Haang Jeung und die Genssler Saiten – eine neue Erfahrung für Michael Schneider

Haang Jeung will Bass lernen. Sie hat nicht die grössten Hände, aber einen eisernen Willen. Und ich habe die Ideen dazu; wir beginnen in der Daumenlage, da braucht sie den vierten Finger nicht. Aber die Saiten sind hart und die Saitenlage noch nicht optimal. Der Rabbath Knickstachel ist schon eingebaut, der Bass also federleicht in der Schräghaltung. Ihre Hände sind in zwei Monaten schon kräftiger, der Ton voller und der Sustain ok. Aber ihr Lehrer ist Fan von Gerold Genssler’s Saiten. In der heutigen Stunde war es so weit: Erster Versuch mit den neuen Saiten. Erste Erkenntnis: der Bass ist viel lauter. Zweitens: sie hört die Töne klarer, sauber spielen fällt leichter. Der Lehrer sorgt sich um die noch zu hohe Saitenlage. ( Ich trage locker eine Hälfte eines Klavieres, aber bei der Saitenlage bin ich inzwischen eine Mimose ). Schlägt aber vor, mit einer Veränderung noch zu warten bis sich alles zurecht gezurrt hat. Schülerin: nein, bitte nicht tiefer legen, sonst weiss ich ja nicht ob ich drücke.

Nun gut, der Rest „Widerstand“ sei ihr gegönnt, wir sind dank Gerold schon kurz vor der Vollendung der Utopie, der unerträglichen Leichtigkeit des Bass Spielens.

„Weltmusik “ von und mit Francois Rabbath

Die Entstehungsgeschichte von Francois Rabbath’s phantasievollen Weltmusikstücken soll hier erzählt werden. Eigentlich hat Bertold Brecht sie schon vor vielen Jahren in seinem Gedicht “ Legende von der Entstehung des Buches Tao Te King auf dem Weg des Laotse in die Emigration „verbreitet.

Auf der Suche nach der “ Nouvelle Technique de la Contrebasse “ begann er auf seinem Instrument herumzuspielen. So entstanden spielerisch seine ersten Solostücke: Iberique Penninsulaire  ( imitiert  spanisch-folkloristischen Gesang auf dem Kontrabass ), Kobolds ( eine fetzige Jazz Nummer, die er oft mit zwei Schlagzeugern präsentiert hat ), Breiz ( Breiz ist der alte Name für Bretagne und imitiert einen Dudelsack ). Jedes seiner Solostücke hat einen spielerischen Hintergrund, entstand auf der Suche nach weiteren technischen und bogentechnischen Möglichkeiten. So spielte Rabbath vor sich hin: im Palais des Sports vor 5000 Zuschauern und zu Hause für sich und seine Schüler.  Das Rabbath conservatorywürde er vermutlich heute noch so machen, wenn ihm nicht Frank Proto über den Weg gelaufen wäre. Er hat Francois genötigt, das alles aufzuschreiben. Frank Proto hatte damals schon seinen eigenen Verlag : Liben Music. Dort wollte Proto die Musik von Rabbath veröffentlichen. Seitdem ist uns, den Kontrabassisten diese Sammlung erst zugänglich.  Ein Freiburger Kollege hat vor vielen Jahren mit einem Solostück von Francois sein Probespiel bestanden. In den achtzigern gehörte seine Musik noch zu einem Insider Geheimtip.

Ich habe in den ersten zwölf Jahren beim Philharmonischen Orchester Heidelberg viele Kontrabass Konzerte mit unserem Orchester aufgeführt und zu meinem Leidwesen stand in den Kritiken entweder “ das Erstaunen darüber, dass so etwas auf dem Kontrabass möglich ist “ oder aber der Aufschrei:2 Hilfe, die Möbelpacker kommen „. Nachdem ich die Solostücke von Francois entdeckt hatte änderten sich schlagartig auch die Reaktionen im Publikum : es war mit Rabbath’s Musik sofort spürbar, dass dies Musik vom und für den Kontrabass ist und in Kritiken wurde auch über Musik geredet.

 

 

 

Als er siebzig war und war gebrechlich,Drängte es den Lehrer doch nach Ruh’,Denn die Weisheit war im Lande wieder einmal schwächlichUnd die Bosheit nahm an Kräften wieder einmal zu.Und er gürtete den Schuh. Und er packte ein, was er so brauchte: Wenig. Doch es wurde dies und das. So die Pfeife, die er abends immer rauchte. Und das Büchlein, das er immer las. Weißbrot nach dem Augenmaß. Freute sich des Tals noch einmal und vergaß es, als er ins Gebirg den Weg einschlug. Und sein Ochse freute sich des frischen Grases. Kauend, während er den Alten trug. Denn dem ging es schnell genug. Doch am vierten Tag im Felsgesteine hat ein Zöllner ihm den Weg verwehrt: „Kostbarkeiten zu verzollen?” „Keine.” Und der Knabe, der den Ochsen führte, sprach: „Er hat gelehrt.” Und so war auch das erklärt. Doch der Mann in einer heitren Regung fragte noch: „Hat er was rausgekriegt?” Sprach der Knabe: „Daß das weiche Wasser in Bewegung mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt. Du verstehst, das Harte unterliegt.” Daß er nicht das letzte Tageslicht verlöre, trieb der Knabe nun den Ochsen an. Und die drei verschwanden schon um eine schwaerze Föhre. Da kam plötzlich Fahrt in unsern Mann Und er schrie: „He, du! Halt an!” „Was ist das mit diesem Wasser, Alter?”Hielt der Alte: „Interessiert es dich?” Sprach dem Mann: „Ich bin nur Zollverwalter, doch wer wen besiegt, das interessiert auch mich. Wenn du’s weißt, dann sprich!Schreib mir’s auf. Diktier es diesem Kinde! So was nimmt man doch nicht mit sich fort. Da gibt’s doch Papier bei uns und und Tinte und ein Nachtmahl gibt es auch: ich wohne dort. Nun, ist das ein Wort?” Über seine Schulter sah der Alte auf den Mann: Flickjoppe. Keine Schuh. Und die Stirne eine einzige Falte. Ach, kein Sieger trat da auf ihn zu. Und er murmelte: „Auch du?”Eine höfliche Bitte abzuschlagen war der Alte, wie es schien, zu alt. Denn er sagte laut: „Die etwas fragen, die verdienen Antwort.” Sprach der Knabe: „Es wird auch schon kalt.” „Gut, ein kleiner Aufenthalt.” Und von seinem Ochsen stieg der Weise, sieben Tage schrieben sie zu zweit. Und der Zöllner brachte Essen (und er fluchte nur noch leise mit den Schmugglern in der ganzen Zeit). Und dann war’s so weit. Und dem Zöllner händigte der Knabe eines Morgens einundachtzig Sprüche ein und mit Dank für eine kleine Reisegabe bogen sie um jene Föhre ins Gestein. Sagt jetzt: kann man höflicher sein? Aber rühmen wir nicht nur den Weisen, dessen Name auf dem Büchlein prangt! Denn man muß dem Weisen seine Weisheit erst entreißen. Darum sei der Zöllner auch bedankt: Er hat sie ihm abverlangt.

 

Will ich den „Flow“ beim Spielen ? Zur Leichtigkeit des Seins am Kontrabass

Tradition kontra Fortschritt ?  Warum kontra ? Nehmen Sie beides. Jede Veränderung schafft Unruhe, weckt Ängste, dass das Alte nicht gut genug ist. Kolumbus hat neue Kontinente entdeckt und den alten aus den Augen verloren. Aber er kam zurück. Neues ist zunächst auch eine Bereicherung und je mehr ich kenne, desto freier bin ich zu entscheiden, was mir nützt. In der World of Basses geht es oft immer noch skurril vor sich her. Auf einer Kontrabass Woche habe ich erlebt, dass Professoren ihre Studenten mitbrachten, die sich dann nicht trauten von anderen Dozenten Ideen zu übernehmen und auszuprobieren, ob sie für den Eigenbedarf von Nutzen sein könnten. Zumindest ist eine weitere Möglichkeit eine Alternative, denn dann habe ich zwei zur Auswahl. Simandl und Co bieten da eine Sicht auf den Kontrabass, die ca 150 Jahre alt ist und immer noch als Grundlage benutzt wird.

Ich kenne Verfechter des Bass Spiels die  möglichst auf einer Saite spielen ( der G-Saite ) wegen des homogeneren Melodieklangs. Das hängt von den Saiten ab, denn herkömmliche Saiten klingen in den hohen Lagen auf den tieferen Saiten nicht und sauber spielen ist da schon gar nicht möglich. Da können die Saiten vermutlich gar nichts dafür, denn ich erlebe bei Aushilfsengagements in anderen Orchestern Saitenlagen, die schon in der gewöhnlichen Lage einen guten Klang unmöglich machen und das ist der Standard.

Also doch kontra ? Nein, ganz im Gegenteil, ich halte hier eine Einrede für die Schlechten und Minderbegabten, die auch gerne Musik machen oder den Bass als Beruf leben möchten. Die haben ein Problem, so wie ich es hatte: unendlich viel üben mit geringem Erfolg. Meine Bewunderung gilt also allen, die mit viel Arbeit so großen Erfolg haben. Wieviel Erfolg hätten sie, wenn sie den Bass spielen würden ?

Michael Schneider betrachtet Gustav Mahler’s Kontrabass Solo in der ersten Symphonie

Wir sind alle Kinder unserer Zeit, aber manchmal fallen wir auch heraus. Wann geschieht das ?  Kontrabass Studium. Dann kommt Anton Bruckner dran. In seinen Symphonien gibt es Passagen die sich in die Höhe schrauben, über die Oktave der leeren Saiten hinaus. Ich übe ( es war um 1978 ) und dann kommt der Moment wo es so nicht mehr weiter gehen kann. Mein Lehrer Willi Beyer zeigt mir wie es geht: der Daumen kommt zum Einsatz : die Stelle geht wie geschmiert. Dann geht die Musik wieder abwärts. Dann kommt der Moment, wo man wieder normal nach Simandl spielt: ohne Daumen. Das habe ich nie verstanden, es ginge noch lange abwärts mit dem Daumen, ohne Gespringe.

Aber es geht doch um Gustav Mahler ? Fragt der Leser. Bruder Jakob in Moll. Darum geht es. Aber auf einer Saite bitte. Im Studium habe ich schon vorab darunter gelitten. Mir wurde erzählt, wie der und ein anderer daran gescheitert sind, abgestürzt. Oder einfach, wie unsauber manche Aufnahmen klingen. Diese Impfung sitzt. Acht Takte Pauke. Nur die Pauke und du weisst: alle warten auf dich. Nicht auf die Musik. Die wird sowieso nichts. Aber ob du das schaffst. Ein Gang zum Schaffot. Selbstmord sozusagen. Und auch noch freiwillig. Ganz so sehen es manche Seelen von Solobassisten dann doch nicht. Schon manche ihrer Körper wollten sich das nicht antun und wurden krank. Mit Thomas Zoller habe ich das Koussevitzky Kontrabasskonzert einmal konsequent aus der Sicht der Nouvelle Technique de la Contrebasse durchgefingert. und es hat funktioniert. Aber so spielt „man“ eben nicht Kontrabass. Mit Meike Krautscheid habe ich das Dittersdorf Konzert ebenso bearbeitet. Ganz ohne leere Saiten wird es dann über vier Saiten gespielt und bedarf quasi einer perfekten Bogentechnik. Wer es kennen lernen möchte sei an dieser Stelle eingeladen bei mir nachzufragen.

Und lange vor meiner Zeit bei Francois Rabbath sehe ich meinen  Mentor im Fernsehen. Was macht er da ? Der spielt das Solo einfach in der Daumenlage. Und das klingt auch noch viel besser als alles vorher Gehörte. ( Bottessini spiele ich ehrlich gesagt auch nicht auf einer Saite ). Diesen Fernsehauftritt habe ich mir gemerkt. Viel besserer Klang bei viel weniger Arbeit und noch weniger Stress.

Nun bin ich Heidelberger Solokontrabassist und muss, nein, Verzeihung: ich darf das ab und zu spielen. Eine Freude, weil ich es nie übe.  Im Publikum in der Heidelberger Stadthalle wurde meine Frau immer wieder angesprochen: das hat ihr Mann doch schon wochenlang vorher geübt. Nein, falsch: das übe ich nie. Da lacht sich doch jeder Geiger schlapp, Bruder Jakob in Moll. Und deswegen wird man krank ?

Es gibt einen Autograph vom Schumann Cello Konzert: alles über die Saiten. Ob es heute besser klingt mit einem falschen Ehrgeiz ?

 

Bass Unterricht in Heidelberg-Ziegelhausen mit Rabbath und Michael Schneider

IMG_0287Spiel du Bass, dann wirst du immer gebraucht. Das verriet mir mein Vater vor fünfzig Jahren. Und es hat sich bis heute nichts daran geändert. Zahllose Hobby Orchester müssen sich Kontrabässe einkaufen, weil es immer noch nicht genug davon gibt. Geändert hat sich in der Zwischenzeit die Zeitspanne zwischen Beginn des Bassunterrichts und Orchestereinstieg. Mit der genialen Rabbath-Technik können Schüler und Erwachsene nach spätestens einem Jahr im Orchester oder Kammermusikensemble mitwirken. Das Spielen quer über die Saiten, das Pivot und der Krabbengang auf dem Bass macht die vielen Etuden herkömmlicher Art überflüssig. Selbstverständlich spielen Sie danach Bass nicht mit herkömmlicher Technik. Es ist nicht vermessen bei Rabbath von einer ganzheitlichen Technik zu sprechen. Stellen Sie sich vor, Sie spielen in einer Lage wunderbare Melodien. Mit Rabbath schieben Sie das einfach dorthin, wo die Tonart es verlangt und spielen genau so schön weiter. ( Ähnlich einem Kapotaster auf der Gitarre, nur der ist starr, unbeweglich). Mit dieser „Kapotaster Technik“ spielen Sie ab der zweiten Bass Stunde alles wie Sie es möchten. Geschwindigkeit, Differenzierung kommt später, eine gute Bogentechnik dauert trotzdem immer noch etwas länger.

Auf YouTube gibt es einige beeindruckende Videos mit Edgar Meyer und Chris Thile im Duo, in denen Edgar Meyer  die Idee Rabbath’s beeindruckend vorführt, mir ist jedoch nicht bekannt, dass Edgar Meyer durch Rabbath darauf gekommen ist.

Die neue Bedeutung von „Querklang“ für die Rabbath Technik, das Cello und den Bass

Querklang bekommt eine ganz neue Bedeutung, wenn ich es für das Spielen quer über die Saiten deute. 

Die Verfechter des Spielens auf einer Saite konnten mich mit dem Argument, dass es so einen einheitlichen Melodie-Klang gibt noch nicht überzeugen.  Ich habe schon viele Tests mit eindeutigem Ausgang hinter mir, bei denen die Zuhörer sich in einem anderen Raum befanden und nicht wussten, welche Wege ich auf dem Cello oder dem Bass gehe.

Eines der “ eklatantesten “ Beispiele ist für mich der Schwan von Saint Saens. Es gehört schon sehr viel Meisterschaft dazu, auf der A Saite rauf und runter zu rutschen ohne ein romantisches “ Schmierando “ zu hinterlassen, zu vollführen. So bin ich überhaupt zum Cellospiel gekommen: Ich gab meiner Tochter Cellounterricht und ein Freund fragte mich, ob ich ein Quartett-Konzert am Cello mitspielen wolle. Ein Konzert im Königssaal des Heidelberger Schlosses und mit dabei der “ Schwan “ und ich am Solocello mit Streichtrio Begleitung. Nun gibt ja jeder der etwas auf sich hält eine Pralinen-CD mit den erlesensten Döntjes heraus. Kann ich öffentlich in Konkurrenz mit ihnen treten? Fragte ich mich und fand die Lösung ( ich konnte ja gerade mal das Cello halten ). Nur die gute Bogentechnik hatte ich bereits bei Rabbath gelernt. Ich spielte ( und spiele ) den Schwan einfach in der 4. Lage ( nach meiner neuen Lageneinteilung für das Cello-bisher also einfach : die Daumenlage ) alles quer über die Saiten und nicht nur ich behaupte dass es sogar besser klingt. Kein Schmierando, viel Zeit, keine grossen Lagenwechsel und eben sehr viel Zeit für Musik.

Und dieses Quer – klingt. Also geben wir dem Wort die neue Bedeutung  Querklang.  Und wer sich davon persönlich überzeugen möchte, der kommt einfach in die monatlich stattfindenden  “ Querklang am Berghang “ Konzerte von arkestra convolt in denen ich auf dem Cello und dem Kontrabass jede Menge Querklänge erzeuge.

Bass Spielen – ein unendlicher Spass für Michael Schneider

Ich wurde immer wieder wegen meiner Bemerkungen  in meiner “ Vita “ bezüglich der Geschwindigkeit gefragt, warum ich schnell spielen will. Das Geheimnis liegt nicht im Tempo, sondern in der Raum-Zeit-Bewegung. Wenn ich meine Wege auf dem Instrument verkürze, dann wird der Raum den ich durchschreiten muss kleiner, kürzer und auch die Bewegungen werden reduziert auf Fingerbewegungen. Nutze ich das nicht aus, dann habe ich auch immer große Armbewegungen und viele Lagenwechsel. Das bedeutet, viele Probleme und Arbeit um die Musik herum. Das Ziel der Rabbath-Technik ist für mich die “ kunstlose Kunst „. Die Musik kann ich aber nur fliessen lassen, wenn ich Zeit für die Musik habe, andernfalls bin ich mit anderen Problemen beschäftigt und habe keine Zeit für die Musik.

Noch einmal zum Thema Geschwindigkeit: Eine Geigen Kollegin sprach mich während einer Mozartoper an und teilte mir die Bewunderung ihrer Eltern mit, die im oberen Rang gegenüber von uns sassen. Sie staunten darüber, wie schnell ich spielen kann. ( Meine spontane Antwort: ja schneller als die Geigen ) Das ist ja nicht der Sinn des Zusammenspiels, dass irgendeiner früher fertig ist und dann wie in einem Comic von Sempé der Geiger früher nach Hause geht, weil er heute mal wieder schneller als die anderen gegeigt hat.  Es kann sich also nur um einen optischen Eindruck handeln. Diesen optischen Eindruck vermittelt Francois Rabbath’s Technik  in den Videoaufnahmen von den Paganini Variationen von Frank Proto. ( Nine Variants on  Paganini for  Double Bass and Piano, Liben Music Publishers ) Während der schnellsten Passagen scheinen die Bewegungen kleiner und ruhiger zu werden. Die Überwindung grosser Entfernungen auf dem Kontrabass, verbunden mit vielen Lagenwechseln kann optisch wie musikalisch nicht die Ruhe ausstrahlen, die ein anderes Spiel-Denken mit sich bringt.

Wie sieht das im Alltag, im Orchester aus ? Z.B. Beethovens Pastorale: da zieht ein Gewitter auf und es gibt jede Menge zu tun. Versuche ich die Sechzehntel Läufe auszuspielen, dann kann ich eigentlich gleich die sog. Mannheimer Schule verwenden: alles mit einem Finger rauf und runter. Mache ich es mit Rabbath, dann lege ich den Daumen auf den ersten Ton der jeweiligen Sechzehntel und spiele die Gruppe mit den übrigen Fingern aus. Kommt dann die nächste Gruppe, so schiebe ich den Daumen auf den Grundton und spiele genau so weiter. Bewegen muss ich mich dafür also nicht und es sieht  leicht aus, ist schneller, weil jeder Finger immer schon da ist und ich mich nicht erst dort hinbewegen muss.  Dabei spiele ich natürlich auf den tieferen Saiten in höheren Lagen, so dass für den Laien schon mal der Eindruck entstehen kann, dass ich eine ganz andere Stimme spiele, weil ich mich fast gar nicht bewege aber zumindest die Ruhe selbst bin.

Warum neue Ideen so neugier-resistent sind, das steht alles in dem Buch von Gerald Hüter in der „Gebrauchsanweisung für das menschliche Gehirn“

Cello und Kontrabass als ganzheitliches Spiel im Flow

Handelt es sich dabei etwa um esoterischen oder spirituellen Unterricht ?  Zen in der Kunst des Bogenschiessens von Alfred Herriegel gehört für philosophisch Interessierte durchaus dazu, ist aber kein Muss.

Der herkömmliche Unterricht beginnt ganz unten. Das Ziel ist das andere Ende, die schwindelnden Höhen am Ende des Griffbretts. Wie kommt man aber dort hinauf ? Klettern. Wie in den Bergen, Step by Step, dann ist man irgendwann oben. Hier gibt es nichts Ganzheitliches. Weder auf dem Berg noch beim herkömmlichen Unterricht.  Francois Rabbath ging andere Wege, weil ihm niemand vorgeschrieben hat, wie es zu machen sei.  Wenn ich in der gewöhnlichen Lage etwas spielen kann, ( beim Cello wie beim Bass ), dann kann ich es auch mit kleiner Änderung der Fingersätze in der Oktave spielen. Der Daumen wird zum Obersattel und bekommt die quasi leeeren Saiten geschenkt. D.h. der Daumen muss nicht drücken, weil die Flageoletts hier in der originalen Tonhöhe klingen wie gedrückte Töne. Und schon geht es weiter: Hat der Daumen ein wenig Hornhaut entwickelt lässt sich das Ganze leicht in eine andere Lage oder auf andere Zwischen-Töne verschieben. So kann ein Anfänger schon ab der zweiten Stunde in der Oktave spielen.

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Michael Schneider

In der gewöhnlichen Lage ist das A auf der G-Saite fast der höchste Ton. Gehe ich nun eine Oktave höher, dann habe ich das gleiche A auf der dritten Saite als leere A-Saite und als tiefsten Ton. Also kann ich in der ersten Lage  bis zum leeren G spielen, springe mit dem Daumen auf die A-Saite in die Oktave und spiele leicht weiter in der zweiten Oktave. Es dauert nicht lange, dann kann der Schüler so die auch auf dem Bass bekannte Kreutzer Etude spielen. Das bewältigt gerade spielerisch eine Schülerin nach zwei Monaten. Dabei spielen die Tonarten mit der Zeit keine Rolle mehr, da das Denken mehr auf die Tonschritte fokussiert ist.. Wenn ich 13 Töne in einer Hand habe ( über vier Saiten ), dann geht es nicht mehr um unvermeidliche Lagenwechsel, sondern nur noch um Tonabstände. Beim Notenlesen sehe ich nur noch Tonschritte und -Abstände und setze die Finger entsprechend ohne meine Daumenposition verlassen zu müssen.

Kontrabass- und Cellounterricht in Heidelberg bei Michael Schneider

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Michael Schneider am Cello

Haben Sie Lust auf gemeinsames Musizieren und möchten sich die jahrelangen Übungen durch Berge von Noten und Etüden ersparen ? Und dabei noch einen schönen Ton auf dem Cello, der Geige oder dem Kontrabass erlernen ? Francois Rabbath hat es Ihnen oder Ihren Kindern ermöglicht. Er, der nie eine Hochschule von innen gesehen hat, entwickelte eine Unterrichtspädagogik die ich von ihm persönlich im Unterricht erfahren habe. Darüber gibt es keine Bücher in denen das Wie und Warum nachzulesen ist. Dieses Wissen kann nur persönlich weitergegeben werden von denen, die es bei ihm erlernt haben. Nach elf Jahren im Philharmonischen Orchester Heidelberg habe ich mich 1991 entschlossen neben meiner Orchestertätigkeit ein Zweitstudium in Kontrabass/Cello in Paris zu beginnen. Das Ergebnis haben schon viele studierte Musiker und meine Schüler erfahren.

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Michael Schneider am Bass

Die Lagenbezeichnungen auf dem Cello und dem Kontrabass

Die Lagenbezeichnungen sowohl auf dem Cello wie auf dem Bass erscheinen mir schon lange veraltet. Besonders bei Simandl habe ich sie nie verstanden und später nicht einsehen wollen.

Beim Kontrabass geht die Lageneinteilung auf Bb-Dur zurück: G-Saite, A, Bb, C, D, Eb, F, G. Warum wurden die Lagen nach einer B-Tonart eingeteilt, wenn sie auf einer Kreuztonart ( G ) beginnen ? Mit den Zwischenlagen nach Simandl ergibt das 13 Lagen bis zum G. Unnötiger und unklarer Ballast. Ich habe viele Jahre mit dieser Unzufriedenheit gelebt und konnte sie nur durch Unterrichten irgendwann auswendig aufsagen.

Den dann folgenden Schritt habe ich nicht gefunden, bis Francois Rabbath ihn mir verraten hat. Er teilt die Lagen nach den natürlichen Flageolett Tönen auf der G-Saite ein: Leere G-Saite  – Quinte D – Oktave G – Quinte D darüber und doppelte Oktave G.

Daraus macht er: gewöhnliche und erste Lage wie gehabt. 2. Lage= vierter Finger auf D, 3. Lage= erster Finger auf D, 4. Lage= Daumen auf Oktave G, 5.Lage= Daumen auf das nächsthöher gelegene D und die 6. Lage ist das darauf folgende G.

Entsprechend verfahre ich auf dem Cello. Dort bezieht sich diese Lageneinteilung auf: A -E -A -E und dann bin ich auf dem Cello in der fünften Lage schon fast am Ende des Griffbretts. Mich hat immer gestört, dass es bis zur Oktave so viele Lagen gibt, dann kommt die Daumenlage aber sonst nichts mehr, da muss ich dann im Kopf mit nichts klar kommen. Mit der neuen Einteilung habe ich einige wenige Haltepunkte zumindest im Kopf.

Gerade die reduzierte Anzahl der Lagen gibt meinen Schülern nach wenigen Stunden schon die Klarheit im Kopf und in der linken Hand Töne ausserhalb der ersten Lage zu finden. Es gibt so eben nur wenige Haltepunkte, die auch ein Anfänger sich gut merken kann.

Gelernt ist gelernt und dann darf es auch nicht schlecht sein. Dabei geht es bei Veränderung nicht darum, dass das Alte schlecht ist, es geht um eine weitere Alternative, damit ich mir, wenn ich dann beide beherrsche, aussuchen kann welche ich nehmen will. Veränderung will also nicht immer einen Mangel beheben, sondern auch bereichern.

Psychologen sagen: da wo die Angst ist, da geht es lang. ( Ob sie das heute noch so sagen, das weiss ich nicht ). Aber ich verstehe diesen Satz so: wenn du Veränderung willst, dann gibt es eben Verunsicherung. Das Alte muss erst einmal weg, Platz machen für das Neue. Aber warum soll ich etwas verändern ? Richtig, wozu, wenn ich nicht neugierig bin, sondern zufrieden mit dem was ich habe? Ich war unzufrieden mit dem Haben und wollte mehr wissen. Jetzt kenne ich viele Möglichkeiten und habe mich entschieden, welche mir am besten weiterhilft.