Die Wahrheit über Yordan Kamdzhalov……………………..

…………………………………………….die darf und kann ich hier nicht erzählen.

Das ist auch gar nicht nötig, denn es gibt einen wunderbaren Film darüber: “ Wie im Himmel“. Da wird alles gezeigt. Aber wie immer: Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind wie immer ausgeschlossen. Wenigstens das Träumen und Phantasieren ist zur Zeit in Heidelberg noch erlaubt – hoffe ich.

Was hat das jetzt mit Michael Schneider und dieser Seite zu tun ?  In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts schlugen Rocker einen Passanten in Lüneburg mit Ketten in der Fussgängerzone zusammen und alle Passsanten schauten zu. Dieses Bild hat mich nicht mehr losgelassen und es begegnet mir täglich mit Bildern aus aller Welt. Dann stelle ich mir die Frage, wie ich mich verhalten würde. Ich bin Musiker, ich brauche meine Finger um mein Geld zu verdienen – und nicht nur das. Will ich sie für die Freiheit opfern, wie viele Menschen es andernorts tun ? Dagegen war es leicht, sich für die Musik zu entscheiden, sei es die Entscheidung für den Kontrabass oder das neue Bass Studium Anfang der Neunziger Jahre bei Francois Rabbath – gegen das jeweils vorherrschende Mainstream Denken.

Aber wie verhalte ich mich, wenn ein Mob mich verfolgt – wie in dem Stück „Tancas Serradas“ von Osvaldo Golijov ? Mich durch die Strassen jagt, aufgebracht…………………….! Wie verhalte ich mich, wenn dieser Mob versucht, mir meine Aura zu nehmen ? Durch Ignorieren, Verleugnen, vielleicht auch durch Lügen und das ganze Handwerkszeug aus diesem Metier ?

Mein Ruf ist schon der schlechteste, ich bezeichne mich immer wieder als “ Musikbeamter“- der ich nicht bin – aber der kann sich darauf verlassen, dass er sein Geld bekommt im Gegensatz zu freischaffenden Musikern, der ich fünfzehn Jahre lang auch war.

Michael H. Kater . Die missbrauchte Muse. Musiker und Komponisten im Dritten Reich. Europa Verlag,

Music And Nazism – Art under Tyranny, 1933-1945 ( Edited by Michael H. Kater and Albrecht Riethmüller), Laaber Verlag.

Nicht nur diese beiden Bücher zeigen mir, dass die Sache ganz anders aussieht, wenn man – also auch : Musiker – auf der Seite der Machthaber tätig ist. Die ganz grosse Klappe und viel Wagemut ist angesagt, denn es kostet nichts und bringt Bedeutung und Wichtigkeit.

 

Nationalismus – Eugen Lembergs Erklärung unseres ( nicht nur unseres ) Fremdenhasses.

Dr. Shamali Sen findet Heidelberger Steine – ein Sprachkonzert über Steine und Stolpersteine am 25.4.2014

Dr. Shamali Sen und arkestra convolt spielen, sprechen und schreiben gegen das Vergessen. Was sich in Deutschland nicht wiederholen soll, das geschieht täglich in aller Welt. Mit dabei ist die Erinnerung an Heinrich Fehrentz, der 1943 zum Tod verurteilt wurde, weil  er den englischen Feindsender gehört hat. Die Schauspielerin Katharina Quast wird die Texte unserer schriftstellerischen Neuentdeckung in Wort und Szene setzen. Es fängt bei Mobbing an, äussert sich in Fremdenhass.  Eugen  Lemberg hat schon in den sechziger Jahren in seinem zweibändigen Werk über „Nationalismus“ dessen Mechanismen offen gelegt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Lemberg

Wo sind wir hier ? Schon wieder auf der Titanic ? Satire Magazin ? Nein, der Alltag in seinem Speed ist allzu oft schneller als ich es aufschreiben kann. Die Wahrheit, so wie ich sie sehe ist auch in Heidelberg falscher als ich es wahrnehmen kann. Fast könnte ich Tucholsky schon einen Lügner nennen, angesichts der verlogenen Wahrheit der Machthaber in Heidelberg. ( Es gibt doch gar keine Machthaber in HD, wir leben in einer Demokratie !!!!!! ).

Liegt 2014 im Jahr 1933 ? Habe ich einen Zahlendreher ? Wahrscheinlich, es ist alles nur Einbildung, ich hänge vergangenen Zeiten nach und verlege sie in die Gegenwart. Das kann man nicht machen, das ist unfair gegenüber den redlichen, ehrlichen und aufrichtigen Zeitgenossen.

Immerhin gab es  ab 1991 vier Jahre totales ( !!! ) Mobbing gegen mich, weil ich etwas dazu lernen wollte. Ich bekam von einem damaligen Kollegen wortwörtlich den folgenden Satz zu hören: „Verlass uns nicht, bleib doch bei uns“. Die Sehnsucht nach Konformität hatte schon in der NS Zeit einen hohen Preis gefordert. Die Konformitätsmechanismen bleiben, gefördert durch Entzug von Liebe und Zuwendung, beim Kind wie bei Arbeitskollegen.

Nicht nur im Jahre 2013 habe ich mich gefragt, ob ich so weit gehen will, meinen Job zu verlieren. Schon 1991 war mir klar, wenn ich wegen meines weiteren Kontrabass Studiums in Paris bei Francois Rabbath aus dem Philharmonischen Orchester Heidelberg wegen Neugier gefeuert werde, dann hätte ich das in Kauf genommen. Jetzt, kurz vor der Rente bin ich doch etwas bequem geworden. Möchte ich so kurz vor dem Rentenbeginn auf Geld verzichten, nur weil ich Heidelberger Lügen nicht mehr dulden will ?

Das war im Naziregime die gleiche Frage wie 2013. Habe ich etwas gehört, dulde ich Lügen und Ungerechtigkeit. Ja, ich tue es, weil ich in Ruhe weiterleben will. Schon unser ehemaliger Ministerpräsident Filbinger hat Germany vor Augen geführt, dass das Mainstream-Denken im Recht ist. Ist das 2013/14 anders, in unserer Demokratie ? Die Seilschaften der Macht werden sicherlich nicht die Mehrheit raus schmeissen wenn wenige eigentlich im Recht sind. Schon unser Altbundeskanzler Konrad Adenauer hat als Oberbürgermeister von Köln ganz bewusst entschieden, dass die Kölner Verwaltung ehemalige Nazis braucht, damit die Verwaltung überhaupt funktionieren kann.

Für Neugierige: Hans-Peter Schwarz :Adenauer, Der Aufstieg 1876-1952, DVA

 

Genssler Saiten und Yordan Kamdzhalov. Eine Spurensuche.

Sind wir aus dem Paradies vertrieben, wie es uns die Bibel erzählt?

Ich sehe das ganz anders. François Rabbath, Gerold Genssler’s Rabbath-Saiten und Yordan Kamdzhalov’s Dirigat bilden mein musikalisches Paradies auf Erden. Vollkommene Ästhetik in den Bewegungen. Menschlich musikalische Freiheit und das gepaart mit höchster Musikalität. Und gleichzeitig: Ästhetik vom Feinsten. In den Bewegungen, im Ausdruck und in der Gestaltung von Musik. Francois Rabbath hat mich gelehrt, die Haltung, beziehungsweise Lebenseinstellung eines Virtuosen zu erlangen. Das ist ein Lebensgefühl, keine Arroganz. Mit den Genssler Saiten setze ich diese Ideen spielend leicht in die Tat um. Und die Sahnehaube obendrauf auf diese Lebenseinstellung, auf diese Spielweise ist der derzeitige Generalmusikdirektor des Philhamonischen Orchesters Heidelberg.

Das Philharmonische Orchester Heidelberg. Ein Film über dieses Orchester, seinen genialen Generalmusikdirektor Yordan Kamdzhalov und unsere traumhafte Arbeitsatmosphäre.  Auf YouTube anzuschauen. Unser äußerst geliebter Konzertmeister Thierry Stöckl kommt auch ganz oft zu Wort. Er spricht über die Liebe, die Liebe zu seiner Geige und damit über die Liebe zur Musik. Traumhaft schöne Klänge dieses grandiosen Philharmonischen Orchesters sind dazwischen, zwischen den Kommentaren einiger Musiker immer wieder zu hören. Liebeserklärungen verschiedener Musiker sind zu hören, überzeugend, beeindruckend und sehr nachvollziehbar.

Auch der Generalmusikdirektor kommt zu Wort. In seinem Kommentar spiegeln sich die international wahrgenommenen Erfolge dieses Orchesters, der Premiere von Wolfgang Rihm’s Oper „Dyonisos“ , Mazeppa von Tschaikowsky, der Opernpremiere der Spielzeit 2012, sowie der Bruckner Sinfonie , die unter der Inspiration von Yordan Kamdzhalovv sich im international beachteten Bruckner Journal als einmalig bezeichnet und besprochen wieder fand. Haben die Berliner Philharmoniker unter diesen Umständen überhaupt noch etwas zu sagen, beziehungsweise haben sie noch irgend eine Bedeutung?

Wäre Yordan Kamdzhalov entschlossen gewesen, noch länger in Heidelberg zu bleiben, dann wäre diese Frage künftig ernsthaft zu diskutieren. Ich behaupte: diese Frage würde unser Generalmusikdirektor a priori ad absurdum stellen, denn er ist der Jahrhundert Dirigent.

Yordan Kamdzhalov geht – der Musikbeamte bleibt.

Immer wenn ich in den letzten Jahren gefragt wurde, was ich mache, womit ich mein Geld verdiene, dann habe ich geantwortet: ich bin Musikbeamter.
Auf Deutsch: Angestellter der Stadt Heidelberg.
Dann fuhr ich fort: ich halte am Ende des Monats meine Hand auf um mein Geld zu kassieren und ansonsten sitze ich quasi im Büro und mache halt Musik.
(Damit gehe ich so locker um, weil ich natürlich ganz anders denke und mich ganz anders verhalte. Ich arbeite nicht sondern amüsiere mich von morgens bis abends und bekomme dafür auch noch Geld.).
Soweit so gut. Aber das dicke Ende kommt für mich jetzt doch noch.
Ein Genie verlässt Heidelberg und es steht für mich zu befürchten, dass ich noch hart auf dem Teppich lande.
30 Jahre habe ich beklagt und bemängelt, dass es keine wirklich guten Dirigenten in Deutschland gibt.
Solide und ordentlich,. Aber überaus inspirierend, das war immer ein Mangel. Also auf Deutsch gesagt: Mehr Taktschläger als Musikanten.
Das hat sich in den letzten Jahren durch die Förderung durch das Dirigenten Forum sehr verbessert und enorme Fortschritte bewirkt.
Trotzdem, ein Celibidache, oder Jonny Depp als Yordan Kamdzhalov, das ist einfach eine andere Kategorie. Also rede ich von Inspiration und kreativer Freiheit.
Nun muss ich also wieder, nachdem dieser tolle GMD uns verlassen wird, wieder in der unteren Liga der Geraden und Korrekten spielen.
Habe ich das verdient?
Womit habe ich das verdient?
Ich weiß, ich hätte mich auf eine höhere Kategorie bewerben können. Aber ich wollte ja in Heidelberg bleiben. Das ist die Lösung : wer nicht A sagt, der muss B sagen. B gleich wie bezahlen. Oder B wie B Orchester, wobei Heidelberg eigentlich ein C Orchester ist, auch wenn es nach B bezahlt wird und wir trotzdem Philharmoniker sein dürfen.
Fazit: Wer würde heute noch von Charles Lindbergh reden, wenn er nicht alleine über den Atlantik geflogen wäre.
Yordan Kamdzhalov fliegt demnächst über seinen inneren Atlantik und kann mich nicht mitnehmen . Es geht mir nicht um den Weltruhm. Den hole ich mir beim creole Weltmusikwettbewerb gemeinsam mit arkestra convolt am 5. Oktober um 20:00 Uhr im Tollhaus in Karlsruhe.
Da geht es wild und gefährlich in die musikalische Freiheit und Kreativität. Das muss ich genießen, denn in einem Jahr ist es auch in diesem Orchester mit der kreativen Freiheit vermutlich vorbei und es werden wieder Erbsen gezählt..

Yordan Kamdzhalov, ein Genie auf dem Weg ins Universum

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M. Schneider auf dem Weg zur Nachdenklichkeit

Die Menschheit hat immer nach den Sternen gegriffen aber gleichzeitig auch Angst vor ihnen gehabt.
Solange die Erde noch als eine Scheibe definiert wurde war klar: da sind höhere Mächte im Spiel, ein Gewitter ist eine schlechte Laune der Götter. Wir haben etwas falsch gemacht, haben uns wie kleine Kinder schlecht benommen und nun folgt die Strafe auf dem Fusse.
So sehe ich das auch immer wieder bei meinen Hunden, die bei jedem Donnerschlag so aussehen als würden sie sich fragen, was sie jetzt wieder verbrochen haben.
Aber wie die Hunde haben auch die Menschen auch ein kurzes Gedächtnis.
Zurück zur Erde als Scheibe: einmal ein Ergebnis gefunden, dann bleibt es also eine Scheibe, dann bleibt das auch so bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag.
Wir wiegen uns in Sicherheit. Bloß keine Veränderung das gibt nur Unruhe, wir bleiben jetzt dabei. Einmal entschieden ist für immer entschieden: die Erde bleibt eine Scheibe. Auch wenn Galileo Galilei das anders sieht.
Jetzt kommt Yordan Kamdzhalov ins Spiel. Und dabei denken wir an Orchester ganz im Allgemeinen nicht nur in Deutschland oder Heidelberg.
In Deutschland spielen alle Kontrabassisten eine deutsche Bogenhaltung. Die deutsche Bogenhaltung ist eigentlich eine russische. So wie die französische Bogenhaltung eigentlich eine italienische ist.
Im allgemeinen wird aber auf der deutschen Bogenhaltung im Orchester bestanden. Wer anders spielt hat in der Regel gar keine Chance, es sei denn er ist so phänomenal gut, das keinem Orchester Musiker eine andere Wahl bleibt.
Also auch hier ist die Erde eine Scheibe. Und wehe jemand kommt dann und behauptet, die Erde sei eine Kugel. Das gilt nicht nur für die deutsche, die russische, die französische oder italienische Bogenführung. Das gilt selbstverständlich auch für die Art und Weise ob ein Orchester auf deutsche Art geführt wird oder aus der Sicht eines genialen Universalisten.
Dort wo ich wohne, in Heidelberg Ziegelhausen wird zur Zeit jeder freie Fleck zugekleistert mit Farbe: Hier darf geparkt werden hier nicht hier darf nur ein Behinderter parken und dort nur eine Mutter mit Kind.
Wenn ich so Streichquartett spiele: hier spielen wir so und dort spielen wir anders und legen das genau fest so wie die Parkflächen in Heidelberg Ziegelhausen, dann ist für mich das Konzert schon vor Konzertbeginn beendet.
Oder benennen wir es etwas freundlicher: dann lege ich lieber die CD auf die ich schon kenne und ich weiß genau wann das crescendo kommt und wann das andere.
Und da sind wir schon wieder beim Universum angekommen bei den Sternen und bei Yordan Kamdzhalov.

Wir hatten anfangs bereits festgestellt, dass Sterne , der Himmel, das Universum uns Angst machen einerseits weil wir nicht wissen was danach kommt oder was dahinter steckt, andererseits weil wir es nicht beherrschen können.
Michael Schneider stimmt Yordan Kamdzhalov zu: wir wollen es nicht wissen, wir wollen es gar nicht Wir wollen uns überraschen lassen.
Wenn wir im Grab liegen, dann verändert sich für uns wesentlich nichts mehr. Beziehungsweise: es kann uns egal sein weil weil wir tot sind.
Und diesen Zustand möchte Yordan nicht schon im Leben produzieren.
Insofern ist er auch nur ein Mensch, der möchte im Leben leben und dann im Tod auch seine wohlverdiente Ruhe haben.
Aber erst dann und nicht schon vorher.

Yordan Kamdzhalov ’s geistige Innovationen erwünscht ?

Diese Frage werde ich als Heidelberger Philharmoniker nicht mehr eindeutig klären können, denn Heidelberg war für ihn nur das Einatmen, die Verschnaufpause vor dem Sprung in größere Dimensionen.
Ein genialer Visionär verlässt Heidelberg. Was ist an seiner Vision anders, was macht, unterscheidet sie von den Ideen und Vorstellungen anderer ?

Alle Philharmoniker die auch Instrumental- Lehrer sind kennen das folgende Problem:
Schüler verspielen sich, nehmen irgend einen Fingersatz der gerade bequem ist weil er so locker von der Hand geht. Nun weiß der Lehrer aber dass ein anderer Fingersatz besser ist und dass eine falsch gespielte Note so nicht bleiben kann. Aber leider hat sich dies im Gehirn des Schülers so schnell so fest manifestiert, das es eben nur ganz schwer wieder auszutreiben ist. So wirkt das, was der Lehrer als richtig erachtet als ein ganz schweres Moment im Lernprozess.
Auf Deutsch gesagt: dies quasi umzulernen (von umlernen kann ja noch gar nicht die Rede sein) bereitet dem Schüler erhebliche Schwierigkeiten.
In solchen Fällen ergeht immer eine Einladung an Schüler beide Alternativen zu lernen, dann können sie auch erst entscheiden welche tatsächlich besser ist.

Wenn ich das jetzt ganz allgemein auf eine Orchestersituation übertrage, dann müsste ich es so formulieren:
Erst nachdem wir uns mit einer Veränderung oder Innovation vertraut gemacht haben und ein wenig daran gewöhnt haben können wir entscheiden, ob die herkömmliche Schule oder das Innovative tatsächlich geeigneter und besser ist oder nicht.

Da Yordan Kamdzhalov nun so frühzeitig die höheren Weihen in aller Welt einsammeln möchte, kann diese Frage gemeinsam mit ihm und dem Philharmonischen Orchester Heidelberg nicht mehr geklärt werden.
Auch wenn die sozusagen „Betroffenen“ noch mitten im Lernprozess begriffen waren, hatte dies in der Außenwirkung beim Publikum aber schon phänomenale Auswirkungen.
Dies bewirkte zum Beispiel schon beim allerersten Sinfoniekonzert 2012, dass Stimmen aus dem Publikum mir mitteilten, dass sie unter seinem Dirigat keine Masse von Musikern mehr sehen, sondern Individuen die gemeinsam mit ihm musizieren.
Und wenn es ihm mit dem Orchester gelingt, dass in Pausen zwischen den Sätzen einer Symphonie nicht mehr gehustet wird, dann wissen wir, die wir seit vielen Jahren unter diesem Gehüstel selber leiden, welche Bedeutung dem zuzumessen ist.

Schon unser Altbundeskanzler Helmut Kohl hat immer wieder betont: wichtig ist was am Ende herauskommt.

Als ich 1991 in Paris neben meiner Tätigkeit im Orchester ein zweites Kontrabass Studium begann, da wurde ich von einem Kollegen aufgefordert dies nicht zu tun mit folgendem Satz: „bleib doch bei uns, verlass uns nicht“.
Ich wollte niemanden verlassen, sondern etwas dazu lernen.
Mein erstes Ziel war, die Unterschiede einer anderen Bogenhaltung und eine ganz andere Spielweise auf meinem Instrument kennen zu lernen.
Ob ich das hinterher auch anwenden wollte, besonders im Orchester, das war zu der Zeit noch gar nicht entschieden.
Als mir jedoch Francois Rabatth auf dem Kontrabass die Cello Suiten von Johann Sebastian Bach in der Originallage vorspielte da war es allerdings doch klar.

Nun werden wir das Ergebnis nie erfahren. Wir können nur durch unser kleines Fenster in die große weite Welt schauen und werden staunend erleben, dass dieses Konzept unseres GMD perfekt aufgehen wird.
Aber wir können auf seinen Fortgang sehr stolz sein.
Warum denn das jetzt plötzlich?
Das ist doch ganz einfach: das Heidelberger Theater war schon immer ein Sprungbrett für große Talente.
Das habe ich immer als eine ganz ganz große Qualität dieses Theaters gesehen.
So können wir uns trotzdem voller Stolz auf die eigene Schulter klopfen und sagen: dieser Jahrhundertdirigent war einer von uns. Wir durften ein Stück seines langen Weges mit ihm gehen. Darauf sind wir wirklich stolz.
Und wie schon erwähnt, wenn wir ihn als unseren Ehrendirigenten gewinnen könnten, dann könnten wir ein Stück seiner Genialität nach Heidelberg zurückholen und auch unserem Publikum damit ein ganz großes Geschenk machen.

Kennen Sie den Film mit Johnny Depp: Don Juan de Marquez ?
Der junge und sehr schöne Johnny Depp ( ich bin nicht anders herum, meine Kinder haben ihn auch immer verehrt ) spielt den Don Juan. Er glaubt so fest daran und an seine Begeisterung für die Liebe, dass er Marlon Brando als sein Psychiater und Therapeuten wieder zur Liebe bringen kann.
Dessen Ehe besteht schon lange, er steht vor der Pensionierung. Plötzlich fragt er seine Frau was sie sich wünsche wenn er aufhört zu arbeiten. Er schenkt ihr wieder Blumen und bestellt zum Diner anlässlich ihres Geburtstages eine Zigeunerkapelle.
Er hat die Liebe wiederentdeckt.

So muss es unserem Heidelberger Publikum seit Spielzeitbeginn 2012 ergangen sein. Plötzlich erlebt es Freiheit, Großzügigkeit und Liebe zur Musik und das alles dargestellt von einem jungen Johnny Depp alias Yordan Kamdzhalov.

Von der Einsamkeit der Neugierigen

Galileo Galilei und mit ihm viele andere Wissensdurstige haben sich bestimmt über die Folgen ihrer Neugier gewundert : Androhung von Folter und Tod war einmal die Antwort auf Neugier mit Erkenntnis. Folter geht heutzutage nur noch indirekt in Form von Mobbing. Was sagt der Zwerg Gwimlin im Herrn der Ringe in der ausweglosesten Situation: Wenig Aussicht auf Erfolg, den Tod als Gewissheit, worauf warten wir noch. Zumindest das Gefühl vieler Solopositionen in Orchestern vermittelt das folgende Gefühl: dann zieh dich warm an. Du bist einsam und auf verlorenem Posten, wenn du dem nicht widerstehst, denn du sitzt auf dem Posten, den eigentlich alle anderen haben sollten. Tun sie aber nicht, aber sie verhalten sich so. Das ist der Alltag.  Aber wenn du noch einen drauf setzt und den Kollegen erzählst, dass die Welt keine Scheibe, sondern eine Kugel ist, dann sei mental darauf vorbereitet, dass deine Situation nur wenige Jahrhunderte von der Situation Galileos entfernt ist.

Die positive Sicht davon: ich gehe nicht auf einen hohen Berg um dort Menschenmassen zu begegnen. Diese Einsamkeit geniesse ich, deswegen bin ich hier .Ausserdem liegt es in der Natur der Sache, dass besondere Leistungen nicht von allen erbracht werden  können.

1991 begann ich mit meinem Studium bei Francois Rabbath in Paris. Ein neuer Bogen, eine neue Technik, ich war wieder am Anfang. In Heidelberg als Solokontrabassist hatte ich regelmässig Kontrabasskonzerte aufgeführt und war im Jahr 1990 zum ersten mal mit mir selbst zufrieden. Aber dann mache ich mich aus Neugier wieder zum Anfänger. In Heidelberg wurde alles angezweifelt was ich aus Paris mitbrachte, ganz abgesehen von der grundsätzlichen Ablehnung. In dieser Zeit habe ich gespürt, dass es sehr viel leichter sein kann in der Masse mit zu schwimmen. Geholfen hat mir mein erster Lehrer und ein japanischer Haiku.

Der Lehrer: wenn du jetzt anfängst, dann frage nicht nach dem Ende. Mache einfach deine Hausaufgaben für die nächste Stunde, dann bist du plötzlich angekommen und hast es nicht gemerkt.( Das passt doch gut, es lässt sich auch so ausdrücken: Der Weg ist das Ziel ).

Der Haiku: “ Was, du willst auf den Fujijama kleine Schnecke ? Aber langsam, aber langsam“ Wenn ich vor dem Berg stehe und hinauf soll, dann werde ich sagen: das kann ich nicht. Gehe ich aber einfach los ohne auf den Gipfel zu starren, dann werde ich plötzlich oben sein und habe es nicht gemerkt.

 

 

 

„Weltmusik “ von und mit Francois Rabbath

Die Entstehungsgeschichte von Francois Rabbath’s phantasievollen Weltmusikstücken soll hier erzählt werden. Eigentlich hat Bertold Brecht sie schon vor vielen Jahren in seinem Gedicht “ Legende von der Entstehung des Buches Tao Te King auf dem Weg des Laotse in die Emigration „verbreitet.

Auf der Suche nach der “ Nouvelle Technique de la Contrebasse “ begann er auf seinem Instrument herumzuspielen. So entstanden spielerisch seine ersten Solostücke: Iberique Penninsulaire  ( imitiert  spanisch-folkloristischen Gesang auf dem Kontrabass ), Kobolds ( eine fetzige Jazz Nummer, die er oft mit zwei Schlagzeugern präsentiert hat ), Breiz ( Breiz ist der alte Name für Bretagne und imitiert einen Dudelsack ). Jedes seiner Solostücke hat einen spielerischen Hintergrund, entstand auf der Suche nach weiteren technischen und bogentechnischen Möglichkeiten. So spielte Rabbath vor sich hin: im Palais des Sports vor 5000 Zuschauern und zu Hause für sich und seine Schüler.  Das Rabbath conservatorywürde er vermutlich heute noch so machen, wenn ihm nicht Frank Proto über den Weg gelaufen wäre. Er hat Francois genötigt, das alles aufzuschreiben. Frank Proto hatte damals schon seinen eigenen Verlag : Liben Music. Dort wollte Proto die Musik von Rabbath veröffentlichen. Seitdem ist uns, den Kontrabassisten diese Sammlung erst zugänglich.  Ein Freiburger Kollege hat vor vielen Jahren mit einem Solostück von Francois sein Probespiel bestanden. In den achtzigern gehörte seine Musik noch zu einem Insider Geheimtip.

Ich habe in den ersten zwölf Jahren beim Philharmonischen Orchester Heidelberg viele Kontrabass Konzerte mit unserem Orchester aufgeführt und zu meinem Leidwesen stand in den Kritiken entweder “ das Erstaunen darüber, dass so etwas auf dem Kontrabass möglich ist “ oder aber der Aufschrei:2 Hilfe, die Möbelpacker kommen „. Nachdem ich die Solostücke von Francois entdeckt hatte änderten sich schlagartig auch die Reaktionen im Publikum : es war mit Rabbath’s Musik sofort spürbar, dass dies Musik vom und für den Kontrabass ist und in Kritiken wurde auch über Musik geredet.

 

 

 

Als er siebzig war und war gebrechlich,Drängte es den Lehrer doch nach Ruh’,Denn die Weisheit war im Lande wieder einmal schwächlichUnd die Bosheit nahm an Kräften wieder einmal zu.Und er gürtete den Schuh. Und er packte ein, was er so brauchte: Wenig. Doch es wurde dies und das. So die Pfeife, die er abends immer rauchte. Und das Büchlein, das er immer las. Weißbrot nach dem Augenmaß. Freute sich des Tals noch einmal und vergaß es, als er ins Gebirg den Weg einschlug. Und sein Ochse freute sich des frischen Grases. Kauend, während er den Alten trug. Denn dem ging es schnell genug. Doch am vierten Tag im Felsgesteine hat ein Zöllner ihm den Weg verwehrt: „Kostbarkeiten zu verzollen?” „Keine.” Und der Knabe, der den Ochsen führte, sprach: „Er hat gelehrt.” Und so war auch das erklärt. Doch der Mann in einer heitren Regung fragte noch: „Hat er was rausgekriegt?” Sprach der Knabe: „Daß das weiche Wasser in Bewegung mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt. Du verstehst, das Harte unterliegt.” Daß er nicht das letzte Tageslicht verlöre, trieb der Knabe nun den Ochsen an. Und die drei verschwanden schon um eine schwaerze Föhre. Da kam plötzlich Fahrt in unsern Mann Und er schrie: „He, du! Halt an!” „Was ist das mit diesem Wasser, Alter?”Hielt der Alte: „Interessiert es dich?” Sprach dem Mann: „Ich bin nur Zollverwalter, doch wer wen besiegt, das interessiert auch mich. Wenn du’s weißt, dann sprich!Schreib mir’s auf. Diktier es diesem Kinde! So was nimmt man doch nicht mit sich fort. Da gibt’s doch Papier bei uns und und Tinte und ein Nachtmahl gibt es auch: ich wohne dort. Nun, ist das ein Wort?” Über seine Schulter sah der Alte auf den Mann: Flickjoppe. Keine Schuh. Und die Stirne eine einzige Falte. Ach, kein Sieger trat da auf ihn zu. Und er murmelte: „Auch du?”Eine höfliche Bitte abzuschlagen war der Alte, wie es schien, zu alt. Denn er sagte laut: „Die etwas fragen, die verdienen Antwort.” Sprach der Knabe: „Es wird auch schon kalt.” „Gut, ein kleiner Aufenthalt.” Und von seinem Ochsen stieg der Weise, sieben Tage schrieben sie zu zweit. Und der Zöllner brachte Essen (und er fluchte nur noch leise mit den Schmugglern in der ganzen Zeit). Und dann war’s so weit. Und dem Zöllner händigte der Knabe eines Morgens einundachtzig Sprüche ein und mit Dank für eine kleine Reisegabe bogen sie um jene Föhre ins Gestein. Sagt jetzt: kann man höflicher sein? Aber rühmen wir nicht nur den Weisen, dessen Name auf dem Büchlein prangt! Denn man muß dem Weisen seine Weisheit erst entreißen. Darum sei der Zöllner auch bedankt: Er hat sie ihm abverlangt.

 

Francois Rabbath, Edouard Nanny und Delmas Boussagol

Francois Rabbath’s Leben und Herkunft ist inzwischen auch in Deutschland hinlänglich bekannt, Wikipedia kennt ihn auch schon. Eines der für mich interessantesten Details ist, dass er mit achtzehn Jahren nach Paris ging um sich bei Nanny für das zu bedanken, was er durch dessen Kontrabass Methode sich im Libanon aneignen konnte. Nanny war aber schon gestorben und so kam er zu Boussagol. Also wollte Rabbath bei ihm studieren. Er hatte Geld für ein Jahr gespart und durfte die Aufnahmeprüfung nachholen, hatte eine Woche Zeit sich vorzubereiten. Dann durfte er studieren, merkte aber schon nach einem Monat, dass er nichts rechtes mehr am Conservatoire de Paris lernen konnte. Vielmehr befürchtete er die Möglichkeit, dass er seinem Lehrer die Augen öffnen könnte und dieser eine gewisse Sinnlosigkeit seines Unterrichts erkennen könnte. Also beendete er sein Studium. Selbstverständlich wurde darüber nicht geredet. Dennoch vermachte Boussagol ihm einen wertvollen Bogen nach seinem Tod, eine späte Anerkennung für Rabbath’s Verhalten.

Der Neurowissenschaftler Gerald Hüter hat mir viele Antworten auf Fragen gegeben, die besonders seit meiner Beschäftigung mit Rabbath und seiner Technik aufgetaucht sind. Warum wird besonders in Deutschland ein Interesse an seinen Neuerungen so schleppend zur Kenntnis genommen ? Warum ensteht keine Neugier auf etwas das sichtbar vieles leichter macht im Leben eines Bassisten ?

Wenn ich Neues anerkenne könnte es mir geschehen, dass mir das Alte sinnlos vorkommt. Habe ich meine Zeit vergeudet ? Dabei geht es niemals um Konkurrenz der verschiedenen Techniken, sondern eher um eine Bereicherung.  Wenn ich beide Bogenhaltungen beherrsche, dann habe ich eine Möglichkeit mehr. Aber das menschliche Gehirn verweigert sich dem. Jeder Lehrer kennt die Momente da ein Schüler beim ersten mal einen Fehler macht. Das Gehirn scheint ihn oft als absolut richtig gespeichert zu haben, Schüler wie Lehrer wissen wie viel Mühe es macht, das wieder in die richtige Bahn zu lenken,

Rabbath hatte das ganz grosse Glück, dass ihm niemand vorgeschrieben hat, wie etwas zu sein hat. Ich hatte in meiner Jugend das grosse Glück in einer Musikszene aufzuwachsen, die vom Abgucken, also von der Neugier gelebt hat. Ultimate Guitar Com, Youtube Lessons, Notenbücher, Tabs und Play Along CD’s gab es damals noch nicht, wir konnten nur von anderen lernen. Abgucken war der einzige Weg. Oder die Schallplatten Rille für Rille abhören, bis ein Stück in den Fingern oder auf dem Papier war.

 

 

Michael Schneiders Paradies auf Erden : Dank an die Neugier und die Dankbarkeit

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Michael Schneider

Wie schön das Leben ist, erfährt man nur, wenn man sich nicht vor allem verschließt, was einem fremd erscheint„.( Zitat aus: Stein und Flöte von Hans Bemmann )

Willi Beyer war Solobassist beim NDR Sinfonieorchester Hamburg. Er hat Gitarre studiert, Cello und Kontrabass. Im Studium musste er sich für eines der beiden Streichinstrumente entscheiden. Also war das Cello Nr 1. Dann gab es aber keine Solostelle für ihn. Also rückte Nr 2 auf Nummer eins. Auf keiner Solostelle blieb er lange, weil es immer höher hinauf ging. Bis zum NDR. Für mich war Willi nicht nur ein Kontrabassist. Wollte ich Bach auf dem Kontrabass spielen, dann zeigte er es mir, um gleich darauf zum Cello zu greifen und es mir dort auswendig vorzuspielen. Sprachen wir über Gitarre so folgten sofort einige Stücke auswendig mit einigen Zugaben seiner eigenen Bearbeitungen für Gitarre.

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Cello oder Bass Bögen ?

Dann begannen 1991 meine Lehrjahre bei Francois Rabbath in Paris. Irgendwann telephonierte ich dann mit Willi und wir unterhielten uns über meinen neuen Lehrer. “ Der ist eine Granate“ stellte er immer wieder fest. Ich  übersetze diese Worte ins Deutsche: Der Mann ist toll, aber das können wir nicht lernen. Mein Glück war, dass ich dieses weit verbreitete Denken nicht akzeptiert habe. Ich habe keineswegs geglaubt, dass ich das lernen kann, aber ich habe es einfach getan. Es hat ein Studium lang gedauert, aber nach vier Jahren haben einige bedeutende Basskollegen ein musikalisches Wohlbefinden neidlos anerkannt, wenn wir mal orchestral zusammen kamen. Der Solobassist eines grossen Deutschen Hauses sass mit mir an einem Pult im Nationaltheater Mannheim und kam mir mit der Bemerkung zuvor: Wir waren hier ein tolles Team. Im eigenen Haus hatte er zuvor einem neugierigen Kollegen verboten im Orchester die Französische Bogenghaltung  zu spielen.