Nicoleta Craita Ten’o, Alfred Büngen und die Beredsamkeit des Schweigens.

Der Verleger Alfred Büngen leiht der stummen Autorin Nicoleta Craita Ten’o seine Stimme. Er liest aus ihrem Roman “ Man bezahlte den Kuckuckseiern den Rückflug „. Er entwickelt an einigen Schnittstellen mit dem Publikum den weiteren Verlauf des Romans. Er redet, er fragt und Nicoleta schweigt. Schweigt sie wirklich ?

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Dieses wunderbare Photo von Peter Bösselmann ( wie auch alle weiteren Bilder in diesem Zusammenhang ) spricht so viele Sprachen, wie Nicoleta sie beherrscht: Sie hat sich selbst gerade die sechste Sprache beigebracht. In allen diesen erlernten Sprachen könnte sie auch schreiben.
Aber dieses Bild spricht noch eine andere Sprache, die nahezu jeweils hundert Schüler in Waibstadt und in Schriesheim an zwei Vormittagen in je drei Lesungen kennengelernt haben.

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Nicoleta Craita Ten’o, Alfred Büngen

Wir, die wir alle so gut reden können, die wir den ganzen Tag über wenig Wesentliches aussprechen: Wir sind am Ende der Lesungen sprachlos, den Tränen nahe. Eine stumme und bescheidene junge Frau hat uns zum Schweigen gebracht. Wir haben nichts mehr zu sagen, es hat uns die Sprache verschlagen.
Nicoleta kann sehr wohl mit uns reden: Mit ihren Augen, ihren Gesten, ihre Körperhaltung verändert sich. Und wenn sie ihre Antworten zu Papier bringt, die während sie schreibt, für das Publikum auf eine Leinwand ( heute heisst das: Touchboard ) projiziert wird, dann erwischt es uns wie ein Hammerschlag, wenn sie brillant und locker eloquent Formulierungen zu Papier bringt, die nur einem äusserst lebendigen Geist entspringen können.
Alle Bilder und Vorstellungen über stumme ( und damit nach unserem Verständnis “ behinderten “ Menschen ) werden Makulatur.

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