Yordan Kamdzhalov geht – der Musikbeamte bleibt.

Immer wenn ich in den letzten Jahren gefragt wurde, was ich mache, womit ich mein Geld verdiene, dann habe ich geantwortet: ich bin Musikbeamter.
Auf Deutsch: Angestellter der Stadt Heidelberg.
Dann fuhr ich fort: ich halte am Ende des Monats meine Hand auf um mein Geld zu kassieren und ansonsten sitze ich quasi im Büro und mache halt Musik.
(Damit gehe ich so locker um, weil ich natürlich ganz anders denke und mich ganz anders verhalte. Ich arbeite nicht sondern amüsiere mich von morgens bis abends und bekomme dafür auch noch Geld.).
Soweit so gut. Aber das dicke Ende kommt für mich jetzt doch noch.
Ein Genie verlässt Heidelberg und es steht für mich zu befürchten, dass ich noch hart auf dem Teppich lande.
30 Jahre habe ich beklagt und bemängelt, dass es keine wirklich guten Dirigenten in Deutschland gibt.
Solide und ordentlich,. Aber überaus inspirierend, das war immer ein Mangel. Also auf Deutsch gesagt: Mehr Taktschläger als Musikanten.
Das hat sich in den letzten Jahren durch die Förderung durch das Dirigenten Forum sehr verbessert und enorme Fortschritte bewirkt.
Trotzdem, ein Celibidache, oder Jonny Depp als Yordan Kamdzhalov, das ist einfach eine andere Kategorie. Also rede ich von Inspiration und kreativer Freiheit.
Nun muss ich also wieder, nachdem dieser tolle GMD uns verlassen wird, wieder in der unteren Liga der Geraden und Korrekten spielen.
Habe ich das verdient?
Womit habe ich das verdient?
Ich weiß, ich hätte mich auf eine höhere Kategorie bewerben können. Aber ich wollte ja in Heidelberg bleiben. Das ist die Lösung : wer nicht A sagt, der muss B sagen. B gleich wie bezahlen. Oder B wie B Orchester, wobei Heidelberg eigentlich ein C Orchester ist, auch wenn es nach B bezahlt wird und wir trotzdem Philharmoniker sein dürfen.
Fazit: Wer würde heute noch von Charles Lindbergh reden, wenn er nicht alleine über den Atlantik geflogen wäre.
Yordan Kamdzhalov fliegt demnächst über seinen inneren Atlantik und kann mich nicht mitnehmen . Es geht mir nicht um den Weltruhm. Den hole ich mir beim creole Weltmusikwettbewerb gemeinsam mit arkestra convolt am 5. Oktober um 20:00 Uhr im Tollhaus in Karlsruhe.
Da geht es wild und gefährlich in die musikalische Freiheit und Kreativität. Das muss ich genießen, denn in einem Jahr ist es auch in diesem Orchester mit der kreativen Freiheit vermutlich vorbei und es werden wieder Erbsen gezählt..

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