Uli Kieckbusch – ein Sympathieträger des modernen Tangos, sowie Sympathisant des portugiesischen Fado. Porträt einer Sehnsucht nach Vollkommenheit. Zu hören am 17.3.2017 um 20 Uhr in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach.

Uli Kieckbusch ist nicht nur der Urgrossneffe von Vater Brahms, er ist auch der Vater des Deutschen Tangos. Einzigartig und bekannt als Tangoharmonika. Tango mit der Harmonika- auf deutsch: Mundharmonika – als erste Geige, als Stimmführer der Musik.
Das Besondere in seinen Konzerten: er erscheint mit einem grossen Koffer, gefüllt mit vielen Harmonikas. Jede einzelne ist in einer ganz besonderen Tonalität gestimmt – anders herum: für jede neue Komposition feilt er die Zungen einzelner Töne für die gewünschte Tonalität zurecht.

Da war also der grosse Koffer. Da ist aber noch etwas: Kieckbusch, also Uli war schon im Knast. Nicht so, wie Sie jetzt denken. Als Künstler hat er eingesessen. Mit einem Stipendium. In Salem. In New York. Da hat er eine Woche an sich gearbeitet. Von allen Künstlern wurden dann die Ergebnisse auf Youtube veröffentlicht.

Uli Kieckbusch hat einen Traum: Ein Klavierkonzert. Gespielt z.B.von Helene Grimaud. Aber: der zweite Solist ist Uli Kieckbusch. Er improvisiert live im Konzert auf einem zweiten Flügel die zweite Stimme. Uli kann das. Daran gab es vielerseits keinen Zweifel, aber leider kein Geld dafür.
Wir sind Realisten: wir wünschen Uli schöne Träume.

Aber die erhalten ihn, wie uns alle am Leben.

Ein anderer Traum ist schon wahr geworden: Einige Konzerte mit Günter „Baby“ Sommer hat er kürzlich bewältigt? Gestaltet? Realisiert ? Auf jeden Fall: genossen.
Sie wissen nicht wer das ist ? Sommer ist eine beeindruckende Musiker Persönlichkeit. Der deutsche Jo Jones sozusagen. Damit will ich sagen: „ Genial „.

Uli Kieckbusch war schon beinahe „ unzählig „ oft Gast in der Bergkirche Schlierbach. Nicht jeder verbringt seine Zeit gerne auf der Strasse zwischen Balingen und Heidelberg .

Wie viele geniale Menschen, Komponisten mit Visionen leidet er immer wieder unter der klassischen Geradlinigkeit, die „ Offline Musik „ so mit sich bringt.
Was ist denn das für eine Formulierung ?
Kennen Sie die Begriffe Binär und Ternär?
Das eine ist gerade, das andere ungerade.
Das erstere klassisch, das andere jazzig, weltmusikalisch.
Kennen Sie die Probleme „ online „ zu gehen, wenn noch nichts richtig funktioniert ?
Na, dann verstehen Sie den Wechsel von gerader Klassik zum slimy-ternären-Groove wie ihn die oft endlos verschlungenen Triolen Grooves dieses Uli Kieckbusch verlangen.

Apropos: Slimy – auf deutsch: schleimig.
Singen kann dieser Uli Kieckbusch auch.
Meine Bewunderung gilt vor allem seiner Hemmungslosigkeit: Er versucht nicht so zu tun, als wäre er der Beste, die schönste Stimme. Das nennen wir hierzulande: authentisch.
Im Ton vergriffen, in der Sprache wie etwas Fremdes, so verbindet sich, was konventionell als „ Genuschel „ bezeichnet wird zu einer neuen Musik inter pares.
Erbsenzähler ist, wer hier klare Worte hören will.

Ich liebe Mitstreiter in der Musik, die alle Beteiligten mit wohlwollender Begeisterung durch und über alle Klippen bis zur Realisierung entspannt mittragen.
Ja, das ist dieser besondere Mensch für mich.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA