Das Cello und das Nocturne Nr. 1 von Frédéric Burgmüller – gespielt von Salome Schneider im Querklang am 16. März 2018 um 20 Uhr in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach.

Fédéric Burgmüller, alias Friedrich wurde 1806 in Regensburg geboren, verbrachte seine Jugend in Düsseldorf, fühlte sich aber nach Frankreich hingezogen und es ist zu lesen, dass ihm 1842 die französische Staatsbürgerschaft verliehen wurde. Wikipedia verrät uns ausserdem, dass er nur leichte Klavierwerke komponiert hat, von denen besonders die Etüden für junge Pianisten ( 25 Etüden op. 100 ) noch heute geschätzt werden.
Auf der Suche nach Werken für Cello und Gitarre ist Michael Schneider bei Burgmüller fündig geworden: Trois Nocturnes pour Violoncelle et Guitare von Frédéric Burgmüller.

Das Nocturne Nr.1 ist ein Juwel der romantischen ( bis hin zur kitschigen ) Musik für diese Besetzung.
Besonders bemerkenswert ist die einfache Gitarrenbegleitung. Arpeggierte Akkorde auf der Gitarre begleiten die wunderschöne Melodie des schwelgenden Cellos.
Bemerkenswert ist dabei die tiefe leere E-Saite der Gitarre, die zu a-moll und A-Dur als Orgelton eingesetzt wird. Das kennen wir, also besonders Cellisten, aus der ersten Bachsuite G-Dur für Violoncello Solo. Quer durch die Kadenz strahlt unten die leere G-Saite als orgelnder Kontrapunkt durch. Und wir möchten uns garnicht vorstellen, wie langweilig-normal dieses Präludium ohne diesen bohrenden Grundton wäre.

Für das Programm unserer Trio Besetzung mit zwei Celli und einem Kontrabass ( und Continuo Gitarre ) haben wir das Nocturne in ein Trio verwandelt, der Kontrabass spielt die Basstöne der Gitarre orchestral verstärkend mit. Eine erstaunliche und sehr erfrischende Klangwelt tut sich für fünf Minuten auf. Ein strahlender – musikalischer – Diamant beginnt zu leuchten. Bei unseren Proben stürzten wir uns nach dieser Nr.1 Erfahrung auf die beiden weiteren Nocturnes und wussten sofort: Wir wollen dieses besondere Nocturne nicht abwerten, dieses kleine Glanzstück, dieser “ Wurf „, wie man so sagt, der muss für sich allein stehen, der wird nicht zugemüllt.

Salome Schneider

Walter Pfundstein – Michael Schneider

Das Cello – ist das Instrument des Jahres 2018. Michael Schneider widmet sich in diesem Jahr mit vielen Crossover Projekten diesem Instrument. Cello-hoch-drei am 16. März 2018 um 20 Uhr in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach.

Ein besonderer und seltener Gast ist die Solistin dieses Abends in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach: Salome Schneider, Violoncello.
Zur Zeit ist sie Mitglied im Bonner Beethoven Orchester. Insbesondere studiert sie gerade “ Echnaton “ von Philipp Glass ein, sowie demnächst die “ Soldaten “ von Bernd Alois Zimmermann. Beides Programme, die unendlich an den Sehnen zerren. Trotzdem , sie hat es sich nicht nehmen lassen, den Querklang des Monats März mit virtuoser Cello Musik in einen Abend des Wohlklangs zu verwandeln.
Vier Jahrhunderte Cello Literatur umspannt unsere Sicht auf das Instrument des Jahres 2018.

Selten ist die Sonate Nr 5 e-moll von Antonio Vivaldi in der Besetzung Cello-Gitarre zu hören. Die feine Akustik der Evangelischen Bergkirche Schlierbach lädt jedoch dazu ein, gibt dem intimen Charakter dieser Konstellation den akustisch-füllenden Rahmen.
Dann gibt es auch noch die Sonate G-Dur für Cello von Bernhard Romberg. Allgemein bekannt ist die Fassung für Cello und Klavier ( von Jansen ). Völlig unbekannt ist, dass das Original vom Komponisten als Trio verfasst wurde. Besetzung: Violoncello-Viola-Bass. In leichter Abwandlung übernimmt an diesem Abend Michael Schneider den Part der Viola auf dem Cello.
Lange bevor es Apokalyptica gab, lange bevor Bass und Cello Ensembles modern wurden, habe ich mit meinem Ensemble “ Bass muss sein “ Unisono-Konzerte kreiert. Der Kontrabassist und Komponist Hans Kunstovny, ehemaliger Solokontrabassist des Südwestdeutschen Kammerorchesters Pforzheim erfand für seine Kammermusik die Besetzung mit zwei Celli und einem Kontrabass. Damit stand ihm, also auch dem Komponisten und Arrangeur Hans Kunstovny – ein enormer Klangraum von der tiefsten Tiefe bis in schwindelerregende Geigenhöhen zur Verfügung.

Der Komponist und Cellist Bernhard Romberg wird allgemein als Cello-Virtuose gepriesen. Das habe ich bisher nicht verstanden – bis ich Salome Schneider bei den Proben in unserer Triobesetzung erlebt habe. Ja, er war ein Virtuose. Leider wurde seine wunderbare Musik missbraucht. Wenn Heerscharen von Schülern diese Musik als Largo-Etüde spielen so gut es eben geht, dann zwingen sie meine Windhunde im Schleichgang über die Wiese zu kriechen. Die Eleganz dieser wunderbaren Tiere kommt aber erst bei ca. 70 km/h zum Tragen.
Und Salome Schneider hat dieses wichtige Drehmoment erkannt.

Das Ensemble:
Salome Schneider – Violoncello
Walter Pfundstein – Kontrabass
Michael Schneider – Violoncello, Gitarre

Angelica Topfstedt – Tanz – ist die Priesterin in der Oper “ Medea “ von Olga Magidenko. Prof. Franz Wassermann ist der Dirigent der konzertanten Opernaufführung im Querklang am Berghang. Evangelische Bergkirche Schlierbach.

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Achte Szene
Medea, Aigeus, Frauen,Erinnyen ( Vokalensemble )
Priesterin tanzt, Gesang der Frauen:
Jungfräuliche Göttin, dir huldigen wir. Nimm das Öl aus unserer Hand.
(Abbruch)

Media: Dich schützen die Götter. Aas das du bist. Aigeus!
Aigeus: ha ha ha, so ist es recht. So will ich dich. So bist du. Das bist du. Ein Vulkan, schrecklicher, urgewaltiger, glühender, speiender Vulkan bist du. Dein Feuer erhitzt mich, bringt mich zum kochen. Schütteln will ich mich in deinen Brodeltopf, überschwemmt von Lava.
Medea: Aas, Aas! Wer gab dir diese Niedertracht !
Erinnyen: entrinnen kann keiner… Keiner entrinnt.
Medea:Fluch euch, Fluch, ihr Götter, Fluch! Für alle Zeit!
Aigeus: Medea! Göttin!
Priesterin ( tanzt)/ Gesang der Frauen:
Jungfräuliche Göttin, dir huldigen wir. Nimm das Öl aus unserer Hand!

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Medea: und nun zu dir, Athene, Göttin der Weisheit! ( lacht )
Mit Waffen bis zu den Zähnen, hast du dich geschmückt, als wär dein Leib nicht Schmuck genug. Meine Waffe ist die Liebe.
Aigeus: Medea! Göttin!
Medea: Ich gehe fort. Weg von dir! Weg von dir!
Erinnyen: Entrinnen kann keiner. Keine entrinnt.
Frauen: Lieblingstochter des Zeus, blickst holt voll auf uns herab.

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Der Querklang zum Jahresausklang am 31. Dezember 2017 um 19 Uhr in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach. Toskanische Impressionen für zwei Gitarren sowie Cello und Gitarre.

Die räumliche Intimität eines Palazzos verbindet sich in der Bergkirche Schlierbach akustisch mit den weit gespannten Hügelpanoramen der Toskana.
Still und weit – wie die Landschaft dort, so bilden die weitgehend italienischen Komponisten dieses Konzerts dem Ohr wie der Seele einen Moment der Ruhe und Einkehr. Genießen Sie diesen musikalischen Reisebericht, erleben Sie die Bergkirche als einen einmaligen Ort, der jedem, auch jedem Instrument einen besonderen Klangraum bietet.
So ist es inzwischen eine schöne Tradition, dass unser Publikum nach den Konzerten einfach sitzen bleibt, nicht glauben will, dass der Zauber vorbei ist.

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Villa Palagione

Die Ausführenden sind Dr. Shamali Sen, Gitarre und Michael Schneider, Gitarre und Violoncello.
Die Komponisten: Caccini, Barsanti, Geminiani. Da fehlen die Vornahmen. Richtig, dreimal „ Francesco „ sollte dort stehen.
Die beiden letzteren, gebürtig in Lucca beschränken sich darauf, dort geboren zu sein. Sie suchten schnell das Weite in London und Dublin. Der Römer Francesco Caccini hingegen fand in Florenz seine toskanische wie musikalische Heimat.
Weiterhin wirken mit: Johann Pachelbel und Fernando Carulli.

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Nächster Querklang am 8.12.2017 Im Mittelpunkt dieses Querklangs steht die Musik von Johann Sebastian Bach. Meike Lu Schneider wird die Partita II spielen – BWZ 1004. Meike Lu ist Mitglied im “ Orbis “ Quartett, Berlin. Aus dem Bonner Beethoven Orchester wirkt auch mit Salome Schneider, zur Zeit dort Cellistin. Sie spielt die Cello Suite II, d-moll sowie die Cello Sonate e-moll Nr.5 von Antonio Vivaldi. Michael Schneider präsentiert die Cello Suite III, C-Dur.

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Meike Lu Schneider

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Salome Schneider

Cornelia Bielefeldt, die Muse des Projekts “ Ayre “ von Osvaldo Golijov. Die Musik spricht für sich selbst. Cornelia Bielefeldt spricht in Ihre Seele.

Braucht Musik einen Übersetzer? Nein, die Moldau hört jeder und die Forelle ist auch bildlich hörbar. Solche Assoziationen sind empirisch erforscht.
Aber Zusammenhänge sind nicht hörbar. Dafür braucht es einen Übersetzer. So lernt jeder Musiker während seiner Ausbildung etwas über historisch-musikalische Zusammenhänge. Dieses Wissen ist uns, den Ausführenden bekannt und vertraut. Allzu oft vergisst Michael Schneider, das Publikum dort abzuholen wo es wirklich ist. Dann jagt ein Stück das andere.

Das Osvaldo Golijov Projekt ist dem Ensemble “ arkestra convolt “ so wichtig, dass wir eine hochkarätige “ Fachfrau “ für klare Aussprache und körperliche Deutlichkeit gebeten haben, uns, nein dem Publikum beim Verstehen dieses einzigartigen Zyklus behilflich zu sein.

Cornelia Bielefeldt 1

Cornelia Bielefeldt ist alles. Studierte Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin in einem und in allem. In allem hat sie ihre Begeisterung am Leben erhalten.
Am 14.Juli 2017 um 20 Uhr wird sie dazu beitragen, die wunderbare Musik und den grenzenlosen Raum der musikalischen Assoziationen von Osvaldo Golijov Ihnen näher zu bringen.

Flüchtlinge, Ehrenamt und Deutschunterricht als musikalische Selbsterfahrungsgruppe. Dank an das DRK Rhein Neckar. Neutrales Survival Training für seelisch Ertrinkende.

Heute grosse Enttäuschung: alle sind pünktlich erschienen. Michael Schneider kommt 10.02, ergo: zu spät.
Die Enttäuschung geht weiter: Nur zwei junge Männer der alten Besetzung sind dabei, keine Frau, also gemeint ist F….., die – auch – musikalische Seele der letzten Wochen.
Name, Land und Sprache stehen bald an der Tafel.
Dann das Alphabet, dargestellt anhand von Nahrungsmitteln.
Es wird auch fleissig genuschelt.
Heute keine Musik. Nein, heute ist grosse Oper angesagt. Wir singen die Nahrungsmittel, mal rhythmisch als Rap, dann als grosse Oper mit noch grösseren Gesten. Michael Schneider animiert die sich blamierenden Neulinge, die das sehr und noch mehr zu geniessen. Die lassen sich tatsächlich nicht lumpen und machen mit, gehen über sich hinaus und merken: das bin ich doch tatsächlich und es gefällt mir.
Annette, meine Mittwoch-Partnerin im Deutschunterricht wird plötzlich sehr musikalisch, tanzt und singt das Nahrungsmittelalphabet.
Haben wir die nuschelnden Afrikaner überrumpelt ? Sind wir ihnen bei ihren geheimsten Wünschen begegnet ? Oder in ihrer freien unbeschwerten Vergangenheit ?
Heute wurde meine manchmal weinende Seele wieder auf eine ganz besondere Weise mit dem Unabänderlichen unserer grossen Politik versöhnt.
( Michael Schneider sollte Bundeskanzler werden, er würde zwei Millionen und mehr Flüchtlinge nach Deutschland einschleusen ).
Wo ist die Versöhnung ?
Die liegt heute in Deutschland. Annette lebt in Deutschland und entwickelt mit mir eine wunderbare Synergie: Ich lerne hilfreich zu assistieren, wenn Bilder zu unbekannten Begriffen gegoogelt werden müssen. Und Annette hat die Musik entdeckt, fängt an zu tanzen, rappt und wird zur grossen ungehemmten Operndiva.
Wieder überraschte aber strahlende Gesichter. Ungläubiges: Es ist doch wahr was hier gerade geschieht.
Mit den Worten meiner sieben Kinder: „ Geile Nummer „ !
So wie inzwischen jeden Mittwoch.
Wir beide wissen und leben es: Pack sie beim Kragen, lass sie nicht los. Will etwas von ihnen !
Ich sitze im Auto, schleiche durch das PHV und sehe wieder strahlende Gesichter, winkendes Strahlen aus Afrika.
Gambia, Somalia, Kamerun, Guinea und Nigeria.
Die so wunderbare Zusammenarbeit mit Helfern, die “ gemeinsam „ in den Vordergrund stellen ist eine gute Medizin gegen den permanenten Abschied seit ich mich um Begrüssung bemühe.
Übrigens und Nota Bene: Nigeria will in den HipHop Kurs einer Tanzschule. Ihn habe ich gleich an beide möglichen Orte geführt und mit ihm klargemacht, dass der dort auch ankommt und mitmacht. Damit verbunden wird auch eine Patenschaft, die unsere Bundeskanzlerin gespendet hat.
Das war also ein super toller Tag zum Lachen.
Dann ertrage ich auch die kommenden Tränen für ein „ Nimmerwiedersehen“.

Einrede für eine musikalisch-linguale Hungerhilfe für Flüchtlinge im Deutschunterricht. Sprache als rhythmisch konstruktives Element zum schnellen Lernen.

Hungerhilfe – musikalisch-lingual ? Hat hier jemand Hunger ? Sicher. Da kann Michael Schneider nicht helfen. Aber in Heidelberg im PHV begegnet mir in den Flüchtlingen ein anderer Hunger. Nach Sprache, nach guter deutscher Sprache.
Mein Vater war Lehrer, von Natur aus, er musste das nicht lernen. Doch, schon, aber nur für den Schein, nicht für das Können.
Er konnte es. In der Dorfschule in Hittbergen hatte er fünf Klassen vor sich in einem Raum. Die konnte er alle gleichzeitig beschäftigen. Dann kam das Einmaleins. Bis zwanzig – rauf und runter. Bis es alle, auch der Letzte und der Langsamste auswendig konnten. Da stand er vor der Klasse, einen Wanderstock in der Hand und klopfte den Rhythmus. Das ging immer wieder und so lange, bis alle von 1 bis 20 rauf und runter den gleichen Rhythmus im Aufsagen hatten.
Bis zu seinem Tod haben sich viele seiner Schüler immer wieder für seinen Unterricht bedankt, besonders für das Rechnen. Damals durfte in Geschäften noch weiter kassiert werden, wenn der Strom mal ausfiel !!!
Wie kam ich zur Musik ?
Mein Vater machte Musikunterricht mit seinen fünf Klassen. Orff-mässig: viele Trommeln, Perkussion. Jetzt lassen wir die Sau raus haben sich damals wohl viele Schüler gedacht. Michael Schneider denkt gar nichts und trommelt einen konstanten Rhythmus. Das war die Entdeckung meines Himmels: die Musik.
Ich übersetze: der macht gar nichts ausser Rhythmus.
So wurde ich dann auch der “ Rhythmus Knecht “ in vielen Jazzbands sowie der Chef-Knecht im Philharmonischen Orchester Heidelberg.

Die Entdeckung, dass eine junge Frau aus Somalia nach einer Woche ein Lied mit perfekter Aussprache fliessend und klar singen konnte, die hat mich schier umgehauen. Sie ist sicher noch schneller als andere Flüchtlinge. Aber dieser eklatante Gegensatz vom stochernden Lesen und absoluter Klarheit nach einer Woche: das schenkt mir Nachdenken.
Mit Musik und Sprache gelang es mir, zehn Jugendliche zwei Stunden am Ball zu halten, so als hätte jeder der Spieler beim Fussball permanent seinen eigenen Ball zu bedienen.

Ich denke darüber nach, was und wie das ist.
So wie mein Vater mit dem rhythmisch geschlagenen Stock vierzig Schüler alle bei der Stange halten konnte, so schaffen Lieder mit ihrem Sprachrhythmus und mein zyklisches Zugehen auf jeden Teilnehmer eine aktive Wachheit aller.
Meine Sicht auf die letzten beiden Wochen: So, wie das Gruppen-Aufsagen alle einbindet und beschäftigt, so erzeugt das gemeinsame Singen und Aufsagen von Texten im Wechsel mit individueller Darbietung einen kollektiven Aktivitätsmodus, dem sich keiner entziehen kann. Ich lasse dabei auch niemanden entwischen. Jedes Privatgespräch wird von mir kommentiert: die anderen reden nicht für sich, sie tun das für dich.

Vielleicht liegt es an der momentanen Zusammensetzung der Gruppe ?
Davon und darüber werde ich Interessierten weiter berichten.

Der Profi zu Besuch im PHV bei den Flüchtlingen. Heute als Logopäde oder sogar als Professor ?

Heute fragt mich ein Security Mann ob ich Logopäde, Sprachlehrer oder Professor sei. So viele Berufe auf einmal für mich ?
Er kontrolliert die Berechtigungsscheine der teilnehmenden Flüchtlinge und lässt die Tür zum Unterrichtsraum offen. Er geniesst den Gratis-Deutschunterricht, ist Algerier der perfekt Italienisch spricht.
Annette, meine Partnerin im Mittwoch Kurs gibt mir sofort die Erklärung: Wer singt, der achtet mehr auf Aussprache.
Das stimmt. Seit Jahrhunderten gibt es Oper. Seit Monteverdi also hatten die Sänger Zeit, deutliche Aussprache zu üben. In dem kleinen Zeitfenster von 35 Jahren den ich opernmässig miterleben durfte, ging es immer noch um dieses Thema.
Nichts dazu gelernt ?
Keineswegs, Oper ist sui generis nicht verständlich. Am besten vorher die Handlung genau studieren. Wer es noch genauer wissen will: Textheft mitnehmen.
Das trifft auf Flüchtlinge alles nicht zu. Was sie mir irgendwann einmal erzählen wollen, das müssen sie laut und deutlich vortragen können.
Also 1. Mut zum Mitmachen. Mund auf und begeistert die Fehler rauslassen. Nur so kann der schwerhörige Lehrer Fehler in der Aussprache entdecken und verbessern.
Dann 2. ist der Sprachrhythmus für das Verstehen sehr wichtig.
Heute am Ende greift Michael Schneider noch einmal zur Gitarre und Somalia und Gambia singen alle drei Strophen vom Lied der letzten Woche mit einwandfreier, nennen wir es: perfekter Aussprache. Somalia weiß sogar besser Bescheid als Michael Schneider, der bringt die Reihenfolge der Strophen durcheinander.
“ Traritrara ….. „.
Immer wieder: alle gemeinsam und laut, dann wieder einzeln. Konzentration bitte, Somalia liest gerade für euch. Schüchternheit wird mit provokativer Begeisterung der Lehrer in Mut verwandelt.

Heute hat Michael Schneider einen Anschlag geplant:
Der Kopierer vervielfältigte den spontanen Einfall: Wilhelm Busch’s Gedicht „ Es sitzt ein Vogel auf dem Leim ….. „ muss jetzt herhalten für das Auswendiglernen. Wenn diese Gruppe noch einige Wochen zusammen bleibt, dann können alle in Deutschland, Somalia, Gambia oder wo es sie hin verschlägt ein deutsches Gedicht aufsagen und ein deutsches Lied mit allen drei Strophen trällern.

Ich habe vor Jahren während einer Fahrrad Tour durch das Peloponnes einen Griechen getroffen, der sagte mir zur Begrüssung erst einmal ein Gedicht von Goethe auf. Vielleicht reist mal ein Deutscher durch Gambia oder Somalia und hört dort ein Deutsches Gedicht und wenn er Glück hat, dann sogar das von Wilhelm Busch.

Was hat dem Security Mann so gefallen?
Das Problem, dass wir Dach mit „ ch „ aussprechen, der Dachs klingt phonetisch aber wie „ k „.
Das Chamäleon ist phonetisch aber ein „ Ka – mäleon „

Michael Schneider hat heute zum ersten mal in seinem Leben gedacht, dass er etwas kann – ohne es gelernt zu haben.
Doch, er kann noch etwas, er bittet zum Abschluss wieder zum Händchenhalten im Kreis.
Wie in dem Gedicht von Wilhelm Busch sieht er in Augen und die sind „ gluh „ die leuchten vom Feuer der momentanen Lebens- und, so das Regierungspräsidium es will auch der Wiedersehensfreude.

Sie haben bis hierher durchgehalten ? Dann lesen Sie hier noch das Gedicht im Wortlaut:

Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
Er flattert sehr und kann nicht heim. 
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
Die Krallen scharf, die Augen gluh.
 Am Baum hinauf und immer höher
 kommt er dem armen Vogel näher. Der Vogel denkt: Weil das so ist, und weil mich doch der Kater frisst,
 so will ich keine Zeit verlieren,
 will noch ein wenig quinquilieren
 und lustig pfeifen wie zuvor.
 Der Vogel, scheint mir, hat Humor.

Play Bach in der Bergkirche. Ein einmaliges Ereignis im Schatten vieler Leuchttürme. Liegt Böhmen am Meer – hat schon Ingeborg Bachmann in einem Gedicht gefragt. Heute um 20 Uhr in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach.

Heute ist es soweit: Das einmalige Ereignis dürfen Sie wörtlich nehmen. Samstag folgt dann um 10.30 eine Wiederholung in der Stiftskirche Mosbach.
Dann hat Paulina Tyszka keine Zeit mehr für Heidelberg.
Die Bergkirche Schlierbach ist besonders in finanzieller Hinsicht kein Leuchtturm. Aber Paulina will ( muss ? ) auch leben.
Michael Schneider sieht das ein und freut sich für sie, dass Paulina in Frankfurt ihre finanziellen Grundlagen gefunden hat.
Die Cello Suiten von Johann Sebastian Bach: Kann man dazu singen ? – wurde ich gefragt. Ich sagte, das wüsste ich auch nicht, obwohl ich “ Play Bach “ inzwischen mehrfach mit Paulina konzertiert habe.
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