Die Relation der Sichtweise auf das Veränderbare und das Unabänderliche. Eingefahrene Strukturen als Sicherheit für das Selbstwertgefühl in unsicheren Zeiten.

“ Da wo die Angst ist, da geht es lang “ sagen die Psychologen.
Ich habe aber keine Angst, weil ich da bleibe, wo ich bin. Dann verschliesse ich die Augen, ignoriere was um mich herum geschieht, habe meine Ruhe und kann weitermachen wie bisher.
Oder:
Ich habe eine vage Idee, dass alles auch ganz anders sein könnte.
Dann öffnet sich die Tür für Veränderung, dann habe ich die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten. Als Instrumentallehrer versuche ich nicht die Schüler von meiner Spielweise zu überzeugen, sondern ihnen eine weitere Möglichkeit anzubieten. Erst wenn sie beide Varianten beherrschen können sie sich entscheiden, welche sie verwenden möchten.
Das Unabänderliche verfestigt sich, wenn ich Veränderung nicht will. Dann bietet es ( vermeintliche ) Sicherheit auf die ich mich verlassen kann.
Will ich aber das Lebendige, dann bedeutet das Veränderung. Dann stelle ich Fragen. Dann stelle ich mich in Frage. Finde ich dann die Antwort darin, dass ich nichts verändern will, dann ist das eine Entscheidung die ich bewusst fälle. Grenze ich andere Möglichkeiten aus, dann bleibe ich bei dem mir Vertrauten ohne es zu hinterfragen, eine Alternative fehlt.
So berufen sich viele meiner ehemaligen Kontrabass Kollegen auf den Witz über Bassisten: Ein Bassist spielt immer nur einen Ton, während die anderen das Griffbrett rauf und runter turnen. Gefragt, was er da mache antwortet er: ich habe den Ton gefunden, die anderen suchen noch.
Ein banal-trivialer Witz und gar nicht witzig. Aber eine Mentalitätsdiagnose.
Diagnostiziert wird hier eine geistige Monokultur die sich in Ablehnung alles anderen manifestiert.
Eugen Lemberg ( Soziologe mit Schwerpunkt Nationalismus ) hat schon vor 50 Jahren erkannt und formuliert: Der Selbstwert einer Gruppe definiert sich auch durch Ablehnung des Andersartigen – also durch Bestätigung des eigenen Selbstwertgefühls durch Ablehnung anderer. Dazu braucht es Sündenböcke, Schuldige, Abweichler und die Distanzierung von ihnen.
Dieser heimliche Gruppenzwang drängt alle in die Konformität. Jeder Mensch will irgendwo und irgendwie dazugehören.

Im Philharmonischen Orchester Heidelberg hat der ehemalige Solokontrabassist in den letzten vier Jahren nicht mehr dazu gehört. Er hat sich für die Menschlichkeit entschieden und damit gegen den Gruppenzwang. Der Faschismus des gesamten Orchesters und Theaters lief ab nach dem Schema der “ Nashörner “ von Eugene Ionesco, der “ Welle “ oder “ Dogville „, einem menschlichen Katastrophenfilm mit Nicole Kidman.

Die Qual der Wahl für das eigene Glück. Michael Schneider, Solocellist aus Heidelberg empfiehlt: Genssler Saiten „ Golden Label „ für Violoncello.

Jeder Musiker kennt seinen persönlichen Albtraum: das Instrument ist perfekt eingerichtet, Zufriedenheit mit dem komfortablen Instrument herrscht vor. Doch dann kommt etwas dazwischen. Ein Riss, ein neuer Steg. Alles kann repariert werden. Eine neue Spiel Situation stellt sich ein, verlangt vom Spieler, dass er sich dem Neuen anpasst.
20 Jahre konnte Michael Schneider mit seinem Cello dies alles vermeiden.
Nicht vermeiden konnte er seine Neugier auf einen sehr kraftvollen und auch weichen Klang. Ein Ton, der den Saal füllt ohne durch brutale Gewalt erzeugt zu werden.
Viele Jahre haben mich die sehr guten Larsson Saiten auf dem Cello begleitet.
Dann kann Gerold Genssler ins Spiel, der mir 2010 einen Satz handgemachter neuer Saiten schenkte. Ich war schon auf dem Kontrabass 20 Jahre daran gewöhnt mit weichen Saiten zu spielen. Trotzdem habe ich ein halbes Jahr gebraucht um mich an diese neuartigen Saiten zu gewöhnen. Danach habe ich fünf Jahre lang diese Saiten spielen können, bis die A-Saite ihren Geist aufgab. Eine Katastrophe für mich.
Gerold Genssler fertigte mir eine neue Saite. Unspielbar dachte ich und nahm die Saite wieder ab. Gerold Genssler baute mir eine andere bessere A-Saite. Für mich eine noch schlimmere Katastrophe. Dann spiele ich doch lieber das Vorgängermodell.
Aber das Ziel von Gerold Genssler, präsente und weich klingende Saiten herzustellen hat auch immer wieder seinen Preis. Besseres Material mit immer besserer Qualität bringt das gewünschte Ziel, nicht aber immer gleichzeitig eine sehr lange Lebensdauer. ( Ich schreibe hier über einen Zeitraum von fünf Jahren !!! )
Der geniale Saitenmacher Gerold Genssler und der Heidelberger Solocellist Michael Schneider verstehen Cellisten, die sich nicht die Zeit nehmen wollen, sich auf diese neuen Saiten einzustellen. Der musikalische Alltag muss weitergehen ohne Unterbrechung, da kann kein Musiker mal eben ein paar Monate oder ein halbes Jahr daran arbeiten sich auf Neues einzustellen.
Ich habe es immer wieder getan, ich bin an neuen Entwicklungen von Gerold Genssler verzweifelt, habe neue Alternativen verlangt und bin immer mal wieder auf das Vorgängerangebot ausgewichen.
Jetzt ist für Michael Schneider ein neues Paradies angebrochen.
Es ist Gerold Genssler gelungen, eine A-Saite herzustellen, die nahezu auf Anhieb perfekt klingt.
Meine erste Feststellung: diese sehr präsente A-Saite braucht keine lange Einspielzeit. Sie spricht sofort an, verbessert den Klang der anderen drei Saiten des Instruments insgesamt. Schon am zweiten Tag stellt sich eine innere Beruhigung und Zufriedenheit ein über die zuverlässige Ansprache dieser fantastischen Neu-Entwicklung.
August 2016 nach einer Buchpräsentation in Berlin. Michael Schneider spielte Bach. Die Schriftstellerin Jenny Schon kommentierte die Performance Michael Schneiders so: „ Ich habe noch nie einen so weichen Cello Klang gehört wie heute, das kenne ich nicht. „
November 2016 in Heidelberg. Eine Cellistin aus dem Bonner Beethoven Orchester besucht mich, spielt Bach auf meinem Cello – und: hört nicht auf. Bach nur noch auf dem neuen Cello – gebaut von Geigenbaumeister Matthias Kohl, Heidelberg 2016 – mit den Genssler Cello Saiten „ Golden Label „.
Anno ca 2013. Eine private Einladung bei einer Cellistin. Auch gemeinsame Musik ist geplant. Die Gastgeberin – Michael Schneider will kein Spielverderber sein – darf auf seinem Cello spielen. Michael Schneider bangt gerade um die Seele seines schönen Cello Tons ( wegen Drückebergerei ), als die Gastgeberin fragt: „ Warum bekomme ich keinen Ton heraus ? „
Antworten finden Leser auf Youtube: Olga Magidenko sowie Lyrik-Kontra-Bass. Sowohl auf dem Cello als auch auf dem Kontrabass erleben Sie Genssler Saiten.


https://www.youtube.com/watch?

https://www.youtube.com/watch?v=un-C5HEVmJ8

https://www.youtube.com/watch?v=vYB3MAtlIVY

Der Philharmoniker Michael Schneider, sein Genssler Saiten-Cello, Johann Sebastian Bach und die Weltmusik. Eine philosophische Betrachtung menschlicher Merkwürdigkeiten.

Die Einsamkeit des eigenen Weges ist nicht die Mehrheit der Zurückgebliebenen.
Als Michael Schneider 1991 ein zweites Kontrabass Studium in Paris bei Francois Rabbath begann, da hörte er wortwörtlich von einem Kollegen: “ Bleib doch bei uns, verlass uns nicht „. Da war es schon zu spät, der Virus der Neugier: Ich verdanke ihn meinen Eltern, weiss immer noch nicht wie sie das gemacht haben, mich so zu prägen. Hat Gott es mir in die Wiege gelegt, liegt es an meinem Sternzeichen und seinem Aszendenten ?
Ich musste nach Rabbath auch noch Gerold Genssler über den Weg laufen: Ein neuer Virus traf mich: Die Genssler Saiten, zunächst für Kontrabass die “ Rabbath Golden Label „. Furchtbar ansteckend. Nicht mehr auszurotten nach Infizierung. Zum Glück ( für wen ? ) sind die meisten Kontrabassisten immun dagegen. ( Grosser Dank dafür an dieser Stelle ). Und dann die Cello Golden Label Saiten. Auch für Michael Schneider, den Soft-Spieler, alias Anti-Drückeberger des protzig-männlichen Bass- und Cello-Stils: eine Herausforderung. Aber dann: Gott hilf, eine Saite reisst, eine bessere stellt Gerold Genssler her, aber Michael Schneider will die alte, die “ göttliche “ erste Saite. Es hat lange gedauert sich daran zu gewöhnen. Aber dann sind diese Saiten das Paradies auf Erden. Mein Paradies. ( Jeder hat sein eigenes ! )
Besuch: Eine Cellistin aus dem Ruhrgebiet, tätig in Bonn, Kölner Philharmoniker und-so-weiter.
Sie darf auf meinem Genssler-Saiten-Cello spielen. Ich höre Bach. Sie hört nicht auf. Machen wir ein Konzert zusammen, mit Bach.
Ich höre: Aber nur wenn ich auf deinem Cello spielen darf. Höre ich richtig ? Haben Sie richtig gelesen ?
Immerhin, eine Profi Orchestermusikerin will Bach nur mit Genssler Saiten spielen. Wusste sie, was sie da sagt ? Nein, sie wusste nur: das klingt gut, das bereitet Spielfreude, das spricht leicht an und antwortet auf die Fragen des Spielers.
Und Michael Schneider denkt: “ Wenn ich so mein Cello höre, dann verdoppelt sich der Wert gleich einmal auf 18.000 Euro.“

Vanja Michailova-Simeonova: Es wird niemals Freude sein – Gedichte. Norbert Büttners Rezension mit Blick auf die Konzertlesung am 18.11.2016

Geest Verlag Homepage
Norbert Büttner mit Rezension zu Vanja Michailova: Es wird niemals Freude sein
Michailova, Vanja: Es wird niemals Freude sein. Gedichte. Mit einem Nachwort von Reinhard Rakow
Norbert Büttner Altenbraker Straße 20 12053 Berlin

Rezension
 Vanja Michailova: Es wird niemals Freude sein, Geest Verlag 2012, 190 Seiten, ISBN 978-3-86685-357-7, 12 EUR
Vanja 18
I.
“Ich trage eine Bombe/ in meinem Bauch/ und die Zündung zwischen den Zähnen…“
Der Kapitalismus ist eine soziale Kraft, die um der Profitmaximierung willen alle Verhältnisse, Einrichtungen und Bewußtseinszustände umwälzt, zerstört, zertrümmert und neu erschafft. Sein Wesen ist Disharmonie, seine Lebensform die Krise. Ruhe ist für ihn nur eine Vorphase des Todes. 
Der Mensch im Kapitalismus ist wie der Nerv eines Organismus, der immerzu gereizt wird. Sein Dasein – und es ist dabei völlig egal, auf welcher Stufe der sozialen Leiter er sich befindet, ob ganz unten als Lohnarbeiter oder ganz oben als Finanzkapitalist oder ob er ins Nichts hinabgestoßen wurde als Bohemien oder Lumpenproletarier ist ein fortwährnder Exzeß, ein nie abreißender Beschuß mit Sinneserregungen und Informationen, eine fortgesetzte Attacke auf körperliche und seelische Gesundheit. In diesen Verhältnissen gibt es auf Dauer kein Auskommen und aus ihnen keine Flucht. Wenn ihre Abschaffung mißlingt, können sie nur mit Betäubungsmitteln halbwegs ertragen werden. Das Ritalin des Kapitalismus ist der Konsum, unmäßiger, geistloser, überflüssiger, aber blendender Konsum.
Aber jede Bedrückung erzeugt auch Widerstand, ruft spontane Revolten hervor, die sich in der Kultur spiegeln.
 In der Kunst, in der Literatur erzeugte die Expansion des Kapitalismus wie eine konvulsivische Folge von Explosionen und Eruptionen eine Vielzahl einander ablösender Bewegungen und StiIrichtungen, die alle als Rebellion begannen, aber nach einigen Jahren eingefangen und, waren sie erst einmal abgestumpft, in das Arsenal der sozialen Betäubungsmittel eingereiht wurden.
 Der exzessive Aufschrei der empörten Menschlichkeit ist der Expressionismus. Der Mensch, aus der Sicherheit seiner Verhältnisse und der ihnen entsprechenden Vorstellungen, Konventionen und Traditionen gerissen, empfindet sich als offene Wunde und schreit es heraus. 
Der Expressionist ist kein stiller Dulder. Er hasst die Gesellschaft, die ihn peinigt; er hasst die offiziell gepredigte soziale Ruhe, die wie ein Leichentuch Kunst und Kultur Liberzieht. Hier ist etwas faul, ruft er. Sein Nihilismus ist der rohe Griff, der die Schutzverbände von den Wunden der Gesellschaft reißt. Er zerstört alle Harmonie in der Kunst und baut sein Werk aus diesen Trümmern.
 Seine Revolte erscheint so überwältigend, weil sie elementar ist. Auch wo er sie theoretisch zu durchdringen und zu verarbeiten versucht, verläßt er nie den Bereich spontaner Auflehnung. Bewußtheit – das ist für ihn wie ein Kerkergitter, das seine Sinne und Regungen ein- schliesst.
 Die Welt, so stellt es sich ihm dar, ist ein Irrenhaus, dessen gefähr-lichste Insassen die Ärzte sind und in dem der sogenannte normale Bürger der ärmste, weil unwissenste Patient ist. Nur wer sich als krank erkennt, kann in diesem Universum normal handeln.
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II.
“Ich stehe/ auf der falschen/ Seite der/ Tür:/ draußen …“
Der Expressionismus hat auch nach Bulgarien ausgestrahlt und in Geo Milew einen bedeutenden Dichter gefunden, der ihm ganz eigene Facetten verliehen hat.
Und wenn diese Bewegung auch schon seit Langem in den Literaturkanon eingegangen ist, wenn sie auch schablonisiert und musealisiert wurde und die Kennzeichnung eines heutigen Künstlers als expressionistisch beinahe immer nur die Hervorhebung einer besonders pikanten Geschmacksnote für den vermögenden Genießer bedeutet – im Untergrund arbeiten ihre Anstöße weiter, drängt sie immer wieder ungestüm ans Licht. 
Vanja Michailova ist ein Nachfahre des Expressionismus. Wenn sie sich auch wahrscheinlich nicht absichtlich in seine Spuren stellt, so lebt er dafür um so stärker in ihren Gedichten. Geboren und aufgewachsen in Bulgarien, ist seit einem Vierteljahrhundert Deutschland ihr Zuhause. Ihre Texte wirken so eindringlich, weil sie aus dem Rahmen der üblichen, entweder neuromantischen oder ästhetizistisehen Lyrik herausfallen.
“Tornados aus Dynamit/ fallen/ von dem strahlenden Himmel herab/ zerschellen/ zerbrechen/ zersprengen/ zerschmelzen/ zerfetzen/ das Gesicht dieser Stadt…“
Es ist der Druck geborstenen Lebens, dessen Trümmer noch auf ihr lasten, der die Initialzundung für diese lyrische Explosion abgibt. Frau Michailova geht dabei ganz von ihrer subjektiven Sicht aus, deren Grenzen sie auch nicht überschreitet. Ihre Revolte ist privat. Ihr Schreiben schließt sich nicht den deutschen Expressionisten an, die ihre Auf- und Ausbrüche gern in tradierte Formen – vor allem ins Sonett – einbanden. Sie folgt mehr dem freien Vers des bulgarischen Expressionismus, der sich nicht gegen die Vorherrschaft einer klassischromantischen Tradition auflehnen und dazu deren Gedichtformen verzerren und travestieren mußte.
In immer neuen Anläufen, stakkatohaft hämmernd, ekstatisch beschwörend, in unzähligen Zornausbrüchen und Selbstbezichtigungen malt sie das Bild eines Individuums, dessen Welt zersprungen ist.
“… hatte mich gerade umgebracht/ getötet/ ermordet/ erwürgt/ erdrosselt/ erhängt/ geköpft/ stranguliert…“
Verzweiflung, Gekränktheit, Wut und Auflehnung sprechen aus diesen Gedichten, aber nur ganz selten Resignation. Wenn Frau Michailovas Blick auch fast nur auf ihre Person gerichtet ist, so bekommt er doch nie etwas Solipsistisches. Es äußert sich kein Narziss, der nur: Ich, ich, sagt und denkt. Es ist ‚ein Mensch, der um sein Menschsein ringt.
“Ich höre draußen die Welt/ reden/ streiten/ toben…/ Doch ich bin nicht Teil davon./ Ich bin ungeboren./ Ich bin allein…“
Ihre Gedichte halten sich immer am Rande der Gattung. Sie sind lyrische Prosa, aber auch dramatischer Monolog und es fehlen nicht anekdotische und parabelhafte Anklänge. Die Gattungsgesetze werden sehr oft verletzt. Damit wird aber auch die feste, abweisende Hülle, die ästhetische Konvention um die Lyrik errichtet hat, zerstört. Frau Michailova zieht ihr Skalpell durch das Netz der faden Gewohnheiten.
“Ich darf dir/ zwei Sachen nicht/ sagen./ Daß ich dich/ liebe/ und daß du mich/ schmerzt…“
Im Zentrum ihrer Lyrik steht die Liebe. In ihr erfährt sich die Persönlichkeit ihrer Gedichte als humanes Wesen, aber sie wird auch mit der Welt konfrontiert, die ihr in Gestalt eines anderen Ichs entgegentritt. Die romantische Liebe, von der sie besessen ist, kann nur mißlingen. In einer Gesellschaft, wo alles Ware ist, werden zu Waren auch die Beziehungen, die Liebe, spielt sich alles nur noch um Nehmen und Besitzen ab. Die Ware Liebe, deren krassester Ausdruck die Prostitution ist, erdrückt die wahre Liebe, die ein Geben und Beschenken ist.
Dennoch liebt der Mensch, weil seine Existenz es verlangt, liebt rückhaltlos und verrennt sich lieber als zu verzichten, auch wenn er ahnt, daß es nur katastrophal ausgehen kann.
“Und/ Asche./ Weiße Asche./ Weiche weiße Asche./ Ein zärtlicher Kuß auf den Mund…“
Die Bewegungen des Lebens, die in diesen Gedichten anschaulich werden, sind immer Äußerungen des Schmerzes.
 

Vanja Michailova-Simeonova – szenische Lesung am 18. November 2016 in der Evangelischen Bergkirche mit Musik von David Loeb für Violoncello und Kontrabass.

Szenische Lesung ihres Ein-Personen Stücks “ Der Schrei „, mit Zwischenmusiken von David Loeb für Violoncello und Kontrabass.

Vanja 5
Vanja Simeonova, geb Michailova
1962 in Sofia, Bulgarien, geboren. Studium der Englischen Philologie an der Universität Sofia, Diplom-Anglistin, Arbeit als Englischlehrkraft und als Redakteurin in den englischsprachigen Kulturredaktion des Bulgarischen Rundfunks, Sofia.
1990 Ausreise nach Deutschland, Public Relations Assistentin, ZA-Gesellschaft, Düsseldorf, seit 2005 Mitarbeit und Assistenz in dem Theater “ Die Pathologie „, Bonn.
Schreibt: Gedichte, Erzählungen, Theaterstücke.

Michael Schneider, Violoncello
Walter Pfundstein, Kontrabas
s

Vanja 20

Sezierung einer Liebe
An M.N.

(Ein Monolog für mehrere Stimmen)

Auf der kalten Straße der Nacht – kriechend, robbend, sich schleppend, unnachgiebig, unablässig – der Schmerz.

In dem Leichentuch lebt es! Mit Händen und Füßen scharrt es und pocht und wimmert und heult. Der noch nicht gestorbene Leib umklammert ein absurdes Gefühl, umschließt es mit den Tentakeln seiner verendenden Fasern und versucht auszubrechen. Narr! Atemlos wirft sich das gewesene Sein gegen die Wände, der letzte schwache Atemhauch steigt auf seinem Weg zum Licht, schreit noch einmal nach Liebe, erschaudert, erfriert und erlischt…
….

Ich wusste, dass ich mich gefährde, indem ich mich zu dir begebe… ich muss es geahnt haben, gespürt, gefühlt mit einem siebten Sinn… trotzdem… ich habe alle Schilder fallen lassen und mich dir offenbart… ich bin nackt vor dich getreten… in dem Bewusstsein, das könnte mein Ende sein… das ist mein Ende…

Du bist in mein Herz hineingeleuchtet und es mit deinem Schmerz versiegelt, und indem ich an deinem Leiden litt, erhob ich mich zu dir und verlor mich aus dem Blick. Ich übernahm dich und deinen Schmerz… jetzt sterbe ich daran…

… diese Nacht will ich mit dir sein… ich will meinen Leib hinter das Gitter deiner Arme klemmen… die Peitschenhiebe deiner feuchten Zunge auf meiner Haut spüren… in dem Rausch deiner Leidenschaft verbrennen…

Wer bist du, den ich liebe mehr als mein Leben? Ich kenne dich nicht. Ich habe dich nie kennengelernt. Ich habe dich immer nur gefühlt, geahnt, gespürt. Ich habe dich herbeigesehnt. Du warst immer woanders. Auch wenn du bei mir warst, warst du woanders… Zu mir hast du deinen Doppelgänger geschickt. Dein wahres Ich blieb weg, ich vermute zu Hause? Bei der Anderen?… So habe ich eine Fälschung gesehen, bin mit einer Fälschung ins Bett gegangen… Aber geliebt… geliebt habe ich DICH!…………….

Die berühmte Breite Seite Sinsheim auf Tour. Die Willkommens-Kul-Tour in Musik, Wort und Tat. Heute am 8. Juli 2016 bei “ Lesen in der Lutherstrasse “ in Heidelberg Neuenheim.

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Dieser Auftritt mit den Djemben-Gambianern war von den Veranstaltern gefürchtet. Die Besucher der um den Marktplatz herum liegenden Cafés könnten durch das laute Trommeln gestört werden. Also lieber ein bisschen leiser und ein bisschen kürzer.
Das ist nun genau gar nicht das Programm dieser jungen begnadeten Musiker, die erst nach 60 Minuten richtig zu ihrer Höchstform auflaufen.
Damit dies an diesem Nachmittag trotzdem geschehen kann, sorgte Michael Schneider dafür, dass die Ankunft um 15:15 Uhr stattfand. Offizieller Beginn: 16 Uhr.
So gelang es uns, insgesamt eine einstündige Performance zu bieten.
Wir verraten hier gleich das Ende: Niemand ist weggelaufen, am Ende gab es grossen Dank der zufrieden-erleichterten Veranstalter.

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Was gelang noch?
Die Willkommens-Kul-Tour dieser Flüchtlinge bereichert unser Leben. Sie schenken uns etwas von dem wir “ Deutschen “ noch nicht einmal träumen. Die Kraft des natürlichen Impetus müssen sie nicht erst in der Musikschule mühsam erlernen. Sie kommen damit auf die Welt. Wenn sie 20 Jahre alt sind, dann haben sie 20 Jahre Musik gemacht.
Sie haben keine Vision – sie leben sie, sie sind es selbst.
Das ist die Herausforderung für uns deutsche Gastgeber: wollen wir die drögen Deutschen sein – oder noch schlimmer: bleiben? – die als Erben des verblödeten reinrassigen Denkens der Nazis dies latent weiter zelebrieren wollen?

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Carl Zuckmayer: Des Teufels General.
Hier klärt General Harass einen deutschen Offizier darüber auf was Deutsch ist:
Deutsch ist die Mischung aller Völker die einstmals durch Germanien gezogen sind: Römer, Vikinger, Hunnen, die Inder…………!
Alle sind hiergeblieben und haben sich hier mit den Germanen vermischt.
Das ist deutsch.
Mein Gott, sind die Nazis blöd gewesen. Mein Gott, wie blöd ist die deutsche Bundesregierung?
Ein wichtiger Satz von Psychologen: Da wo die Angst ist, da geht es lang.
Wollen wir uns weiter entwickeln oder uns doch lieber für einen Deutschen mentalen Inzest entscheiden? Die Weichen sind faktisch schon gestellt, nur unser Denken kommt da nicht mit.
Eine braune Sosse gibt es billig in der Maggi Tüte. À la Siebeck braucht es etwas mehr Verstand und Geduld.

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Sinsheim, die Breite Seite Nummer drei, das internationale Frühstück und wie eine liebevolle Willkommenskul-Tour aussehen kann.

Breite Seite on Tour – das sind alle aktiven Flüchtlinge die sich musikalisch betätigen und damit auch öffentlich ihren Dank aktiv zeigen. Schon bei einem Konzert für die Flüchtlinge in der Breiten Seite erfuhr Michael Schneider, dass es neben der Faszination Djemben-Ensemble unter ihnen auch viele begnadete Tänzer gibt:

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Das 11. internationale Frühstück in Sinsheim am 5. Juni 2016: “ Breite Seite on Tour “ mit den Djemben-Gambianern.

In drei Monaten haben Andrea Schmedes vom DRK Rhein Neckar und Michael Schneider die Djemben Truppe der Gambianer mit neun professionellen Instrumenten ausgestattet. Vier Instrumente wurden dauerhaft gespendet, drei privat vorfinanziert bis die benötigten Spendengelder da sind. Damit wurde ein voller Juli mit vielen öffentlichen Auftritten in Heidelberg und dem Rhein Neckar Raum möglich.
Den Anfang machte der fünfte Juni mit dem internationalen Frühstück in Sinsheim.
Hier einige optische Eindrücke.
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