Kontrabass Unterricht in Heidelberg – für kleine Hände – Pivot und andere Tricks auf dem Weg zum Erfolg

Eine Koreanerin kam zu mir, hatte beschlossen Kontrabass zu lernen. Sie erzählte mir, dass sie viele Jahre Geige gespielt hat und immer schon Probleme mit ihrem kleinen Finger hatte ( auf der Geige ). Kein Problem für Michael Schneider: Wir fangen einfach in der Vierten Lage ( nach Rabbath ) an. Das ist die sogenannte Daumenlage. Da braucht sie ihren vierten Finger nicht und wenn ihre Finger sich an das Bassspielen gewöhnt haben und  Kraft bekommen haben, dann rutschen wir in die dritte Lage. ( Das bedeutet: Daumen auf das D der G-Saite ). Hier bekommt sie die Daumentöne nicht mehr „gratis“, d. h. sie muss die Töne des Daumens drücken. Durch Benutzung des Daumens für die Flageolett Töne in der Vierten Lage hat sich der Daumen inzwischen schon an das Herunterdrücken der Saiten gewöhnt. Für die tiefen Saiten muss der Daumen in der Vierten Lage quer über die Saiten wandern – für eine gute Intonation.

Jetzt kommen auch schon die Genssler-Saiten ins Spiel. Nachdem der Solobassist des Tonart Orchesters, Walter Pfundstein mit neuen Genssler- Saiten bei einer Registerprobe erschien, kommentierte dies ein Kollege mit seiner Bewunderung für die Lautstärke durch die Genssler-Saiten. Nach der Probe durfte er die neuen Saiten ausprobieren.  Die gesamte Bassgruppe staunte über das entspannte und lockere Spielen des Kollegen. Alle hatten den Eindruck, dass die “ Rabbath“ Saiten schlagartig die Mimik und die Körperhaltung des Kollegen radikal verändert hatten.

Damit kommt die Koeranerin auch sofort auf ein anderes Niveau. Wenn der bisher unumgängliche Kraftaufwand durch hohe Saitenlage und zehn Kilo mehr Zug pro Saite als bei den Genssler-Saiten weg fällt, dann hat sie mehr Freiraum für die Musik. Leicht zu drückende Saiten sind in jeder Hinsicht eine Befreiung. Keine Blasen mehr beim Zupfen. Die Leser dieses Blogs sollten sich einmal ein Video auf You Tube anschauen: Arvell Shaw spielt ein langes Solo über “ How high the moon“. 1947 in Australien aufgenommen.Aber nicht mit der flachen Saitenlage und Tonabnehmer, wie es Nils Henning Oersted Patterson eingeführt hat und mit drei oder vier Fingern, Nein, das spielt er alles mit einem Finger.

Mit Hilfe des Pivot kann die Schülerin mit der kleinen Hand auch in der ersten Lage ohne Lagenwechsel vom As auf der der G-Saite bis zum C springen. Ohne dieses Hilfsmittel kann sie nicht einmal einen Ganzton mit der linken Hand greifen.

Raum-Zeit-Bewegung – das Problem des Kontrabasses

Wenn ich wenig Zeit habe, dann habe ich es eilig. Bin gehetzt, ohne Ruhe und muss mich darauf konzentrieren, mein Pensum zu schaffen. So habe ich es viele Jahre lang auf dem Kontrabass erlebt und genauso auf dem Cello. Meine Bewunderung gilt den vielen Cellisten und Bassisten, die durch viel üben irgendwann an den Punkt kommen, dass sie aufwendig ihr Ziel erreichen. Francois Rabbath hatte die geniale Idee über dieses Raum-Zeit und Bewegung-Problem nachzudenken und hat schließlich eine Lösung gefunden. Auf dem Bass, wie auf dem Cello ( in der Dimension fast halbiert gegenüber dem Kontrabass ) haben wir einen großen Raum, große Bewegungen, oft aber wenig Zeit.

Wie soll, wie kann die rechte Bogenhand sich ruhig bewegen, wenn die linke Hand es eilig hat und immer zu wenig Zeit hat und sich hektisch dem Zeitdruck unterwerfen muss ?  Wie schaffen es Gitarristen wie Django Reinhardt oder Bireli Lagrene so wunderschön ihr Instrument zu beherrschen, da sie doch im herkömmlichen Sinn ihr Instrument nie gelernt haben ?

Rabbath hat für den Bass und das Cello die Antwort gefunden:

Wenn ich  in einer Lage quer über die Saiten wunderschöne Melodien hervorbringen kann, dann muss ich das nur in den entsprechenden anderen Tonarten, Tonlagen genauso machen.  Damit gewinnt der Spieler Zeit, denn wenn die Melodie nicht mehr auf einer Seite rauf und runter gespielt/ gehetzt werden muss, dann gewinnt er Zeit, der Raum wird klein, die Bewegung beschränkt auf die Veränderung im Fingersatz bezüglich der Halb- und Ganztonschritte.

So entsteht ein neues musikalisches Lebensgefühl: “ Tu auras l’habitude d’un virtuoso “ habe ich von Francois Rabbath gelernt. Frei übersetze ich das mit: Du wirst das Lebensgefühl eines Virtuosen haben. Dafür muss ich keine Wettbewerbe mehr gewinnen und benötige dafür keine Bescheinigungen.

Darüber hinaus erspart das Pivot viele unnötige und aufwendige Lagenwechsel. Das Pivot bezeichnet die Öffnung der linken Hand, der Daumen bleibt hinter dem Hals und die Hand wird durch Öffnung zu dem gewünschten Ton gebracht. So komme ich auf meinem Bass mit einer Mensur von 113 cm in der ersten Lage bequem vom As ( auf der G-Saite ) bis zum Cis.Ohne Lagenwechsel. Auf dem Cello komme ich auf der A-Saite ohne Lagenwechsel bequem bis zum G ( einen Ton unter der Oktave ).

Wenn ich auf der Gitarre ein Stück kann und es mit Hilfe eines Kapotasters in eine andere Tonart / Tonhöhe verschiebe, dann bleiben die Fingersätze und Tonabstände gleich. Das Lagenspiel mit dem Daumen quer über die Saiten macht aus dem Daumen also nur einen beweglichen Kapotaster.