Cello Unterricht bei Michael Schneider in Heidelberg. Erste Stunde: Alle meine Entchen in drei verschiedenen Lagen. Übersetzt ins Deutsche: Von unten bis oben an das Ende vom Griffbrett. Als Cellovirtuose vom ersten Tag an.

Also: das Lied “ Alle meine Entchen “ auf einer Saite gespielt. Das geht sauber oder auch nicht in wenigen Minuten. Hat der Spieler – also nicht Michael Schneider – das Prinzip von Ganz- und Halbtonschritten verstanden, dann verschieben wir das Ganze eine Oktave nach oben. Das ist dann oben wie unten, aber nur noch die Hälfte von den Abständen her. Das können wir dann noch einmal eine Quinte höher wiederholen. Und es funktioniert. Bei Lehrern herkömmlicher Denkart funktioniert dies nicht, weil es in ihrer Vorstellung nicht vorkommt. Der herkömmliche Weg endlos langer und vieler Etüden ist im Kopf fest verankert.
Michael Schneider bevorzugt die eine endlos lebendige und vitale Etüde: Die Bachsuiten von Johann Sebastian Bach. Da ist alles drin, vom Anfang bis zum Ende.
Das Schönste und Beste daran ist: die Bachsuiten werden nie langweilig oder ranzig. Und : bessere Etüden gibt es nicht.
Und die Bachsuiten ersparen auch einen Psychotherapeuten. Bach macht sie brotlos. Behauptet Michael Schneider.
Wenn Freund oder Freundin dich verlässt : du brauchst dich niemals umzubringen wenn du die wunderbare Musik von Johann Sebastian Bach hast, vielleicht auch schon kannst.
Das ist meine überzeugte Botschaft an meine Schüler-Pubertisten. Ich sehe die zweifelnd-fragenden Blicke. Ich weiss dann: noch nicht überzeugt. Aber ich glaube daran, ganz entgegen der Tradition, ganz entgegen der herkömmlichen Unterricht Tradition.
Das Ergebnis ist schön und manchmal schauerlich.
Schön ist das Glück meiner Schüler. Weniger schön ist die Ablehnung von andere Seite, wenn meine Schüler nach sehr kurzer Zeit etwas können, was sie nach herkömmlicher Vorstellung noch gar nicht können dürfen. “ So spielt man nicht Cello. Du musst erst mal einen Meter Etüden durcharbeiten „. So lautete der Kommentar einer Stimmführerin der Celli in einem Laienorchester. So weit kann die Angst vor dem Neuen gehen, bis zum Mobbing.
Das ist die Angst vor dem Neuen, dem Unbekannten. Angst vor Veränderung: sie kann besser sein, anders sein. Aber sie fordert heraus, stellt infrage, was bislang selbstverständlich war.

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