Scharfe Messer aus Vietnam schneiden dorthin wo ich es will. Ein gutes Reitpferd folgt dem leichtesten Druck – sagt meine Schwester. Und ich sage: Genssler Saiten sind mein Paradies auf Erden.

Genau, liebe Musiker und Musikerinnen, das wünschen wir uns von unseren Instrumenten auch. Wenn ich unserem Hund Louis das Kommando: „Sitz“ gebe, dann folgt er ruckzuck. Viel mehr kann er nicht, aber das eine Kommando geht. Aber bis das so weit war: 2000 mal muss ein Kommando für einen Hund wiederholt werden, bis er es kapiert.IMG_0396

Wie viele Jahre habe ich mich nach meinem Kontrabass strecken müssen. Ich bin immer wieder auf die Suche gegangen. Mein Fünfsaiter von Herrn Wilhelm hatte, seit ich ihn spiele einen wunderbaren Ton, aber die Ansprache war sehr wiederständig. Also lief mir Herr Gerigk aus Köln über den Weg. Seine Vibrationsentdämpfung beschleunigte dieses Instrument auf die Ansprache eines Cellos.

Wenn ich mein Instrument streiche und es kommt kein Ton heraus, bzw keine Antwort oder nicht die Antwort, die ich erwarte, dann beginne ich zu arbeiten, versuche das Ergebnis zu erzwingen. Dann arbeite ich. Ich will aber spielen.

Vago Hesshaimer hat mich den Respekt vor dem Reibungswiderstand gelehrt. Arbeite ich mit einem stumpfen Messer, dann beginne ich zu drücken. Meistens und oft gibt dann plötzlich der Widerstand nach. Und wo das Messer landet, das wissen die Betroffenen nur zu gut. Jedenfalls landet es nicht dort, wo es hingehen sollte.IMG_0372

So langsam spricht es sich herum, dass es mit den Genssler Saiten auf dem Kontrabass auch so ist. Die Rede ist von den „Rabbath„-Genssler Saiten. Sie sprechen an wie eine Geige, Blasen an den Händen beim Zupfen gehören der Vergangenheit an. Und wenn andere Bassisten ihre Saiten austauschen, dann haben die Genssler Saiten erst den richtig satten und seidigen Glanz erreicht. Weil die Saiten dünner sind als die meisten anderen ( ich kenne inzwischen nicht mehr alle ) und zehn Kilo weniger Zug haben, deswegen klingen sie keineswegs hell.IMG_0395

Auf einer CD mit der Gruppe „Tangoharmonika“ von Uli Kieckbusch ist mein Fünf-Saiter mit Genssler Saiten zu hören. Das ist der Sound, von dem ich immer geträumt habe, das ist der Klang, der mir Lust auf den Kontrabass macht. Dabei geht es nicht um mein Spiel. Das ist der Ton, der mich süchtig macht.

 

Abgesang auf ein Paradies in Heidelberg

Wer mit Yordan spielt kommt in der Welt herum.

( Wer Karl May liest, kommt in der Welt herum, springt über Kontinente, vom Rio de la Plata über den Sudan, das Land des Mahdi, bis in den Fernen Osten, von Arizona nach Damaskus und schliesslich in Welten, die nicht auf dem Planeten Erde liegen. Zitiert nach Rüdiger Schaper : Karl May – Untertan, Hochstapler, Übermensch. Siedler Verlag ).

Magie ist mit im Spiel. Da kann einer etwas, das kann man nicht lernen. Mozart und Salieri kommen uns da in den Sinn. Nennen wir es etwas salopp den Neid der Besitzlosen. Dabei hätten die es gar nicht nötig. Es wäre vermutlich äußerst langweilig, wenn alle begabungsmässig gleichgeschaltet wären. ( Siehe meinen Artikel über das Paradies und den Sündenfall ). Da dirigiert also Yordan Kamdzhalov auswendig. Das gibt ihm die Freiheit Musik zu machen, ohne den Blick auf das Papier, die Musik quasi aus sich selbst zu erschaffen. So mancher Musiker ( Musikerinnen auch) muss erst lernen damit umzugehen.

Die Menschen der DDR waren im Alltag auch so ( unfreiwillig ? ) gleichgeschaltet , dass sie nach der Wende mit dem freien Kreativkapitalismus nicht gut klar kamen. Kreativmusik im Orchester stellt also unter Yordan Kamdzhalov enorme Ansprüche an geistig musikalische Flexibilität und Breitschaft zum Risiko. Wie sagt der Engländer : no risk no fun. Ist Yordan Kamdzhalov das Risiko ? Ich habe bei ihm nicht einmal erlebt, dass er sich verschlagen hat. Das ist sogar bei großen Meistern etwas, womit sie leben müssen. Also wieder so eine Art Mischungsverhältnis zwischen Salieri und Mozart.

Nennen wir es schlicht : Teilungsverhältnis. Der Eine bekommt das Paradies auf Erden geschenkt, die anderen fühlen sich aus dem Paradies rausgeschmissen und kommen nie wieder dort hin. Aber so setzt diese Vision eine neue Idee in die Welt.

Die Idee der Erde als Kugel stiess gelinde gesagt auf wenig Gegenliebe. Jetzt stellt sich die Frage : Wie gehen die Vielen, die sogenannten „Rausgeschmissenen“ mit dem irdischen Paradiesleben dieses Einen um? Vielleicht lieben wir es, lieber im Schweiße unseres Angesichts in harter Knochenarbeit unsere Musik zu machen ? Es gibt da noch einen Spruch : wer nicht hören will muss fühlen. Aber jeder in Heidelberg hat seine eigenen Gefühlle.

Tollhaus am 5. Oktober . Michael Schneider mit seinem Cello dabei im Tollhaus Karlsruhe

 

18. Juli 2013 | 9:37 UhrKarlsruhe (bb). In intensiven Beratungen hat die Experten-Jury die Teilnehmer des am 4. und 5. Oktober im Karlsruher Kulturzentrum Tollhaus stattfindenden Finales „creole südwest – Globale Musik aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz 2013“ ermittelt. Aus 39 meist hochkarätigen Bewerbungen wurden die zehn Musikgruppen herausgefiltert, die am meisten dem creole-Gedanken entsprechen und auf hohem Niveau multistilistische und unterschiedliche kulturelle Einflüsse verbinden. So wurden das multikulturellexperimentelle Arkestra Convolt aus Mannheim, die Oriental-World-Rocker Gültekin Kaan & diVan und die Indo-Jazzer Indrajala aus Rheinland-Pfalz beziehungsweise dem Saarland und die Tübinger Formation Kallaton ausgewählt, die die sprachliche Verwandtschaft von Finnen und Ungarn musikalisch als Basis nutzt. Ein Heimspiel beim creole südwest-Finale hat die Karlsruher Band um die Singer/Songwriterin Liv, aus Freiburg kommen Ottoman Empire Soundsystem und das Elektro-Beatbox-Pop-Duo Pari San, aus Mannheim die Formation Meltem, vom Bodensee die Gruppe Stubenjazz, und aus Stuttgart reist die Balkan-Brass-Combo Volxtanz an. Zum vierten Mal wird 2013/2014 creole, der einzigartige bundesweite Wettbewerb für Globale Musik aus Deutschland ausgetragen. Die Preisträger der bundesweit sieben Regionalausscheide qualifizieren sich für das Bundesfinale »creole – Globale Musik aus Deutschland«, das im Mai 2014 im Pavillon in Hannover stattfindet.

Die Ausrichtung des Karlsruher Regionalwettbewerbs wird von den Mitgliedern des Trägerkreises creole südwest getragen, zu dem sich das Forum der Kulturen Stuttgart, das Kulturamt der Stadt Mannheim, der Verein Kultur Rhein-Neckar Ludwigshafen, das Kulturamt der Stadt Freiburg und das Kulturzentrum Tollhaus Karlsruhe zusammengeschlossen haben. Unterstützt wird creole als Projekt unter der Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO Kommission vom Kulturamt der Stadt Karlsruhe, vom Land Baden-Württemberg sowie vom Kultursommer Rheinland-Pfalz. Die Auswahl für das creole südwest-Finale trafen Etienne Emard, der Geschäftsführer des Landesmusikrats Rheinland-Pfalz, die Kulturmanagerin Susanne Göhner und der Musiker und Weltmusikorganisator Rüdiger Oppermann.

Und hier noch ein Link über das Schlierbacher Bürgerfest im Juni dieses Jahres:

Fiesta Argentinia – Peter Seifert bittet zur Musik im Kulturbahnhof Balingen am 24.7.2013

Der Kulturbahnhof in Balingen? Kenne ich nicht. Hier gibt es nur einen Bahnhof. Noch einmal: können Sie mir sagen wo der Kulturbahnhof zu finden ist?
Ergebnis wieder gleich null.
Gut dann fahre ich eben zum Bahnhof oder zum Hauptbahnhof.
Der ist leicht zu erkennen. Es gibt einen schönen Vorplatz mit Taxis und Behindertenparkplätzen. Daneben einen Busbahnhof. Nicht zu übersehen.
Ein wunderschöner Bahnhof. Der gehört Peter Seifert, dem Veranstalter Hat sich eben noch nicht herumgesprochen, dass seit Februar 2013 der Bahnhof sich in Kultur verwandeln will.
Die Bahnhofshalle gehört von morgens sechs bis abends 20:00 Uhr den Fahrgästen.
Dann verwandelt sich die kleine Bahnhofshalle in einen Konzertsaal.
Am 24. Juli 2013 reiste der Tango Harmonika Express an. Fahrkarten mussten nicht gelöst werden.
20.00 Uhr: eine zum bersten gefüllte Bahnhofshalle. Jetzt wirkt sie viel größer mit Tischen und Bänken und einer mobilen Bühne. Das Publikum muss teilweise draußen stehend dem musikalischen Geschehen lauschen.
Aber was geschieht hier?
Tango-aber nicht argentinisch.
Blues-auf Englisch gesungen, klingt aber trotzdem sehr deutsch.
An diesem Abend alles sehr Rhythm and Bluesig.
Peter Antony am E-Piano hat einen sonoren Sub-Whoofer mitgebracht und jeder Basslauf der linken Hand klingt nach einem Turbo-Bösendorfer.
Da sich die zahlreichen Gäste an diesem Abend während des Konzertes sehr viel zu sagen haben kommt es sehr gut rüber, dass Tangoharmonika einen Touch Rhythm and Blues entwickelt, der dank Peters viriler Spieltechnik sehr funky ins Ohr geht und dem Lautstärkepegel im Publikum problemlos musikalisch Paroli bietet.
So wirkt das Mundharmonikaspiel von Uli Kieckbusch zeitweise wie ein Alibi für große Klaviersoli.
Nur bei “ Little Lady“ finden sich viele suchende Augen für die kaum sichtbare Harmonika in Ulis Mund.
In dem insgesamt großen orchestralen Sound dieses Abends war dies eine kleine Perle der akrobatischen Harmonika Musik.
Uli Kieckbusch, der Komponist aller Stücke dieses Abends, der Harmonika Virtuose und der hemmungslose Sänger der sogar Udo Lindenberg und Tom Waits in den Schatten stellt war trotzdem der Highlight dieses Abends.
Vom tiefen Bass bis in die höchsten Falsettregister: das Opern hohe C erscheint geradezu lächerlich angesichts Ulis Gesangsvermögen.
Der Mut zum hässlichen Gesang entwickelt allein dadurch schon eine traumwandlerische Schönheit eines sehr expressiven und lustvollen Gesanges. Jeder im Publikum spürt, dass hier nicht hässlich gesungen wird um genau dies zu tun, sondern um überhöht genau das Gegenteil zu erreichen. Uli Kieckbusch hat noch eine Sehnsucht. Das macht ihn sehr sympathisch, ganz gleich ob man ihn, seine Texte oder seine Musik versteht. Alle spüren: er macht nicht einfach weiter, sondern er will noch etwas. Er hat ein Ziel. Wir kennen es nicht aber: wir folgen ihm weil er, seine Musik und sein Gesang süchtig machen .
Joachim Gröschel am Schlagzeug und an der Perkussion ließ sich diesen fulminanten Abend nicht entgehen und zog kräftig mit.
Showtime ! war angesagt bei seinem fünfminütigen Schlagzeug Solo.
Wenn Joachim Gröschl sich musikalisch einmischt, dann sind 5 Minuten verdammt kurz, das „Amuse Geulle “ also viel zu klein.
Wir benamsen es jetzt auf Deutsch:
Ein heißer Abend! In jeder Hinsicht heiß. Musikalisch, menschlich und von den Temperaturen ganz zu schweigen.
Bei so viel Hitze musste der kammermusikalische Aspekt und das Feinsinnige in der Musik von Ulli Kieckbusch etwas im Hintergrund bleiben.

Tangoharmonika , das sind:
Uli Kieckbusch, Gesang, Harmonika
Peter Anthony, E-Piano
Joachim Gröschel, Schlagzeug, Percussion
Michael Schneider, Kontrabass, Cello

Yordan Kamdzhalov geht – der Musikbeamte bleibt.

Immer wenn ich in den letzten Jahren gefragt wurde, was ich mache, womit ich mein Geld verdiene, dann habe ich geantwortet: ich bin Musikbeamter.
Auf Deutsch: Angestellter der Stadt Heidelberg.
Dann fuhr ich fort: ich halte am Ende des Monats meine Hand auf um mein Geld zu kassieren und ansonsten sitze ich quasi im Büro und mache halt Musik.
(Damit gehe ich so locker um, weil ich natürlich ganz anders denke und mich ganz anders verhalte. Ich arbeite nicht sondern amüsiere mich von morgens bis abends und bekomme dafür auch noch Geld.).
Soweit so gut. Aber das dicke Ende kommt für mich jetzt doch noch.
Ein Genie verlässt Heidelberg und es steht für mich zu befürchten, dass ich noch hart auf dem Teppich lande.
30 Jahre habe ich beklagt und bemängelt, dass es keine wirklich guten Dirigenten in Deutschland gibt.
Solide und ordentlich,. Aber überaus inspirierend, das war immer ein Mangel. Also auf Deutsch gesagt: Mehr Taktschläger als Musikanten.
Das hat sich in den letzten Jahren durch die Förderung durch das Dirigenten Forum sehr verbessert und enorme Fortschritte bewirkt.
Trotzdem, ein Celibidache, oder Jonny Depp als Yordan Kamdzhalov, das ist einfach eine andere Kategorie. Also rede ich von Inspiration und kreativer Freiheit.
Nun muss ich also wieder, nachdem dieser tolle GMD uns verlassen wird, wieder in der unteren Liga der Geraden und Korrekten spielen.
Habe ich das verdient?
Womit habe ich das verdient?
Ich weiß, ich hätte mich auf eine höhere Kategorie bewerben können. Aber ich wollte ja in Heidelberg bleiben. Das ist die Lösung : wer nicht A sagt, der muss B sagen. B gleich wie bezahlen. Oder B wie B Orchester, wobei Heidelberg eigentlich ein C Orchester ist, auch wenn es nach B bezahlt wird und wir trotzdem Philharmoniker sein dürfen.
Fazit: Wer würde heute noch von Charles Lindbergh reden, wenn er nicht alleine über den Atlantik geflogen wäre.
Yordan Kamdzhalov fliegt demnächst über seinen inneren Atlantik und kann mich nicht mitnehmen . Es geht mir nicht um den Weltruhm. Den hole ich mir beim creole Weltmusikwettbewerb gemeinsam mit arkestra convolt am 5. Oktober um 20:00 Uhr im Tollhaus in Karlsruhe.
Da geht es wild und gefährlich in die musikalische Freiheit und Kreativität. Das muss ich genießen, denn in einem Jahr ist es auch in diesem Orchester mit der kreativen Freiheit vermutlich vorbei und es werden wieder Erbsen gezählt..

Michael Schneider zersägt beim creole – wettbewerb sein Cello : es geht um den Weltruhm !!!

DSC_0072

Michael Schneider bei der Arbeit

Wer mit dabei sein möchte ist herzlich eingeladen :  arkestra convolt spielt am Samstag den 5.10.013 ab 20 Uhr. Karten für einen einzelnen Abend kosten 12,00 EUR im Vorverkauf und 13,- EUR an der Abendkasse. Außerdem gibt es ein „Wettbewerbs-Ticket“, das an beiden Tagen gültig ist zum Preis von 18,60 EUR (Abendkasse 19,- EUR).

TOLLHAUS KARLSRUHE – Freier Kulturverein e. V.

Alter Schlachthof 35
76131 Karlsruhe

„Contrabajeando“ von Astor Piazzolla – gespielt von Michael Schneider mit arkestra convolt im Querklang am Berghang

Libertango, Adios Nonino und Contrabajeando in Insrumentalversionen, mal solistisch am Kontrabass ( Michael Schneider ) mit und ohne Begleitung von arkestra convolt. Eine fulminante Musik. Herb und spröde, faszinierend fremd, dabei atemraubend und zupackend wenn Musiker dies mit dem wilden Geist der musikalischen Freiheit interpretieren können.
Stellen Sie sich den Impetus der Französischen Revolution vor ( so wie wir uns das heute deuten ), nur ohne Tote. Doch : Piazzolla begräbt die bürgerlich konservative Musikrezeption unter seiner spröden Harmonik. Aber eigentlich war Bruckner da auch schon sehr ausgefuchst, nur hat es niemand gemerkt weil er nicht Bandoneon spielt und auch nicht mehr lebt.
Wenn ein Klassiker Piazzolla spielt, dann füllt er meistens gerade die musikalische Sterbeurkunde aus. Er spielt halt : Piazzolla.
Wie soll ich leben? Wild und gefährlich !!! Das war vor zwanzig Jahren eine beliebte Postkarten Frage-Antwort.
Ich versuche nicht die richtigen Töne zu spielen .Ich spiele sie und der Zuhörer dankt es mir, weil er sich um mich und meine Noten-Töne keine Sorgen machen muss. Wer Contrabajeando spielen möchte, die Noten aber nicht findet, der kann sie bei mir erhalten.

Für die nächste Generation : das Denken und Spielen in Daumenlagen – “ Tu auras l‘ habitude d’un virtuoso“

In der Gewöhnlichen und der Ersten Lage gibt es je nach Tonart einige wenige Grundstrickmuster:

Das Greifmuster von B-Dur, A-Dur und C-Dur. In der Oktavlage fällt der 4. Finger weg und wird durch den Dritten ersetzt. Lege ich den Daumen nun in der Dritten Lage ( nach Rabbath ) auf der A-Saite auf das E und spiele in dieser Daumenlage E-Dur, dann benutze ich den Fingersatz von A-Dur, aber E-Dur erklingt. Wer einmal verstanden hat, dass sich zwar das Notenbild ständig verändert, die Struktur aber nicht, der begreift schnell, dass mit dem Spielen quer über die Saiten der stets lästige Lagenwechsel wegfällt, der wie z.B. in der h-moll Suite nur wegen eines Halbstons ständig erforderlich wird. Wie konnte Django Reinhardt, die Beatles und so viele Rockmusiker, wie konnte und kann ein Heer von nicht ordentlich ausgebildeten Musikern so viele wunderschöne Melodien erfinden, von denen die meisten ihr Instrument im herkömmlichen Sinn nie richtig gelernt haben ?

Die haben einfach verstanden: Wenn ich in einer Hand wunderbare Melodien erzeugen kann kann, dann schiebe ich die Hand einfach dahin, wo ich die gewünschte Tonhöhe habe und bin dort weiter kreativ tätig. Oder besser : sie haben gar nichts verstanden, die tun das einfach weil sie es mit der Muttermilch aufgesogen haben.

Der lange Weg des Übens zu solcher Virtuosität ist nicht nur lang , sondern auch sehr sehr mühsam. Durch vier Hefte Albin Findeisen Etuden habe ich mich durchgearbeitet, Simandl selbstverständlich, Ludwig Streicher, Paul Breuer, es war für mich nie etwas Neues. Ray Brwon und viele andere Jazzer haben Schulen geschrieben, alles war nur gedreht und gewendet, aber nicht neu.

Das grosse Geschenk der “ Rabbath “ Idee ist für Schüler und Erwachsene, dass sie sehr schnell in einem Orchester erfolgreich und sauber viele schwere Passagen spielend ( und spielerisch ) beherrschen können, die ihnen auf dem herkömmlichen Weg mit vielem Üben vermutlich nie zur Verfügung stünden. Das gilt auch für das Cello.

„Weltmusik “ von und mit Francois Rabbath

Die Entstehungsgeschichte von Francois Rabbath’s phantasievollen Weltmusikstücken soll hier erzählt werden. Eigentlich hat Bertold Brecht sie schon vor vielen Jahren in seinem Gedicht “ Legende von der Entstehung des Buches Tao Te King auf dem Weg des Laotse in die Emigration „verbreitet.

Auf der Suche nach der “ Nouvelle Technique de la Contrebasse “ begann er auf seinem Instrument herumzuspielen. So entstanden spielerisch seine ersten Solostücke: Iberique Penninsulaire  ( imitiert  spanisch-folkloristischen Gesang auf dem Kontrabass ), Kobolds ( eine fetzige Jazz Nummer, die er oft mit zwei Schlagzeugern präsentiert hat ), Breiz ( Breiz ist der alte Name für Bretagne und imitiert einen Dudelsack ). Jedes seiner Solostücke hat einen spielerischen Hintergrund, entstand auf der Suche nach weiteren technischen und bogentechnischen Möglichkeiten. So spielte Rabbath vor sich hin: im Palais des Sports vor 5000 Zuschauern und zu Hause für sich und seine Schüler.  Das Rabbath conservatorywürde er vermutlich heute noch so machen, wenn ihm nicht Frank Proto über den Weg gelaufen wäre. Er hat Francois genötigt, das alles aufzuschreiben. Frank Proto hatte damals schon seinen eigenen Verlag : Liben Music. Dort wollte Proto die Musik von Rabbath veröffentlichen. Seitdem ist uns, den Kontrabassisten diese Sammlung erst zugänglich.  Ein Freiburger Kollege hat vor vielen Jahren mit einem Solostück von Francois sein Probespiel bestanden. In den achtzigern gehörte seine Musik noch zu einem Insider Geheimtip.

Ich habe in den ersten zwölf Jahren beim Philharmonischen Orchester Heidelberg viele Kontrabass Konzerte mit unserem Orchester aufgeführt und zu meinem Leidwesen stand in den Kritiken entweder “ das Erstaunen darüber, dass so etwas auf dem Kontrabass möglich ist “ oder aber der Aufschrei:2 Hilfe, die Möbelpacker kommen „. Nachdem ich die Solostücke von Francois entdeckt hatte änderten sich schlagartig auch die Reaktionen im Publikum : es war mit Rabbath’s Musik sofort spürbar, dass dies Musik vom und für den Kontrabass ist und in Kritiken wurde auch über Musik geredet.

 

 

 

Als er siebzig war und war gebrechlich,Drängte es den Lehrer doch nach Ruh’,Denn die Weisheit war im Lande wieder einmal schwächlichUnd die Bosheit nahm an Kräften wieder einmal zu.Und er gürtete den Schuh. Und er packte ein, was er so brauchte: Wenig. Doch es wurde dies und das. So die Pfeife, die er abends immer rauchte. Und das Büchlein, das er immer las. Weißbrot nach dem Augenmaß. Freute sich des Tals noch einmal und vergaß es, als er ins Gebirg den Weg einschlug. Und sein Ochse freute sich des frischen Grases. Kauend, während er den Alten trug. Denn dem ging es schnell genug. Doch am vierten Tag im Felsgesteine hat ein Zöllner ihm den Weg verwehrt: „Kostbarkeiten zu verzollen?” „Keine.” Und der Knabe, der den Ochsen führte, sprach: „Er hat gelehrt.” Und so war auch das erklärt. Doch der Mann in einer heitren Regung fragte noch: „Hat er was rausgekriegt?” Sprach der Knabe: „Daß das weiche Wasser in Bewegung mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt. Du verstehst, das Harte unterliegt.” Daß er nicht das letzte Tageslicht verlöre, trieb der Knabe nun den Ochsen an. Und die drei verschwanden schon um eine schwaerze Föhre. Da kam plötzlich Fahrt in unsern Mann Und er schrie: „He, du! Halt an!” „Was ist das mit diesem Wasser, Alter?”Hielt der Alte: „Interessiert es dich?” Sprach dem Mann: „Ich bin nur Zollverwalter, doch wer wen besiegt, das interessiert auch mich. Wenn du’s weißt, dann sprich!Schreib mir’s auf. Diktier es diesem Kinde! So was nimmt man doch nicht mit sich fort. Da gibt’s doch Papier bei uns und und Tinte und ein Nachtmahl gibt es auch: ich wohne dort. Nun, ist das ein Wort?” Über seine Schulter sah der Alte auf den Mann: Flickjoppe. Keine Schuh. Und die Stirne eine einzige Falte. Ach, kein Sieger trat da auf ihn zu. Und er murmelte: „Auch du?”Eine höfliche Bitte abzuschlagen war der Alte, wie es schien, zu alt. Denn er sagte laut: „Die etwas fragen, die verdienen Antwort.” Sprach der Knabe: „Es wird auch schon kalt.” „Gut, ein kleiner Aufenthalt.” Und von seinem Ochsen stieg der Weise, sieben Tage schrieben sie zu zweit. Und der Zöllner brachte Essen (und er fluchte nur noch leise mit den Schmugglern in der ganzen Zeit). Und dann war’s so weit. Und dem Zöllner händigte der Knabe eines Morgens einundachtzig Sprüche ein und mit Dank für eine kleine Reisegabe bogen sie um jene Föhre ins Gestein. Sagt jetzt: kann man höflicher sein? Aber rühmen wir nicht nur den Weisen, dessen Name auf dem Büchlein prangt! Denn man muß dem Weisen seine Weisheit erst entreißen. Darum sei der Zöllner auch bedankt: Er hat sie ihm abverlangt.