Das Trio ViolaBaSonika gibt sich die Ehre. Das sind: Anna Niehaves-Viola, Uli Kieckbusch-Harmonika und Michael Schneider an Cello und Bass. Freitag den 17 März 2017 um 20 Uhr in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach.

Uli Johannes Kieckbusch liebt den samtig-weichen Klang der Viola. Sie verbindet die Tiefe des Basses mit der durchdringenden Höhe der Harmonika ( Mund-Harmonika ).
Das ist bei Uli Kieckbusch nicht eine Harmonika. Er stimmt ( eigentlich: verstimmt ) jede Harmonika für die Tonskala jeder einzelnen Komposition. Also erscheint er zum Konzert mit einem Koffer zahlloser Harmonikas. Die Kunst des Verwechselns der falschen mit der richtigen Harmonika sorgt so im Konzert immer für beste Unterhaltung, denn jede Verwechslung gibt ihm Gelegenheit, Ihnen, dem Publikum zu erklären warum das angekündigte Stück noch nicht so “ richtig “ beginnen konnte.
Uli Kieckbusch ist weltberühmt. Er war schon im Gefängnis. Nicht so wie Sie jetzt denken. Er war freiwillig dort. Für eine oder zwei Wochen. In Salem, New York. Dort darf nicht jeder Beliebige ins Gefängnis. Er muss ein Auserwählter sein, ein Künstler. Dafür braucht er/sie eine Art Stipendium. Nur damit darf er einsitzen. Am Ende der “ Haft “ präsentiert dann jeder Künstler das Ergebnis seiner Arbeit, die durch ein Video dokumentiert wird. Davon gibt es auf Youtube einiges und insbesondere von Uli Johannes Kieckbusch zu sehen.
Uli Johannes Kieckbusch ist somit nicht nur als Urgrossneffe von Johannes Brahms weltberühmt.
Es geht nicht um Berühmtheit.
Wie immer im Querklang am Berghang geht es nicht um berühmt-oder-nicht. Es geht um, es geht um Musik und das Beste was Menschen zu geben haben: Begeisterung.

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Flüchtlinge in Sinsheim: Die Breite Seite Nummer drei vom 11. Mai 2016. Fundort von Sympathie, Wohlwollen und fördernder Wachstum einer beginnenden Verlässlichkeit.

Nach dem aufregend turbulenten Konzert mit anschließender Trommelsession mit den Gambianern ging es heute sehr gemütlich zu mit einem kleinen 60-minütigen Cello Konzert. Wenige, also fünf Zuhörer lauschten sehr konzentriert und sehr interessiert der europäischen Musik aus drei Jahrhunderten.
Mein Erlebnis heute: bei solchen guten Zuhörern vergeht die Zeit – gefühlt – doppelt so schnell.
Aber wir haben heute noch viel vor. Maliksada und Abdul Rahman bekommen heute ihre weiteren Gruppen Gitarrenstunden.
Was in diesen Unterrichtsstunden geschieht, das können Sie nachlesen bei Gerald Hüter: Gebrauchsanweisung für das menschliche Gehirn.
Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie erklären Michael Schneider die Relativitätstheorie und tischen mir dabei einige physikalische Formeln auf.
Dann schauen sie mir ins Gesicht und wundern sich, wie ich Bauklötze staune.
Das ist für mich so extrem abstrakt dass ich gar nichts verstehe.
Abstrakt ist für meine Schüler, dass vor ihren Augen überall Linien auftauchen und Zahlen.
Die sechs Saiten der Gitarre werden von 1-6 durchnummeriert.
Die Finger der linken Greifhand umfassen die Zahlen 1-4. Die rechte Hand hat einen Daumen und drei Finger. Hier wird also nur bis drei gezählt, obwohl nach dem Daumen noch vier Finger übrig bleiben.
Auf der Gitarre gibt es Bünde, zunächst einmal auch nur vier.
Dann gibt es auch noch den Vierviertel und den Dreivierteltakt. Dann müssen Sie auf eine ganz andere Art bis vier zählen.
Können Sie mir noch folgen?
So und diese vier Koordinatensysteme müssen diese jungen Männer, die aus einem ganz anderen Kulturbereich kommen jetzt alle schön sortieren. Dieser andere Kulturbereich beinhaltet auch, dass viele von diesen Männern traumatisiert sind. Meine Betreuerin vom DRK Rhein Neckar hat mich darüber aufgeklärt, dass an Silvester an alle Flüchtlinge Handzettel verteilt wurden um sie darüber aufzuklären, dass bei uns jetzt kein Krieg ausbricht, sondern dass wir Party machen..
Das schöne an diesem Gitarrenunterricht ist die unendliche Geduld des Gitarrenlehrers und das inzwischen gewachsene gegenseitige Vertrauen und Wohlwollen.
Damit ist inzwischen auch eine Art Selbstverpflichtung meiner Schüler verbunden, sie haben verstanden, dass es nicht um ein bisschen herum klimpern auf der Gitarre geht.
11. Mai 2016: um 19:00 Uhr stehen fünf weitere Interessenten auf der Matte und möchten Gitarre lernen.
Das erfordert eine ganz andere Didaktik: leere Saiten, Ab und Aufschlag, rhythmische Übungen und noch schneller als die Musizierstunde auf dem Cello vergeht die Zeit, es ist 20 Uhr.

Philharmonisches Orchester Heidelberg. Stürmischer Applaus in der Stadthalle. Schweigen beim Abschied eines philharmonischen Klangphänomens: Michael Schneider und sein Klangwunder-Instrument.

Endlich ist nicht mehr über Leichtigkeit des Spielens und des Seins die Rede, über flache Saitenlage und leichte Ansprache. Endlich, nach 35 Jahren können die Kollegen richtig zur Sache gehen: arbeiten und drücken, Klang ist egal, Hauptsache man sieht, dass hier gearbeitet wird. Die Kontrabässe wollen unter sich bleiben. Wenn sie musikalisch schon nicht auffallen, dann muss es andere Wege geben, sich bemerkbar zu machen, sei es unangenehm oder hässlich.
So sieht es ein Ästhet. Wer Cello spielt, der weiss und will, dass sein Instrument in jedem Moment antworten muss, der duldet keine Widerspenstigkeit, keine Verweigerung der Ansprache. Aber meine Kollegen nicht nur in meinem “ Philharmonischen Orchester Heidelberg “ lieben das Drücken und Erzwingen von Tönen, die durch Leichtigkeit und Eleganz nicht kommen wollen. Ich war immer – und solange bis ich eine Lösung gefunden hatte auf der Suche nach Leichtigkeit – auf der Suche nach Antworten meines Instrumentes, dann wenn ich sie brauchte.
Das ging sogar soweit, dass meine Freunde im Publikum mich fragten, ob ich angesichts der Leichtigkeit meines Spiels vielleicht nur so tue als ob, weil mein Stellvertreter neben mir auf seinem Hocker wie ein Berserker herumfuhrwerkte. Vielleicht ist diese Art auch nur der schweigende und machtlose Protest gegen die unerträgliche Leichtigkeit des Kontrabass Spielens eines Michael Schneider, der viele Jahre daran gearbeitet hat, dass der Kontrabass nichts mehr mit Arbeit zu tun hat. Das Problem ist, wer immer einen Blick dafür hat, sich selbst in Frage stellen müsste. Das könnte das Thema “ Veränderung“ auf das Tapez bringen, sich selbst in Frage zu stellen und innere Konsequenzen wahrzunehmen. Musik als Job oder als Berufung ? Ich hatte keine berufenen Kollegen neben mir, ich hatte Angestellte der Stadt Heidelberg, die Geld verdienen müssen. Das musste ich auch, aber zu meinen Bedingungen: kompromisslos für die Musik und in den letzen Jahren auch immer kompromissloser für die Menschlichkeit, gegen den orchesterinternen Faschismus, der vom Intendanten Holger Schultze und einem extra gewählten Orchestervorstand ausgeübt wurde. Dafür stehen Namen wie Thierry Stöckl, Christoph Habicht, Christoph Schlesinger.
Mir stehen heute noch die Haare zu Berge, dass meine ehemalige Kollegin Nicole Streichardt als Einzige aufstand gegen 60 Heidelberger Philharmoniker, als diese Yordan Kamdzhalov schier „lynchen“ wollten durch Verweigerung. Stellen Sie sich vor: eine zierliche Französin, stellvertretende Stimmführerin der zweiten Geigen, eine richtig gediegene Geigerin, sie steht alleine gegen ein ganzes Orchester auf um Menschlichkeit anzumahnen. Was für ein Mut. Mutter Courage – nach Brecht – in Person. 60 feige Menschen ducken sich in der gemeinsamen Masse des Schweigens. Das ist Faschismus: eine Peer Group – auf deutsch: Schlägertrupp, ob mental oder tatsächlich ist hier unerheblich – macht sich wichtig und erklärt alle anderen Meinungen für verrückt. Das hier ist ein Loblied auf eine mutige Frau. Den Rechtsruck, den bekommen wir mit diesem Denken gratis.
Mein Engagement für Yordan Kamdzhalov wie für die Rabbath-Technik war nie gegen, sondern immer für: die Freiheit, die musikalische Freiheit und Kreativität. Ganz besonders aber immer: Wohlwollen und Begeisterung.
Wenn meine Kollegen auf ihren Kontrabässen arbeiten wollten – aus meiner Sicht – dann hat mich das nie gestört. Verstehen wollte ich aber nicht, dass sie dagegen meine Art lächerlich machten und durch “ Protestspielen “ konterkarierten.
Das Schlimmste an der Affäre “ Kamdzhalov “ war die kollektive Feigheit eines ganzen Orchesters, die Feigheit der Verwaltung, des Intendanten, klare, ehrliche Worte zu sprechen.
So sind wir Deutschen in der Nazizeit mit ungewünschten Personen umgegangen. Ich schäme mich für dieses Orchester, dieses Theater, die vielen grossen verlogenen Worte.

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Der Philharmoniker Michael Schneider war als Profi zu Besuch in der berühmten “ Breiten Seite Nummer drei “ in Sinsheim, Flüchtlingsheim, den ehemaligen Messehallen.

Heute war schwer auf das Gelände zu gelangen. Andere Sicherheits Männer am Eingang trauten meinem Namensschild vom DRK Rhein Neckar nicht.
Neue Ausweiskontrolle, alle Daten werden schriftlich fixiert, Autonummer wird notiert, An und Abfahrtszeit wird auf die Minute genau protokolliert.

Wieder viel Aufmerksamkeit von vielen Flüchtlingen, auch von Gesichtern die ich noch nicht kenne. Viele helfende Hände, so viel kann ich gar nicht mit bringen um alle diesbezüglich zufriedenzustellen. Aber diesmal habe ich zwei vernünftige Instrumente mitgebracht, eine Solo und eine Bass Djembe.
Aber niemand da, es ist 18:00 Uhr und niemand ist da außer die helfenden Hände.
Ach ja, wie heißt es bei Deutschen Akademikern: Ct.
Also Cum tempore!!!
Also tauchen sie um viertel nach sechs alle auf, fünf junge Männer aus Gambia und einige aus Afghanistan.
Sagte ich, der Profi sei heute zu Besuch bei den Flüchtlingen in Sinsheim?
Heute habe ich fünf Profis aus Gambia kennen gelernt. Die fünf Gambianer kamen nicht als eingespielte Truppe nach Sinsheim. Trotzdem: so haben sie gespielt. 120 Minuten ohne Pause, hoch konzentriert und eine geballte männliche Energie.
Wollen Sie wissen wo die herkam?
Die kam aus 5000 Jahren afrikanischer Geschichte, aus dem afrikanischen Boden.
Ich habe sie hinterher gefragt, wo sie das gelernt hätten. Der – natürliche – Stimmführer der fünf Trommler antwortete: ich trommle seit 25 Jahren.
Sie ahnen, wie alt der junge Mann ist: 25 Jahre.
Diese Power Naturburschen bekommen das einfach mit auf die Welt gegeben.
Aber ich möchte meine jungen afghanischen Freunde nicht vergessen. Sie haben einen ganz anderen Trommelstil, beim Musizieren nicht so aus dem Bauch und dem Erdboden heraus.
Aber sie haben beim Musizieren eine sehr temperamentvolle und ausgelassene Freude, geradezu Lebensfreude gezeigt. Das setzte sich dann später fort bei anderen afghanischen Zuhörern, die anfingen gemeinsam zu tanzen.
25 Männer waren irgendwann im Raum versammelt. Wie schon beim letzten Jammen waren die Security Männer nicht nur Zuhörer sondern selbst trommlerisch aktiv. Nicht nur heiße Musik erfüllte den Raum, sondern auch sehr dicke Luft nach 1 Stunde Jammen ohne Pause.
Um das Schlimmste zu verhindern gab mir ein neu hinzugekommener Security Mann den Wink, doch ein Fenster ziemlich weit zu öffnen.
Dieser Hinweis ermöglichte dann ein zweistündiges Musizieren.
Das weit geöffnete Fenster lockte von draußen viele Zuhörer an und auch dort gab es einige Tänze von jungen afghanischen Männern.
Während ich versuchte laustärkemäßig mit meinem Cello mitzuhalten bei so vielen kraftvollen Trommlern, erfreute ich mich an dem ausgelassenen Temperament der vielen tanzenden afghanischen Männer, die so unbefangen und scheinbar so glücklich den Moment des Lebens spontan wahrnehmen und genießen können.
Und zum nota bene: seit heute bin ich kein Profi mehr, sondern nur noch ein Lernender.

Robert Frost – mein Favorit – noch besser als Hans-Georg Gadamer ? Aber ich liebe auch Wilhelm Busch und Friedrich Doldinger.

Yordan Kamdzhalov – ein No Go in Heidelberg, vom OB über die Verwaltung bis in das Theater und Orchester: absolutely : NO GO AREA.
Atomar verseuchte Zone. Wer verstossen werden will, der betrete diese Zone. Da hat einer meiner “ Lieblingslyriker “ – Robert Frost – aber Glück, er lebt nicht mehr. Dabei tue ich dem Philosophen Hans-Georg Gadamer mit meiner Überschrift eigentlich Unrecht, denn er hat vor Schülern einmal formuliert: “ Toleranz ist, wenn man aus der Sicht des anderen denkt „.
Robert Frost hat das so formuliert: “ Toleranz ist das unbehagliche Gefühl, der andere könnte am Ende doch recht haben „.
Aber wer will seine bekannten Horizonte gerne aus den Augen verlieren ? Da könnte das gesamte Philharmonische Orchester gleich zu meinem Lehrer nach Paris fahren und sich “ umschulen “ lassen: technisch, mental, spirituell.
Hier noch ein weiteres Zitat von Robert Frost: “ Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen“.

Einen ganz anderen Aspekt zu Yordan Kamdzhalov gibt mir die antroposophische Sicht von Friedrich Doldinger:

Viele Mittler braucht das Leben
denn es ist so viel getrennt
ach, was könnte jeder geben
lebte er sein Element
Drin er schaltet als dem Seinen
grad, als wär´ es ihm gelie´hn
um sein Werdelied zu einen
mit der Götter Melodien

Eine wunderbare Sprache, samtig weich und poetisch treffend. Das Pendant zur musikalischen Ausdrucksweise von Yordan Kamdzhalov. Lesen Sie bei Wikipedia nach über Friedrich Doldinger, dort können Sie mit mir entdecken, dass er ein wunderbares Buch über W.A.Mozart verfasst hat.

Extra 3 und das Erdogan “ Fakten “ Video: Seien wir froh, dass sich der Staatspräsident über die Fakten aufregt. Er selbst hat diesen Riesenerfolg möglich gemacht.

Warum denn das jetzt ?
Weil ihm die Fakten – nennen wir sie ruhig : Wahrheit – nicht passen. Er bevorzugt seine Brille. Moderator Christian Ehring ist stolz darauf, dass Erdogan diese Sendung anscheinend selbst schaut. Eigentlich ist diese ganze Angelegenheit ein gewaltiges Eigentor des türkischen Präsidenten, denn seine Reaktion verschafft diesem Video die allergrößte Aufmerksamkeit. Andernfalls wäre dieses Video garantiert an Michael Schneider vorbei gegangen.

Diese Aufregung hätte sich Michael Schneider in Heidelberg im Jahr 2012 gewünscht als die große Verleumdungs und Intrigen Kampagne des Heidelberger Intendanten Holger Schultze gegen Yordan Kamdzhalov begann.
Vor drei Jahren gab es keine ganz große Aufregung wie jetzt beim türkischen Staatspräsidenten. Alle mir damals bekannten Verleumdungen und Gerüchte habe ich anscheinend als Einziger hinterfragt und widerlegt. Das ging damals von Vorwürfen über einen Rausschmiss an der Komischen Oper in Berlin bis hin zur sexuellen Belästigung in Heidelberg. Vielleicht hat sich tatsächlich damals niemand darüber aufgeregt, weil diese Verleumdungen überhaupt nicht faktenbasiert sein konnten. Und Gerüchte schweben nun einmal gerne im diffusen und unklaren Nebel eines “ On-dit „.
Mir ist auch nicht bekannt, dass der Heidelberger Intendant Holger Schultze oder der damalige Orchestervorstand sich von solchen Diffamierungen distanziert hätte.
Hinter vorgehaltener Hand wurde Yordan Kamdzhalov sogar als “ der Balkanese “ tituliert. Schmähbriefe wie: “ Du und deine Familie ihr müsst erst einmal Mensch werden “ ist nur ein Beispiel von unzähligen.
Das waren ja alles keine Fakten, sondern Verleumdungen und wie man beim türkischen Staatspräsidenten nun deutlich sieht: nur über Fakten lässt sich gut aufregen.

Extra 3 Satire auf YouTube: “ Erdowie, Erdowo, Erdogan „

Michael Schneider empfiehlt: unbedingt anschauen. Wahrscheinlich trifft diese Art von Kritik diesen machtgeilen Menschen viel mehr als jede Menschenrechtsanklage oder Forderungen der EU nach Anpassung in unsere Richtung.
Irgendwie muss sich Recep Tayyip Erdogan ausgeschlossen fühlen, nicht wahrgenommen. Die krude türkische Erdogan Realität wird hier schließlich locker flockig und seicht daher “ geschlagert „, da wirken die Bilder im Clip noch krasser.
Ja, das scheint der Grund zu sein, dass er den deutschen Botschafter einbestellt hat: er möchte mit seinem Regierungsstil wahr- und ernst genommen werden.
Da fällt mir ein, unserem Intendanten Holger Schulze erging ist vor drei Jahren ähnlich. Es war die Zeit, in der Michael Schneider mit wenigen anderen Kolleginnen und Kollegen für den Verbleib von Yordan Kamdzhalov in Heidelberg kämpfte. Da im Theater und in der Stadt Heidelberg, sowie bei den Gemeinderatsfraktionen damals von seinen Gegnern so viele Lügen und Intrigen verbreitet wurden, nutzte Michael Schneider die Gelegenheit, in einer Rundmail seine andere Sicht der Dinge darzustellen.
Der Verteiler, den Michael Schneider in seiner Rund Mail benutzte, enthielt leider auch die Mail Adresse eines pensionierten Kollegen sowie eines Praktikanten.
Nur die Mail Adresse unseres werten Intendanten Holger Schultze fehlte.
Sofort erhielt ich einen Anruf, in dem der Intendant sich empört darüber äußerte, dass er ausgeschlossen wurde. Gleichzeitig drohte er natürlich mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen. Und er bestellte Michael Schneider ein: sofort 1 Stunde später in sein Büro. Dann kam eine ergänzende Einbestellung auf das Rathaus zum Kultur Bürgermeister Dr. Gerner.
Nun war es das Recht von Michael Schneider, eine Begleitperson als Zeugen mit hinzu zu ziehen. Auf die Schnelle und in dieser Kürze war ihm dies aber nicht möglich. So sagte Michael Schneider die Einbestellung auf das Rathaus ebenso kurzfristig mit oben genannter Begründung ab.
Ob jetzt Herr Schultze und Herr Dr. Gerner Händchen hielten, während sie auf mich warteten, davon weiß ich nichts.

Walter Pfundstein – Claus Rosenfelder und Michael Schneider spielen: 2 Essay Trio für Klarinette, Violoncello und Kontrabass von Olga Magidenko.


Veröffentlicht am 15.10.2015
Olga Magidenko – „Zwei Essay“ op. 15 für Klarinette, Violoncello und Kontrabass (1982) in Portrait – Konzert am 10. 10. 2015 in Schlierbacher Evangelische Bergkirche

Interpreten: Claus Rosenfelder – Klarinette, Michael Schneider – Violoncello, Walter Pfundstein – Kontrabasse

“ Die seltsamsten Orte der Welt „, so lautet der Buchtitel von Alastair Bonnett. Michael Schneider dachte, der sei das Theater und Philharmonische Orchester Heidelberg unter seinem Intendanten Holger Schultze, das seinen genialen GMD Yordan Kamdzhalov rausgeschmissen hat. Aber lesen Sie hier viel schrecklichere Dinge.

Alastair Bonnett

Michael Schneider kann lesen. Auch Bücher. Und so hörte er in SWR2 eine Besprechung über ein Buch von Alastair Bonnett: “ Die seltsamsten Orte der Welt „. Ein vielversprechender und skurriler Titel. Morgen ist das Buch da. Geisterstädte, Ausnahmeräume, Vergängliche Orte. Dann kommt das Kapitel: “ Schwimmende Inseln „. Es folgt der erste Artikel zu diesem Thema: “ Bimssteinflöße und Müllinseln „. Von riesigen Müllstrudeln ist da die Rede. Größer als Deutschland, größer als Texas ? Das kann Michael Schneider sich nicht vorstellen, das geht doch gar nicht. Was gibt es da gross drüber zu schreiben ? Angefangen – mit dem Lesen – gibt es kein Halten mehr. Noch nie davon gehört. Kann das sein ? Google sagt: zu diesem Thema gibt es viele Angebote. Einige Klicks und Michael Schneider landet auf Youtube bei einem 50-minütigem Arte Film: “ Plastik: Der Fluch der Meere.“
Michael Schneider hat nach diesen 50 Minuten keine Probleme mehr. Keine wichtigen jedenfalls. Und Probleme hat er ab 1. April 2016 sowieso nicht mehr, weil er dann Rentner ist.
Er hat ein Müll-Problem weniger. Als ehemaliger Solokontrabassist muss er sich dann nicht mehr um die Resteverwertung neidischer Kollegen kümmern.
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Nicoleta Craita Ten’o, Alfred Büngen und der “ Bullshit Slam “ – Dark Horse und die hohlen Phrasen der Politiker und anderer wichtiger Menschen.

Es gibt den Poetry Slam, den Science Slam und kürzlich als neuer Running Gag: den Bullshit Slam in Stuttgart.
Von Vorne: Nicoleta Craita Ten’o ist stumm. Die Realität hat ihr mit 13 Jahren die Sprache verschlagen. Aber sie redet weiter. In ihrer Sprache: sie schreibt. Eine intensive Lese-Tournee im Heidelberger Raum vom 9. bis 11. Oktober bewirkte die Umwandlung von vielen und grossen Worten in Wesentliches: wissendes Schweigen – bei den Zuhörern. Und die Liebe und Zuneigung zu einem behinderten Menschen ( nach unserem allgemeinen Sprachgebrauch ).
Der Verleger Alfred Büngen, der bei den Lesungen mit Nicoleta Craita Ten’o ihr seine Stimme leiht, er führt die sprachliche Regie. Die Sprache führt hier zu den Inhalten, das Reden führt die Zuhörer zu sich selbst.

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Bullshit Slam führt das Publikum in die Absurdität der Alltagssprache, der Floskeln von so vielen wichtigen Menschen, von Politikern bis zu Intendanten wie von Start-Up Gerede. Der Kontrast von Geschwindigkeits- sowie Massengequassel und “ Slow Noise “ führt bei den Lesungen von Nicoleta/Alfred Büngen sehr schnell zu der Erkenntnis und der Frage: Wer ist hier eigentlich behindert ?

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In der letzten Konzertlesung warf der Perkussionist von arkestra convolt die Frage auf: wer ist behindert ? Behindert bin ich nur, wenn ich darauf angesprochen werde. Sind wir alle behindert, weil wir ständig ein Handy mit uns herumtragen ? Ist Nicoleta behindert, weil sie immer eine Puppe bei sich hat ? Puppe, Handy ? Was hat der Leser, die Leserin noch zu bieten ? Weitere Behinderungen ? Oder nur Normalitäten ?
Toti Lanzalaco weiss, wovon er redet. Und hier ist er, der Fragesteller der wesentlichen Frage: Toti Lanzalaco.

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