Die Rabbath Technik auf dem Kontrabass – in einem viertel Jahr ein Virtuose im Ton und im Habitus. Der Rest ist: Weitermachen. So geht der Kontrabass Unterricht bei Michael Schneider.

Die Idee ist genial und so einfach:
Was Schüler in der ersten Lage spielen können, dass können sie genauso gut – und sofort – auch in der Daumenlage spielen. Nach der Rabbath Technik ist dies die „ Vierte Lage „, also anders als nach der Lageneinteilung bei/nach Franz Simandl.
Warum ist das möglich, dass Schüler in so kurzer Zeit das berühmte Larghetto von Antonio Vivaldi aus L’Estro Harmonico auf dem Kontrabass spielen können?
Die Antwort ist einfach einleuchtend: Es wird alles quer über Saiten gespielt, es gibt keine Lagenwechsel. Nur ab und zu eine leere G- oder D-Saite.
Die Oktave, die der Daumen belegt hat, die gibt es gratis als Flageolett. Mit der Zeit lernt der Daumen auch, die Saite gedrückt sauber zu spielen, dann, wenn der die Position hält und sich genügend schmerzfreier Widerstand am Nagel gebildet hat.

So ist saubere Intonation auch vom Anfang an kein Problem. Es gibt keine Lagenwechsel. Das ganze Stück befindet sich mental-virtuell quasi in der ersten Lage nur eben eine Oktave höher. Es muss kein Lagenwechsel geübt werden, es bedarf keiner inneren Vorstellung der Tonabstände. Dass die Oktave nur noch hälftige Tonabstände hat, dass leuchtet schnell den Fingern ein. Wenn es dort dunkel bleibt, dann malen wir für einige Zeit Striche, quasi Bünde auf das Griffbrett. Die innere Optik befreit sich schnell von diesem Hilfsmittel. Aber sie helfen Schülern, sofort richtig loszulegen, ohne über Intonation nachdenken zu müssen.
Hier, bei Rabbath wie bei Musik gilt, anders als in der Schule: Abgucken erwünscht. Nur so geht das Lernen schnell und lustvoll.

Fragt ein Schüler: Warum mache ich dies oder das verkehrt?
Der grosse „ Zen-Meister „ also: Michael Schneider erzählt viele erläuternde Geschichten.
Dann spricht der Schüler: „ Also, Übung macht den Meister ! „
Damit sind alle Fragen beantwortet.
Vor zwei Wochen erhielt dieser Schüler die Noten vom Larghetto. Nach zwei Wochen, also heute, am 3. Mai spielt er es mir auswendig, sauber und klangschön vor.
Mit vielen Lagenwechseln – nach Simandl – ist dies eine Utopie, auf Deutsch: unmöglich.
Aber manche mögen es heiss ( Lagenwechsel ) und langwierig mit viel Arbeit.

Fazit : Manche mögen es „ faul „ und sind doch schneller.

Humorvolle Kollegen haben seinerzeit die Plakate meines Kontrabass Ensembles überschrieben:
Gedruckt war zu lesen: „ BASS MUSS SEIN „.
Von meinen Kollegen korrigiert stand zu lesen: „ SPASS MUSS SEIN ! „
Heute sage ich: Sie hatten recht. Sie haben lange vor mir erkannt, wie Kontrabass spielen einen Sinn macht.

Cello und Unterricht bei Michael Schneider in Heidelberg mit den “ Golden Label “ Genssler Cellosaiten. Zen in der Kunst des Cellospiels.

Gestern teilte mir eine Schülerin mit: “ Wenn du auf deinem Cello spielst, dann wackelt hier der ganze Boden unter mir „.
Diese Aussage hat schon beim Kauf dieses Instrumentes zu der Feststellung geführt, dass ich nun der glückliche Besitzer eines Gorilla Cellos bin.
Michael Schneider ist bekannt für seine Übertreibungen ( die es aber meistens auf den Punkt bringen ). Vielleicht ein Allgemeinplatz, aber Pablo Casals hatte ein Gofrilla Cello, das mein Jugendfreund und ich in Gorilla umgetauft haben. Was verbinden Sie mit einem Gorilla ? Richtig. Dann verstehen wir uns.
Das Wackeln des Bodens in meinem Unterricht hat sicher sehr viele Gründe. Aber ich bin nicht Schuld daran, ich habe nie Cello studiert und keinen einzigen Meter Etüden geübt. Offiziell kann ich also gar kein Cello spielen.
Aber Michael Schneider hat seine Hilfskräfte.
Primo: Geigenbaumeister Matthias Kohl hat mir ein sehr leichtes Vogelahorn Cello gebaut. Wenig Masse, viel Resonanz-Bereitschaft des Holzes.
Secondo: Die Saitenlage ist extrem flach. Wenn ich die Saiten drücke, dann habe ich keinen weiten Weg bis zum Griffbrett. Umgekehrt verlassen meine Finger beim Loslassen sofort die Saiten weil der Weg extrem kurz ist.
Terzio: Meine Bogenhand arbeitet mit Gewicht, nicht mit Druck. Ich klebe mit meiner Bogenhand an der Saite, muss sie aber nicht “ runterdrücken “ um den Kontakt zu halten.
Quattro: Ein, das besondere Aufhängeseil von Gerold Genssler. Inzwischen empfehlen auch Geigenbauer – z.B. Wilfer – diese Erfindung. Es hat lange gedauert, bis die konservative Musikerwelt eingesehen hat, dass dieses Aufhängeseil den Klang spacemässig in eine andere Dimension katapultiert.
Quinto: Ich spanne den Bogen nicht wie einen Flitzebogen, sondern wie einen Streichbogen. Sind die Bogenhaare extrem gespannt, dann schmiegen sie sich auch nicht um die Saite, sondern haben einen minimalen Kontaktpunkt. ( Ich sitze in einem Orchester hinter einer Cellistin, sehe den stramm gespannten Bogen. “ Gib mir bitte mal deinen Bogen “ sage ich, entspanne ihn. Spontane Reaktion: das klingt ja viel schöner. Nächste Probe hat sie den Bogen aber wieder so fest gespannt wie einen Flitzebogen. Wie sagt der Humorist: “ Tel Aviv „. Ach so das verstehen Sie nicht ? Dann eben richtig, aber auf französisch: “ C’est la vie “ ).

Und jetzt geht es auf Englisch weiter: “ Last but not least „: Die Rabbath Technik. Ohne viel Üben kann ich alles spielen was ich mir vornehme.
Jetzt muss ich trotzdem noch einmal wiederholen: Üben fällt durch, mit Rabbath nicht weg.
Es geht um einen anderen Ansatz: mit Rabbath üben Sie Musik und suchen sich dann die Technik aus, die dazu passt. Auf herkömmliche Art lernen Sie eine Technik mit der Sie dann für den Rest Ihres Lebens klarkommen müssen.

Cello Unterricht bei Michael Schneider in Heidelberg. Erste Stunde: Alle meine Entchen in drei verschiedenen Lagen. Übersetzt ins Deutsche: Von unten bis oben an das Ende vom Griffbrett. Als Cellovirtuose vom ersten Tag an.

Also: das Lied “ Alle meine Entchen “ auf einer Saite gespielt. Das geht sauber oder auch nicht in wenigen Minuten. Hat der Spieler – also nicht Michael Schneider – das Prinzip von Ganz- und Halbtonschritten verstanden, dann verschieben wir das Ganze eine Oktave nach oben. Das ist dann oben wie unten, aber nur noch die Hälfte von den Abständen her. Das können wir dann noch einmal eine Quinte höher wiederholen. Und es funktioniert. Bei Lehrern herkömmlicher Denkart funktioniert dies nicht, weil es in ihrer Vorstellung nicht vorkommt. Der herkömmliche Weg endlos langer und vieler Etüden ist im Kopf fest verankert.
Michael Schneider bevorzugt die eine endlos lebendige und vitale Etüde: Die Bachsuiten von Johann Sebastian Bach. Da ist alles drin, vom Anfang bis zum Ende.
Das Schönste und Beste daran ist: die Bachsuiten werden nie langweilig oder ranzig. Und : bessere Etüden gibt es nicht.
Und die Bachsuiten ersparen auch einen Psychotherapeuten. Bach macht sie brotlos. Behauptet Michael Schneider.
Wenn Freund oder Freundin dich verlässt : du brauchst dich niemals umzubringen wenn du die wunderbare Musik von Johann Sebastian Bach hast, vielleicht auch schon kannst.
Das ist meine überzeugte Botschaft an meine Schüler-Pubertisten. Ich sehe die zweifelnd-fragenden Blicke. Ich weiss dann: noch nicht überzeugt. Aber ich glaube daran, ganz entgegen der Tradition, ganz entgegen der herkömmlichen Unterricht Tradition.
Das Ergebnis ist schön und manchmal schauerlich.
Schön ist das Glück meiner Schüler. Weniger schön ist die Ablehnung von andere Seite, wenn meine Schüler nach sehr kurzer Zeit etwas können, was sie nach herkömmlicher Vorstellung noch gar nicht können dürfen. “ So spielt man nicht Cello. Du musst erst mal einen Meter Etüden durcharbeiten „. So lautete der Kommentar einer Stimmführerin der Celli in einem Laienorchester. So weit kann die Angst vor dem Neuen gehen, bis zum Mobbing.
Das ist die Angst vor dem Neuen, dem Unbekannten. Angst vor Veränderung: sie kann besser sein, anders sein. Aber sie fordert heraus, stellt infrage, was bislang selbstverständlich war.

Genssler Cello Saiten. Eine Resonanz in Worten von einem der es wissen muss, der es kann und der neugierig genug ist, sich Zeit für innovative Saiten-Technik zu nehmen.

“ Hi Michael, hab grade (mal wieder) auf Deiner Seite gestöbert und muss zu dem hier über die Saiten von Gerold Genssler Gesagtem etwas beitragen: Ich spiele diese Saiten nun schon eine ganze Weile auf meinem alten Schätzchen, das immer Probleme mit den Saiten hatte. Über die allgemein üblichen Saiten muss ich hier nix sagen.Bei Gennsler-Saiten: Strahlkraft und Weichheit einfach genial.Ich kann der Saite (egal ob A oder C) an den normalerweise unmöglichsten Strichhöhen irre Bogengeschwindigkeiten zumuten- ich habe dadurch eine ganz neue Freiheit beim Spiel gewonnen. Dabei sind sie in Stegnähe absolut druckfest, endlos lange Töne noch klangschön und (allerdings in Grenzen) auch noch modulierbar- das habe ich bis jetzt noch bei keiner anderen Saite erlebt. Einziges Problem: Die Saiten wurden nach langer Spielzeit in der Saitenmensur länger. A-und D-Saite sind jetzt neu drauf, die A-Saite habe ich 1 Stunde vorm Konzert aufgezogen, ca.20 min.gespielt, dann Konzert. Alles ok, also keine Einspielzeit in diesem Sinne. Die (neukonstruierte?) D-Saite ebenfalls sehr schnell stabil, G-und C scheinen unverwüstlich zu sein.
Thema Lauffer-Wirbel: Geht also doch! bin gespannt, was Du mir über die Neuen mit Stahlmechanik berichten wirst, ich hatte auch schon in diese Richtung gedacht, aber bei mir standen dann erst mal andere Probleme an..
Bin gespannt auf die Neuigkeiten! „

Über Details mache sich der neugierige Leser keine Gedanken. Für Michel Schneider steht fest: Hier schreibt jemand über seine Begeisterung für etwas. Er schreibt über die neuen Gerold Genssler Golden Label Cello Saiten. Hier scheint ein Virtuose am Werk, der auf Anhieb mit diesen Saiten bestens klarkommt. Ganz anders dagegen Michael Schneider, der muss sich immer noch mit der A-Saite anfreunden. Inzwischen dauert dies nicht sehr lange, obwohl, dieses Reinlangen an den unmöglichsten Strichhöhen und die irren Bogengeschwindigkeiten, dafür braucht es noch einige Disziplin.

Zurück zu dem obigen Kommentar: Hier schreibt ein echter Solocellist über seine Erfahrungen mit bester Innovation. Hier traut sich ein Virtuose an “ virtuoses Material “ heran.
Kompetenter und sachbezogener werde ich es nicht ausdrücken können als Sie es oben gelesen haben.

La Traviata in Heidelberg, dort wo auch Michael Schneider der Solo Kontrabassist ist. Verdi und die Gedanken zur Arbeit – hier aber nicht aus der Sicht der Gewerkschaft, sondern aus der Sichtweise eines faulen Musikers, der alles können will ohne zu üben.

Nun ist es soweit: hier kommen meine Fingersätze zu einigen Orchesterstellen aus Verdis Oper “ La Traviata „.

Die Fingersätze sind in diesen Beispielen alle mit der Daumenlage zu spielen. Die Daumenlage ist bis auf eine Ausnahme immer die 3. Lage, d.h. der Daumen wird in Höhe des D auf der G-Saite aufgelegt.

Im Geba-Forum – Gesellschaft der Bassisten Deutschlands – habe ich mich eine zeit lang zu verschiedenen Themen geäussert. Leider gibt es da eine Gruppe, die die Meinungshoheit innehat und an lösungsorientierten Beiträgen nicht interessiert ist, denn dann wäre das Problem gelöst. Darum biete ich auf meiner Seite Lösungen für Neugierige an. Inzwischen waren tatsächlich schon zwei Cellisten bei mir, die den Weg des Rabbath Künstlers gehen möchten.

Wer das Spiel mit dem Daumenaufsatz unterhalb der Oktave über der Leersaite nicht gewohnt, der wird sich wundern: die Hand ist anscheinend / vielleicht zu klein, es ist nur anstrengend und ziemlich unsauber und die Saitenübergänge der rechten Hand machen auch nicht mit. Das ist nur ein gutes Zeichen, dann gibt es ab jetzt viel zu tun. Da müssen Muskeln wachsen, die noch nie benutzt wurden, das gilt auch für das Gehirn. Dort müssen Verbindungen entstehen, die noch nie in Anspruch genommen wurden. ( Gerald Hüter: Gebrauchsanweisung für das menschliche Gehirn ). Niemand verlangt von einem Kind das laufen will, dass es sofort aufsteht und es tut. Es wird solange hinfallen, bis die Muskeln so kräftig sind, dass sie den Körper tragen können. Dann erst kann das Kind die Balance zum Gehen finden.

La Traviata 1

La Traviata 2