Michael Schneider zersägt beim creole – wettbewerb sein Cello : es geht um den Weltruhm !!!

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Michael Schneider bei der Arbeit

Wer mit dabei sein möchte ist herzlich eingeladen :  arkestra convolt spielt am Samstag den 5.10.013 ab 20 Uhr. Karten für einen einzelnen Abend kosten 12,00 EUR im Vorverkauf und 13,- EUR an der Abendkasse. Außerdem gibt es ein „Wettbewerbs-Ticket“, das an beiden Tagen gültig ist zum Preis von 18,60 EUR (Abendkasse 19,- EUR).

TOLLHAUS KARLSRUHE – Freier Kulturverein e. V.

Alter Schlachthof 35
76131 Karlsruhe

Yordan Kamdzhalov ’s geistige Innovationen erwünscht ?

Diese Frage werde ich als Heidelberger Philharmoniker nicht mehr eindeutig klären können, denn Heidelberg war für ihn nur das Einatmen, die Verschnaufpause vor dem Sprung in größere Dimensionen.
Ein genialer Visionär verlässt Heidelberg. Was ist an seiner Vision anders, was macht, unterscheidet sie von den Ideen und Vorstellungen anderer ?

Alle Philharmoniker die auch Instrumental- Lehrer sind kennen das folgende Problem:
Schüler verspielen sich, nehmen irgend einen Fingersatz der gerade bequem ist weil er so locker von der Hand geht. Nun weiß der Lehrer aber dass ein anderer Fingersatz besser ist und dass eine falsch gespielte Note so nicht bleiben kann. Aber leider hat sich dies im Gehirn des Schülers so schnell so fest manifestiert, das es eben nur ganz schwer wieder auszutreiben ist. So wirkt das, was der Lehrer als richtig erachtet als ein ganz schweres Moment im Lernprozess.
Auf Deutsch gesagt: dies quasi umzulernen (von umlernen kann ja noch gar nicht die Rede sein) bereitet dem Schüler erhebliche Schwierigkeiten.
In solchen Fällen ergeht immer eine Einladung an Schüler beide Alternativen zu lernen, dann können sie auch erst entscheiden welche tatsächlich besser ist.

Wenn ich das jetzt ganz allgemein auf eine Orchestersituation übertrage, dann müsste ich es so formulieren:
Erst nachdem wir uns mit einer Veränderung oder Innovation vertraut gemacht haben und ein wenig daran gewöhnt haben können wir entscheiden, ob die herkömmliche Schule oder das Innovative tatsächlich geeigneter und besser ist oder nicht.

Da Yordan Kamdzhalov nun so frühzeitig die höheren Weihen in aller Welt einsammeln möchte, kann diese Frage gemeinsam mit ihm und dem Philharmonischen Orchester Heidelberg nicht mehr geklärt werden.
Auch wenn die sozusagen „Betroffenen“ noch mitten im Lernprozess begriffen waren, hatte dies in der Außenwirkung beim Publikum aber schon phänomenale Auswirkungen.
Dies bewirkte zum Beispiel schon beim allerersten Sinfoniekonzert 2012, dass Stimmen aus dem Publikum mir mitteilten, dass sie unter seinem Dirigat keine Masse von Musikern mehr sehen, sondern Individuen die gemeinsam mit ihm musizieren.
Und wenn es ihm mit dem Orchester gelingt, dass in Pausen zwischen den Sätzen einer Symphonie nicht mehr gehustet wird, dann wissen wir, die wir seit vielen Jahren unter diesem Gehüstel selber leiden, welche Bedeutung dem zuzumessen ist.

Schon unser Altbundeskanzler Helmut Kohl hat immer wieder betont: wichtig ist was am Ende herauskommt.

Als ich 1991 in Paris neben meiner Tätigkeit im Orchester ein zweites Kontrabass Studium begann, da wurde ich von einem Kollegen aufgefordert dies nicht zu tun mit folgendem Satz: „bleib doch bei uns, verlass uns nicht“.
Ich wollte niemanden verlassen, sondern etwas dazu lernen.
Mein erstes Ziel war, die Unterschiede einer anderen Bogenhaltung und eine ganz andere Spielweise auf meinem Instrument kennen zu lernen.
Ob ich das hinterher auch anwenden wollte, besonders im Orchester, das war zu der Zeit noch gar nicht entschieden.
Als mir jedoch Francois Rabatth auf dem Kontrabass die Cello Suiten von Johann Sebastian Bach in der Originallage vorspielte da war es allerdings doch klar.

Nun werden wir das Ergebnis nie erfahren. Wir können nur durch unser kleines Fenster in die große weite Welt schauen und werden staunend erleben, dass dieses Konzept unseres GMD perfekt aufgehen wird.
Aber wir können auf seinen Fortgang sehr stolz sein.
Warum denn das jetzt plötzlich?
Das ist doch ganz einfach: das Heidelberger Theater war schon immer ein Sprungbrett für große Talente.
Das habe ich immer als eine ganz ganz große Qualität dieses Theaters gesehen.
So können wir uns trotzdem voller Stolz auf die eigene Schulter klopfen und sagen: dieser Jahrhundertdirigent war einer von uns. Wir durften ein Stück seines langen Weges mit ihm gehen. Darauf sind wir wirklich stolz.
Und wie schon erwähnt, wenn wir ihn als unseren Ehrendirigenten gewinnen könnten, dann könnten wir ein Stück seiner Genialität nach Heidelberg zurückholen und auch unserem Publikum damit ein ganz großes Geschenk machen.

Kennen Sie den Film mit Johnny Depp: Don Juan de Marquez ?
Der junge und sehr schöne Johnny Depp ( ich bin nicht anders herum, meine Kinder haben ihn auch immer verehrt ) spielt den Don Juan. Er glaubt so fest daran und an seine Begeisterung für die Liebe, dass er Marlon Brando als sein Psychiater und Therapeuten wieder zur Liebe bringen kann.
Dessen Ehe besteht schon lange, er steht vor der Pensionierung. Plötzlich fragt er seine Frau was sie sich wünsche wenn er aufhört zu arbeiten. Er schenkt ihr wieder Blumen und bestellt zum Diner anlässlich ihres Geburtstages eine Zigeunerkapelle.
Er hat die Liebe wiederentdeckt.

So muss es unserem Heidelberger Publikum seit Spielzeitbeginn 2012 ergangen sein. Plötzlich erlebt es Freiheit, Großzügigkeit und Liebe zur Musik und das alles dargestellt von einem jungen Johnny Depp alias Yordan Kamdzhalov.

Für die nächste Generation : das Denken und Spielen in Daumenlagen – “ Tu auras l‘ habitude d’un virtuoso“

In der Gewöhnlichen und der Ersten Lage gibt es je nach Tonart einige wenige Grundstrickmuster:

Das Greifmuster von B-Dur, A-Dur und C-Dur. In der Oktavlage fällt der 4. Finger weg und wird durch den Dritten ersetzt. Lege ich den Daumen nun in der Dritten Lage ( nach Rabbath ) auf der A-Saite auf das E und spiele in dieser Daumenlage E-Dur, dann benutze ich den Fingersatz von A-Dur, aber E-Dur erklingt. Wer einmal verstanden hat, dass sich zwar das Notenbild ständig verändert, die Struktur aber nicht, der begreift schnell, dass mit dem Spielen quer über die Saiten der stets lästige Lagenwechsel wegfällt, der wie z.B. in der h-moll Suite nur wegen eines Halbstons ständig erforderlich wird. Wie konnte Django Reinhardt, die Beatles und so viele Rockmusiker, wie konnte und kann ein Heer von nicht ordentlich ausgebildeten Musikern so viele wunderschöne Melodien erfinden, von denen die meisten ihr Instrument im herkömmlichen Sinn nie richtig gelernt haben ?

Die haben einfach verstanden: Wenn ich in einer Hand wunderbare Melodien erzeugen kann kann, dann schiebe ich die Hand einfach dahin, wo ich die gewünschte Tonhöhe habe und bin dort weiter kreativ tätig. Oder besser : sie haben gar nichts verstanden, die tun das einfach weil sie es mit der Muttermilch aufgesogen haben.

Der lange Weg des Übens zu solcher Virtuosität ist nicht nur lang , sondern auch sehr sehr mühsam. Durch vier Hefte Albin Findeisen Etuden habe ich mich durchgearbeitet, Simandl selbstverständlich, Ludwig Streicher, Paul Breuer, es war für mich nie etwas Neues. Ray Brwon und viele andere Jazzer haben Schulen geschrieben, alles war nur gedreht und gewendet, aber nicht neu.

Das grosse Geschenk der “ Rabbath “ Idee ist für Schüler und Erwachsene, dass sie sehr schnell in einem Orchester erfolgreich und sauber viele schwere Passagen spielend ( und spielerisch ) beherrschen können, die ihnen auf dem herkömmlichen Weg mit vielem Üben vermutlich nie zur Verfügung stünden. Das gilt auch für das Cello.

Von der Einsamkeit der Neugierigen

Galileo Galilei und mit ihm viele andere Wissensdurstige haben sich bestimmt über die Folgen ihrer Neugier gewundert : Androhung von Folter und Tod war einmal die Antwort auf Neugier mit Erkenntnis. Folter geht heutzutage nur noch indirekt in Form von Mobbing. Was sagt der Zwerg Gwimlin im Herrn der Ringe in der ausweglosesten Situation: Wenig Aussicht auf Erfolg, den Tod als Gewissheit, worauf warten wir noch. Zumindest das Gefühl vieler Solopositionen in Orchestern vermittelt das folgende Gefühl: dann zieh dich warm an. Du bist einsam und auf verlorenem Posten, wenn du dem nicht widerstehst, denn du sitzt auf dem Posten, den eigentlich alle anderen haben sollten. Tun sie aber nicht, aber sie verhalten sich so. Das ist der Alltag.  Aber wenn du noch einen drauf setzt und den Kollegen erzählst, dass die Welt keine Scheibe, sondern eine Kugel ist, dann sei mental darauf vorbereitet, dass deine Situation nur wenige Jahrhunderte von der Situation Galileos entfernt ist.

Die positive Sicht davon: ich gehe nicht auf einen hohen Berg um dort Menschenmassen zu begegnen. Diese Einsamkeit geniesse ich, deswegen bin ich hier .Ausserdem liegt es in der Natur der Sache, dass besondere Leistungen nicht von allen erbracht werden  können.

1991 begann ich mit meinem Studium bei Francois Rabbath in Paris. Ein neuer Bogen, eine neue Technik, ich war wieder am Anfang. In Heidelberg als Solokontrabassist hatte ich regelmässig Kontrabasskonzerte aufgeführt und war im Jahr 1990 zum ersten mal mit mir selbst zufrieden. Aber dann mache ich mich aus Neugier wieder zum Anfänger. In Heidelberg wurde alles angezweifelt was ich aus Paris mitbrachte, ganz abgesehen von der grundsätzlichen Ablehnung. In dieser Zeit habe ich gespürt, dass es sehr viel leichter sein kann in der Masse mit zu schwimmen. Geholfen hat mir mein erster Lehrer und ein japanischer Haiku.

Der Lehrer: wenn du jetzt anfängst, dann frage nicht nach dem Ende. Mache einfach deine Hausaufgaben für die nächste Stunde, dann bist du plötzlich angekommen und hast es nicht gemerkt.( Das passt doch gut, es lässt sich auch so ausdrücken: Der Weg ist das Ziel ).

Der Haiku: “ Was, du willst auf den Fujijama kleine Schnecke ? Aber langsam, aber langsam“ Wenn ich vor dem Berg stehe und hinauf soll, dann werde ich sagen: das kann ich nicht. Gehe ich aber einfach los ohne auf den Gipfel zu starren, dann werde ich plötzlich oben sein und habe es nicht gemerkt.

 

 

 

Haang Jeung und die Genssler Saiten – eine neue Erfahrung für Michael Schneider

Haang Jeung will Bass lernen. Sie hat nicht die grössten Hände, aber einen eisernen Willen. Und ich habe die Ideen dazu; wir beginnen in der Daumenlage, da braucht sie den vierten Finger nicht. Aber die Saiten sind hart und die Saitenlage noch nicht optimal. Der Rabbath Knickstachel ist schon eingebaut, der Bass also federleicht in der Schräghaltung. Ihre Hände sind in zwei Monaten schon kräftiger, der Ton voller und der Sustain ok. Aber ihr Lehrer ist Fan von Gerold Genssler’s Saiten. In der heutigen Stunde war es so weit: Erster Versuch mit den neuen Saiten. Erste Erkenntnis: der Bass ist viel lauter. Zweitens: sie hört die Töne klarer, sauber spielen fällt leichter. Der Lehrer sorgt sich um die noch zu hohe Saitenlage. ( Ich trage locker eine Hälfte eines Klavieres, aber bei der Saitenlage bin ich inzwischen eine Mimose ). Schlägt aber vor, mit einer Veränderung noch zu warten bis sich alles zurecht gezurrt hat. Schülerin: nein, bitte nicht tiefer legen, sonst weiss ich ja nicht ob ich drücke.

Nun gut, der Rest „Widerstand“ sei ihr gegönnt, wir sind dank Gerold schon kurz vor der Vollendung der Utopie, der unerträglichen Leichtigkeit des Bass Spielens.

Schwere oder leichte Bass Bögen ? Eine Betrachtung aus meinem Orchesteralltag.

Lothar Seifert war Bogenmacher. Der Name, auch der seiner Nachfahren steht für hervorragende, auch aussergewöhnliche Bögen. Auf der Suche nach einem französischen Bassbogen besuchte ich ihn. Er führte mir viele schöne Bögen vor, aber alle waren mir zu schwer, viel ( sehr ) zu kopflastig. Warum, fragte ich ihn machen sie das, wer will so schwere Bögen ? In Deutschland verkaufe ich so gut wie keine französischen Bögen ( wir befanden uns im Jahr 1995 ), sondern nur ins Ausland. Dann erklärte er mir, dass besonders die amerikanischen Bassisten nach dem zweiten Weltkrieg immer schwerere Bögen bei ihm bestellten. Das hing damit zusammen, dass die Konzertsäle immer grösser wurden und sie meinten, sie müssten die Säle mit mehr Ton ausfüllen. Dieser Gedanke fand nur Hilfe durch schwere Bögen.  Wer Michael Schneider kennt, der weiss dass ich hier nichts gegen schwere Bögen habe. Es kommt immer nur darauf an, ob es dem jeweiligen Zweck dient oder nicht. Ich habe damals einen leichten Bogen von Seifert bekommen. Den habe ich gespielt, bis Gerold Genssler mit seinen “ Rabbath Saiten “ in mein Leben trat.. Als ich 1991 bei Rabbath begann, stand ich mit einem Bein im Gefängnis – im Bassisten Gefängnis. Nun stehe ich mit beiden Beinen dort, denn jetzt spiele ich den Bass nur noch mit einem Cellobogen. Der darf dann auch gerne etwas schwerer sein , also leicht kopflastig. Das hängt mit den Genssler Saiten zusammen.  Bei dickeren Saiten mit grösserer Spannung wäre ich vermutlich nie auf diese Idee gekommen.

Die Genssler Saiten sprechen an wie Geigensaiten, aber nur wenn man sie auch so behandelt. Führt man sich auf wie die Holzhacker Bua, dann kommt auch die entsprechende Antwort. Das gilt meines Erachtens aber auch für jede Art von Saiten. Das richtige Bogengefühl geht im Orchester Alltag leicht unter wenn man der Illusion unterliegt, gegen das Blech anspielen zu können. Für einen kultivierten Bogenansatz gilt für mich der Spruch eines weisen Heidelberger Cellisten: Sie müssen vor und nach dem Orchester immer ihre Töne reinwaschen.

Ein früherer Kollege von Willi Beyer, ehemals Solobassist beim NDR Sinfonieorchester erzählte ihm immer wieder: Willi, wenn das Blech einsetzt sofort auf piano umschalten.

„Weltmusik “ von und mit Francois Rabbath

Die Entstehungsgeschichte von Francois Rabbath’s phantasievollen Weltmusikstücken soll hier erzählt werden. Eigentlich hat Bertold Brecht sie schon vor vielen Jahren in seinem Gedicht “ Legende von der Entstehung des Buches Tao Te King auf dem Weg des Laotse in die Emigration „verbreitet.

Auf der Suche nach der “ Nouvelle Technique de la Contrebasse “ begann er auf seinem Instrument herumzuspielen. So entstanden spielerisch seine ersten Solostücke: Iberique Penninsulaire  ( imitiert  spanisch-folkloristischen Gesang auf dem Kontrabass ), Kobolds ( eine fetzige Jazz Nummer, die er oft mit zwei Schlagzeugern präsentiert hat ), Breiz ( Breiz ist der alte Name für Bretagne und imitiert einen Dudelsack ). Jedes seiner Solostücke hat einen spielerischen Hintergrund, entstand auf der Suche nach weiteren technischen und bogentechnischen Möglichkeiten. So spielte Rabbath vor sich hin: im Palais des Sports vor 5000 Zuschauern und zu Hause für sich und seine Schüler.  Das Rabbath conservatorywürde er vermutlich heute noch so machen, wenn ihm nicht Frank Proto über den Weg gelaufen wäre. Er hat Francois genötigt, das alles aufzuschreiben. Frank Proto hatte damals schon seinen eigenen Verlag : Liben Music. Dort wollte Proto die Musik von Rabbath veröffentlichen. Seitdem ist uns, den Kontrabassisten diese Sammlung erst zugänglich.  Ein Freiburger Kollege hat vor vielen Jahren mit einem Solostück von Francois sein Probespiel bestanden. In den achtzigern gehörte seine Musik noch zu einem Insider Geheimtip.

Ich habe in den ersten zwölf Jahren beim Philharmonischen Orchester Heidelberg viele Kontrabass Konzerte mit unserem Orchester aufgeführt und zu meinem Leidwesen stand in den Kritiken entweder “ das Erstaunen darüber, dass so etwas auf dem Kontrabass möglich ist “ oder aber der Aufschrei:2 Hilfe, die Möbelpacker kommen „. Nachdem ich die Solostücke von Francois entdeckt hatte änderten sich schlagartig auch die Reaktionen im Publikum : es war mit Rabbath’s Musik sofort spürbar, dass dies Musik vom und für den Kontrabass ist und in Kritiken wurde auch über Musik geredet.

 

 

 

Als er siebzig war und war gebrechlich,Drängte es den Lehrer doch nach Ruh’,Denn die Weisheit war im Lande wieder einmal schwächlichUnd die Bosheit nahm an Kräften wieder einmal zu.Und er gürtete den Schuh. Und er packte ein, was er so brauchte: Wenig. Doch es wurde dies und das. So die Pfeife, die er abends immer rauchte. Und das Büchlein, das er immer las. Weißbrot nach dem Augenmaß. Freute sich des Tals noch einmal und vergaß es, als er ins Gebirg den Weg einschlug. Und sein Ochse freute sich des frischen Grases. Kauend, während er den Alten trug. Denn dem ging es schnell genug. Doch am vierten Tag im Felsgesteine hat ein Zöllner ihm den Weg verwehrt: „Kostbarkeiten zu verzollen?” „Keine.” Und der Knabe, der den Ochsen führte, sprach: „Er hat gelehrt.” Und so war auch das erklärt. Doch der Mann in einer heitren Regung fragte noch: „Hat er was rausgekriegt?” Sprach der Knabe: „Daß das weiche Wasser in Bewegung mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt. Du verstehst, das Harte unterliegt.” Daß er nicht das letzte Tageslicht verlöre, trieb der Knabe nun den Ochsen an. Und die drei verschwanden schon um eine schwaerze Föhre. Da kam plötzlich Fahrt in unsern Mann Und er schrie: „He, du! Halt an!” „Was ist das mit diesem Wasser, Alter?”Hielt der Alte: „Interessiert es dich?” Sprach dem Mann: „Ich bin nur Zollverwalter, doch wer wen besiegt, das interessiert auch mich. Wenn du’s weißt, dann sprich!Schreib mir’s auf. Diktier es diesem Kinde! So was nimmt man doch nicht mit sich fort. Da gibt’s doch Papier bei uns und und Tinte und ein Nachtmahl gibt es auch: ich wohne dort. Nun, ist das ein Wort?” Über seine Schulter sah der Alte auf den Mann: Flickjoppe. Keine Schuh. Und die Stirne eine einzige Falte. Ach, kein Sieger trat da auf ihn zu. Und er murmelte: „Auch du?”Eine höfliche Bitte abzuschlagen war der Alte, wie es schien, zu alt. Denn er sagte laut: „Die etwas fragen, die verdienen Antwort.” Sprach der Knabe: „Es wird auch schon kalt.” „Gut, ein kleiner Aufenthalt.” Und von seinem Ochsen stieg der Weise, sieben Tage schrieben sie zu zweit. Und der Zöllner brachte Essen (und er fluchte nur noch leise mit den Schmugglern in der ganzen Zeit). Und dann war’s so weit. Und dem Zöllner händigte der Knabe eines Morgens einundachtzig Sprüche ein und mit Dank für eine kleine Reisegabe bogen sie um jene Föhre ins Gestein. Sagt jetzt: kann man höflicher sein? Aber rühmen wir nicht nur den Weisen, dessen Name auf dem Büchlein prangt! Denn man muß dem Weisen seine Weisheit erst entreißen. Darum sei der Zöllner auch bedankt: Er hat sie ihm abverlangt.

 

Will ich den „Flow“ beim Spielen ? Zur Leichtigkeit des Seins am Kontrabass

Tradition kontra Fortschritt ?  Warum kontra ? Nehmen Sie beides. Jede Veränderung schafft Unruhe, weckt Ängste, dass das Alte nicht gut genug ist. Kolumbus hat neue Kontinente entdeckt und den alten aus den Augen verloren. Aber er kam zurück. Neues ist zunächst auch eine Bereicherung und je mehr ich kenne, desto freier bin ich zu entscheiden, was mir nützt. In der World of Basses geht es oft immer noch skurril vor sich her. Auf einer Kontrabass Woche habe ich erlebt, dass Professoren ihre Studenten mitbrachten, die sich dann nicht trauten von anderen Dozenten Ideen zu übernehmen und auszuprobieren, ob sie für den Eigenbedarf von Nutzen sein könnten. Zumindest ist eine weitere Möglichkeit eine Alternative, denn dann habe ich zwei zur Auswahl. Simandl und Co bieten da eine Sicht auf den Kontrabass, die ca 150 Jahre alt ist und immer noch als Grundlage benutzt wird.

Ich kenne Verfechter des Bass Spiels die  möglichst auf einer Saite spielen ( der G-Saite ) wegen des homogeneren Melodieklangs. Das hängt von den Saiten ab, denn herkömmliche Saiten klingen in den hohen Lagen auf den tieferen Saiten nicht und sauber spielen ist da schon gar nicht möglich. Da können die Saiten vermutlich gar nichts dafür, denn ich erlebe bei Aushilfsengagements in anderen Orchestern Saitenlagen, die schon in der gewöhnlichen Lage einen guten Klang unmöglich machen und das ist der Standard.

Also doch kontra ? Nein, ganz im Gegenteil, ich halte hier eine Einrede für die Schlechten und Minderbegabten, die auch gerne Musik machen oder den Bass als Beruf leben möchten. Die haben ein Problem, so wie ich es hatte: unendlich viel üben mit geringem Erfolg. Meine Bewunderung gilt also allen, die mit viel Arbeit so großen Erfolg haben. Wieviel Erfolg hätten sie, wenn sie den Bass spielen würden ?

Michael Schneider betrachtet Gustav Mahler’s Kontrabass Solo in der ersten Symphonie

Wir sind alle Kinder unserer Zeit, aber manchmal fallen wir auch heraus. Wann geschieht das ?  Kontrabass Studium. Dann kommt Anton Bruckner dran. In seinen Symphonien gibt es Passagen die sich in die Höhe schrauben, über die Oktave der leeren Saiten hinaus. Ich übe ( es war um 1978 ) und dann kommt der Moment wo es so nicht mehr weiter gehen kann. Mein Lehrer Willi Beyer zeigt mir wie es geht: der Daumen kommt zum Einsatz : die Stelle geht wie geschmiert. Dann geht die Musik wieder abwärts. Dann kommt der Moment, wo man wieder normal nach Simandl spielt: ohne Daumen. Das habe ich nie verstanden, es ginge noch lange abwärts mit dem Daumen, ohne Gespringe.

Aber es geht doch um Gustav Mahler ? Fragt der Leser. Bruder Jakob in Moll. Darum geht es. Aber auf einer Saite bitte. Im Studium habe ich schon vorab darunter gelitten. Mir wurde erzählt, wie der und ein anderer daran gescheitert sind, abgestürzt. Oder einfach, wie unsauber manche Aufnahmen klingen. Diese Impfung sitzt. Acht Takte Pauke. Nur die Pauke und du weisst: alle warten auf dich. Nicht auf die Musik. Die wird sowieso nichts. Aber ob du das schaffst. Ein Gang zum Schaffot. Selbstmord sozusagen. Und auch noch freiwillig. Ganz so sehen es manche Seelen von Solobassisten dann doch nicht. Schon manche ihrer Körper wollten sich das nicht antun und wurden krank. Mit Thomas Zoller habe ich das Koussevitzky Kontrabasskonzert einmal konsequent aus der Sicht der Nouvelle Technique de la Contrebasse durchgefingert. und es hat funktioniert. Aber so spielt „man“ eben nicht Kontrabass. Mit Meike Krautscheid habe ich das Dittersdorf Konzert ebenso bearbeitet. Ganz ohne leere Saiten wird es dann über vier Saiten gespielt und bedarf quasi einer perfekten Bogentechnik. Wer es kennen lernen möchte sei an dieser Stelle eingeladen bei mir nachzufragen.

Und lange vor meiner Zeit bei Francois Rabbath sehe ich meinen  Mentor im Fernsehen. Was macht er da ? Der spielt das Solo einfach in der Daumenlage. Und das klingt auch noch viel besser als alles vorher Gehörte. ( Bottessini spiele ich ehrlich gesagt auch nicht auf einer Saite ). Diesen Fernsehauftritt habe ich mir gemerkt. Viel besserer Klang bei viel weniger Arbeit und noch weniger Stress.

Nun bin ich Heidelberger Solokontrabassist und muss, nein, Verzeihung: ich darf das ab und zu spielen. Eine Freude, weil ich es nie übe.  Im Publikum in der Heidelberger Stadthalle wurde meine Frau immer wieder angesprochen: das hat ihr Mann doch schon wochenlang vorher geübt. Nein, falsch: das übe ich nie. Da lacht sich doch jeder Geiger schlapp, Bruder Jakob in Moll. Und deswegen wird man krank ?

Es gibt einen Autograph vom Schumann Cello Konzert: alles über die Saiten. Ob es heute besser klingt mit einem falschen Ehrgeiz ?

 

Bass Unterricht in Heidelberg-Ziegelhausen mit Rabbath und Michael Schneider

IMG_0287Spiel du Bass, dann wirst du immer gebraucht. Das verriet mir mein Vater vor fünfzig Jahren. Und es hat sich bis heute nichts daran geändert. Zahllose Hobby Orchester müssen sich Kontrabässe einkaufen, weil es immer noch nicht genug davon gibt. Geändert hat sich in der Zwischenzeit die Zeitspanne zwischen Beginn des Bassunterrichts und Orchestereinstieg. Mit der genialen Rabbath-Technik können Schüler und Erwachsene nach spätestens einem Jahr im Orchester oder Kammermusikensemble mitwirken. Das Spielen quer über die Saiten, das Pivot und der Krabbengang auf dem Bass macht die vielen Etuden herkömmlicher Art überflüssig. Selbstverständlich spielen Sie danach Bass nicht mit herkömmlicher Technik. Es ist nicht vermessen bei Rabbath von einer ganzheitlichen Technik zu sprechen. Stellen Sie sich vor, Sie spielen in einer Lage wunderbare Melodien. Mit Rabbath schieben Sie das einfach dorthin, wo die Tonart es verlangt und spielen genau so schön weiter. ( Ähnlich einem Kapotaster auf der Gitarre, nur der ist starr, unbeweglich). Mit dieser „Kapotaster Technik“ spielen Sie ab der zweiten Bass Stunde alles wie Sie es möchten. Geschwindigkeit, Differenzierung kommt später, eine gute Bogentechnik dauert trotzdem immer noch etwas länger.

Auf YouTube gibt es einige beeindruckende Videos mit Edgar Meyer und Chris Thile im Duo, in denen Edgar Meyer  die Idee Rabbath’s beeindruckend vorführt, mir ist jedoch nicht bekannt, dass Edgar Meyer durch Rabbath darauf gekommen ist.