, Gast dieser Konzertlesung. Michael Schneider begleitete die Lesung auf Violoncello und Kontrabass. Anna Kaess machte Texte von Adalbert Stifter, Juli Zeh und die Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948 lebendig.
Die beiden Profis hatten beschlossen in der Realschule Waibstadt den Mund aufzumachen und mit den Schülern über die Menschenrechte zu sprechen. Es freute sie, dass nicht nur die einladenden Lehrer Sybille Bachmaier und Hannes Weigel dieser Problematik offen gegenüber standen, sondern Schulleiter Klaus Sauer dies in besonderer Weise fördert.
Die Veranstaltung begann mit einem Zitat der Schriftstellerin Juli Zeh, nämlich „Mit den Menschenrechten ist es wie mit den zehn Geboten.“ Die Menschenrechte seien ein ganz besonderer Text, sie sind eine Botschaft, die die Menschheit an sich selbst geschrieben hat und möglicherweise die einzige Botschaft der Welt bei der es nichts ausmacht wenn niemand ihren Inhalt kennt.“

Dazu gehörte auch das Stichwort Diskriminierung.
Um dies der neunten Klasse klar vor Augen zu führen machte Michael Schneider an einem Beispiel eindrucksvoll klar, wie schnell eine Aussage die Menschenwürde verletzten kann. In der Diskussion von Betroffener und der Klasse wurde herausgearbeitet, was Ausgrenzung bei einem Menschen bewirkt.
Jeder weiß wie sich Diskriminierung, wie sich Mobbing oder Ablehnung anfühlt. So spontan diese Vorführung war, so betroffen machte sie doch die ganze Klasse.
„Wie fühlt man sich, wenn das eigene Haus, wenn die Heimat zerstört ist?“
„Und wie fühlt man sich erst, wenn man dann in ein anderes Land kommt und dort noch weitere Ablehnung erfahren muss?“ Hierzu hatte der Heidelberger Philosoph Hans Georg Gadamer eine gute Kant’sche Formulierung gefunden, die besagt: „Toleranz ist die Fähigkeit aus der Sicht des anderen zu denken.“
Eine weitere Million Flüchtlinge werden im laufenden Jahr auf Asyl in Deutschland warten. Für viele Politiker ein Grund, die Grenzen dicht zu machen, so Schneider und Kaess. Aus ihrer Sicht sei dies der Beginn von Menschenrechtsverletzungen, die der Resolution der Vereinten Nationen vom Dezember 1948 klar entgegenstehen.
Anna Kaess, Mutter eines zweijährigen Sohnes und angehende Schauspielerin, konnte mit ihren 23 Jahren den Klassen anspruchsvolle Texte von Juli Zeh, sowie die Erklärung der Menschenrechte quasi als Gleichaltrige überzeugend darlegen. Restlos begeistert waren die Schüler von ihren Liedern die sie zum Thema, sich selbst auf der Gitarre begleitend, gesungen hat.
Bild: Gast der Konzertlesung der Realschule Waibstadt zum Thema „Die Erklärung der Menschenrechte“ waren der Solo Kontrabassist Michael Schneider des Philharmonischen Orchesters Heidelberg und seine Tochter, die Schauspielerin Anna Kaess.“
Realschule - Vortrag.1 Foto: Jäger

Realschule - Vortrag.2 Foto: Jäger

David Loeb – genialer Komponist und Trainer für perfekte Intonation. Michael Schneider empfiehlt weitere Werke für Violoncello Solo.

Das, was wir einmal als Dissonanz bezeichnet haben, das war zu seiner Zeit aufregend bis empörend und unmöglich. Joseph Haydn und dann Ludwig van Beethoven haben damit angefangen.
Ein Akzent an einer Stelle, wo er bislang nicht hingehörte, das rief damals grosse Empörung hervor.
Und spätestens mit Arnold Schönberg gab es überhaupt keinen Grund mehr zur Beschwerde, wenn er alle 13 chromatischen Töne zu einem Akkord zusammenfügte.
Seit der Erfindung der wohltemperierten Stimmung passt eigentlich jeder Ton und jedes Intervall zu jedem Grundton. Die Aufregung zu Ludwig van Beethovens Zeit war mehr in den Köpfen und in der Tradition, als in den Ohren.
Michael Schneider weiss das alles und doziert hier an dieser Stelle gerade darüber.
Trotzdem: wenn er beginnt die Kompositionen von David Loeb zu lesen, beziehungsweise zu üben, dann ist immer wieder sein erster Gedanke: das kann nicht klingen, das bleibt immer schräg.
Immer wieder die gleiche Falle: es gibt eigentlich keine Dissonanzen mehr.
Mit Liebe zum Detail, sprich: dem Bemühen um gute Intonation, gewinnen die Kompositionen von David Loeb mindestens um 100 % Qualität, wenn die unendlich vielen scheinbaren Dissonanzen den Spielern oder dem Spieler in Fleisch und Blut übergegangen sind. Dann bekommt seine Musik einen Glanz, einen Charme und einen Sog, Musiker wie Hörer geraten in einen Flow inspirierender Assoziationen.
Eine Ahnung von der möglichen, denkbaren Schönheit anderer Welten erfuhr ich durch unseren ehemaligen GMD Cornelius Meister, der sehr genau und „pingelig“ das Philharmonische Orchester Heidelberg damit quälte, dass auch Viertel-Ton-Kompositionen “ sauber“ klingen können – muss ja nicht gefallen, darf aber vierteltönig trotzdem “ sauber “ sein. Und so gewinnt bei David Loeb jede Dissonanz eine saubere Schönheit und klingt am Ende so schön wie W.A.Mozart.

Weitere Literatur Empfehlung:
Sunrise Legends: Allegro-Vivace-Lento-Allegro misterioso-Affettuoso
Neu entdeckte Werke von David Loeb:
Sonate für Gitarre und Violoncello
Winter Dances für Gitarrre, Violoncello und Kontrabass
Between Sea and Sky für Gitarrentrio

Ur I rito für Kontrabass Solo von Giorgio Netti – Solist: Dario Calderone Eklat Festival Stuttgart 2016

Ur I rito ist ein halbstündiges Werk für Kontrabass Solo. Im wahrsten Sinne des Wortes: sehr neue Musik. Das Stück besteht im wesentlichen aus Flageolett Tönen und deren Doppelgriffen. Als Varianten gibt es gegriffene Töne zu denen sich alle auf den Nachbarsaiten erreichbaren Flageoletts drum herum gesellen.
In der Notation sieht dieses dreissig minütige Werk rhythmisch sehr kompliziert aus und ist beim Einstudieren ganz sicher kein Zuckerschlecken. Für den Zuhörer stellt sich diese Kompliziertheit als rhythmisch freie Musik dar, bzw. es ist nicht erkennbar, welcher und ob überhaupt ein Rhythmus gemeint ist. Insbesondere im Nachhinein bei einem Blick in die Noten. Das ist sicherlich bei Klang Musik auch gar nicht so wichtig.
Der Solist Dario Calderone las die Musik übrigens von einem iPad ab, das ihm fortlaufend die Noten scrollte. Dies war auch das besondere Problem des Zuhörers Michael Schneider. Der Blick des Solisten war 30 Minuten fokussiert auf den relativ kleinen Bildschirm des iPads.
Ich erinnere mich an Konzerte und Kurse mit Fernando Grillo, der sämtliche Werke auswendig spielte. Vergleich: ein Werk wie “ Itesi “ ist in einer acht stimmigen Partitur notiert. Dabei handelt es sich um ein Werk für Kontrabass Solo. Faszinierend war bei Grillo, dass er jeden Oberton, jedes künstliche Flageolett jederzeit haargenau wiederholen konnte. Dabei wirkten seine Aufführungen nie akademisch oder die Musik konstruiert und das lag zum größten Teil auch daran, dass er auswendig spielte und daher sozusagen „Lesefreiheit “ hatte.

Zurück zu Dario Calderone: das konzentrierte Starren auf den kleinen Bildschirm nahm dem Hörer das optische Spielvergnügen. Da fehlte eine Dimension. So galt der Respekt und die Bewunderung in erster Linie dem Fleiß des Solisten. Schön ist es bei Eklat dass auch nach diesem Konzert der Komponist anwesend war und sich nach der Aufführung dem Publikum zeigte.

Michael Schneider und die Neue Musik, Free Jazz und Weltmusik in Heidelberg in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach 2012-2015.

Astor Piazzolla – Olga Magidenko – David Loeb – Arvo Pärt – Dave Taylor – John Voigt – Uli Kieckbusch – Claus Rosenfelder – Daniel Snyder – das sind einige Namen der bereits gespielten Komponisten. Vor mir wartet eine Komposition von Martin Georgiev auf die Uraufführung und Maria Panayotova komponiert gerade für uns, also arkestra convolt, für den Querklang am Berghang, ergo: für Sie, unser Publikum.
Das “ abgefahrendste “ Stück ist und bleibt für Michael Schneider: “ Slum settings for narrator and improvising ensemble “ von John Voigt.
Mir fällt dazu neben der Avantgarde Klassifizierung dieser “ Musik “ auch wegen des Textes und seiner Sprache das Wort Underground ein. Es liegt mir so auf der Zunge, weiss nicht warum, woher. Schau nach bei Wikipedia ( gehört fast mir, ich spende jedes Jahr für dessen Freiheit).
Hier lesen Sie, was Wikipedia dazu schreibt: ( https://de.wikipedia.org/wiki/Underground_(Kultur)

Zitat:
„Der Underground (englisch, wörtlich Untergrund) ist ein Begriff, der in vielen Sparten der Kunst den Teil einer Szene bezeichnet, der nicht auf die Masse ausgerichtet ist, unabhängig produziert und oft auch eine Gegenkultur darstellt. Der Underground ist nicht von vornherein an einen besonderen Stil gebunden, aber er stellt in der Regel eine Minderheiten-Kultur in der Gesellschaft dar. Gegenpol ist der sogenannte Mainstream, mit dem die allgemein etablierte oder auch für die „Masse“ produzierte Kunst bezeichnet wird.

Der Underground spielt häufig die Rolle einer Avantgarde, seine Formen werden später im Mainstream aufgegriffen, dabei aber auch ihres subversiven Gehalts beraubt und auf rein formal-ästhetische Elemente reduziert.

Oft greifen Vertreter des sogenannten Underground die etablierte oder kommerzielle Kunst (Darstellende Kunst, Musik, Literatur) öffentlich an und sprechen diesen die künstlerische Qualität ab: Es handele sich um seichte Massenware, die nur an kommerziellem Erfolg interessiert sei und zudem meist reaktionäre Inhalte vertrete. Besonders in der Szene der Rock- und Popmusik hat sich hier ein regelrechter Streit zwischen Under- und Overground entwickelt, in dem Underground auch zu einem marketingwirksamen Schlagwort wurde, oft ohne mit entsprechenden Inhalten verbunden zu sein (z. B. Grunge, Alternative).

Auch in der Jugendkultur und bei den Clubs gibt es eine klare Trennung zwischen Underground und Mainstream, wobei hier die Leute, die Underground-Kultur schaffen, für sich beanspruchen, die anspruchsvolleren (etwa experimentelleren) Veranstaltungen, Ausstellungen, Konzerte und Ähnliches zu bieten, die dazu unabhängig von kommerziellem Erfolg aus Idealismus und Kreativität entstünden.

Viele Werke der Hochkultur stellen heute – gemessen an ihren Verkaufszahlen – auch eine Art Underground dar.“
Zitat Ende.

John Voigt beherrscht wie ein guter Komponist alle Register an Farben und Nuancen um die Temperatur herzustellen, derer es bedarf um dem Zuhörer eine mentale Schockstarre zu verpassen. Am 12. Februar 2016 um 20 Uhr können Sie dies erleben. Dazu hören Sie musikalische Kommentare von “ Underground “ Spezialisten. Seit drei Jahren preise ich, Michael Schneider diese Musiker an: völlig falsche Location hier in der Provinz. Nach New York gehören sie: Claus Rosenfelder und Bernd Stang. Neuer geht nicht.
W_DSC4578

B_DSC5146
W_DSC4679