Nicoleta Craita Ten’o, Alfred Büngen und der “ Bullshit Slam “ – Dark Horse und die hohlen Phrasen der Politiker und anderer wichtiger Menschen.

Es gibt den Poetry Slam, den Science Slam und kürzlich als neuer Running Gag: den Bullshit Slam in Stuttgart.
Von Vorne: Nicoleta Craita Ten’o ist stumm. Die Realität hat ihr mit 13 Jahren die Sprache verschlagen. Aber sie redet weiter. In ihrer Sprache: sie schreibt. Eine intensive Lese-Tournee im Heidelberger Raum vom 9. bis 11. Oktober bewirkte die Umwandlung von vielen und grossen Worten in Wesentliches: wissendes Schweigen – bei den Zuhörern. Und die Liebe und Zuneigung zu einem behinderten Menschen ( nach unserem allgemeinen Sprachgebrauch ).
Der Verleger Alfred Büngen, der bei den Lesungen mit Nicoleta Craita Ten’o ihr seine Stimme leiht, er führt die sprachliche Regie. Die Sprache führt hier zu den Inhalten, das Reden führt die Zuhörer zu sich selbst.

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Bullshit Slam führt das Publikum in die Absurdität der Alltagssprache, der Floskeln von so vielen wichtigen Menschen, von Politikern bis zu Intendanten wie von Start-Up Gerede. Der Kontrast von Geschwindigkeits- sowie Massengequassel und “ Slow Noise “ führt bei den Lesungen von Nicoleta/Alfred Büngen sehr schnell zu der Erkenntnis und der Frage: Wer ist hier eigentlich behindert ?

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In der letzten Konzertlesung warf der Perkussionist von arkestra convolt die Frage auf: wer ist behindert ? Behindert bin ich nur, wenn ich darauf angesprochen werde. Sind wir alle behindert, weil wir ständig ein Handy mit uns herumtragen ? Ist Nicoleta behindert, weil sie immer eine Puppe bei sich hat ? Puppe, Handy ? Was hat der Leser, die Leserin noch zu bieten ? Weitere Behinderungen ? Oder nur Normalitäten ?
Toti Lanzalaco weiss, wovon er redet. Und hier ist er, der Fragesteller der wesentlichen Frage: Toti Lanzalaco.

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