Susanne Paul: “ Just Doodling “ für Violoncello Solo am 19. September 2014 in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach, gespielt von Michael Schneider.

Warum schreibe ich hier darüber? Weil ich kürzlich für das letzte Konzert im Juli in der Bergkirche erwähnt habe, dass ich ein Stück für Cello Solo von Mark Summer spielen werde. Bernhard Helpenstein, Verleger in Mainz stiess auf diesen Artikel und machte mich auf weitere interessante Werke für Cello Solo aufmerksam.
Die erste dieser Empfehlungen werde ich am 19. September aufführen.
Auch dieses Stück ( Just Doodling ) ist wie Juli-O ( von Mark Summer ) ein Ohrwurm, eine groovige Droge.
Letzteres habe ich kürzlich im Familienkreis Freunden und Kindern vorgespielt. Danach pfiffen alle Spatzen das Thema stundenlang von allen Dächern. Just Doodling spiele und pfeife zur Zeit nur ich. Das wird sich aber demnächst ändern.

Das Erforschen der Möglichkeiten auf dem Cello begann in der Renaissance, J. S. Bach hat das 36 mal für Cello Solo in seinen Cello Suiten erkundet. Reger und Britten, Ligeti und viele andere suchten weiter und fanden spannende Möglichkeiten.

Mit den oben erwähnten Stücken hält die jazzige Folk- und Jazzmusik Einzug in das Cello.
Aus meiner begrenzten Sicht holt damit die Cello Musik nach, was für den Kontrabass 1963 mit / durch Frank Proto und seiner Jazz-Kontrabass Sonate  “ 1963 „ begann und dann durch François Rabbath und seinen Schüler Renaud Garcia Fonds jazzig-weltmusikalisch vervollkommnet wurde.
Zurück zu Just Doodling : die Anmerkungen von Susanne Paul im Vorwort sind sehr hilfreich.
Früher oder später wäre ich auf die Struktur der Komposition auch selbst gekommen. Aber mit diesen Anmerkungen hat der Spieler, also zumindest Michael Schneider, eine gute Starthilfe.
Sitzt das Stück erst einmal gut in den Fingern und gelingen die Akkordwechsel flüssig, dann ergibt sich das Improvisieren fast von selbst.
Viele Töne sind mit “ Slide“ Zeichen versehen – das Hineinrutschen in den Ton. Diese kommen besonders am Höhepunkt des Stückes zum Einsatz und erzeugen mit wunderbar jazzigen Motiven einen sehr verführerischen Groove.
Da ich ein Klangfetischist bin kann ich mit der Verbindung von Pizzicato und dem Schlagen auf die Saiten nicht viel anfangen.
Ich denke dann: das steht jetzt hier, also mache ich das, auch wenn es musikalisch keinen Sinn ergibt. Am Kontrabass ist es mir immer peinlich wenn ich ein Bartok Pizzicato spielen soll.
Das ist de facto nur ein hässliches Geräusch, das die Schlagzeuger viel besser und auch klangvoller erzeugen können. Wenn ich jedoch an das Stück “ Kalimba “ von Mark Summer denke, dann macht das sehr wohl einen Sinn, weil dann die Musik im rhythmisch Vertrackten liegt. Auch Rockabilly Virtuosen können mich mit ihrer Slap Technik begeistern.
Und mich begeistert immer wieder, dass bis zur Oktave auf dem Cello immer noch nicht alle Möglichkeiten ausgelotet sind.

Michael Schneiders Paradies auf Erden : Dank an die Neugier und die Dankbarkeit

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Michael Schneider

Wie schön das Leben ist, erfährt man nur, wenn man sich nicht vor allem verschließt, was einem fremd erscheint„.( Zitat aus: Stein und Flöte von Hans Bemmann )

Willi Beyer war Solobassist beim NDR Sinfonieorchester Hamburg. Er hat Gitarre studiert, Cello und Kontrabass. Im Studium musste er sich für eines der beiden Streichinstrumente entscheiden. Also war das Cello Nr 1. Dann gab es aber keine Solostelle für ihn. Also rückte Nr 2 auf Nummer eins. Auf keiner Solostelle blieb er lange, weil es immer höher hinauf ging. Bis zum NDR. Für mich war Willi nicht nur ein Kontrabassist. Wollte ich Bach auf dem Kontrabass spielen, dann zeigte er es mir, um gleich darauf zum Cello zu greifen und es mir dort auswendig vorzuspielen. Sprachen wir über Gitarre so folgten sofort einige Stücke auswendig mit einigen Zugaben seiner eigenen Bearbeitungen für Gitarre.

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Cello oder Bass Bögen ?

Dann begannen 1991 meine Lehrjahre bei Francois Rabbath in Paris. Irgendwann telephonierte ich dann mit Willi und wir unterhielten uns über meinen neuen Lehrer. “ Der ist eine Granate“ stellte er immer wieder fest. Ich  übersetze diese Worte ins Deutsche: Der Mann ist toll, aber das können wir nicht lernen. Mein Glück war, dass ich dieses weit verbreitete Denken nicht akzeptiert habe. Ich habe keineswegs geglaubt, dass ich das lernen kann, aber ich habe es einfach getan. Es hat ein Studium lang gedauert, aber nach vier Jahren haben einige bedeutende Basskollegen ein musikalisches Wohlbefinden neidlos anerkannt, wenn wir mal orchestral zusammen kamen. Der Solobassist eines grossen Deutschen Hauses sass mit mir an einem Pult im Nationaltheater Mannheim und kam mir mit der Bemerkung zuvor: Wir waren hier ein tolles Team. Im eigenen Haus hatte er zuvor einem neugierigen Kollegen verboten im Orchester die Französische Bogenghaltung  zu spielen.