Profis zu Besuch an der Realschule Waibstadt. Herr Jäger von der RNZ war dabei.

Realschule - Vortrag.3 Foto: Jäger
Der Kritiker der Rhein Neckar Zeitung, Herr Jäger kommentierte diese Veranstaltung am 12.2.2016 folgendermassen:
“ Waibstadt. (aj) Nach den gelungenen Veranstaltungen im letzten Schulhalbjahr konnte nunmehr die Realschule mit einer weiteren Veranstaltung im Rahmen ihrer Reihe „Kultur an der Realschule Waibstadt“, welche die Realschule erfolgreich seit 2010 mit verschiedenen kulturellen Inhalten füllt, aufwarten. Diesmal stand in der Konzert-Lesung für die Klasse 9 und 10 das Thema „Die Erklärung der Menschenrechte“ auf dem Programm.
Im Rahmen der Reihe „Profis zu Besuch“ waren der Solo Kontrabassist Michael Schneider des Philharmonischen Orchesters Heidelberg gemeinsam mit seiner Tochter, der Schauspielerin Anna Kaess, Gast dieser Konzertlesung. Michael Schneider begleitete die Lesung auf Violoncello und Kontrabass. Anna Kaess machte Texte von Adalbert Stifter, Juli Zeh und die Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948 lebendig.
Die beiden Profis hatten beschlossen in der Realschule Waibstadt den Mund aufzumachen und mit den Schülern über die Menschenrechte zu sprechen. Es freute sie, dass nicht nur die einladenden Lehrer Sybille Bachmaier und Hannes Weigel dieser Problematik offen gegenüber standen, sondern Schulleiter Klaus Sauer dies in besonderer Weise fördert.
Die Veranstaltung begann mit einem Zitat der Schriftstellerin Juli Zeh, nämlich „Mit den Menschenrechten ist es wie mit den zehn Geboten.“ Die Menschenrechte seien ein ganz besonderer Text, sie sind eine Botschaft, die die Menschheit an sich selbst geschrieben hat und möglicherweise die einzige Botschaft der Welt bei der es nichts ausmacht wenn niemand ihren Inhalt kennt.“

Dazu gehörte auch das Stichwort Diskriminierung.
Um dies der neunten Klasse klar vor Augen zu führen machte Michael Schneider an einem Beispiel eindrucksvoll klar, wie schnell eine Aussage die Menschenwürde verletzten kann. In der Diskussion von Betroffener und der Klasse wurde herausgearbeitet, was Ausgrenzung bei einem Menschen bewirkt.
Jeder weiß wie sich Diskriminierung, wie sich Mobbing oder Ablehnung anfühlt. So spontan diese Vorführung war, so betroffen machte sie doch die ganze Klasse.
„Wie fühlt man sich, wenn das eigene Haus, wenn die Heimat zerstört ist?“
„Und wie fühlt man sich erst, wenn man dann in ein anderes Land kommt und dort noch weitere Ablehnung erfahren muss?“ Hierzu hatte der Heidelberger Philosoph Hans Georg Gadamer eine gute Kant’sche Formulierung gefunden, die besagt: „Toleranz ist die Fähigkeit aus der Sicht des anderen zu denken.“
Eine weitere Million Flüchtlinge werden im laufenden Jahr auf Asyl in Deutschland warten. Für viele Politiker ein Grund, die Grenzen dicht zu machen, so Schneider und Kaess. Aus ihrer Sicht sei dies der Beginn von Menschenrechtsverletzungen, die der Resolution der Vereinten Nationen vom Dezember 1948 klar entgegenstehen.
Anna Kaess, Mutter eines zweijährigen Sohnes und angehende Schauspielerin, konnte mit ihren 23 Jahren den Klassen anspruchsvolle Texte von Juli Zeh, sowie die Erklärung der Menschenrechte quasi als Gleichaltrige überzeugend darlegen. Restlos begeistert waren die Schüler von ihren Liedern die sie zum Thema, sich selbst auf der Gitarre begleitend, gesungen hat.
Bild: Gast der Konzertlesung der Realschule Waibstadt zum Thema „Die Erklärung der Menschenrechte“ waren der Solo Kontrabassist Michael Schneider des Philharmonischen Orchesters Heidelberg und seine Tochter, die Schauspielerin Anna Kaess.“
Realschule - Vortrag.1 Foto: Jäger

Realschule - Vortrag.2 Foto: Jäger

Matthias Roth von der Rhein Neckar Zeitung – Michael Schneider hat sein Kriegsbeil begraben. Versuch einer Wiedergutmachung.

Heute möchte ich auf meiner Seite bei Matthias Roth von der Rhein Neckar Zeitung Abbitte leisten.
Ich weiß, dass ich nicht nur in meiner Begeisterung oft keine Grenzen kenne.
So ist es geschehen, dass ich vor einigen Jahren im Eifer meiner Gedanken Matthias Roth etwas zu nahe getreten bin.
“ Getreten “ ist in diesem Zusammenhang das treffende Wort. Also trat ich ihm in einem Brief verbal gegen das Schienbein.

Mit der Zeit verändern sich die Perspektiven und die Blickwinkel. So sehe ich heute, dass es damals auch gereicht hätte, eine andere Meinung zu haben. Im Schriftverkehr hätte dies bedeutet, ihm in aller ihm gebührenden Form meine Meinung mitzuteilen. Aber nicht im Sinne einer Konfrontation. Dieser Dissenz hat nun jahrelang die Luft verpestet. Das dauert nun schon viel zu lange und es soll heute aus der Welt geschaffen werden.
In einem persönlichen Schreiben habe ich mich bei ihm entschuldigt und er hat diese Entschuldigung angenommen.
Ob ich meine “ Spitzen “ wie er sie nennt hier aus dem Internet entfernen kann weiss ich noch nicht.
Ich erkläre hier zunächst einmal meinen Sinneswandel und den Willen zum Konsens.

Was haben Berlin und Heidelberg gemeinsam?

Ich habe bereits einen Vorfall in Berlin geschildert, bei dem zwei Polizisten in Zivil einen Afrikaner verprügelten. Zeugen, zu denen auch ich gehöre, wunderten sich, warum dies in der Presse völlig anders als von uns beobachtet dargestellt wurde. Wir riefen die Polizei. Ist das Problem, sowohl in Berlin, als auch in Heidelberg das folgende? Wenn ich Unrecht sehe und die Polizei rufe, dann aber feststellen muss, dass die Polizei der Täter ist, was mache ich dann? Dies ist eine Befürchtung, eine Vermutung, denn es kann selbstverständlich keine Tatsache sein. Weil, es wäre ja in dieser Demokratie, in diesem Rechtsstaat völlig absurd anzunehmen, dass die Polizei, welches Organ auch immer das in Heidelberg sein mag, der Täter ist.

Nota Bene: in Heidelberg gibt es keine Täter, sondern nur Opfer.

Wir sind im wahren Leben: nach einer gewissen Sperrfrist wird auch in und über Heidelberg die Wahrheit einkehren und auf den Tisch gelegt werden.

Die Wahrheit, die gibt es ja gar nicht, es gibt nur Machthaber, die Recht haben dürfen, oder es gibt wie in Berlin die Zivilpolizisten, die Afrikaner verprügeln dürfen ohne Konsequenzen? Das darf ich so gar nicht sagen, denn es ist noch nicht entschieden.

Manchmal sieht es aus wie das Märchen von „des Königs neue Kleider„: alle sagen, dass sie etwas sehen, obwohl sie gar nichts sehen, aber alle nicken Ja und Amen dazu.

Manche Menschen wollen aber auch nicht sehen und leugnen, was in der grossen weiten Welt bewundert und anerkannt wird.

Yordan Kamdzhalov, ein Genie auf dem Weg ins Universum

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M. Schneider auf dem Weg zur Nachdenklichkeit

Die Menschheit hat immer nach den Sternen gegriffen aber gleichzeitig auch Angst vor ihnen gehabt.
Solange die Erde noch als eine Scheibe definiert wurde war klar: da sind höhere Mächte im Spiel, ein Gewitter ist eine schlechte Laune der Götter. Wir haben etwas falsch gemacht, haben uns wie kleine Kinder schlecht benommen und nun folgt die Strafe auf dem Fusse.
So sehe ich das auch immer wieder bei meinen Hunden, die bei jedem Donnerschlag so aussehen als würden sie sich fragen, was sie jetzt wieder verbrochen haben.
Aber wie die Hunde haben auch die Menschen auch ein kurzes Gedächtnis.
Zurück zur Erde als Scheibe: einmal ein Ergebnis gefunden, dann bleibt es also eine Scheibe, dann bleibt das auch so bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag.
Wir wiegen uns in Sicherheit. Bloß keine Veränderung das gibt nur Unruhe, wir bleiben jetzt dabei. Einmal entschieden ist für immer entschieden: die Erde bleibt eine Scheibe. Auch wenn Galileo Galilei das anders sieht.
Jetzt kommt Yordan Kamdzhalov ins Spiel. Und dabei denken wir an Orchester ganz im Allgemeinen nicht nur in Deutschland oder Heidelberg.
In Deutschland spielen alle Kontrabassisten eine deutsche Bogenhaltung. Die deutsche Bogenhaltung ist eigentlich eine russische. So wie die französische Bogenhaltung eigentlich eine italienische ist.
Im allgemeinen wird aber auf der deutschen Bogenhaltung im Orchester bestanden. Wer anders spielt hat in der Regel gar keine Chance, es sei denn er ist so phänomenal gut, das keinem Orchester Musiker eine andere Wahl bleibt.
Also auch hier ist die Erde eine Scheibe. Und wehe jemand kommt dann und behauptet, die Erde sei eine Kugel. Das gilt nicht nur für die deutsche, die russische, die französische oder italienische Bogenführung. Das gilt selbstverständlich auch für die Art und Weise ob ein Orchester auf deutsche Art geführt wird oder aus der Sicht eines genialen Universalisten.
Dort wo ich wohne, in Heidelberg Ziegelhausen wird zur Zeit jeder freie Fleck zugekleistert mit Farbe: Hier darf geparkt werden hier nicht hier darf nur ein Behinderter parken und dort nur eine Mutter mit Kind.
Wenn ich so Streichquartett spiele: hier spielen wir so und dort spielen wir anders und legen das genau fest so wie die Parkflächen in Heidelberg Ziegelhausen, dann ist für mich das Konzert schon vor Konzertbeginn beendet.
Oder benennen wir es etwas freundlicher: dann lege ich lieber die CD auf die ich schon kenne und ich weiß genau wann das crescendo kommt und wann das andere.
Und da sind wir schon wieder beim Universum angekommen bei den Sternen und bei Yordan Kamdzhalov.

Wir hatten anfangs bereits festgestellt, dass Sterne , der Himmel, das Universum uns Angst machen einerseits weil wir nicht wissen was danach kommt oder was dahinter steckt, andererseits weil wir es nicht beherrschen können.
Michael Schneider stimmt Yordan Kamdzhalov zu: wir wollen es nicht wissen, wir wollen es gar nicht Wir wollen uns überraschen lassen.
Wenn wir im Grab liegen, dann verändert sich für uns wesentlich nichts mehr. Beziehungsweise: es kann uns egal sein weil weil wir tot sind.
Und diesen Zustand möchte Yordan nicht schon im Leben produzieren.
Insofern ist er auch nur ein Mensch, der möchte im Leben leben und dann im Tod auch seine wohlverdiente Ruhe haben.
Aber erst dann und nicht schon vorher.

Yordan Kamdzhalov ’s geistige Innovationen erwünscht ?

Diese Frage werde ich als Heidelberger Philharmoniker nicht mehr eindeutig klären können, denn Heidelberg war für ihn nur das Einatmen, die Verschnaufpause vor dem Sprung in größere Dimensionen.
Ein genialer Visionär verlässt Heidelberg. Was ist an seiner Vision anders, was macht, unterscheidet sie von den Ideen und Vorstellungen anderer ?

Alle Philharmoniker die auch Instrumental- Lehrer sind kennen das folgende Problem:
Schüler verspielen sich, nehmen irgend einen Fingersatz der gerade bequem ist weil er so locker von der Hand geht. Nun weiß der Lehrer aber dass ein anderer Fingersatz besser ist und dass eine falsch gespielte Note so nicht bleiben kann. Aber leider hat sich dies im Gehirn des Schülers so schnell so fest manifestiert, das es eben nur ganz schwer wieder auszutreiben ist. So wirkt das, was der Lehrer als richtig erachtet als ein ganz schweres Moment im Lernprozess.
Auf Deutsch gesagt: dies quasi umzulernen (von umlernen kann ja noch gar nicht die Rede sein) bereitet dem Schüler erhebliche Schwierigkeiten.
In solchen Fällen ergeht immer eine Einladung an Schüler beide Alternativen zu lernen, dann können sie auch erst entscheiden welche tatsächlich besser ist.

Wenn ich das jetzt ganz allgemein auf eine Orchestersituation übertrage, dann müsste ich es so formulieren:
Erst nachdem wir uns mit einer Veränderung oder Innovation vertraut gemacht haben und ein wenig daran gewöhnt haben können wir entscheiden, ob die herkömmliche Schule oder das Innovative tatsächlich geeigneter und besser ist oder nicht.

Da Yordan Kamdzhalov nun so frühzeitig die höheren Weihen in aller Welt einsammeln möchte, kann diese Frage gemeinsam mit ihm und dem Philharmonischen Orchester Heidelberg nicht mehr geklärt werden.
Auch wenn die sozusagen „Betroffenen“ noch mitten im Lernprozess begriffen waren, hatte dies in der Außenwirkung beim Publikum aber schon phänomenale Auswirkungen.
Dies bewirkte zum Beispiel schon beim allerersten Sinfoniekonzert 2012, dass Stimmen aus dem Publikum mir mitteilten, dass sie unter seinem Dirigat keine Masse von Musikern mehr sehen, sondern Individuen die gemeinsam mit ihm musizieren.
Und wenn es ihm mit dem Orchester gelingt, dass in Pausen zwischen den Sätzen einer Symphonie nicht mehr gehustet wird, dann wissen wir, die wir seit vielen Jahren unter diesem Gehüstel selber leiden, welche Bedeutung dem zuzumessen ist.

Schon unser Altbundeskanzler Helmut Kohl hat immer wieder betont: wichtig ist was am Ende herauskommt.

Als ich 1991 in Paris neben meiner Tätigkeit im Orchester ein zweites Kontrabass Studium begann, da wurde ich von einem Kollegen aufgefordert dies nicht zu tun mit folgendem Satz: „bleib doch bei uns, verlass uns nicht“.
Ich wollte niemanden verlassen, sondern etwas dazu lernen.
Mein erstes Ziel war, die Unterschiede einer anderen Bogenhaltung und eine ganz andere Spielweise auf meinem Instrument kennen zu lernen.
Ob ich das hinterher auch anwenden wollte, besonders im Orchester, das war zu der Zeit noch gar nicht entschieden.
Als mir jedoch Francois Rabatth auf dem Kontrabass die Cello Suiten von Johann Sebastian Bach in der Originallage vorspielte da war es allerdings doch klar.

Nun werden wir das Ergebnis nie erfahren. Wir können nur durch unser kleines Fenster in die große weite Welt schauen und werden staunend erleben, dass dieses Konzept unseres GMD perfekt aufgehen wird.
Aber wir können auf seinen Fortgang sehr stolz sein.
Warum denn das jetzt plötzlich?
Das ist doch ganz einfach: das Heidelberger Theater war schon immer ein Sprungbrett für große Talente.
Das habe ich immer als eine ganz ganz große Qualität dieses Theaters gesehen.
So können wir uns trotzdem voller Stolz auf die eigene Schulter klopfen und sagen: dieser Jahrhundertdirigent war einer von uns. Wir durften ein Stück seines langen Weges mit ihm gehen. Darauf sind wir wirklich stolz.
Und wie schon erwähnt, wenn wir ihn als unseren Ehrendirigenten gewinnen könnten, dann könnten wir ein Stück seiner Genialität nach Heidelberg zurückholen und auch unserem Publikum damit ein ganz großes Geschenk machen.

Kennen Sie den Film mit Johnny Depp: Don Juan de Marquez ?
Der junge und sehr schöne Johnny Depp ( ich bin nicht anders herum, meine Kinder haben ihn auch immer verehrt ) spielt den Don Juan. Er glaubt so fest daran und an seine Begeisterung für die Liebe, dass er Marlon Brando als sein Psychiater und Therapeuten wieder zur Liebe bringen kann.
Dessen Ehe besteht schon lange, er steht vor der Pensionierung. Plötzlich fragt er seine Frau was sie sich wünsche wenn er aufhört zu arbeiten. Er schenkt ihr wieder Blumen und bestellt zum Diner anlässlich ihres Geburtstages eine Zigeunerkapelle.
Er hat die Liebe wiederentdeckt.

So muss es unserem Heidelberger Publikum seit Spielzeitbeginn 2012 ergangen sein. Plötzlich erlebt es Freiheit, Großzügigkeit und Liebe zur Musik und das alles dargestellt von einem jungen Johnny Depp alias Yordan Kamdzhalov.