Die Evangelische Bergkirche Schlierbach – ein Ort der multiplen Klangexkursionen in Zeiten der Leuchttürme allerorten. Neujahrskonzert im Querklang am Berghang am 20.1.2017 um 20 Uhr.

Grosse Bauten werfen Schatten. In diesen Schatten entwickelt Michael Schneider gemeinsam mit der Pfarrerin Julia Nigmann, der Kirchengemeinde der Bergkirche Schlierbach und den musikalischen Mitstreitern , insbesondere den Musikern von arkestra convolt zwischen schön und schroff, dezent und heftig, laut wie leise ein Klang- und Kulturspektrum das seinesgleichen sucht.
Michael Schneider und arkestra convolt arkestra convolt nehmen die Melodienliebe aus der Folklore und Klangexperimente aus der Neuen Musik, bauen die Stücke klassisch auf nach Motiv und Variation, schaffen Freiräume zu solistischer Improvisation wie im Jazz und lassen dynamische, kollektive Improvisationen entstehen, die dem Free-Jazz verwandt sind.
Zwischen flüsterndem Pianissimo und brüllendem Fortissimo bauen sich Stimmungen auf, die möglichst das ganze Spektrum der Gefühlswelt bedienen.
Indem das Ensemble die Stimmführung geschickt verteilt und Metamorphosen unterzieht, wird das Publikum durch abwechslungsreichste Klangsphären geleitet, und das alles rein akustisch und mit nur vier Musikern und immer wieder wechselnden Gästen.

IMG_6413

IMG_6396

Olga Magidenko – eine Virtuosin im Überleben im Positiven. Ihr Komponieren erhält sie jung und lebendig. Eine Hommage an eine wagemutige Frau. Sie lebt immer in dem Raum des Möglichen.

Einst eine Klavier Virtuosin – dann vorbei. War es eine Entscheidung, die sie selbst getroffen hat? Mit sechs Jahren begann sie zu komponieren. Ein ewiges Hin- und Her: Klavier oder Komposition? Der heimliche Wunsch ( ? ) hat das Problem gelöst. Seitdem komponiert Olga Magidenko unermüdlich.
Das Philharmonische Orchester Heidelberg ignoriert diesen Schatz konsequent. An dieser Stelle Anerkennung für Thierry Stöckl, Eleonora Plotkina, Raimund Korupp und Marianne Venzago. Sie haben viele Jahre Uraufführungen kammermusikalischer Werke von Olga Magidenko präsentiert. Seit 2012 hat Michael Schneider mit arkestra convolt weitere Uraufführungen präsentiert.
Der Cellist Jean-Guihen Queyras hat sechs zeitgenössische Komponisten gebeten zu je einer Cello Suite von Johann Sebastian Bach ein zeitgenössisches Werk zu komponieren.
Michael Schneider hat Olga Magidenko gebeten, zu jeder der sechs Cello Suiten von Johann Sebastian Bach eine weitere zu komponieren. Zunächst arbeitet sie an den ersten drei Cellosuiten. Michael Schneider nennt es: sie schreibt / komponiert sich warm für die weiteren drei.

20161014_195001

Das Philharmonische Orchester Heidelberg, ein unbedarftes Jüngelchen ( gemeint ist Herr Grandy – Kommentar des Publikums ) und Yordan Kamdzhalov.

Der folgende Kommentar erreichte mich zum Thema Yordan Kamdzhalov.
Y. A. schrieb: “ Michael Schneider – oder doch ein reinkarnierter amateurhafter Mutant Klaus Kinskis?
Jämmerlich, zumindest schlechter Stil, sein ehemaliges Orchester und gar die Kollegen zu diffamieren, nur weil der Verlust eines schrecklichen Dillettanten ihn persönlich so schmerzte. Heidelberg ist besser dran ohne einen Yordan Kamdzhalov (dessen Talent sich übrigens in seiner gigantischen Karriere nach Heidelberg äußert) und auch ohne einen Michael Kinski – Entschuldigung- Schneider.“
Es ist in Fachkreisen der Kontrabasswelt sicherlich kein Novum, dass meine Kollegen nach Jahren der musikalischen Wüste nun endlich einen kompetenten Solokkontrabassisten gefunden haben. Neben schlechtem Schreibstil ( ich habe auf meinen Webseiten nie für meine Kollegen formuliert ) ist also meine musikalische Inkompetenz hinter meinem Rücken ausführlichst verbreitet worden.
Meine Kritiker übersehen das Wesentliche: die Trennung von Yordan Kamdzhalov und dem Philharmonischen Orchester hätte Michael Schneider als erster durchgesetzt. Aber fair, ehrlich und wohlwollend.
Aber verlogen, heimlich und intrigant: ohne Michael Schneider, ohne Nicole Streichhardt und ein paar wenige andere aus dem Orchester.
Die Welle, Dogville, Theater und Film dokumentieren was hier in Heidelberg getan wurde. Wir spielten die Oper “ Jud Süss „. Aber wir spielten sie nur, der Inhalt ging uns sonstwo vorbei.

Eigentlich bin ich der Kamdzhalov-Hasserin Marianne Venzago sehr ähnlich: wir stehen beide zu unseren Überzeugungen. Michael Schneider stört nicht das andere. Michael Schneider stört der Lösungsweg. Eigene Probleme auf Kosten eines “ Opfers “ zu lösen, das kennen wir doch schon von Adolf Hitler und allen Faschisten dieser Welt. Das ist so aktuell und deswegen bleibt Yordan das Thema in Heidelberg, weil es deutschlandweit aktuell und ungelöst ist.
Nicht Yordan ist das Problem wir sind es. Wir haben die falschen Probleme. Die Wohlstandsprobleme unseres gemästeten Egoismus der ängstlichen Kleinlichkeit.

4 Jahre Querklang am Berghang und der weiche Celloklang. Eine Geburtstagsfeier der Musik wie der Genssler Saiten “ Golden Label “ für Cello und Kontrabass. Am 21. Oktober um 20 Uhr in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach.

Immer wieder gibt es Cellisten und Kontrabassisten, die wollen es etwas genauer wissen und besuchen Michael Schneider zu einem Workshop um in die Magie einer besonderen Klangwelt und Klangvorstellung einzudringen.
Michael Schneider spielte kürzlich in Berlin Cellomusik von Johann Sebastian Bach. Nach dem Konzert meldete sich die Schriftstellerin Jenny Schon bei mir und verkündete staunend, dass sie noch nie so einen weichen Celloklang gehört hätte. Was für mich Dank der Genssler Saiten selbstverständlich ist, das fällt also auch musikalischen Laien auf.
Wenn auch Sie das neugierig macht, dann kommen Sie am 21.10.2016 um 20 Uhr in die Evangelische Bergkirche Schlierbach. Dort gibt es die Geburtstagsfeier für die Konzertreihe “ Querklang am Berghang „ sowie für die Golden Label Genssler Saiten, die Michael Schneider an diesem Abend auf seinem alt-neuen Cello präsentiert.
Mit dabei sind Dorle Ferber-Violine-Gesang, Paulina Tyszka-Gesang, Reinhard Wedemeyer-Didgeridoo sowie meine Freunde von arkestra convolt.

Image 05.04.16 at 22.52 (7)
Paulina 6

Neue Musik: die vitale und lebendige Seite einer zu ernsten Angelegenheit: Paulina Tyszka, Sopran – ein Engel wurde 1989 in die Welt gesandt.

Darmstadt, Abschlusskonzert einer Tagung zum Thema: “ Das Körperliche in der Neuen Musik „. Ein junges, jugendliches Ensemble bestreitet einen Teil des Konzertes. Eigene Ideen und Kompositionen werden als Ergebnis der Probentage präsentiert. Dann erscheint sie aus dem Off: Paulina Tyszka. Eine wunderschöne Stimme, improvisiert einen Gesang, engelsgleich und aus meiner Sicht so unverschämt geschmackvoll.
Hier hat Michael Schneider wieder einmal gespürt: wichtig ist nicht, was wichtig sein will. Dieser “ Engel “ fällt auf durch Unwichtigkeit. Damit stellt sie alles in den Schatten und es gibt nur noch sie.
Lesen Sie hier ihre Vita. Ich habe nichts korrigiert, Sie lesen ihre Vita so , wie sie ihren Text ins Deutsche übersetzt hat. ( Eine einzige Anmerkung dazu: “ er “ ist im Verlauf des Textes natürlich „sie „, also Paulina Tyszka ).

Paulina 4
Paulina Tyszka, vielseitige Sängerin, Schauspielerin, Performerin, kultureller Animator geboren 1989 in Olsytzn (Polen). Als Absolvent der lokalen National School of Music I und II Grad in Gesangsklasse Alchimowicz-Ewa Wojcik. Von einem frühen Alter aktiv an Wettbewerben der Rezitation, Gesang, Bands beteiligt, aber seine eigentliche Reise begann im Jahr 2009, nach Breslau zu bewegen. Sie ist Absolventin der Hochschule Studium der Animateure und Bibliothekare in der Spezialisierung Theater Breslau, gleichzeitig die School of Jazz und zeitgenössische Musik in der Klasse von Jazzgesang mit Marek Balata teilnehmen. Wie hat sich die These in Form von Workshops, in denen sie mit dem Körper, Stimme und Phantasie zu experimentieren begann gewählt, die der Anfang des Weges in seiner weiteren Erforschung war. Inspiriert durch das Theater, hat er mit dem Grotowski-Institut beteiligt sich aktiv an vielen Workshops zusammengetan: Hören Sie auf Ihren Körper Irena Tomazina; Seminar praktische Body Constitution; Teilnehmer aus mehreren Sitzungen und ein Mitglied der Gesangsgruppe Modal.Journey in Ton, angeführt von Aram und Virginie Kerovpyan; Die Stimme und der Körper, ist der Workshop eine Fortsetzung der Arbeit von Zygmunt Molik von seinem Schüler Jorge Parente; Kontakt Improvisation; Jazz Workshops in Leszno im Jahr 2014; Odin intensive Arbeit während des Festivals im Jahr 2014, wo sie die Gelegenheit hatte, mit den Schauspielern des Theaters zu arbeiten; Labor Stimme Workshop: Entdecken Sie Ihre Stimme durch eine hervorragende Sängerin Olga Szwajgier laufen; Zirkulationen: Pfad innen nach außen, angeführt von Schauspieler vom Theater Zar: Przemek Błaszczak und Ditte Berkeley; Körperverfassung, das heißt, zwei Studiotracks, Training auf der Basis der Kampfkunst Aikido und Capoeira, unter der Leitung von James Gontarski und Przemek Błaszczak; Schauspieler Kunst zwischen Ost und West, eine weitere Reise in die Arbeit der Schauspieler unter Leitung von Mario Barzaghi, Rosalba Genovese und Marita Rita Simone. Seit 2011 Student der Musikwissenschaft an der Universität Breslau. Mitglied der Radgruppe und wissenschaftlichen Projekt Was im Gras quietscht, die ein musikalisches Experiment ist, viele Musikstile, wie Acid Jazz, Funky, Fusion, Soul, Jazz, inspiriert von der Volksmusik zu kombinieren.
Seit zwei Jahren Mitglied der Breslauer Theatergruppe Makavakava, die Kombination von Theater, Puppentheater, Pantomime, Tanz, Akrobatik, Gesang und Beatbox. Die Gruppe hat viele Erfolge erzielt, darunter in Wroclaw Bearbeitung Tedex teilgenommen, Nehmen in Wroclaw Philharmonic, die Show an den Tagen von Belchatow und viele andere.
Seit 2010 arbeitet er mit Jola Wesołowska, Komponist und Regisseur von vielen Aufführungen, wie Schultz, 3XW basierend auf dem Cosmos Witold Gombrowicz, Spaß angenehm und gewinnbringend Stücke von T. Różewicz. Zur gleichen Zeit hatte er die Gelegenheit, mit einem der größten Namen in der Jazz-Szene, Stan Michalak, einem brillanten Bassisten Tour. Vor kurzem wurde ein Trio gebildet, in dem sie neue Projekte entstehen. Derzeit arbeitet er in Frankfurt lebt, wo er auf der Suche nach Stimme und beteiligen sich an neuen Projekten seine eigene Werkstatt betreibt.

Paulina 2

Breite Seite Nummer drei in Sinsheim: der Ausverkauf beginnt. Einige meiner Djemben-Gambianer haben ihre “ Abschiebe-Bescheide “ bekommen. Die Anwälte des DRK erheben Einspruch. Die “ Musik “ hofft auf Unentbehrlichkeit durch soziale Integration.

“ Wer über gewisse Dinge nicht den Verstand verliert, der hat keinen zu verlieren. “
Gotthold Ephraim Lessing.

Die Grenze der DDR war ca 850 Kilometer lang. Wieviele Grenzkilometer hat unser freies Europa heute ? Stacheldrahtzaun ? Neuer Profit für neue Startup Profiteure, die von unserer Bundesregierung gesponsert werden ?
Die Menschlichkeit wird von den Netzwerken des Profits dem Untergang geweiht. Sollen sie doch ertrinken wenn sie über das Wasser flüchten wollen. ( Nach der Logik deutscher Verwaltungen müsste ihnen jetzt ein Bussgeldbescheid zugehen mit dem ungefähren Wortlaut: Hätten sie sich an die Regeln gehalten, dann wäre ihnen das nicht passiert. Darum können wir ihnen diesen Bescheid nicht erlassen. )
Wir verkaufen unsere Panzer weiter an Diktatoren. Wir brauchen unseren Reichtum damit wir nie wieder zu Flüchtlingen werden. Wir kennen uns aus, vor 70 Jahren waren wir selber dran. Also, nicht ich, aber meine Eltern und Grosseltern. Oder die Juden: die wollten viele Länder auch nicht haben. Das wollen wir nicht erleben. Also : wir sind sorgfältiger als die DDR: wir haben Frontex.
Das ist mein menschliches Terror-Wort: Front und Ex. Hauptsache viele Panzer und Waffen verkaufen.
Aber nicht darüber reden.
Während Michael Schneider gerade darüber schreibt, kommt in Spiegel Online die Mitteilung, dass die Bundesregierung gleich zehn Projekte zum Export von deutschen Waffen in die Golfregion und den Nahen Osten genehmigt hat.
Für Michael Schneider macht so gesehen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung einen Sinn. Wenn wir den Diktatoren dieser Welt Spielzeug verkaufen, dann geht es schliesslich nicht an, dass wir ihnen gleichzeitig das Kanonenfutter wegnehmen. Also wird inzwischen an dem längsten Zaun der Welt gearbeitet, damit sich die Opfer nicht bei uns verstecken können. Der Schutzzaun an Europas Grenzen erinnert mich sehr an das Wort “ Schutzhaft “ der Nazis. Nur will man uns einreden, dass wir, die Europäer die Schutzbefohlenen sind.

Zu den “ Menschenrechten “ gehört auch das Folterverbot. Aber die Deutsche Bundesregierung will ( oder hat schon ? ) Länder in denen gefoltert wird zu sicheren Herkunftsländern erklären. Genauso gut kann die Deutsche Bundesregierung dabei bleiben, dass der Völkermord an den Herero kein Völkermord war. Alle wissen, dass nicht wahr ist, was da behauptet wird, nur unsere Regierenden führen sich hemmungslos ignorant auf.

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Vorwort von Juli Zeh. ( Wiedergabe mit persönlicher Erlaubnis der Autorin )
Mit den Menschenrechten ist es eine komische Sache. Ähnlich wie bei den zehn Geboten meint jeder zu wissen was drin steht. Soll er sie aber zitieren kommt er zu seiner eigenen Überraschung nicht über die ersten Artikel hinaus. Naja das mit der Würde, dann Gleichheit, Leben, Freiheit, vielleicht noch Sklaverei und Folterverbot. Danach, seien wir ehrlich, wird’s dünn.
Aber die Menschenrechte sind ein ganz besonderer Text, sie sind eine Botschaft, die die Menschheit an sich selbst geschrieben hat und möglicherweise die einzige Botschaft der Welt bei der es nichts ausmacht wenn niemand ihren Inhalt kennt. Egal wo wir sie aufschlagen, hinein blättern und zu lesen beginnen, wir können uns darauf verlassen mit dem Gelesenen einverstanden zu sein. Ausgeschlossen dass wir denken wollten, ich lehne es ab das Eigentum zu schützen. Oder, meiner Meinung nach ist die Redefreiheit eine schlechte Idee. Es geht schon längst nicht mehr darum die Menschenrechte gut oder schlecht zu finden. Sie sind gut, scheint uns. Ja sie sind gewissermaßen ein Ausdruck des Guten an sich. Man kann ihre unzureichende Umsetzung kritisieren, die Tatsache dass sie bis heute unverbindlich und nirgendwo einklagbar sind.
Aber ich habe noch nie jemanden getroffen der den Wert und die Richtigkeit ihres Inhalts bestreitet. Ist es nicht phänomenal: ein zehnseitiger Text und alles was er enthält ist wahr und trifft zu ? Jeder Schriftsteller müsste die Vereinten Nationen um ihr Werk beneiden. Solche Worte sage ich mit ambivalenter Ironie. Auf der einen Seite verblüfft es mich tatsächlich ganz ironiefrei und im positiven Sinn, dass in einer Gesellschaft die gern mit Begriffen wie Werteverlust, Orientierungslosigkeit oder gar Amoralität belegt wird, in Wahrheit ein Konsens von nie da gewesener Breite über die Grundvorstellungen vom Guten und Wünschenswerten existiert.
Auf der anderen Seite aber birgt die fast schon kindlich naive Überzeugtheit vom Sinn und Nutzen der Menschenrechte eine nicht unerhebliche Gefahr für ihre Wirkung. Dabei will ich an dieser Stelle nicht davon sprechen ob und in wie weit die Idee universeller Rechte für die internationale Interessenpolitik instrumentalisiert wird. Auch nicht darüber ob Universalität überhaupt mehr sein kann ist eine Fiktion angesichts des westlich-europäischen Hintergrunds der in der Uno-Erklärung enthaltenen Gedanken. Ebenso wichtig wie solche Fragen der großen Politik ist der Blick auf die persönlichen Wertvorstellungen und Grundsätze jedes einzelnen von uns. Hier nämlich führt die oben erwähnte Überzeugtheit zu einem unangenehmen Mangel an Distanz. Mit Menschenrechtsverletzungen ist es anscheinend wie mit Bildern auf großen Plakatwänden. Man erkennt sie immer nur von der anderen Straßenseite aus, undenkbar, in Deutschland könnte mit dem Menschenrechtsverständnis, abgesehen vielleicht von klitzekleinen Kleinigkeiten etwas nicht in Ordnung sein. Jedes Land meint es habe die Forderungen des Uno Papiers vortrefflich erfüllt. Während anderswo leider leider noch immer erhebliche Defizite bestünden. Behauptet die Türkei oder China, im eigenen Haus steht es mit Freiheit Gleichheit und Würde zum Allerbesten, verziehen wir höhnisch den Mund. Um gleich darauf zu verkünden, in Deutschland seien Menschenrechtsverletzungen natürlich völlig unmöglich und das kommt uns noch nicht einmal komisch vor. So ist das mit dem Glauben, ob an die zehn Gebote oder an die hehren Ideale der Uno.
Er ist stark, schön und gut für die Seele aber er ist nicht in der Königspfad zu Gerechtigkeit und notwendiger Selbstkritik. Bürgerrechtler in Deutschland und anderen Ländern der westlichen Hemisphäre warnen seit Beginn des Anti Terror Kampfes davor, die Errungenschaften eines langen Freiheitskampfes aufgrund panischer  Sicherheitsbedürfnisse leichtfertig aufzugeben. Solche Menschenrechts Unken erklärt man gern für hysterisch, so schlimm sei es ja noch nicht, oder für blind. Der Ernst der Lage dürfe nicht verkannt werden. Rasterfahndungen, staatliche Zugriffe auf private Konten, erweiterte Abhörbefugnisse und die Registrierung unverdächtiger Bürger mithilfe von Fingerabdrücken sind Praktiken, die uns vor kurzem noch als Paradebeispiele von Menschenrechtsverdächtigem staatlichen Handeln erschienen wären.
Heute aber gelten derartige Maßnahmen als notwendig. Während die Bilder von Misshandlungen im Gefängnis von Abu Gareib für Entsetzen sorgen, diskutieren gleichzeitig anerkannte deutsche Juristen in anerkannten Fachzeitungen über die Frage, ob Foltermethoden gegenüber bestimmten Delinquenten nicht gerechtfertigt sein sollten.
Man muss nicht weit schauen, nicht einmal bis auf die andere Straßenseite um zu erkennen, dass sich auch in unserem Land einen bedenklicher Bewusstseinswandel breit macht. Auf einmal wird immer öfter die schlecht verkleidete Frage gestellt, ob man sich individuelle Freiheitsrechte angesichts von Terror, Wirtschaftskrise und sozialer Bedrohung noch leisten könne. Plötzlich sind Menschenrechte ein Schönwettervergnügen denen man getrost in Friedenszeiten fröhnen kann. Sobald aber ein Konflikt auftaucht, ein Sicherheitsproblem, das zu Recht oder zu Unrecht als schwerwiegend empfunden wird scheint es wichtigeres zu geben. Dann soll pragmatisches Handeln sich durchsetzen gegen die Ansichten realitätsfremder Idealisten. Wer so denkt hat überhaupt nichts verstanden. Menschenrechte sind keine Luxusspielzeuge für verwöhnte Wohlstands Kinder.
Sie sind keine nette flüchtige Idee, die es im Ernstfall dem realpolitisch Eigentlichen unterzuordnen gilt.
Sie sind über hunderte von Jahren gewachsen, ein Ausdruck einer epochelangen Geistesgeschichte die uns an den glücklichen Punkt gebracht hat, an dem wir heute stehen.
Die Rechte des Einzelnen wurden einer, in großen Teilen blutigen Geschichte abgerungen und die sind alle Lernerfolg aus schlechten Erfahrungen mit überbordender staatlicher Macht. Das Vertrauen in ihre bedingungslose Einhaltung ist im Grunde ein gutes Zeichen, ein Ausdruck von Treue zum eigenen Land und seiner Demokratie. Es darf aber nicht dazu führen den einmal erreichten Standard für selbstverständlich zu halten. Aus dem Gefühl von Selbstverständlichkeit wird schnell Gleichgültigkeit. Und schließlich Erstaunen darüber, unbemerkt verloren zu haben, was man doch sicher glaubte. Wer sich also beim Hören der nachfolgenden Artikel bei dem Gedanken ertappt, das sei ja alles schön und gut, aber : der soll sofort innehalten und sich auf das Wesentliche besinnen. Wirklich schön und richtig gut gibt es nur ohne aber.

Die berühmte Breite Seite Nummer drei in Sinsheim. Der Flüchtlingschor und das internationale Gitarrenensemble im Flüchtlingscamp.

Michael Schneider lernt zur Zeit fast täglich neue Menschen kennen. Sicher nicht, weil er die gestrigen Begegnungen wieder vergessen hat.
Er vergisst aber immer noch und immer wieder die vielen Namen die er sich plötzlich merken muss.
Der ehemalige GMD Cornelius Meister des Philharmonischen Orchesters Heidelberg hatte eine perfekte Methode zur Erinnerungshilfe: jeder Musiker sollte ihm ein Foto mit seinem Namen zur Verfügung stellen.
Da sind inzwischen bis zu zehn Djemben-Gambianer und noch einmal so viele, die die Trommel Musik regelmäßig tanzend begleiten. Da sind meine vielen Gitarren Schüler, die mal erscheinen und dann wieder verschwunden sind, mal tauchen einige mit Gitarre auf, dann wieder ohne. Im übrigen erfindet Michael Schneider den Gitarrenunterricht gerade neu: Gitarrenunterricht für Flüchtlinge ohne Gitarre. Auch das ist möglich, natürlich nur eine Weile, bis dann vielleicht eine gespendete Gitarre auftaucht. Der Ramadan legt alles lahm – so nannte ich meinen letzten Artikel über meine wöchentlichen Musizierstunden.
An regelmäßigen Gruppen Unterricht ist also in diesem Monat gar nicht zu denken.
Ich denke nur daran, dass im Juli dann ein so genannter Spagat Unterricht stattfinden wird. Drei meiner afghanisch-irakischen Gitarren Schüler können inzwischen Barree-Griffe spielen.
Das ergibt dann im Juli einen Gemeinschaftsunterricht für total Neu-Anfänger bis Fortgeschrittene in einer Gruppe.
Meine Gitarrengruppe hat sich seit dem 5. Juni 2016 dem internationalen Flüchtlingschor angeschlossen und betätigt sich als Gitarrenorchester.
In dieser Woche gab es neue Lieder zu erarbeiten.
Mehr für den Kopf als für die Finger, denn letztere bewegen sich vorwiegend in der Tonart D Dur mit drei Akkorden.
Hier der Text des neuesten Liedes:
Kopf und Schulter, Fuß, Knie und Fuß.
Kopf und Schulter, Fuß, Knie und Fuß und
Augen, Ohren, Nase und Mund
Augen, Ohren, Nase und Mund
Das war’s. Wie das war’s, sowas leichtes?
Na dann singen sie dieses Lied einmal auf Arabisch oder auf Afghanisch.
Dann geht dem Leser ganz schnell das folgende Licht auf: jedes Wort das spielerisch leicht gelernt und im Kopf bleibt in einer neuen Sprache, das ist eine Bereicherung auf dem Weg zur fliessenden Beherrschung derselben. Michael Schneider kennt sich da aus, lernt selbst gerade eine neue Sprache und freut sich über jedes Wort das freiwillig bei ihm bleibt.
Und um das Lernen noch zu erleichtern zeigt der Chorleiter Bruno Strnad mit beiden Zeigefingern an das entsprechende Körperteil zum passenden Wort.
Und wenn Sie dem Flüchtlingschor beitreten möchten, dann schauen Sie einfach dienstags um 18:00 Uhr vorbei. Dann zeigen Ihnen die Flüchtlinge in ihrer jeweiligen Sprache die Körperteile, die Sie dann entsprechend in der Landessprache singen dürfen.

Breite Seite Nummer drei – der Ramadan legt alles lahm.

Das stimmt so natürlich nicht. Das Laute ist in der Menge einfach reduziert. Slow Motion – so erleben wir es mehrmals im Jahr, wenn Deutschland in die Ferienstarre verfällt. Dann bleiben Anträge eben liegen, weil jemand im Urlaub ist. Hasta Manana, wie der Spanier sagt, Morgen reicht es auch noch.
Mittwoch, 8. Juni, Michael Schneider reist an mit Cello und Gitarre – die beiden Windhunde gehören schon zum Personal.
Ach ja, heute treffe ich auf neues, mir unbekanntes Security Personal. Der Chef gibt Anweisung, meinen Kofferraum auf Waffen zu untersuchen. Meine Leser kennen sich in meinem Wagen schon aus: der Kofferraum enthält oft jede Menge Djemben, aber immer meine beiden Hunde. Darum könnte ich jede Menge Waffen ins das Flüchtlingscamp schmuggeln, denn sobald die Security Leute meine Hunde sehen, vergessen sie ihre Neugier.

Gut, dann ist es soweit, Michael Schneider schreitet zur Tat.
Ohne Publikum. Schauen Sie auf die Überschrift. Wo ich meinen Bach “ übe “ ist mir egal. Nein, auch das stimmt nicht: zu Hause ist es Üben, da wird verbessert. Hier tue ich so, als sei es ein Konzert – ohne Publikum.
Doch mit Publikum: ein Afrikaner und zwei Afghanen lauschen der Bach-Stunde.
Besonders der Afrikaner ist wieder so ein Typ ( Afrikaner ) der deutlich und lachend seinen Gefühlen zu Bach’s Musik nach jedem Stück Raum gibt. Bei den rockig-fetzigen Nummern können die Afrikaner besonders gut mitgehen. Sie erinnern sich: Die Satzbezeichnungen: Courante und Gigue versprechen Rhythmus und schräge Klänge. ( Hiers entsteht gerade ein neues Projekt: im Juli, wenn die Djemben-Post wieder abgeht werden die Gambianer mit ihren Djemben die Rockband stellen zur Musik von Johann Sebastian Bach mit elektrisch verstärktem Cello. Sie kennen den folgenden Satz schon: wir hören voneinander ).
Nach 70 Minuten kann der Gitarrenunterricht beginnen. Ein Schüler erscheint. Er wird auf die nächste Woche vertröstet. Ich unterhalte mich mit weiteren Gitarren Interessenten. Der nächste Schüler erscheint. Das wiederholt sich noch einmal. Aber, sie bringen es fertig, zeitlich so versetzt zu erscheinen, dass ich jeden einzelnen auf den Gruppenunterricht in der kommenden Woche vertrösten muss. Für den Leser: es gibt in der Breiten Seite nur Gruppenunterricht.
Apropos fröhlicher Afrikaner: einer der Djemben-Gambianer ist 20 Jahre jung und war vier Jahre auf der Flucht bis er in der Breiten Seite Nummer drei gelandet ist.

Machen Sie sich ein Bild:
Hier gebe ich die ersten vier Suchergebnisse an, wenn ich Sinsheim/ Flüchtlinge eingebe:

1. https://www.facebook.com/wirwollenkeineasylantenheime/
2. http://www.rnz.de/nachrichten/sinsheim_artikel,-Fluechtlinge-in-Sinsheim-Kreis-plant-eine-weitere-Notunterkunft-_arid,144559.html
3. Tumulte in Sinsheimer Flüchtlingsheim: Kreis verstärkt Sicherheitsdienst
4. http://www.sam-sinsheim.de/ Sinsheimer Arbeitsgemeinschaft Migration e.V.

Die Artikel, ihre Reihenfolge ändern sich quasi stündlich. Nur eines begegnet mir immer wieder an erster Stelle: facebook.com: wir wollen keine……………!
5. Juni 2016, Sonntag 11- 14 Uhr. Das internationale Frühstück in Sinsheim. Ich suche noch, im Internet, suche vergeblich an erster Stelle die Liebe und das Wohlwollen von dieser Begegnung, gespiegelt im Internet für die ganze Welt.
Michael Schneider war auf einer Fortbildung des DRK Rhein Neckar über Traumata von Flüchtlingen. Die Musik die Michael Schneider und Bruno Strnad in die Breite Seite Nummer drei bringen, lindert zumindest solange die Musik erklingt jedes Trauma. Für die Musiker ebenso wie für deren Zuhörer.
Ich muss hier feststellen, dass nach diesem internationalen Frühstück Michael Schneider an einem Trauma leidet. Dieses Erlebnis, auch mit dem Flüchtlingschor, dem Gitarrenorchester und den Djemben-Gambianern, den Indern und Tamilen: diese Begeisterung und Wohlwollen, das ist schwer auszuhalten. Ganz besonders angesichts der Facebook-Seite Nummer eins auf der Hitliste des Negativen.

Breite Seite Nummer drei in Sinsheim. Das Djemben Ensemble aus Gambia. Gruppenbild mit Djemben. Wir nannten das damals “ African High Life Music „. Jetzt nennen wir sie “ Flüchtlinge „. Ich nenne sie: Menschen die unsere Hilfe brauchen. Willkommen unsere neuen Freunde. Unsere Zukunft.

Eugen Lemberg und die Überwindung des Nationalstaatensystems. Das dachte ich. Spätestens mit und Dank Helmut Kohl habe ich die national-hegemoniale Engstirnigkeit für ausgestorben erklärt. Aber jetzt wollen wir weiter unsere Waffen an Diktatoren verkaufen, hüten und klammern an unserem egoistischen Wohlstand durch den Tod anderer Menschen. Wir waren doch alle froh über den Fall der Mauer. Michael Schneider war entsetzt über Israel, über den Zaun der USA gegenüber Mexiko. Und jetzt leistet sich Frau Merkel die Tolerierung von Stacheldraht an Europas Grenzen. Wann setzt Frau Merkel den gewünschten Schiessbefehl der AfD in die Tat um?
Wir sind eine Schande für die Menschheit, für unsere Menschlichkeit, wenn wir unseren Wohlstand auf Kosten der Armut anderer weiter leben wollen. Tod anderer für unseren Wohlstand ? Wollen wir das ? Willkommen meine neuen Freunde.

IMG_6897
IMG_6905
IMG_6930IMG_6893
IMG_6886
IMG_6894
IMG_6895