Der Ton macht die Musik. Wer den Ton hat, wer die Töne hat, die Zuhörer bewegen, der ist der Magier der Töne und damit: der Musik. Salome Schneider ist die Cellistin für den magischen Klangzauber. Am Freitag den 22. Februar 2019 um 20 Uhr zaubert Salome Schneider das Haydn Cello Konzert D-Dur sowie das berühmte a-moll Cello Konzert von Robert Schumann in Ihr Ohr.

Kennen Sie die Geschichte vom Zaubergeiger Settembrini ?

Der hatte eine Zaubergeige und was er auch spielte, er verzauberte das Publikum.

Aber der Neid bohrte in ihm. Das bin ja nicht ich, das ist meine Zaubergeige. Ein Abend mit schlechter Laune: er beschimpft seine Geige: “ Du bist nur ein lächerliches Stück Holz. Ich bin der Meister, alles was herauskommt, das stammt von mir du Stück Holz „

Das nächste Konzert war eine Katastrophe: aus seiner Geige kam nur Gekrächze. Er war ruiniert. Karriere beendet. ( Wie die Geschichte weitergeht, das will ich Ihnen jetzt und hier vorenthalten ).

Aber: Es geht um Liebe und Achtsamkeit. Das ist die Gabe von Salome Schneider. Sie weiss: Ich habe da etwas, das ist ein Geschenk. Ich bin dankbar dafür, wo auch immer das herkommt. Ich schenke es meinen Mitspielern, muss nicht besserwisserisch sein, ich bin ein harmonischer Teil des Ganzen. “ Amen “ dürfen Sie jetzt hinzufügen. Gerne.

Frisch zurückgekehrt aus Bali habe ich dort das Pendant, das Denken zu dieser Einstellung erlebt.

Bali ist überwiegend hinduistisch geprägt. Mein Staunen darüber, dass es in den Tempelanlagen so viele verschiedene Abteilungen gibt, wurde dahingehend aufgeklärt, dass es neben der Göttin Shiva viele andere Götter mit anderen Funktionen gibt, die aber alle unter einem Dach wohnen. ( Uns im Westen dämmert es so langsam und wir nennen das “ Ökumene “ )

Das ist aber noch nicht alles. Die Hindus auf Bali glauben – ähnlich wie die Aborigines – dass die Welt aus dem Gleichgewicht fällt, wenn ich jemandem etwas Böses tue. Also ist auch Religion ein “ schadfreies “ Leben mit dem Ziel der Freiheit für alle ohne Schaden für die anderen.

Das ist im Alltag nicht so leicht gelebt und im Berufs- wie Hobby- Orchester auch nicht so leicht getan. Aber mit dieser Einstellung, also mit meiner Tochter Salome Schneider werde ich zum überzeugtesten Hinduisten von Bali bis Heidelberg ( Germany ).

Angeboren oder angelernt ? Die ewige Frage der Pädagogik und Soziologie. Ein Kommentar zu einem SWR2 Gespräch mit Markus Hengstschläger.

Während meiner Oberstufenzeit am Johanneum in Lüneburg bin ich in den 1968er Jahren nachmittags in verschiedene Vorlesungen an der Pädagogischen Hochschule Lüneburg gegangen. In den Fächern Pädagogik / Soziologie ging es damals immer wieder um die Frage, ob Begabung angeboren oder erworben ist/wird. Das Pro und Kontra wechselte damals so oft, wie manche das Hemd wechseln. Später, während meines Studiums in Hamburg wurden Vorlesungen von den Linken Studenten immer wieder gesprengt, weil sie erst einmal die gesellschaftliche Relevanz der Vorlesung geklärt haben wollten. Dann wollte ich auch endlich “ handgreiflich “ werden, brach mein Studium ab und studierte Kontrabass in Lübeck. Damit war dieses Thema erst einmal vom Tisch.
Bis dann 1977 Michael Schneider als quasi Orchester-Anfänger mit dem Schleswig-Holsteinischen Jugendorchester als Ältester bei einem europäischen Jugendorchester Treffen mitwirkte. Der Älteste zwar, musikalisch aber der Jüngste.
Folglich stand eines Morgens an meiner Zimmertür in Aberdeen: “ Michael Schneider, der schlechteste Bassist Deutschlands „. Recht hatten sie, aber aus dem falschen Blickwinkel.
Ich bin heute mit 65 Jahren wohl der einzige amtierende Orchester-Solokontrabassist, der ständig Uraufführungen spielt, sowie deutsche Erstaufführungen. Und das nicht nur auf dem Kontrabass, sondern auch mit dem Cello und der Gitarre.
Sind Sie bis hierher gekommen, dann lesen Sie noch ein paar Zeilen weiter. Der folgende SWR2 Audio-Beitrag klärt Sie insbesondere nach 6.30 Minuten darüber auf, dass wir alle im allgemeinen einem Irrtum unterliegen. Markus Hengstschläger ungefähr zitiert: Kommt ein Schüler in einem Fach mit einer 1 nach Hause, dann wird ihm vermittelt, dass er sich darum nicht mehr kümmern müsse, aber um die anderen weniger guten Fächer schon. Am Ende kommt dann in allen Bereichen Mittelmässigkeit heraus “

Hören Sie sich das Gespräch auf SWR2 an, zwölf sehr spannende Minuten warten auf Sie.
http://swrmediathek.de/player.htm?show=0612f360-e38c-11e5-9d9e-0026b975f2e6

Verfügbar bis 1.3.2017 oder Sie laden sich das Gespräch auf Ihren Rechner.

“ Die seltsamsten Orte der Welt „, so lautet der Buchtitel von Alastair Bonnett. Michael Schneider dachte, der sei das Theater und Philharmonische Orchester Heidelberg unter seinem Intendanten Holger Schultze, das seinen genialen GMD Yordan Kamdzhalov rausgeschmissen hat. Aber lesen Sie hier viel schrecklichere Dinge.

Alastair Bonnett

Michael Schneider kann lesen. Auch Bücher. Und so hörte er in SWR2 eine Besprechung über ein Buch von Alastair Bonnett: “ Die seltsamsten Orte der Welt „. Ein vielversprechender und skurriler Titel. Morgen ist das Buch da. Geisterstädte, Ausnahmeräume, Vergängliche Orte. Dann kommt das Kapitel: “ Schwimmende Inseln „. Es folgt der erste Artikel zu diesem Thema: “ Bimssteinflöße und Müllinseln „. Von riesigen Müllstrudeln ist da die Rede. Größer als Deutschland, größer als Texas ? Das kann Michael Schneider sich nicht vorstellen, das geht doch gar nicht. Was gibt es da gross drüber zu schreiben ? Angefangen – mit dem Lesen – gibt es kein Halten mehr. Noch nie davon gehört. Kann das sein ? Google sagt: zu diesem Thema gibt es viele Angebote. Einige Klicks und Michael Schneider landet auf Youtube bei einem 50-minütigem Arte Film: “ Plastik: Der Fluch der Meere.“
Michael Schneider hat nach diesen 50 Minuten keine Probleme mehr. Keine wichtigen jedenfalls. Und Probleme hat er ab 1. April 2016 sowieso nicht mehr, weil er dann Rentner ist.
Er hat ein Müll-Problem weniger. Als ehemaliger Solokontrabassist muss er sich dann nicht mehr um die Resteverwertung neidischer Kollegen kümmern.
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Kontrabass – 5-Saiter zu verkaufen. Er stammt von den Berliner Philharmonikern. Michael Schneider zieht sich vom Orchester zurück. Sein Bass wird verkauft, weil der in ein grosses Sinfonieorchester gehört.

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In den 1930er Jahren kaufte der damalige Solokontrabassist Herr Wilhelm von den Berliner Philharmonikern einen alten französischen Fünfsaiter, den er dann seinem Sohn vermachte, der ihn bis 1980 in der Stuttgarter Staatsoper spielte. Dann konnte Michael Schneider dieses phänomenale Instrument erwerben. Das Instrument ist heute ca 180 Jahre alt. Es zeichnet sich aus durch einen wunderschönen kräftig samtenen Ton. Seit einer Vibrationsentdämpfung in den achtziger Jahren spricht der Bass an wie ein Cello.
Mit Professor Doris Geller von der Mannheimer Musikhochschule haben wir im Flötentrio ( mit Kontrabass Besetzung ) viele Bässe ausprobiert. Frau Prof. Geller befand, dass dieser Bass der Berliner Philharmoniker das schnellste und klarste Instrument in der Ansprache ist, das wir kennen.

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Mein erster GMD, Herr Christian Süss sprang während einer Orchesterprobe plötzlich vom Dirigentenpult auf Michael Schneider zu, um den wahnsinnig schönen Ton meines Basses zu loben.
Bald darauf teilte mir ein Kollege von den Klarinetten, Heribert Eckert mit, dass es in seinem Nacken heftig zieht, wenn er vor mir, vor meinem Bass sitzend spielen muss.
Damals spielte ich noch Pirastro Saiten. Bei diesem Instrument ist es übrigens egal, welche Vorlieben der Spieler hat. Die Qualität lässt sich bei diesem Instrument durch nichts mindern.

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Eine weitere hervorragende Eigenschaft dieses Kontrabasses ist neben seiner Kraft, Klangschönheit, sowie der leichten Spielbarkeit, dass er sehr stabil ist. In 35 Jahren in Heidelberg mit dem ständigen Wechsel von Spielorten hat er nie geschwächelt, etwa durch Risse oder andere Macken. Zweimal war der Hals durch Fremdeinwirkung gelöst. Michael Schneider legt ihn seitdem nur auf dem Boden ab. Und vor allem durfte nie jemand anderes darauf spielen.

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Die Mensur lässt einen mit 113 cm vielleicht erschrecken. Ich habe mich daran sehr schnell gewöhnt. Ausserdem unterscheidet sich die Mensur so erheblich von kleineren Bässen, dass ich sagen kann, dass gerade der deutliche Unterschied zu meinem Viersaiter die Intonation sehr erleichtert. Als viel gravierender käme mir ein minimaler Unterschied zweier Instrumente vor.
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Der Bass hat eine klare D-Mensur. Der Rest erklärt sich dadurch von selbst.
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Profis zu Besuch in der Real Schule Waibstadt. Anna Kaess und Michael Schneider mit Musik und Rezitation zum Thema : Menschenrechte am 18.1.2016

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Montag 18. Januar 2016. Das Jahr fängt gut an: eine weitere Million Flüchtlinge werden im laufenden Jahr auf Asyl in Deutschland warten.
Für viele Politiker ein Grund, die Grenzen dicht zu machen.
Aus der Sicht der beiden Gäste – Michael Schneider, Musiker und seiner Tochter Anna Kaess, Schauspielerin – ist dies der Beginn von Menschenrechtsverletzungen, die der Resolution der Vereinten Nationen vom Dezember 1948 klar entgegenstehen.
Die beiden Profis haben beschlossen in der Realschule Waibstadt in den Klassen neun und zehn sowie einer sechsten Klasse den Mund aufzumachen und mit den Schülern über die Menschenrechte zu sprechen.
Die beiden freuen sich sehr, dass nicht nur die einladende Lehrerin, Sibylle Bachmaier dieser Problematik offen gegenüber steht, sondern auch besonders der Schulleiter Herr Sauer dies in besonderer Weise fördert.
Zitat von Juli Zeh:
“ Mit den Menschenrechten ist es wie mit den zehn Geboten: drei Gebote, drei Artikel der Uni Erklärung bekommen wir vielleicht noch zusammen. Verbot der Sklaverei. Verbot von Folter. Recht auf Arbeit. Aber dann, seien wir mal ehrlich, wird es dünn. «.
In der Klasse zehn mussten wir Juli Zeh eindeutig korrigieren: aus dem Stand brachte die Klasse gemeinsam 15 Artikel von insgesamt 30 der UNO Erklärung ohne Hilfe der Gäste zusammen.
Dazu gehörte auch das Stichwort: Diskriminierung.
Um dies der neunten Klasse klar vor Augen zu führen griff sich Michael Schneider eine Schülerin heraus und behauptete, dass der Schüler Gemeinschaft ihre Haare nicht gefallen und wir sie deswegen nicht mögen. Sehr betroffenes Gesicht der Schülerin. Sofort nahm Michael Schneider die Schülerin bei der Hand, entschuldigte sich und fragte sie: wie hast du dich bei dieser Behauptung gefühlt?
Die Antwort erübrigt sich hier. Jeder weiß wie sich Diskriminierung, wie sich Mobbing oder Ablehnung anfühlt. Aber diese Schülerin bleibt im Klassenverband, diese Schülerin hat die Entschuldigung von Michael Schneider gehört, sie darf auch in Waibstadt und bei ihren Eltern bleiben.
So spontan diese Vorführung war, so betroffen machte sie doch die ganze Klasse.
Wie fühlt man sich, wenn das eigene Haus, wenn die Heimat zerstört ist?
Und wie fühlt man sich erst, wenn man dann in ein anderes Land kommt und dort noch weitere Ablehnung erfahren muss?
Der Heidelberger Philosoph Hans Georg Gadamer hat zu dieser Problematik eine gute Kant’sche Formulierung gefunden: „Toleranz ist die Fähigkeit aus der Sicht des anderen zu denken.“
Anna Kaess, quasi gerade eben erst der Schule “ entronnen “ schon Mutter eines zweijährigen Sohnes, angehende Schauspielerin, sie konnte mit ihren 23 Jahren den Klassen anspruchsvolle Texte von Juli Zeh, sowie die Erklärung der Menschenrechte quasi als gleichaltrige überzeugend darlegen. Restlos für sie eingenommen haben aber noch ihre Lieder, die sie zu diesem Thema, sich selbst auf der Gitarre begleitend gesungen hat.

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Profis zu Besuch an der Realschule Waibstadt am 23.11.2015 – Michael Schneider liest mit seiner Tochter Anna Kaess “ Die Erklärung der Menschenrechte „.

Im Rahmen der Reihe: Profis zu Besuch bietet der Solo Kontrabassist
Michael Schneider vom Philharmonischen Orchester Heidelberg
im
Rahmen des Schulunterrichts an der Real Schule Waibstadt am
23.11.2015 eine Konzert Lesung an zu dem sehr aktuellen Thema:
“ die Erklärung der Menschenrechte „.

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Photo : Peter Bösselmann

Eine Lesung, die mit Musik von Michael Schneider auf dem Violoncello und
dem Kontrabass
begleitet wird. Gemeinsam mit seiner Tochter, der
Schauspielerin Anna Kaess, werden Texte von Adalbert Stifter, Juli Zeh und
die Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948 gelesen.
Diese Erklärung der UNO firmiert in unserem allgemeinen Gedächtnis als
sehr bekannt.
Wie die zehn Gebote: jeder kennt sie. Aber weiter reicht unsere Kenntnis
selten. Noch rarer wird unsere Erkenntnis bei den Menschenrechten. Dass es
sich dabei um 30 Artikel in der UNO Erklärung handelt, das dürfte den
wenigsten vertraut sein.
Wir, meine Tochter und ich, wir werden die Welt durch diese Lesung nicht
verändern können. Wir hoffen jedoch, dass es uns gelingt die Erinnerung an
Werte wach zu halten, die nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges von
den Vereinten Nationen als vorrangig und visionär betrachtet wurden.
Selbstverständlich können wir keine Kriege verhindern oder beenden, aber
wir können die Erinnerung und die Hoffnung an Visionen der gesamten
Menschheit wach rufen und vielleicht wach halten.
Die Schriftstellerin Juli Zeh bemerkt zu der Erklärung der
Menschenrechte:
“ Die Menschenrechte sind ein ganz besonderer Text, sie sind eine
Botschaft, die die Menschheit an sich selbst geschrieben hat und
möglicherweise die einzige Botschaft der Welt, bei der es nichts
ausmacht, wenn niemand ihren Inhalt kennt

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Anna Kaess

Profis zu Besuch – und der Klang der Stille nach der Cello Musik von Johann Sebastian Bach.

Musik von Johann Sebastian Bach und Francois Rabbath bringt die Klasse 4 von Frau Mittag in Kirchheim zum Schweigen – nach dem Vortrag von Michael Schneider. Ich schreibe hier vom Schweigen danach, eben vom : Klang der Stille. Sie haben gespürt: Es gibt Musik, die bringt uns zum Schweigen, wir müssen nicht in tosenden Applaus ausbrechen und diese Kinder wollten es auch gar nicht.

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“ Winter in Schwetzingen 2014 “ – das Barockfest mit Niccolò Jommeli’s Barockoper unter der Leitung von Felice Venanzoni und dem Philharmonischen Orchester Heidelberg und einige Anmerkungen des Solokontrabassisten Michael Schneider.

Nikolaus Hanoncourt sagte kürzlich in einem Spiegel Interview: “ Gute Musik gibt es nur am Rande der Katastrophe „.
Das erzählte ich heute dem Dirigenten Felice Venanzoni, der daraufhin in Begeisterung ausbrach über ein Erlebnis mit dem Dirigenten Jean-Christophe Spinosi/strong>. Er erzählte, dass er als Cembalist mit einem Ensemble Orlando Furioso lange Zeit eingeübt habe. Dann habe Spinozi anderthalb Stunden an acht Takten gearbeitet. Die restlichen 3 Stunden wurden dann ad-hoc gespielt. Allerdings, wie er meinte mit äusserst gespitzten Ohren.
Dieser Mut zur Lücke ist uns Deutschen Musikern im allgemeinen etwas fremd, es verunsichert uns.
Michael Schneider jedoch, einst Strassenmusiker und Berufs Jazzer fühlt sich unter Felice Venanzoni wieder einmal wie im Paradies.
“ Spielen Sie nicht alles, spielen Sie was Sie wollen. Und wenn die Geigen zu langweilig spielen, dann treiben Sie ein bisschen, wie im Jazz. Machen Sie einfach Musik. “ So dieser Dirigent im Grob-Zitat. Nur weiss er dabei ganz genau was er will. Und was er nicht will: geradeaus und möglichst sicher und langweilig. Dann sagt er seine Meinung dazu sehr offen.
Im anstehenden Chor Konzert in der Peterskirche spiele ich mit meinem Kollegen am Kontrabass aus der gleichen Stimme. Trotzdem spielen wir völlig verschiedene Töne und Rhythmen, jeder auf seine Art improvisieren wir die Musik von Vivaldi und Bach.
Genau das, was wir Nordländer den Südländern vorwerfen: Schlampigkeit, Unzuverlässigkeit und so weiter, das wird hier in der Musik mit und durch Felice Venanzoni zu einem äusserst vitalen und virilen Klang Erlebnis.
Ich muss gestehen, auch ich bin überrascht. Sehr erfreut überrascht. Zunächst konnte ich es gar nicht glauben, dass es wirklich so gemeint war wie ich es jetzt praktiziere. Und ich merke plötzlich: auch Michael Schneider ist ein Deutscher.

Profis zu Besuch: Michael Schneider vom Philharmonischen Orchester Heidelberg besucht die 4. Klasse der Kurpfalzschule in Kirchheim am 25.11.2014. Ein Vormittag über das Brot und Brötchen.

Vierte Klasse: Wieder einmal erwartungsvolle Kinder, offen, neugierig-interessiert und voller intelligenter Fragen. Michael Schneider darf auf dem Stuhl der Märchenerzähler Platz nehmen. Der inspirierte den Philharmoniker zu einem Vergleich von Kontrabass-Violoncello mit der Grössenordnung von Brot-Brötchen. Lernen kann auch Spass machen. Aber da ist die 4. Klasse der Kurpfalzschule bei Frau Karin Mittag sowieso bestens aufgehoben.
Der Obertitel des Schulbesuches war: die Moldau.
Also stellt Michael Schneider die Wellenbewegung des Flusses dar durch das Präludium aus der ersten Cello Suite von Johann Sebastian Bach.
Die Kinder nehmen das dankbar an.DSC01318
Dann kommt der Kontrabass ins Spiel. Schneider spielt jetzt die Moldau auf dem Kontrabass.
Es ist eine Komposition von Francois Rabbatth : “ Reitba „, die musikalische Darstellung eines Sonnenunterganges auf einem afrikanischen See.DSC01322
Die Kinder glauben es und nehmen es dankbar an. Dann kommt der Kommentar der Klassenlehrerin Frau Mittag: auf dem Kontrabass ist das auch schwer zu hören.
Da geht Michael Schneider ein Licht auf. Er hat musikalisch gesehen gar keine Lügengeschichte erzählt, sondern die Kontrabass Stimme ist selten detailliert heraus zu hören.
In diesem Moment merkt Michael Schneider, dass er die, oder eine originale Moldau Melodie gar nicht mitgebracht hat.
Trotz aller Begeisterung und “ cool “ Kommentare : ich bin diesen Kindern etwas schuldig.DSC01315
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Der Krabbengang auf dem Cello und dem Kontrabass. Michael Schneider versucht ihn mit Worten zu beschreiben.

Der übliche Weg von einem zum anderen Ton zu kommen ist der Lagenwechsel, insofern das Intervall die Handspanne übersteigt. Mit dem Pivot komme ich auf dem Kontrabass bequem in der ersten Lage bis zum D ( auf der G-Saite ), ohne die Daumenposition zu verändern. Auf dem Cello gelingt sogar ein Sprung bis zum G ( auf der A-Saite ). Melodien bestehen nun nicht nur aus Tonleitern, sondern aus melodischen Wellenbewegungen auf und ab. Cellisten ist der „ Krabbengang “ vermutlich als Nachsetzen eines Fingers bekannt. Es gibt zwei Arten des Krabbenganges. 1. den offenen und 2. den verdeckten.

Zu 1.:Der offene Krabbengang macht ständige Lagenwechsel für das Auf und Ab einer Melodie überflüssig. Spiele ich in der Daumenlage auf dem Cello z.B. a h c d e f, so lasse ich den 3. Finger auf dem d liegen, während der Daumen nachrückend zum c geht. Danach habe ich einen neuen Haltepunkt und setze den Lauf mit dem 1. Finger fort. Das gleiche Prinzip lässt sich auch ohne Daumen ausführen.

Hierzu zwei Beispiele, eine Passage aus einer Gigue von François Rabbath für Kontrabass und ein weiteres für Cello: Tonada Murciana von Joaquin Nin, sowie ein Beispiel aus El Antigal, eine Komposition meines argentinischen Freundes Willy Burgos.

Bei den Fingersätzen ist jeweils der Finger eingekreist, der solange liegen bleibt, bis ein anderer Finger oder der Daumen nachgerückt sind.

Zu 2. : Der verdeckte Krabbengang wird mit dem Daumen ausgeführt. Statt eines Lagenwechsels positioniere ich den Daumen neu währenddessen ich den vierten Finger so lange liegen lasse bis der Daumen seine neue Position erreicht hat. Dann springe ich mit  dem Pivot und dem 1. Finger einen Tön höher als der vorherige 4. So vermeide ich einen Lagenwechsel und mit einiger Übung gewinnt man eine geschmeidige glissando artige Bewegung.

Notenbeispiel Webseite Rabbath-Burgos-Nin