Barock Musik , “ Historisch Informierte Aufführungspraxis “ und Genssler “ Rabbath “ Saiten – passt das zusammen ?

Philhamonisches Orchester Heidelberg – 1. Sinfonie Konzert mit unserem Ehrendirigenten Mario Venzago am 17/18. September 2014.

Zweiter Programmpunkt des Abends: Das Violinkonzert von Johann Sebastian Bach für Violine, Streicher und Basso Continuo Nr. 2 E-Dur BEV 1042.

Die Überraschung des Abends: der Geiger Stefan Jackiw. Eine ganz andere Welt tat sich durch ihn auf, gepaart mit einer komplett anderen Klang Vorstellung so wie einer äusserst virtuosen Barock Spielweise. Das Orchester, sowie das Publikum waren hingerissen. Selbstverständlich erzähle ich dies nicht um Matthias Roth, den Heidelberger Kritiker der Rhein Neckar Zeitung auszustechen, sondern um Ihnen etwas ganz anderes mitzuteilen. Sie werden gleich sehen, beziehungsweise lesen, dass diese Einleitung durchaus einen Sinn macht.

Zwei Kontrabass Kollegen waren im Konzert und haben mein Continuo Spiel auf meinem Fünfsaiter gehört ( in den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts vom damaligen Solobassisten Herrn Wilhelm von den Berliner Philharmonikern für dessen Sohn gekauft ). Die noch zu erwähnenden Kommentare dieser beiden Kollegen nach dem Konzert wurden mir mitgeteilt, obwohl diese Kollegen von der Rabbath Technik und den “ Rabbath „ Genssler Saiten nichts wissen wollen. Im ersten Kommentar wurde meine sehr saubere Intonation beim zweiten Satz des Violinkonzertes bewundert ( diese Continuo Stimme wird gelegentlich bei Probespielen vorgelegt ).

Der zweite Kommentar lobte die Rabbath Genssler Saiten über die Maassen. Wörtliches Zitat: “ Wenn hier jemand in der Bass Gruppe Barockmusik spielen darf, dann Michael Schneider. Das klingt nach 25 Jahren Freiburger Barockorchester. Diese “ Rabbath “ Genssler Saiten sind die perfekten Barock Saiten für den Kontrabass. Sie tragen sehr warm und klangvoll ohne vordergründig direkt zu sein -Zitat Ende.

Namen möchte ich hier nicht erwähnen, weil diese beiden Kollegen möglicherweise von anderen für verrückt erklärt würden. Ich füge noch hinzu, es ehrt Gerold Genssler und seine Saiten, dass dieser Kollege gar nicht anders konnte, als mir diesen Kommentar so mitzuteilen. Der Klang dieser “ Rabbath “ Genssler  Saiten war anscheinend so überwältigend, dass er sich ein Kompliment nicht verkneifen konnte.

Dass mein Cello Bogen mit meinem Bass und den Genssler Saiten auch richtig zur Sache gehen können, wenn ich in meinem Kopf die Barocke Spielweise ablege und mich für Arthur Honegger und Brahms in diesem Konzert ins Zeug lege, das ergibt sich aus dem deutlich geringeren Zug der Genssler Saiten gegenüber allen anderen, Gerold Gensslers Spezial Aufhänge Seil, einer otimal flachen Saiten Lage, die es mir ermöglicht wie ein Konzert Solist überall auf dem Instrument, von der ersten Lage bis zum Ende des Griffbretts auf allen Saiten leicht und doch kraftvoll zu spielen.

Die saubere Intonation besonders im zweiten Satz des Violinkonzertes ist mit der Rabbath Technik überhaupt kein Problem, da ich nicht auf einer Saite rauf und runter spiele, sondern mich im wesentlichen komprimiert in der dritten Lage bewege. Für Laien und Neulinge sei noch erwähnt, dass die dritte Lage nach Francois Rabbath sich in der Halsbeuge des Kontrabass Halses befindet. Dort sind die Tonabstände schon um ein Drittel geringer als in der ersten Lage, das heisst, mit Pivot ( Springen ohne den Daumen zu bewegen ) habe ich keinen großen Raum zu durchqueren. Oder ich setze gleich den Daumen in der dritten Lage auf und spiele den Rest quer über die Saiten. ( Die dritte Lage nach Rabbath ist der Daumenaufsatz auf der Höhe des D auf der G-Saite ).

Meine Kategorie “ Orchesterstellen “ ist übrigens verwaist, weil ich noch keine adäquate Darstellungsform gefunden habe. Neugierige können sich jedoch gerne an mich wenden oder mir Noten schicken, ich werde dann mit Fingersätzen im Sinne der Rabbath Technik Anregungen geben.

Der eigenartige Cello Sound von Michael Schneider auf seinem 1200,- Euro Cello.

Gehe ich mit meinem Cello zu einem Geigenbauer und frage ihn, wieviel mein Cello wohl wert ist, dann lesen Sie die Antwort in der Überschrift: nichts !!! ( So gut wie nichts ). Aber es macht alles was ich will, bzw. kann und das bei niedrigster Saitenlage. Aber mit Genssler Saiten bestückt. Eine Spezialanfertigung für mich, quasi ein Unikat. Ich flehe ihn ständig an: Gerold, wenn mal eine Saite reisst, dann bin ich aufgeschmissen. Antwort: Sie reissen aber nicht. Stimmt, sie sind jetzt vier Jahre im Einsatz: Bach, Klassik, Jazz – viel rupfiges Gezupfe – Weltmusik – von Säuseln bis Heavy Metal Sounds- und sie halten was Gerold versprochen hat.

Mit diesem  “ Nobody “ Cello habe ich mit arkestra convolt unsere erste CD eingespielt. Was erzählt mir der Erfinder dieser Saiten nach dem ersten Reinhören:

Kommentar Gerold Gensslers zu der neuen CD von arkestra convolt:

Hallo Michael

1000 Dank für die CD’s.
Ich hab nur Zeit gehabt, in die eine kurz rein zu hören, wo Du gleich als erstes Stück einen RABBATH spielst.
Komisch, so einen Cellosound habe ich persönlich noch nicht gehört. Liegts an dem Bassisten MS oder am Instrument oder den Saiten?
Ganz irre, die Sache
Jedenfalls mein Glückwunsch, habt Ihr fein gemacht :-)
Viele Grüsse von Gerold

Veröffentlicht am 26.05.2014

Olga Magidenko. Erinnerung op. 16 für Harfe, Violoncello und Kontrabass (1982)

Solisten – Feodora Johanna Gabler (Harfe), Michael Schneider (Violoncello), Walter Pfundstein (Kontrabass)

 

Martin Knierim kommentiert in einem Gastbeitrag die Genssler Saiten, Michael Schneiders Spezial-Saitenhalter und die Auswirkungen auf das Spiel mit seinem “ Mezzo Bass „

Der Mezzo-Bass basiert auf dem Wunsch, den bundlosen E-Bass mit mehr natürlichem Holzhohlkörper-Klang auszustatten. Der innovative Geigenbau-Meister Clement Heber, Neustadt/Weinstraße, willigte ein, das Instrument zu bauen: Ausgang: offen. Es entstand eine Chimäre aus gambenartigem Klangkörper und Elektrobass-Hals/-Griffbrett. Das Ergebnis ließ sich sehen.

Zunächst waren Kontrabass-Saiten für den klassischen Orchester-Einsatz aufgezogen, ein kleiner, leichter Saitenhalter dazu und ein Stahl-Aufhängeseil. Die Saiten waren teuer, aber in Sachen Spielbarkeit, Volumen und Klangfarbe unbrauchbar. Dann kamen – aus der E-Bass-Ecke – Stahlsaiten, halbgeschliffen (um das Griffbrett zu schonen), von D’Addario dran. Schon besser. Und dann kam Michael Schneider mit der Idee, Saiten des virtuosen Saitenbauers Gerold Genssler, Berlin, aufzuziehen. Allerdings: auch der hatte de novo Entwicklungsarbeit zu leisten, um die 86 cm-Mensur mit spielbar dünnen Saiten und sonorem Klang zu bedienen. Auch er beackerte Neuland.  Seine Saiten sind handwerklich und optisch perfekt, Niederspannungssaiten, im Sinn der Schneider’schen Entdämpfung. Der raffinierte, schwere Ebenholz-Saitenhalter von Michael hat das Ding abgerundet. Der Mezzo-Bass spielt sich mit der linken Hand nun „mit links“ so leicht wie ein Cello, übrigens im Sitzen, es wird gezupft; für das Bogenspiel ist das Griffbrett zu flach.

Mezzo Bass 1765 21sep03

Mezzo Bass 21sep03

2002-12-02 Mezzo-Bass 02 (1)

2002-12-02 Mezzo-Bass

 

 

Der Bass hat ohne Verstärkung nicht das Klangvolumen eines veritablen Kontrabasses. Die Saiten zwingen zu genauer Intonation, eben weil sie leicht ansprechen. Sie verlangen also Präzision. Leicht elektrisch verstärkt mittels dem für Kontrabässe entwickelten Piezzo-Pickup von Willi Balsereit, Köln, kann der Mezzo-Bass Sonorität zulegen. Den momentanen Endzustand der Entwicklung geben die Abbildungen wieder.

Ein weiteres Photo vom Mezzo Bass in seinem aktuellen Zustand und Aussehen folgt. !!!

Genssler Saiten im neuen Überblick aus der Sicht des Philharmonikers, Weltmusikers und Solisten Michael Schneider

Garantie:

Gerold Genssler gibt zwei Jahre Garantie auf seine Saiten. Ich habe jetzt fünf Jahre seine „Rabbath-Saiten“ gespielt. Nun ist die Umwicklung der A-Saite in der Höhe des gegriffenen C‘s aufgegangen. Die A-Saite hat Gerold Gennsler repariert und ich kann den Satz weiterspielen. Und nie eine Saite weggwerfen. Sie ist wertvolles und teures Rohmaterial. Meistens kann Gerold sie reparieren oder das Material für deine nächste Saite verwenden. !!!

Saitenhalter :

Gerold Genssler empfiehlt einen schweren Ebenholz Saitenhalter. Er hat mit anderen Hölzern experimentiert, hat aber festgestellt dass die klangliche Leitfähigkeit von Ebenholz optimal ist. Ich stelle extra schwere Saitenhalter für Interessenten per Hand her. Handarbeit hat seinen Preis. So ein Saitenhalter kostet 200 €.  Wer seinen Bass bei mir mit Genssler Saiten einrichten lassen will, der kann aber auch die Drecksarbeit mit dem Ebenholz selber erledigen. Dann kostet der Saitenhalter je nach Größe und Länge maximal 70 €.

Saitenlage:

Jede „Rabbath Genssler Saite“ hat zehn Kilo weniger Zug als übliche Kontrabass Saiten. Vor den Genssler Saiten habe ich Corelli gespielt, schon mit sehr flacher Saitenlage. Nach dem Aufziehen der Genssler Saiten musste ich nichts mehr verändern. Nur mit der C-Saite auf meinem 5-Saiter muss ich sehr vorsichtig und bewusst umgehen, damit sie nicht scheppert. Auf einem dritten Bass spiele ich seine „Rabbath Saiten“ in Quint Stimmung. In Quint Stimmung kommen mir die Saiten etwas weicher vor als in Quart Stimmung, ohne am Griffbrett etwas verändert zu haben muss ich nur sehr diszipliniert und kultiviert spielen und erreiche so auch den vollen Sound.

“Lieber Michael
ich habe das Innenleben komplett überarbeitet, sodass die Saiten jetzt mit noch weniger Zug auskommen. Sie haben 17kp.
Bespinnungstechnik/Material ist wie beim alten RABBATH.
Francois ist wie verrückt. Er übt den ganzen Tag damit, muß seinen Bogendruck nochmals verringern. Findet sie aber vielversprechend.
Ist eben ein Prozeß…
Viel Spaß beim Verändern!!! :-) “

Aufhängeseil:

Gerold Genssler hat ein spezielles Aufhängeseil entwickelt. Das ist sicherlich nicht ganz billig, rundet aber die komplette Klangfreigabe mit seinen Saiten und einem schweren Saitenhalter sehr gut ab. Er hat mir erklärt, dass dieses Aufhängeseil im Moment des Anspielens der Saite kurz nachgibt und dadurch den Einschwingvorgang beschleunigt, beziehungsweise erleichtert. Dabei handelt es sich natürlich um einen Vorgang im Micro Sekunden Bereich. Ich empfehle, dieses Aufhängeseil bei Gerold Genssler persönlich zu bestellen, denn woanders gibt es das bestimmt nicht billiger. Inzwischen weiss ich, dass Wilfer dieses Aufhängeseil auch anpreist und ein Kollege ist ganz stolz darauf, dass er sich dazu hat überreden lassen. Es ist noch nicht allzu lange her, da hat er mein flexibles Aufhängseil durch einen massiven starren Messingdraht ersetzen lassen. Fortschritt ist vermutlich nur einer, den man selbst entdeckt.

Einrichtung der Saiten:

Wer die Saiten selber aufziehen will, der muss unbedingt beachten, dass die Saite selber sich nicht um einen Wirbel wickelt. Dann macht es Plupp und die Saite ist futsch. Übrigens ein sehr enttäuschender, geradezu deprimierender Klang. Dieses Plupp.

Wer die Saiten auch mit seinem alten Saitenhalter aufziehen will, dem sei empfohlen, die Saite andersherum als üblich durch den Saitenhalter zu ziehen. Die phänomenale Klangverbesserung durch diese kleine Änderung erkläre ich mir folgendermaßen: Üblicherweise kommt die Saitenaufhängung unten am Saitenhalter heraus, während die Saiten üblicherweise am anderen Ende oben herauskommen. Hängt man nun die Saiten anders herum ein, dann schwimmt sozusagen der Saitenhalter oberhalb einer gedachten geraden Linie zwischen Saitenaufhängung und dem Aufhängeseil.

Der Knickstachel :

Ein konisches Loch zwischen Stachel-Birne und Bodenrand im 45 Grad Winkel und ein konischer Stab. Ich nehme verschiedene Holzarten für die Rundstäbe und passe sie dann den Bedürfnissen der Spieler an. Bei Laborie kann man einen Karbonstachel erwerben. Ich habe mir für jeden Bass und jede Spielvariante die entsprechende Länge angefertigt. So habe ich im Stehen wie beim Sitzen immer den gleichen Winkel. Dazu ein Bodenbrett. so macht es für mich keinen Unterschied, ob ich Cello, Bass im Sitzen oder Stehen spiele, ich habe immer die gleichen Winkel und Gewichtsverhältnisse für beide Arme.

Eingewöhnung! Umgewöhnung?.

Isabel Schneider ist dritte Konzertmeisterin im Philharmonischen Orchester Heidelberg. Sie hat auf einem meiner Bässe mit Genssler Saiten gespielt. Ihr erstaunter Kommentar lautete: „diese Saiten sprechen ja an wie bei einer Geige“. Den Rest kann sich jeder Kontrabassist selbst denken. Ab und zu war ich Trainer in Landesjugendorchestern für die Kontrabass Gruppe. Bei solchen Gelegenheiten habe ich immer die Cellisten mit den Kontrabassisten ihre Instrumente tauschen lassen.

Was sagten die Kontrabassisten? Das geht aber leicht (auf dem Cello). Und die Cellisten?

Es sollte jeder Kontrabassist einige Cello Stunden im Studium erhalten, um so möglicherweise seine Ziele für die Spielbarkeit und Ansprache seines Kontrabasses etwas höher zu stecken. Dieses Ziel ist mit den Genssler Saiten erreicht. Eventuell muss man von alten, lieb gewordenen Gewohnheiten, dem Drücken auf die Saiten vor dem Beginn eines Tones verzichten.

Cellobogen für den Kontrabass: 

Ich spiele die Genssler Saiten seit drei Jahren nur noch mit einem Cello Bogen. Einige Schüler ebenso. Der Bogen darf gerne etwas schwerer sein als es für das Cello nötig wäre. Neugierige Schüler greifen immer mal wieder zu ihrem alten Bass Bogen, legen ihn aber schneller wieder weg als sie denken können.

Der Preis:

Im Internet bekommt man inzwischen Saiten so billig, dass es fast schon so aussieht als würde man demnächst noch ein iPad beim Kauf eines Satzes hinzubekommen. Die Genssler Saiten sind reine Handarbeit. Das allein schon ist die paar Cent wert, die man für die Saiten mehr bezahlen muss.

Wenn andere Kontrabassisten schon längst wieder neue Saiten aufziehen, dann haben die Genssler Saiten erst ihren satten wohlklingenden und seidig geschmeidigen Ton erreicht. Die Saiten werden auch speziell auf jede Mensur, beziehungsweise jedes Instrument genau angepasst.

 Das Paradies:

Ich habe schon vor Francois Rabbath und vor den Genssler Saiten immer gerne Musik gemacht. Musik war immer auch die Ausrichtung meines Lebens und meiner Pläne. Aber die Verbindung von dem, was ich durch Francois Rabbath gelernt habe mit der Verwirklichung und Umsetzung durch die Saiten von Gerold Genssler, das hat mich in das absolute Paradies katapultiert. Dadurch habe ich mein Paradies auf Erden und will hier gar nicht weg. Und im  Orchester sind diese Saiten eine Droge. Sie sind für mich die 77 Jungfrauen, die anderen im Paradies versprochen werden. Kann da noch jemand widerstehen, wenn er – oder sie – es jetzt schon haben kann. Gerold Genssler und Michael Schneider helfen gerne dabei.

Blasen an den Fingern:

Mit den Fingern bearbeite ich meine Bässe nicht so häufig wie ein Berufsjazzer und entsprechend übe ich ohne Bogen seltener. Kommt es dann doch einmal massiv zu heftiger Beanspruchung, zumal ich in meinen Weltmusik- und Tango- Gruppen mit dem Bass unverstärkt spiele, dann mache ich mir darum keine Gedanken, Sorgen: ich beende den Abend und auch die Abende ( hintereinander ) blasenfrei. Unverstärkt spiele ich, weil die Genssler Saiten meine Instrumente so frei machen, klingen lassen dass eine Verstärkung unnötig. Dabei habe ich in manchen Räumen trotzdem das Gefühl, dass ich arbeiten muss. Das liegt jedoch nicht an den Genssler Saiten, sondern an dem vielleicht bekannten Phänomen, dass meine Mitmusiker und das Publikum mich sehr gut hören, der Bass also nicht in meine Ohren strahlt, sondern weg von mir.

Entspannung:

Die Genßler Seiten freuen sich, ab und zu völlig entspannt werden. Das heißt nicht abgespannt, sondern soweit gelockert, dass sie nicht mehr auf den Steg aufliegen. Danach klingen sie wieder wie neu.

 

 

Die erträgliche Leichtigkeit des Seins ……..

………….beginnt dort, wo es tatsächlich noch leichter wird. Also rede ich vermutlich von einem weissen Schimmel.
Keineswegs, Gerold Genssler sorgt schon wieder für eine Überraschung.
Meinem Publikum erzähle ich immer wieder die Geschichte vom Seiltänzer Felix Fliegenbeil, eine Ballade von Michael Ende.
Dem ist sein Seil viel zu dick. Er möchte sich selber bemeistern
und übt auf einem immer dünneren Seil zu balancieren. Bis er gar nichts mehr unter sich hat. Nachdem ich meinem Publikum diese Ballade in Kürze dargestellt habe, komme ich zu meinem Cellobogen, mit dem ich den Kontrabass bearbeite.
Dann erkläre ich meinen Zuhörern, dass ich demnächst die gleiche Kraft und Lautstärke mit einem Geigenbogen herstellen möchte,
um am Ende ganz ohne Bogen alles genauso virtuos spielen zu können wie mit einem dicken Kontrabassbogen.
Soweit das Märchen und die Ballade.
Nun habe ich schon oft erwähnt, dass die „Rabbath“ Saiten von Gerold Genssler zehn Kilo weniger Zug haben als übliche andere Saiten.
Und nun Gerold Genssler im Originalton:
„Lieber Michael
ich habe das Innenleben komplett überarbeitet, sodass die Saiten jetzt mit noch weniger Zug auskommen. Sie haben 17kp.
Bespinnungstechnik/Material ist wie beim alten RABBATH.
Francois ist wie verrückt. Er übt den ganzen Tag damit, muß seinen Bogendruck nochmals verringern. Findet sie aber vielversprechend.
Ist eben ein Prozeß…
Viel Spaß beim Verändern!!! 🙂 „

Genssler Saiten, Michael Schneider und der samtig-satte Klang. Nachrichten aus dem Paradies !

Francois Rabbath und Renaud Garcia Fons was haben beide gemeinsam? Sie spielen beide fulminant. So geht es mir mit den Genssler Saiten: Sie klingen fulminant. Sie geben mir das Gefühl, dass ich Musik mache. Und dies mit einer Leichtigkeit, die bisher nur Geigen und den Celli vergönnt war. Das kann ärgerlich sein, das ist physikalisch gar nicht machbar. Da widerspricht aber Isabel Schneider, die dritte Konzertmeisterin des Philharmonischen Orchesters Heidelberg.

Sie hat einen meiner Bässe mit Genssler Saiten gespielt. Und fast habe ich aus ihrem Kommentar heraus gehört, dass es vielleicht sogar leichter mit der Ansprache ist als auf einer Geige. Nur eines nehmen auch diese Saiten den Bassisten immer noch nicht ab: üben müssen wir alle noch selber. Und dafür danke ich Adam und Eva, dass sie uns aus dem Paradies geworfen haben. Wären wir noch dort, wir würden alles geschenkt bekommen. Wir leben hier im Paradies, weil wir uns alles selbst erarbeiten dürfen. Nur die Chance auf musikalische Zufriedenheit, die bekommen wir durch die Genssler Saiten geschenkt. Dank sei einem unbeugsamen Geist, der sich dem Reichtum verweigert, um seine Ideen in die Tat umzusetzen, koste es was es wolle. Jeder Orchester Bassist, sollte er es wagen, diese besonderen Saiten zu benutzen, braucht nicht unbedingt auf Anerkennung oder Wahrnehmung dieser besonderen Qualität zu hoffen. Solche Anerkennung würde bedeuten, dass das Gegenüber sich infrage stellen muss, warum es diese Qualitäten nicht besitzt. Dagegen hagelt es seit einiger Zeit immense Lobhudeleien in meinem neuen Tango Trio. Leila Riva, Sängerin und Guillermo Burgos, Gitarre loben meine Kontrabass Klänge und wissen gar nicht, dass es nur an diesen Saiten liegt.

Ich spiele seit fünf Jahren die besonders „sensible“ G-Saite von Gerold Genssler. Das ist die „Mimose“ seiner Erfindungen. Sie erlaubt kein Drücken, keine Gewalt. Und immer wenn mich das Orchester-Spielen zur Brutalität verführt, dann macht mich diese Saite gnadenlos auf meine schlechte Disziplin aufmerksam.

Francois Rabbath hat Gerold inzwischen gebeten, für seine Schüler die härtere Variante der G-Saite herzustellen. Ich kann das gut verstehen, solange ich diese Saiten mit einem Kontrabass Bogen spielte. Seit circa drei/vier Jahren spiele ich aber den Bass nur noch mit einem Cello Bogen. Kein kratzendes Ansatzgeräusch, kein gedrückter Gambenklang –  die allgemeine Traurigkeit des Basses beim Solospiel.

 

Neue Nachrichten aus Berlin – dieses mal positiv. Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich !

Kommentar Gerold Gensslers zu der neuen CD von arkestra convolt:

Hallo Michael

1000Dank für die CD’s.
Ich hab nur Zeit gehabt, in die eine kurz rein zu hören, wo Du gleich als erstes Stück einen RABBATH spielst.DSC_0256
Komisch, so einen Cellosound habe ich persönlich noch nicht gehört. Liegts an dem Bassisten MS oder am Instrument oder den Saiten?
Ganz irre, die Sache
Jedenfalls mein Glückwunsch, habt Ihr fein gemacht 🙂
Viele Grüsse von Gerold

 

Und hier gleich die Antwort von Michael Schneider:

Lieber Gerold,

es liegt an Deinen verdammt guten Saiten, die so richtig Lust darauf machen, nicht nur ein neues Universum auf/in dem Instrument zu entdecken. Ich lebe täglich im Paradies, seit ich Deine Saiten spiele. Ob Bass oder Cello, ich werde einfach nicht satt.

Joel Quarrington – Quintstimmung nah am Steg – eine Bereicherung.

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Quintstimmung auf dem kleinen Violone: dem Violoncello

Seit fünf Jahren spiele ich nebenbei auf meinem dritten Kontrabass in Quintstimmung. Da ich auch Cello spiele denke ich auf dem Kontrabass in Quintstimmung an das Cello Spiel. Die Fingersätze kann ich natürlich 1/1 nicht übertragen. Aber die Daumentechnik von Francois Rabbath kann ich überall anwenden. Und natürlich das Pivot.

Irgendwann erzählte mir Gerold Genssler, dass Joel Quarrington sehr nah am Steg spielt, so nah, dass wir es nicht klingendes Ponticello nennen würden. Ponticello, weil es allgemein nicht als schön betrachtet wird. Dabei ist Ponticello eine weitere und andere Klangfarbe. Karl Valentin drückte es so aus: wenn man es kann ist es ja keine Kunst mehr. Da die Aufnahmen, die ich von Joel kenne sehr schön klingen, habe ich es auch versucht. Und sofort wieder gelassen. Aber seit meiner Erfahrung nach fünf Jahren Genssler Saiten habe ich auf einem anderen Bass mit Pirastro Saiten erlebt, dass ich sogar mit diesen Saiten plötzlich sehr gut umgehen kann. „Kann“ heißt in diesem Fall jedoch noch lange nicht „will“. Aber nun fiel mir Joel Quarrtington  ein und ich beginne nun eine bereichernde Variante zu entdecken.

Da die Rabbath Saiten von Gerold Genssler zehn Kilo weniger Zug pro Saite haben als andere, unterstelle ich mal, dass sie in der Nähe des Steges genau den Widerstand bieten, den normale Saiten in der Nähe des Griffbretts aufweisen. Ich bekomme also mit den Genssler Saiten quasi noch einen Satz Pirastro Saiten dazu geschenkt. Jetzt folgt die Werbung: beim Kauf von einem Satz Genssler Saiten gibt es gratis dazu einen Satz Pirastro Saiten – aber nur virtuell.

 

 

Genssler Saiten, die musikalische Freiheit und die Ballade vom Seiltänzer Felix Fliegenbeil.

Fünf Jahre Genssler Saiten, gespielt mit einem Cellobogen. Leichte und schnelle Ansprache, satter sonor-seidener Bass Klang.

Baustellenstau und Verkehrschaos in Heidelberg machen es möglich: ich habe keine Zeit meinen eigenen Bass mit zur Aushilfe in einem anderen Orchester mit zu nehmen. Also spiele ich mit der üblich hohen Saitenlage und Pirastro Saiten auf einem mir fremden Bass. Es geht spielend leicht. Es wird zu einer lustvollen Herausforderung, mit dieser Saitenlage  und mit diesen Saiten einen mir vertraut schönen Ton hervorzubringen. Und es gelingt. Es geht mir wie dem Seiltänzer Felix Fliegenbeil in der Ballade von Michael Ende.

Auf dem Weg zur Virtuosität entwickelt Felix Fliegenbeil die Fertigkeit, auf einem immer dünneren Seil zu tanzen, bis er am Ende so virtuos sich bewegen kann, dass er gar kein Seil mehr benötigt.

So war meine letzte Begegnung mit einem anderen Bass, einer anderen Saiten Einrichtung und Pirastro Saiten. Keine Polemik, sondern die reine Wahrheit. Ein wenig Fremdeln war auch nach der zweiten Probe noch vorhanden, aber es überwiegte das Erstaunen über die Leichtigkeit nach meinem Umweg über die noch leichtere Variante: Die unerträgliche Leichtigkeit der Genssler Saiten führt zur Leichtigkeit im Umgang mit Pirastro Saiten.

Hier die dazugehörige Ballade von Michael Ende:

Die Ballade vom Seiltänzer Felix Fliegenbeil

Es war ein Tänzer auf dem Seil
mit Namen Felix Fliegenbeil.
Der größte aller Zeiten.
Das kann man nicht bestreiten.
Ihm lag nicht viel an Gut und Geld,
nichts an der Menge Gunst.
Ihm ging`s nicht um den Ruhm der Welt,
ihm ging es um die Kunst.

Schon in der Seiltänzerschule war
er bald der Beste in der Schar.
Und als ein Jahr vorüber,
war er dem Lehrer über.
Da sagte der in mildem Ton :
„Du Wunderkind, ade !
Ich kann dich nichts mehr lehren, Sohn,
drum geh´ mit Gott – doch geh´!“

So zog er in die Welt hinaus,
wohin er kam , erscholl Applaus.
Die ganze Welt bereist´ er
und suchte seinen Meister.
Doch keiner tanzte so genial
die Sprünge des Balletts
hoch droben auf dem Seil aus Stahl
und immer ohne Netz !

Da er den Meister nirgends fand,
beschloss er endlich kurzerhand,
statt andre zu begeistern
sich selber zu bemeistern.
„Mein Tanz“, sprach Felix Fliegenbeil,
„ist noch kein Meisterstück.
Zwar kann ich alles auf dem Seil,
doch ist das Seil zu dick!“

Drum spannte er von Haus zu Haus
nun einen Draht anstatt des Taus
und übte, drauf zu springen.
Das sollte bald gelingen.
Dann nahm er einen dünnern Draht
und einen dünnsten noch –
Es dauerte zwei Jahre grad,
dann konnte er´s jedoch.

Und schließlich kam das siebte Jahr,
da tanzte er auf einem Haar,
gespannt von Turm zu Turme.
Dort schritt er hin im Sturme.
Das Publikum sah schweigend zu
und hielt die Hüte fest.
Dann aber kam der letzte Clou,
der sich kaum glauben lässt:

Denn eines Tags um acht Uhr früh,
da spannt er nichts mehr zwischen sie :
Er tanzte auf der Leere,
als ob dort etwas wäre !
Hoch überm Abgrund ging er zwar
mit leichtem Tänzerschritt.
Doch weil er ohne Halt nun war,
nahm ihn ein Windstoß mit.

Wer weiß, wohin der Wind ihn trieb ?
Ein Astronom allein beschrieb,
was er im Fernrohr schaute
im Sternbild Argonaute :
Es sei, sprach er, gewiss kein Traum,
er habe ihn gesehn,
von Stern zu Stern im Himmelsraum
wie einen Tänzer gehn.
Michael Ende