Cello High Tech und brillanter Seidenglanz – Adelbert Lauffer, Ingenieur und Gerold Genssler, Saitenmacher schenken den Cellisten eine neue Dimension. Michael Schneider kommentiert neueste Entwicklungen, die zusammen mit der Rabbath-Technik das Violoncello Spiel in ein neues Universum führen.

Der Klang:
Die Genssler “ Rabbath „Saiten spiele ich jetzt seit ca sieben Jahren. Im ersten Jahr erhielt ich von einem Musiker den folgenden Kommentar zu diesen Saiten ( auf meinem 5-Saiter in Beethovens Neunter Sinfonie ): “ Diese Saiten legen einen seidigen Glanz über den Klang der Kontrabassgruppe und das ganze Orchester „. Vor zwei Jahren in einem Weihnachtskonzert in Schwetzingen wiederholte der Heidelberger Geigenbauer Matthias Kohl diesen Kommentar ( ohne Aufforderung meinerseits ).
Nun ist es so weit: Gerold Genssler hat die “ Machart “ dieser Kontrabass Saiten auf das Cello übertragen und seit vier Wochen gibt es sie, die “ Rabbath “ – Saiten für das Violoncello. Ich habe meine Tochter Salome damit auf meinem Cello gehört und ich hörte betörend warme Töne umwoben mit einem Klang-Seidenschal. Das sind Töne, die gehen nicht in die Ohren, sie treffen gleich in das Herz.
Jetzt trägt Michael Schneider aber sehr dick auf ! Denken Sie das jetzt ?
Ich erzähle Ihnen dazu eine Geschichte: Francois Rabbath hatte ein Engagement an einer amerikanischen Universität – Gage: 10.000 Dollar. Der Rektor der Uni hatte plötzlich Bedenken und bat eine bekannte Geigerin, sich das Konzert anzuhören. Nach dem Konzert ging diese Person coram publico auf den Rektor zu und teilte ihm auf Francois Rabbath zeigend mit: “ Dieser Mann ist nicht 10.000 Dollor wert, sondern eine Million „.

Sie ahnen es: so geht es mir mit diesen neuen Saiten.
Saitenhalter und Saitenaufhängung:
Die Genssler Saiten haben einen Ring am Ende, so dass die Spieler die Saite durch den Saitenhalter ziehen und dann durch den Ring ziehen können. Das ist beim Kontrabass kein Problem, da die Wirbelmechanik das Stimmen leicht macht.
Anders bei den herkömmlichen Wirbeln beim Violoncello. Beim Cello musste ich also bis dato trotzdem mit Feinstimmern am Saitenhalter arbeiten.
Der Lauffer-Feinstimmwirbel:
Jetzt kann ich die Saiten direkt am Saitenhalter anbringen. Adelbert Lauffer hat einen Carbon Wirbel entwickelt, der sehr leicht einzubauen ist, von schwarzem Ebenholz nicht zu unterscheiden ist, in seinem Inneren aber High-Tech Präsision deutscher Ingenieurskunst verbirgt.
Die “ Rabbath “ Technik für das Violoncello:
Auch auf meinem Cello spiele ich mit sehr flacher Saitenlage und im Vergleich mit meiner Cello-Tochter Salome spanne ich meinen Cellobogen kaum, kann aber mindestens genauso laut und fetzig spielen wie sie, wenn es sein muss.
Die sehr flache Saitenlage wird möglich, wenn ich mit dem Bogenarm nicht mehr drücke, sondern mit dem Armgewicht arbeite und es bei Bedarf reduziere. Wenn die Saite also fast schon auf dem Griffbrett liegt, dann kann jeder leicht nachvollziehen, dass der Weg auf das Griffbrett quasi gleich Null ist, ich somit ohne Kraftaufwand schneller einen Ton “ drücken “ kann.
Kommentar einer Mannheimer Kollegin : “ Wenn ich auf einem Bass spiele, der von dir eingerichtet ist, dann weiss ich nicht, ob ich schon gedrückt habe. “
Was die Rabbath Technik für die linke Hand bedeutet, darauf werde ich – immer wieder und immer mehr – gesondert eingehen. Unter den entsprechenden Kategorien, die Saiten und das Cello betreffend werden Sie immer besser fündig werden. Schauen Sie auch nach unter “ Workshops “ bei Michael Schneider.
Der Weg zu Herrn Lauffer:
www.cello-technologie.de
lauffer@cello-technologie.de
Der Weg zu Gerold Genssler :
sonores@gmx.de

Und so sehen Bassisten bei Geba-online meine Beiträge:
www.geba-online.de/forum-0-26580-0_Genssler-Saiten<

Profis zu Besuch: Michael Schneider vom Philharmonischen Orchester Heidelberg besucht die 4. Klasse der Kurpfalzschule in Kirchheim am 25.11.2014. Ein Vormittag über das Brot und Brötchen.

Vierte Klasse: Wieder einmal erwartungsvolle Kinder, offen, neugierig-interessiert und voller intelligenter Fragen. Michael Schneider darf auf dem Stuhl der Märchenerzähler Platz nehmen. Der inspirierte den Philharmoniker zu einem Vergleich von Kontrabass-Violoncello mit der Grössenordnung von Brot-Brötchen. Lernen kann auch Spass machen. Aber da ist die 4. Klasse der Kurpfalzschule bei Frau Karin Mittag sowieso bestens aufgehoben.
Der Obertitel des Schulbesuches war: die Moldau.
Also stellt Michael Schneider die Wellenbewegung des Flusses dar durch das Präludium aus der ersten Cello Suite von Johann Sebastian Bach.
Die Kinder nehmen das dankbar an.DSC01318
Dann kommt der Kontrabass ins Spiel. Schneider spielt jetzt die Moldau auf dem Kontrabass.
Es ist eine Komposition von Francois Rabbatth : “ Reitba „, die musikalische Darstellung eines Sonnenunterganges auf einem afrikanischen See.DSC01322
Die Kinder glauben es und nehmen es dankbar an. Dann kommt der Kommentar der Klassenlehrerin Frau Mittag: auf dem Kontrabass ist das auch schwer zu hören.
Da geht Michael Schneider ein Licht auf. Er hat musikalisch gesehen gar keine Lügengeschichte erzählt, sondern die Kontrabass Stimme ist selten detailliert heraus zu hören.
In diesem Moment merkt Michael Schneider, dass er die, oder eine originale Moldau Melodie gar nicht mitgebracht hat.
Trotz aller Begeisterung und “ cool “ Kommentare : ich bin diesen Kindern etwas schuldig.DSC01315
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Frank Proto, Alec Wilder und der Jazz in der “ Modernen Klassik “ der Kontrabass Literatur. Michael Schneiders Spurensuche nach guter Musik in diesem Genre.

Der Kontrabassist und Selfmade Komponist Frank Proto machte 1963 sein Diplom. Die Literatur, die ihm damals zur Verfügung stand war so spärlich und nicht nach seinem Geschmack, so dass er sich selbst ein Stück schrieb : die “ Sonate 1963 “ für Kontrabass und Klavier.

Der erste und der dritte Satz sind harmonisch sphärische Erkundungen dessen, was  Frank Proto immer weiter bis zu seinem heutigen Stil entwickelte.

Der zweite Satz ist wie ein Bebop Chorus der Sechziger Jahre gehalten und die Klavierbegleitung wirkt dazu wie ein perfekt improvisierend antwortendes Klavier. Die Bass Stimme weist jedoch alle Merkmale der klassischen Sonatenform auf: Thema, Seitenthema, Durchführung, Reprise. Dieser ausgeschriebene Bebop Chorus gefällt mir immer noch so gut, dass ich ihn öfter in Ermangelung eines Klaviers Solo spiele. Das Publikum nimmt das immer dankbar erstaunt auf, dem Publikum und mir fehlt da in dieser Fassung nichts.

Beim vierten Satz geht dies leider nicht, da hier ein ausgesprochen virtuoser Dialog zwischen Bass und Klavier die Spannung ausmacht und keine Melodie durchgängig auf dem Bass zu finden ist.

Was gibt es in der “ Modernen Klassik “ an Jazz orientierten Stücken !

Mir sind drei Jazz Sonaten des amerikanischen Komponisten Alec Wilder bekannt:

Suite No. 1 for Tuba, Bass and Piano, Small Suite for Bass and Piano

Suite for String Bass and Guitar, Sonata for Bass and Piano

Alle Margun Music Inc,

Paul Leenhouts komponierte 1993 “ Daido“ für Piccoloflöte und Kontrabass. Dieses Stück führe ich regelmässig mit Saxopon und Kontrabass auf.

Wem beim Lesen weitere Werke in dieser Richtung einfallen, der ist mit seinem Wissen hier sehr willkommen.

Als Jazz Trio für drei Celli oder drei Kontrabässe gibt es noch von Michael Norris “ Bass Motives“quasi cool – quasi blues – quasi cake walk.  Für Kontrabass Septett gibt es natürlich noch die Kompositionen des legendären  “ Orchestre de Contrebasses „ in dem schon Renaud Garcia Fons als Student auf seinem Fünfsaiter mit hoher C-Saite seinen Stil entwickelte.

Frank Proto schrieb auch ein Trio für Violine, Viola und Kontrabass, im coolen Bebop-Proto Stil geschrieben, das dem Kontrabassisten zur freien Improvisation einen beliebig langen Freiraum lässt. Diese Idee setzt Frank Proto auch in seinem Kontrabass Konzert fort. Eigentlich ist das gar nichts besonderes, was im Jazz als Chorus bezeichnet wird, nennen wir in den Klassischen Konzerten Kadenz. Nur ist den Klassikern das freie Spiel abhanden gekommen, so dass sie sich ihren Chorus vorher aufschreiben oder gleich eine Kadenz vom Komponisten oder anderen spielen. Francois Rabbath setzt in seinen Kompositionen mit Klavierbegleitung diese Idee in  “ Reitba „ und seinem “ Concerto No. 2″ sowie “ Concerto No. 3 “ ( mit Klavierbgleitung ) um und gibt dem Solisten Gelegenheit sich solistisch “ Solo “ zu präsentieren.

Ich habe seine beiden „Concerti“  No. 2 und 3 seit einigen Jahren auch für mein Cello adaptiert und schon mehrfach aufgeführt. ( Das Placet von Francois Rabath habe, ich habe es ihm zusammen mit seinem Sohn Sylvain vor fünf Jahren vorgespielt ). Damit bin ich vermutlich bislang der einzige, der “ Rabbath“ auf dem Cello spielt.

Francois Rabbath und seinem umfangreichen Werk werde ich ein eigenes Kapitel widmen.

 

Ich liebe Menschen, die langsam sind weil sie Zeit haben. Dazu gehört neben Andres Segovia auch Miguel Angel Pesce, Gitarrist aus Buenos Aires, der am 7. November mit Michael Schneider in der Bergkirche Schlierbach konzertiert.

Damit will ich nicht sagen, dass er nicht schnell spielen kann, aber wie bei Francois Rabbath wirkt manchmal das schnellste Tempo langsam, gerade weil er viel Zeit hat. Miguel Angel Pesce hat auch Zeit und gewinnt damit einen betörend schönen Ton. Der geht nicht nur ins Ohr, der berührt die Seele, setzt im Zuhörer Schwingungen frei, die nur selten in Bewegung gesetzt werden. Und damit gehört er zu den Musikern, die mit ihrer Musik und diesem Fall Miguel mit seiner Gitarre, die Geschichten erzählen die süchtig machen. Wenn Sie also am Freitag in der Bergkirche Schlierbach das Bedürfnis haben, unbedingt sitzen zu bleiben, dann sind Sie im richtigen Konzert. Und hier noch einmal ein Verweis auf Miguels Webseite:

http://www.miguelangelpesce.com.ar/mp3.htm

Danza Andaluza von Enrique Granados werden Miguel Pesce, Gitarre und Michael Schneider, Violoncello am 7.11.2014 in der Bergkirche zelebrieren.

Auf youtube können Sie unter diesem Link Danza Andaluza von Andres Segovia gespielt anhören.

youtube.com/watch?v=0fXadbPzqD8&list=RD0fXadbPzqD8

Michael Schneider ist auf der Suche nach dem Jazz in der “ Modernen Klassik “ der Kontrabass Literatur bei Frank Proto, Alec Wilder und anderen.

Der Kontrabassist und Selfmade Komponist Frank Proto machte 1963 sein Diplom. Die Literatur, die ihm damals zur Verfügung stand war so spärlich und nicht nach seinem Geschmack, so dass er sich selbst ein Stück schrieb : die “ Sonate 1963 “ für Kontrabass und Klavier.

Der erste und der dritte Satz sind harmonisch sphärische Erkundungen dessen, was Frank Proto immer weiter bis zu seinem heutigen Stil entwickelte.
Der zweite Satz ist wie ein Bebop Chorus der Sechziger Jahre gehalten und die Klavierbegleitung wirkt dazu wie ein perfekt improvisierend antwortendes Klavier. Die Bass Stimme weist jedoch alle Merkmale der klassischen Sonatenform auf: Thema, Seitenthema, Durchführung, Reprise.
Dieser ausgeschriebene Bebop Chorus gefällt mir immer noch so gut, dass ich ihn öfter in Ermangelung eines Klaviers Solo spiele. Das Publikum nimmt das immer dankbar erstaunt auf, dem Publikum und mir fehlt da in dieser Fassung nichts.
Beim vierten Satz geht dies leider nicht, da hier ein ausgesprochen virtuoser Dialog zwischen Bass und Klavier die Spannung ausmacht und keine Melodie durchgängig auf dem Bass zu finden ist.
Was gibt es in der “ Modernen Klassik “ an Jazz orientierten Stücken !
Mir sind drei Jazz Sonaten des amerikanischen Komponisten Alec Wilder bekannt:
Small Suite for Bass and Piano – Margun Musik Inc., Sonata for String Bass and Piano – Margun Music Inc.
Suite for String Bass and Guitar – Margun Music Inc  sowie Suite No. I For Tuba, Bass and Piano – Margun Music Inc.

Und selbstverständlich Francois Rabbath: Solos for the Double Bassist, Liben Music. Equation , Kobolds, Sete Quate und Creasy Course sind sehr jazzige Stücke, die als Set gespielt acht bis zehn Minuten hergeben und von jedem Publikum begeistert aufgenommen werden.

Wem beim Lesen weitere Werke in dieser Richtung einfallen, der ist mit seinem Wissen hier sehr willkommen.

Als Jazz Trio für drei Celli oder drei Kontrabässe gibt es noch von Michael Norris drei Sätze : Ragtime, Blues und Cool.
Für Kontrabass Septett gibt es natürlich noch die Kompositionen des legendären “ Orchestre de Contrebasses „ in dem schon Renaud Garcia Fonds als Student auf seinem Fünfsaiter mit hoher C-Saite seinen Stil entwickelte.

 

Olga Magidenko und Gerold Genssler zur Ehre: Olgas wunderbare Musik passt perfekt zu Gerolds wunderbaren Saiten

Das Trio “ Erinnerung “ für Harfe, Violoncello und Kontrabass von Olga Magidenko würde, werde und will ich einmal aufführen mit verstärkten Instrumenten und dann am liebsten in Wacken auf dem Heavy Metal Festival ( es darf auch etwas Kleineres sein ). Die Art von Olgas Tongebung – damit meine ich: oft schräge Borduntöne zu denen heftig fetzige Riffs abgefeuert werden – so schräg schön kenne ich so etwas nur von den genialen Gitarrensolisten – Leadgitarristen – vieler Rock- und Heavy Metal Bands. Und das schenkt Olga Magidenko uns, den sogenannten Klassischen Musikern.

Ich gebe zu: wenn ich ihre Musik auf dem Cello oder dem Kontrabass zu Hause übe, dann kommt meine Frau immer wieder mit der Bemerkung: das klingt aber schräg, das ist aber heftig……………Solange ich den Notentext noch nicht kann ist das nicht verwunderlich. Aber dann, wenn es so weit ist, muss noch etwas hinzu kommen: klarer Klang, klare Töne – trotz gewalttätiger Notierung seitens Olga – und das alles mit klangvoller Leichtigkeit.

Jetzt ist also Gerold Genssler dran: Mit Pirastro Saiten könnte ich das nicht. Dafür bin ich zu schwach und habe einen viel zu hohen Anspruch an den Klang. Kurze Zwischenfrage: rede ich jetzt vom Cello oder vom Kontrabass ? Ich rede von beiden. Gerold hat mir Saiten für mein Cello angefertigt, mit denen ich mich lange herumgequält habe, ihre “ Einspielzeit “ dauerte sehr lange. Aber jetzt kann ich nur noch mit diesen Saiten. Mit diesen Saiten kann ich akustisch Heavy Metal Sounds erzeugen und dann wieder so zuckersüss säuseln, dass ich selbst hingerissen bin – nicht von meinem Spiel, nein, von diesen Saiten und ihrem Klang.

Die “ Rabbath Saiten “ schenken mir die Leichtigkeit die ich brauche um so zu spielen wie ich es mir auf dem Kontrabass vorstelle. Es geht aber nicht nur um die Leichtigkeit, denn wenn ich zehn Kilo mehr Zug von meinen Saiten gewohnt bin, dann bin ich eben daran gewöhnt und meine Muskeln auch. Nein, es geht um die spielerische Leichtigkeit und einen freien Klang. Den kann ich aber nur entwickeln, wenn ich frei bin und von meinem Instrument eine Antwort auf meine Fragen bekomme.

 

 

 

Rabbath Technik auf dem Violoncello ? Geht das nur bei Michael Schneider ? II. Teil

Mein großartiger Lehrer Willi Beyer sagte immer wieder über Francois Rabbath: “ das ist eine Granate „. Ich übersetze: das können wir nicht lernen. Ich habe es gelernt und noch viel mehr: Ich spiele seitdem auch Cello und zwar so, dass hervorragende Musiker grossen Wert darauf legen mit mir zu musizieren.

Der Krabbengang, das Pivot, die Neue Lageneinteilung, der Daumeneinsatz in allen Positionen und die gedankliche Befreiung von festgefahrenen Denkmustern geben mir die Freiheit mich an Stücke heranzuwagen und sie als leicht zu erleben, die auf traditionellem Weg für mich unspielbar wären. Das kann jeder lernen. Nur: wenn Lehrer ihren Schülern erzählen, dass “ man das so macht und nicht anders „, dann sind sie für die Zeit nach diesem Lehrer blockiert.

Phillip Teubner kam zu mir, hatte schon sieben Jahre Unterricht hinter sich. Ich zeigte ihm das Pivot und er meinte, dass er das unterhalb der Oktave nicht gut könne, weil er dann unsauber spielen würde. Nun gut, dann spiel doch beide Fassungen, deine herkömmliche Art und einmal mit Pivot. Das war die erste Stunde des Kennenlernens von Pivot. Seine eigene Einschätzung war: mit Pivot ist die Tonleiter jetzt schon viel sauberer als auf die alte Art.

Kurze Zeit später spielte er im Saarländischen Landesjugendorchester mit. Während einer Probenphase wurde die Kontrabass Gruppe von einem Bassisten des Saarländischen Rundfunks “ präpariert „. Als er bemerkte, dass Phillip Teubner fast alle Beethoven Passagen in der Daumenlage auch auf den tiefen Saiten spielte, kommentierte er das so: “ das kann ja nicht sauber werden…..“ Phillip Teubner entschloss sich zu einer musikalischen Replik: “ dann spiele ich das jetzt mal alleine vor, ganz gleich wie es wird.“ Es wurde sauber. Er spielte nicht nur sauberer als alle anderen, der Tutor lobte ihn auch noch für seinen schönen Ton. Den Rest der Woche durfte mein Schüler dem Tutor die Rabbath Technik erklären.

Was hat Phillip Teubner anders gemacht ? Läufe auf der G-Saite hat er sich erspart. Z.B. spielt er bis zur leeren G-Saite und der nächst höhere Ton ist dann das A-Flageolett in der Daumenlage auf der dritten Saite und schon geht der Lauf weiter, quer über die nächsten drei Saiten. Hätte Beethoven jetzt noch höher komponiert, dann hätte sich das gleiche Spiel wiederholt: rauf bis zum G in der Daumenlage und dann beim Flageolett A auf der D-Saite weiter.

Genau so verfahre ich auch mit dem Cello. Im herkömmlichen Sinn kann ich gar nicht Cello spielen, verweigere für mich auch das Nachholen. Für die meterlangen Etüden Berge habe ich keine Zeit und keine Lust. Ich will meinen Spass haben. Ich übe Cello gern und viel, aber an der richtigen Stelle. Ich habe in anderen Beiträgen audio-visuelle Beispiele eingefügt: Spagnelo für Kontrabass Solo, Erinnerung für Harfe, Cello und Kontrabass sowie Jason und Medea für Klarinette und Cello, alles Werke von Olga Magidenko ( die finden Sie auch auf Youtube ). In jedem dieser Stücke finden sich für mich eigentlich unspielbare Passagen, wenn ich sie auf einer Saite rauf und runter spielen müsste. Das bereitet mir aber keine Freude. Aber ich habe ja die Rabbath Technik für das Cello entdeckt: statt rauf und runter bewege ich mich quer über die Saiten. Dafür suche ich mir den tiefsten – oder einen tiefen – Ton der Passage auf den tieferen Saiten in einer höheren Lage und bleibe dort solange es geht.

Ich kann Ihnen das gerne noch einmal auf Deutsch erläutern : Ich kann in einem mehrstöckigen Haus bequem mit dem Fahrstuhl in die nächste Etage fahren und es mir dort gemütlich machen. Ich kann aber auch von aussen eine Leiter anlegen und mit Absturzgefahr dort entlang klettern. Wie lange das dauert, das spüren Sie bereits.

Inzwischen kommen auch Cellisten zu mir die etwas über die Rabbath Technik erfahren möchten. Ich verrate Ihnen ein Geheimnis aus Frankreich: Francois Rabbath hat einem Geiger aus dem Orchester der Opera de la Bastille mit seiner Technik dazu verholfen, die Paganini Capricen für Violine so im Konzert zu spielen, dass seine Orchester Kollegen aus allen Wolken fielen. Dieser Geiger war und ist Tuttist an der Opera de la Bastille.

 

Das Violoncello und die Rabbath Technik – wurde sie dafür erfunden ? – fragt scheinheilig Michael Schneider und empfiehlt seine Neue Lageneinteilung auf dem Cello. I. Teil

Es gibt unendlich viele phantastische Cellisten. Wie haben sie ihr hohes Niveau erreicht? Durch sehr viel Üben. Das hätten sie sich alles sparen können. Selbstverständlich nicht das Üben. Es geht hier um eine andere Denkweise, einen anderen Weg zur Virtuosität.

Zum Beispiel Tonleitern: Meine erwachsenen Schüler spielen nach drei Monaten Tonleitern über vier Oktaven. Ziemlich selbstverständlich, auch sauber und elegant in den Bewegungsabläufen. Von vornherein werden auch die Tonleitern in ihren Variationen auf allen vier Seiten ein-gelernt. Dazu gehört von Anfang an das Pivot ( anstelle der “ weiten Lage „  – die entspannte und geschmeidige Beherrschung dieser herkömmlichen Art bekommen sie durch das Pivot sozusagen geschenkt ).

Die 4. Lage ( nach Rabbath, bzw die Daumenlage in der Oktave ) kommt in der ersten Stunde zum Einsatz, sei es als leere Saiten oder als Daumenflageolett in der Oktave. Geht “ alle meine Entchen“ in der 1. Lage, dann geht es auch in der Oktave mit Daumen und drei Fingern. Von dort ist der Weg zur 5. Lage ( nach meiner neuen Lageneinteilung also auf der A-Saite das E über der Oktave ) nur noch eine Unterrichtsstunde entfernt.

So begreifen meine Schüler sehr schnell, dass auf allen Saiten und in allen Lagen das gleiche Strickmuster gilt und dass es um “ Spielen “ geht und nicht um etwas “ Schweres „. Das ist eigentlich meine wichtigste Erkenntnis der Rabbath Technik : ich lerne, dass Musik leicht ist, ich lerne den Mut und die Lust auf musikalisches Risiko. Das ist für mich eine Technik der Souveränität : mach Musik und such dir die Technik aus die dazu passt. Früher habe ich eine Technik gelernt und musste damit klar kommen.

Dazu gebe ich hier ein Beispiel: Jason und Medea von Olga Magidenko. Auf dem Höhepunkt kommen einige rasante Läufe, die für mich nur machbar sind, weil ich in ( und mit  ) der Neuen Lageneinteilung spiele und denke. Ebenso unspielbar wären für mich die Läufe in den tiefen Lagen im Finale ohne das Pivot.

Veröffentlicht am 26.05.2014. Olga Magidenko. Jason und Medea op. 73b für Klarinette und Violoncello (2013). Stammt aus der 6. Szene aus der Oper Medea. Claus Rosenfelder, Klarinette und Michael Schneider, Cello

 

 

Der eigenartige Cello Sound von Michael Schneider auf seinem 1200,- Euro Cello.

Gehe ich mit meinem Cello zu einem Geigenbauer und frage ihn, wieviel mein Cello wohl wert ist, dann lesen Sie die Antwort in der Überschrift: nichts !!! ( So gut wie nichts ). Aber es macht alles was ich will, bzw. kann und das bei niedrigster Saitenlage. Aber mit Genssler Saiten bestückt. Eine Spezialanfertigung für mich, quasi ein Unikat. Ich flehe ihn ständig an: Gerold, wenn mal eine Saite reisst, dann bin ich aufgeschmissen. Antwort: Sie reissen aber nicht. Stimmt, sie sind jetzt vier Jahre im Einsatz: Bach, Klassik, Jazz – viel rupfiges Gezupfe – Weltmusik – von Säuseln bis Heavy Metal Sounds- und sie halten was Gerold versprochen hat.

Mit diesem  “ Nobody “ Cello habe ich mit arkestra convolt unsere erste CD eingespielt. Was erzählt mir der Erfinder dieser Saiten nach dem ersten Reinhören:

Kommentar Gerold Gensslers zu der neuen CD von arkestra convolt:

Hallo Michael

1000 Dank für die CD’s.
Ich hab nur Zeit gehabt, in die eine kurz rein zu hören, wo Du gleich als erstes Stück einen RABBATH spielst.
Komisch, so einen Cellosound habe ich persönlich noch nicht gehört. Liegts an dem Bassisten MS oder am Instrument oder den Saiten?
Ganz irre, die Sache
Jedenfalls mein Glückwunsch, habt Ihr fein gemacht :-)
Viele Grüsse von Gerold

Veröffentlicht am 26.05.2014

Olga Magidenko. Erinnerung op. 16 für Harfe, Violoncello und Kontrabass (1982)

Solisten – Feodora Johanna Gabler (Harfe), Michael Schneider (Violoncello), Walter Pfundstein (Kontrabass)

 

Michael Schneider kennt jemanden, der kennt jemanden der ein Simandl Fan ist ……..

Ein Schüler dieses „jemand“ hatte bei diesem Kontrabassunterricht. Er bat seinen Lehrer, ihn nach Rabbath zu unterrichten. Ablehnung.!!!

So kam dieser Schüler zu mir.

In seiner Begeisterung für die wunderbaren Etüden im ersten Band der „ Nouvelle Technique de la Contrebasse “ sandte er seinem ehemaligen Lehrer Kopien davon.

Ergebnis: sein Lehrer rief ihn begeistert an: so wunderbare Musik habe er noch nicht gehört!

Der Mann, der im Libanon aufgewachsen ist ( Francois Rabbath ), der nie studiert hat, den kein Lehrer verderben konnte, er kam auf die Idee, Themen von Bach zu nehmen um dann etwas eigenes daraus zu machen. Auch mich freut es, dass so eine Versöhnung zwischen dem Neuen und dem Alten so stimmig stattfinden konnte.

Bach als Inspiration für die eigenen Ideen.

Schon die Etüde Nr. 1 ist ein Vitalitätspaket ersten Ranges. Würde ein Kontrabassist dieses Stück als Jazz Kontrabass Chorus in einer Band spielen, jeder würde denken, das Jazz Kontrabass Spiel wird gerade neu erfunden. Jazzig gezupft gilt das auch von einigen anderen Etüden aus dem ersten Band. Der zweite Schritt, sozusagen die Transformation in höhere Höhen ist dann die Oktavierung. Gemischt mit der gewöhnlichen und der Oktavlage erweitert sich das beeindruckende Spektrum dieser Etüde um das Doppelte. Vielleicht kann der Leser jetzt schon verstehen, dass der Spieler, die Spielerin auf diese Weise sich in einem großen Reichtum bewegt. Das ganze, beziehungsweise das gleiche auf ein oder zwei Saiten gespielt – vielleicht wegen des einheitlicheren Klanges, wie manche meinen – erfordert jahrelange Übung im Lagen Spiel.

Ich habe mir kürzlich einige Bands vom  Festival in Wacken 2014 angeschaut und bewunderte die vielen fantastischen Sologitarristen. Warum sind die so gut? Weil sie das Prinzip von Francois Rabbath schon lange verinnerlicht haben. Eine gute Idee, die sie in einer Lage quer über die Saiten haben, die schieben sie einfach in einen anderen Bund und spielen dort ihre Ideen weiter.

Francois Rabbath und Renaud Garcia Fonds ( ein Schüler von Rabbath ) beweisen eindrücklich, dass diese Idee überzeugend und sehr gut spielbar ist.

Vielleicht haben sich die Zeiten inzwischen geändert, aber vor Jahren betonte mein Lehrer Willi Beier immer wieder : Francois Rabbath, das ist eine Granate. Heraus gehört habe ich dabei: das ist etwas, das wir nicht lernen können, also versuchen wir es gar nicht erst.

Es kommen immer häufiger Bassisten und angehende Jazzbassisten zu mir, die neugierig auf die verschiedenen Techniken von Francois Rabbath sind. Und sie spiegeln mir auch die Toleranz ihrer Lehrer, wie inzwischen bereit sind, sich für diese neuen Aspekte des Kontrabassspiels zu öffnen.