Haang Jeung und die Genssler Saiten – eine neue Erfahrung für Michael Schneider

Haang Jeung will Bass lernen. Sie hat nicht die grössten Hände, aber einen eisernen Willen. Und ich habe die Ideen dazu; wir beginnen in der Daumenlage, da braucht sie den vierten Finger nicht. Aber die Saiten sind hart und die Saitenlage noch nicht optimal. Der Rabbath Knickstachel ist schon eingebaut, der Bass also federleicht in der Schräghaltung. Ihre Hände sind in zwei Monaten schon kräftiger, der Ton voller und der Sustain ok. Aber ihr Lehrer ist Fan von Gerold Genssler’s Saiten. In der heutigen Stunde war es so weit: Erster Versuch mit den neuen Saiten. Erste Erkenntnis: der Bass ist viel lauter. Zweitens: sie hört die Töne klarer, sauber spielen fällt leichter. Der Lehrer sorgt sich um die noch zu hohe Saitenlage. ( Ich trage locker eine Hälfte eines Klavieres, aber bei der Saitenlage bin ich inzwischen eine Mimose ). Schlägt aber vor, mit einer Veränderung noch zu warten bis sich alles zurecht gezurrt hat. Schülerin: nein, bitte nicht tiefer legen, sonst weiss ich ja nicht ob ich drücke.

Nun gut, der Rest „Widerstand“ sei ihr gegönnt, wir sind dank Gerold schon kurz vor der Vollendung der Utopie, der unerträglichen Leichtigkeit des Bass Spielens.

Der Knickstachel – Gebrauchsanweisung für den Einbau

Gefahr erkannt – Gefahr gebannt. Noch nicht, denn zunächst begann eine teure Odyssee durch das Portemonnaie. Erst einen Stachel gebogen, an einer Seite angeschliffen und mit der Schraube in der Birne festgeschraubt. Gewackelt hat es trotzdem. Der Knick hat sich bei jeder Höhenverstellung vom Bass entfernt. USA : teures Aluminium Teil besorgt, gleich auf Vorrat einige für künftige Schüler. Unten am Stachel ein fast monströses Gebilde. Hat mir lange gute Dienste geleistet. Aber dann kommt Rabbath plötzlich mit der genialen Lösung. Wer sie erfunden hat, das weiss ich nicht. Aber : einfacher geht es nicht: Man bohre ein konisches Loch zwischen Stachel und Boden in die Zarge. Winkel: 45 Grad.  Dazu ein entsprechend konisch geschliffenes Stück Holz, oder gleich mehrere für verschiedene Längen: Sitzen, Stehen, für den großen und den kleinen Bass. Kostet fast nichts, es sei denn der Bassist ( oder sie ) geht selbst in die Werkstatt. Wer einmal “ Lunte “ gerochen hat, der kann nicht mehr anders.

Gebrauchsanweisung für den Einbau eines Knickstachels. Man nehme einen Holzbohrer 10 mm und setze ihn senkrecht an zwischen Stachelbirne und Bodenrand an.Teilungsverhältnis ein Drittel zu zwei Drittel. Es empfiehlt sich zunächst senkrecht in den Bodenklotz  zu bohren. Wird sofort schräg gebohrt im 45° Winkel, dann kann der Bohrer leicht abrutschen und die Zarge zerkratzen. Ist dann ein Loch im 45° Winkel gebohrt, dann beginnt man mit einer Cello Wirbelahle zu bohren. Hierbei muss man zunächst sehr vorsichtig vorgehen, damit der konische Bohrer ein richtiges passendes Loch im 45° Winkel auch bohrt. In dem zylindrischen Bohrloch kann man nämlich auch den Winkel noch gewaltig verändern. Ich habe mir dafür eine 45° Winkel Schablone gefertigt, die ich außen anlege und so immer nach Augenmaß und direktem Winkel Maß den Winkel korrigieren kann. Dann schleife ich einen Holzstab passend zu der komischen Form je nachdem wie tief ich das konische Loch gebohrt habe. Wer aber nicht selbst die Verantwortung für ein Loch in seinen 50.000 € Kontrabass übernehmen möchte, der gehe lieber zum Geigenbauer und übergebe Ihnen die Verantwortung. Die länge des Stachelstabes bestimmt sich danach, wie groß der Spieler des Basses ist. Mithilfe einer zweiten Person kann man leicht austesten, wie lang der  Stachel sein muss indem der zweite Helfer den Bass im 45° Winkel vor dem Spieler hält und dann die Länge zwischen Loch und Boden misst. Im Idealfall steht der Stab senkrecht zum Boden, während er passgenau einen circa 45° Winkel zum Bass hat. Je nach Dicke des Stabes, beziehungsweise das Stachels gibt es im Sanitätshaus passende Gummi Pfropfen zu jeder Größe, beziehungsweise Dicke  oder Durchmesser des Stachels. Ich habe mit verschiedenen Hölzern, Holzbarten des Stachels experimentiert, konnte aber keinen interessanten Unterschied in der Tonqualität beziehungsweise Veränderung des Todes feststellen.

 

 

Francois Rabbath und sein Blick auf das Naheliegende : sein Knickstachel

Wozu braucht der Kontrabassist einen Knickstachel ? Weil er  einen Habitus der Cellisten imitieren will ? Für das Cello habe ich mit einem Knickstachel keine Vorteile erkennen können. Aber ich bin nur im Hobby Cellist und kann das somit nicht beurteilen.

Von Francois Rabbath und vom Cellospiel habe ich aber gelernt, daß ich mit einem Knickstachel für den Baß im Stehen ähnliche Bedingungen schaffen kann, die ich beim Cello im Sitzen habe. Ich spiele den Bass im gleichen Winkel wie ein Cellist im Sitzen. Im Stehen habe ich aber ein enormes Gewicht des Basses zu “ erleiden „. Durch einen Knickstachel wird der Schwerpunkt so nach an mich verlagert, daß ich den Bass so schräg wie ein Cello halten kann, ohne ihn jedoch steiler halten zu müssen. Und ich kann den Bass so gerade vor mir halten wie ein Cellist.

Damit liegen alle vier / oder fünf Saiten im gleichen Winkel zum Bogen. Halte ich den Bass senkrecht, so muss ich die oberste und unterste Saite seitlich gegen das Griffbrett drücken. Außerdem bewirkt die Edranziehungskraft, dass ich den Bogen und den Arm hochheben muss. Halte ich den Bass wie ein Cello vor mir, so kann ich bequem mit dem Armgewicht arbeiten und lasse Bogen und Arm auf die Saiten fallen, das Drücken entfällt. Statt zu drücken reduziere ich eher noch das Gewicht.