Francois Rabbath und das alternde Alter

Rabbath conservatory

Francois Rabbath

Francois Rabbath ist Jahrgang 1931. Also ist er in diesem Jahr 82 Jahre  nicht alt, sondern jung geworden. Ich habe ihn im Januar in einem Release Konzert zu seiner neuen CD der sechs Bachsuiten in Originallage  gehört.. Auf You Tube gibt es Live Mitschnitte u.a. der von ihm gespielten Paganini Variationen von Frank Proto.

Viele Passagen können nur auf den tiefen Saiten in hoher Lage gespielt werden und jeder kann sich von der Kraft und Klarheit dieses Powerspiels ohne Kraftaufwand überzeugen.  Wie ein Marathon Läufer hat Francois Rabbath  jedoch viele Jahre ( 4 oder 6 ? ) daran gearbeitet dieses Potential zu entwickeln bis es am Ende aussieht wie nichts.

Und was sagt Francois selbst dazu ?  “ Ich hoffe dass ich in diesem Leben noch so Bass spielen lerne wie ich es mir von mir vorstelle.“ Er gibt nicht auf obwohl er schon alles erreicht hat, wovon wir noch nicht einmal zu träumen wagen.

Michael Schneider, Francois Rabbath und die Neurowissenschaft

IMG_03961991 hatte Michael Schneider ein Konzert in Paris und nahm die Gelegenheit wahr, Francois Rabbath zu besuchen. Dieser liess sich nicht lange bitten und spielte Bach auf dem Kontrabass vor. Diese Bogenhand, diese Begeisterung, die Spielfreude und natürlich Bach auf dem Bass. Die Entscheidung war schon klar: das will ich lernen. Am Höhepunkt meiner Laufbahn hatte ich mit dem Philharmonischen Orchester Heidelberg alle zwei Jahre ein Kontrabasskonzert gespielt. Nun wurde ich wieder zum Schüler und zwar zum schlechtesten Schüler von Rabbath. ( 1978 in Aberdeen war ich im Schleswig-Holsteinischen Landesjugenorchester der “ schlechteste Bassist  Deutschlands“ ). Schlecht in dem Sinn, dass ich wieder ein Anfänger war. Ursprünglich wollte ich die  andere Bogenhaltung nur kennen lernen und danach entscheiden, welche mir mehr liegt. Aber die Gebrauchsanleitung für das menschliche Gehirn von Gerald Hüter lehrt uns, dass das Drama nun seinen Weg gehen musste. Ich bekam zu hören, dass ich Beethoven und Brahms unbedingt mit dem “ Deutschen Bogen “ spielen müsse. Wortwörtlich hörte ich die Bitte eines Kollegen: Bitte bleib doch bei uns, verlass uns nicht. Was das bedeuten sollte überlasse ich dem Leser. Schon lange bin ich nur noch an dem neurowissenschaftlichen Aspekt dieser Geschichte interessiert.

Es begannen Jahre des richtigen Mobbings. Aber ich hatte ein positives Ziel. Meine Opposition aber nicht. Man lese Tonio Kröger von Thomas Mann ! Das Strickmuster dieser Ablehnung hat sich mehrfach in Deutschland wiederholt, immer die gleiche Dramaturgie. So finde ich es sehr bemerkenswert, dass der ehemals ( oder immer noch ?) schlechteste Bassist Deutschlands um 1992 in Berlin des Stadtgespräch war. Dies erzählte mir kürzlich ein Kollege der damals gerade sein Diplom in Berlin bei Herrn Zepperitz machte. Ich war es also wert, dass man in Berlin über einen Bassisten aus Heidelberg ablästerte, der plötzlich zur Französischen Bogenhaltung konvertiert war.

Ich habe mir dann eine kleine Retourkutsche erlaubt und habe unserer Sekretärin für ein Kontrabass Probespiel für die Annonce in der Deutschen Orchesterzeitung den Satz eingebaut: “ Deutsche Bogenhaltung wird auch akzeptiert“. Spass muss sein. In jeder Hinsicht: so hiess eines meiner Kontrabass Ensembles: Bass muss sein. Humorvolle Kollegen haben das Plakat gelegentlich in “ Spass muss sein “ umgewandelt.

 

Berliner Philharmoniker, Michael Schneider und was uns verbindet

In den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts war Herr Wilhelm Solokontrabassist der Berliner Philharmoniker. Er kaufte seinem Sohn einen alten IMG_0386französischen Kontrabass. Grosser Korpus, Flachboden und 113 cm Mensur. Sein Sohn wurde dann Bassist an der Stuttgarter Oper. Als Michael Schneider seine Stelle als Solokontrabassist im Philharmonischen Orchester Heidelberg bekam, wollte er auf einem guten Instrument seinen Spass haben, den ihm aber sein Dienstbass nicht bieten konnte.  Willi Beyer verwies ihn auf Herrn Wilhelm in Stuttgart, der seinen alten französischen Bass schon längere Zeit wie Sauerbier angeboten hatte, den aber niemand haben wollte wegen der 113 cm Mensur. Michael Schneider sah den Bass, wusste dass die Grösse des Basses nach seiner damaligen Spielweise Schmerzen in den Schultern bringen würde, aber der Charakter und der satte Bass Sound dieses Instruments liessen ihm keine andere Wahl. Und noch heute, 33 Jahre später ist es immer noch der „Bringer“ in allem was von mir und diesem Traumbass erwartet und verlangt wird. Inzwischen habe ich den Bass nach einer größeren Reparatur neu lackiert, der ehemals dunkle Lack ist heller geworden. Dieses Instrument ist heute ca 180 Jahre alt und klingt nicht nur im Orchester super sonor, sondern auch im Ensemble “ Tangoharmonika “ von Uli Kieckbusch entwickelt er auf der neuesten CD einen fulminanten Jazz-Groove-Sound der seinesgleichen sucht.

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