Michael Schneider – sein Schüler und das falsche Metronom. “ Die Entdeckung der Langsamkeit “ von Sten Nadolny und die Relation der Wirklichkeit.

Heute war Gitarrenstunde. Dieser erwachsene Schüler, Teil der arbeitenden Bevölkerung, der will es wissen und träumt nicht nur vom Können, er will es auch.
Michael Schneider gibt Tipps, für den schnelleren Fortschritt.
Wichtig ist ihm dabei “ die Entdeckung der Langsamkeit „real, wie in dem Roman von Sten Nadolny. In dem Roman erlangt Lord Franklin seinen Erfolg durch die Langsamkeit.
( Langsam ist schneller ).
Stell das Metronom auf einen langsamen Schlag ein, so dass du bequem dazu spielen kannst. Dann steigerst du Schritt um Wiederholung das Tempo. Beim nächsten Üben fängst du dort an wo du geendet hast. Klappt es nicht, dann gehst du im Tempo wieder zurück und versuchst, dich selbst einzuholen – oder : noch besser zu überholen.

Heute kommt also dieser Schüler zu mir in die Stunde und erklärt mir, dass sein Metronom schleppt, manchmal langsamer wird. Ich lasse das erst einmal so stehen und wir beschliessen, dies gemeinsam zu überprüfen.
Ich sage: das schleppt nicht, das ist in Ordnung.
Mein Schüler hat auch eine Antwort: “ Das ist der Vorführeffekt „.
Jetzt kommt der Moment der Wahrheit. Ich muss ihn zurückholen, auf den Teppich seiner persönlichen Wahrnehmung.
Na ja, den Rest kann ich mir sparen, Sie wissen sowieso, was jetzt kommen würde.
Wie oft habe ich früher mit Metronom geübt und meine Mitbewohner meinten immer wieder, dass der Schlag des Metronoms mit meinem Tempo nichts zu tun habe.
In dreissig Jahren hat mein Gitarrenschüler sicher ein besseres Verhältnis zu seinem Metronom.
Apropos Tempo: Doris Geller, Professorin an der Mannheimer Musikhochschule hat während unserer gemeinsamen Kammermusik Zeit immer wieder gepredigt: Ein guter Rhythmus und saubere Intonation ist schon die Musik.

Kontrabass – 5-Saiter zu verkaufen. Er stammt von den Berliner Philharmonikern. Michael Schneider zieht sich vom Orchester zurück. Sein Bass wird verkauft, weil der in ein grosses Sinfonieorchester gehört.

IMG_0388

In den 1930er Jahren kaufte der damalige Solokontrabassist Herr Wilhelm von den Berliner Philharmonikern einen alten französischen Fünfsaiter, den er dann seinem Sohn vermachte, der ihn bis 1980 in der Stuttgarter Staatsoper spielte. Dann konnte Michael Schneider dieses phänomenale Instrument erwerben. Das Instrument ist heute ca 180 Jahre alt. Es zeichnet sich aus durch einen wunderschönen kräftig samtenen Ton. Seit einer Vibrationsentdämpfung in den achtziger Jahren spricht der Bass an wie ein Cello.
Mit Professor Doris Geller von der Mannheimer Musikhochschule haben wir im Flötentrio ( mit Kontrabass Besetzung ) viele Bässe ausprobiert. Frau Prof. Geller befand, dass dieser Bass der Berliner Philharmoniker das schnellste und klarste Instrument in der Ansprache ist, das wir kennen.

IMG_0379

Mein erster GMD, Herr Christian Süss sprang während einer Orchesterprobe plötzlich vom Dirigentenpult auf Michael Schneider zu, um den wahnsinnig schönen Ton meines Basses zu loben.
Bald darauf teilte mir ein Kollege von den Klarinetten, Heribert Eckert mit, dass es in seinem Nacken heftig zieht, wenn er vor mir, vor meinem Bass sitzend spielen muss.
Damals spielte ich noch Pirastro Saiten. Bei diesem Instrument ist es übrigens egal, welche Vorlieben der Spieler hat. Die Qualität lässt sich bei diesem Instrument durch nichts mindern.

IMG_0389

Eine weitere hervorragende Eigenschaft dieses Kontrabasses ist neben seiner Kraft, Klangschönheit, sowie der leichten Spielbarkeit, dass er sehr stabil ist. In 35 Jahren in Heidelberg mit dem ständigen Wechsel von Spielorten hat er nie geschwächelt, etwa durch Risse oder andere Macken. Zweimal war der Hals durch Fremdeinwirkung gelöst. Michael Schneider legt ihn seitdem nur auf dem Boden ab. Und vor allem durfte nie jemand anderes darauf spielen.

IMG_0382
Die Mensur lässt einen mit 113 cm vielleicht erschrecken. Ich habe mich daran sehr schnell gewöhnt. Ausserdem unterscheidet sich die Mensur so erheblich von kleineren Bässen, dass ich sagen kann, dass gerade der deutliche Unterschied zu meinem Viersaiter die Intonation sehr erleichtert. Als viel gravierender käme mir ein minimaler Unterschied zweier Instrumente vor.
IMG_0391
Der Bass hat eine klare D-Mensur. Der Rest erklärt sich dadurch von selbst.
IMG_0384
IMG_0383