Jeder Kontrabassist kennt und benutzt perkussive Slap-Effekte. Als Bassist und Cellist muss ich im Orchester immer wieder mal die langweiligen Bartok-Pizzicati anwenden. Das ist für mich das Farbloseste zum Thema schablonierte Langeweile . Im Jazz ergibt sich ein Slap-Effekt quasi als ein musikalisches Luftholen von selbst. Bei Susanne Paul steht dieser Slap Effekt in den Noten. Die betreffenden Noten sind hohl und mit einem Kreuz gefüllt. Das Stück gefällt mir immer besser, aber immer verliert es durch das “ Klatschen “ Dass dahinter die Anwendung oder systematische Einführung einer neuen Spieltechnik steht ist mir klar. Ich lasse diesen Effekt auch in das Spiel einfliessen, bevorzuge dabei jedoch den musikalischen Impuls aus der Bewegung heraus. Die Aufnahme, das Video auf Youtube ist wenig überzeugend um dem “ Slappen “ einen musikalischen Sinn zu geben, es sei denn als akademische Übungsaufgabe. Wieder warte ich auf eine überzeugende Darbietung, die mich restlos überzeugt. Ab dem 19. September werde ich meine Version von “ Just Doodling “ mit dem Konzertmitschnitt auf Youtube zur Diskussion stellen.
Archiv des Monats August 2014
Der eigenartige Cello Sound von Michael Schneider auf seinem 1200,- Euro Cello.
Gehe ich mit meinem Cello zu einem Geigenbauer und frage ihn, wieviel mein Cello wohl wert ist, dann lesen Sie die Antwort in der Überschrift: nichts !!! ( So gut wie nichts ). Aber es macht alles was ich will, bzw. kann und das bei niedrigster Saitenlage. Aber mit Genssler Saiten bestückt. Eine Spezialanfertigung für mich, quasi ein Unikat. Ich flehe ihn ständig an: Gerold, wenn mal eine Saite reisst, dann bin ich aufgeschmissen. Antwort: Sie reissen aber nicht. Stimmt, sie sind jetzt vier Jahre im Einsatz: Bach, Klassik, Jazz – viel rupfiges Gezupfe – Weltmusik – von Säuseln bis Heavy Metal Sounds- und sie halten was Gerold versprochen hat.
Mit diesem “ Nobody “ Cello habe ich mit arkestra convolt unsere erste CD eingespielt. Was erzählt mir der Erfinder dieser Saiten nach dem ersten Reinhören:
Kommentar Gerold Gensslers zu der neuen CD von arkestra convolt:
Hallo Michael
1000 Dank für die CD’s.
Ich hab nur Zeit gehabt, in die eine kurz rein zu hören, wo Du gleich als erstes Stück einen RABBATH spielst.
Komisch, so einen Cellosound habe ich persönlich noch nicht gehört. Liegts an dem Bassisten MS oder am Instrument oder den Saiten?
Ganz irre, die Sache
Jedenfalls mein Glückwunsch, habt Ihr fein gemacht
Viele Grüsse von Gerold
Veröffentlicht am 26.05.2014
Olga Magidenko. Erinnerung op. 16 für Harfe, Violoncello und Kontrabass (1982)
Solisten – Feodora Johanna Gabler (Harfe), Michael Schneider (Violoncello), Walter Pfundstein (Kontrabass)
Susanne Paul: “ Just Doodling “ für Violoncello Solo am 19. September 2014 in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach, gespielt von Michael Schneider.
Warum schreibe ich hier darüber? Weil ich kürzlich für das letzte Konzert im Juli in der Bergkirche erwähnt habe, dass ich ein Stück für Cello Solo von Mark Summer spielen werde. Bernhard Helpenstein, Verleger in Mainz stiess auf diesen Artikel und machte mich auf weitere interessante Werke für Cello Solo aufmerksam.
Die erste dieser Empfehlungen werde ich am 19. September aufführen.
Auch dieses Stück ( Just Doodling ) ist wie Juli-O ( von Mark Summer ) ein Ohrwurm, eine groovige Droge.
Letzteres habe ich kürzlich im Familienkreis Freunden und Kindern vorgespielt. Danach pfiffen alle Spatzen das Thema stundenlang von allen Dächern. Just Doodling spiele und pfeife zur Zeit nur ich. Das wird sich aber demnächst ändern.
Das Erforschen der Möglichkeiten auf dem Cello begann in der Renaissance, J. S. Bach hat das 36 mal für Cello Solo in seinen Cello Suiten erkundet. Reger und Britten, Ligeti und viele andere suchten weiter und fanden spannende Möglichkeiten.
Mit den oben erwähnten Stücken hält die jazzige Folk- und Jazzmusik Einzug in das Cello.
Aus meiner begrenzten Sicht holt damit die Cello Musik nach, was für den Kontrabass 1963 mit / durch Frank Proto und seiner Jazz-Kontrabass Sonate “ 1963 „ begann und dann durch François Rabbath und seinen Schüler Renaud Garcia Fonds jazzig-weltmusikalisch vervollkommnet wurde.
Zurück zu Just Doodling : die Anmerkungen von Susanne Paul im Vorwort sind sehr hilfreich.
Früher oder später wäre ich auf die Struktur der Komposition auch selbst gekommen. Aber mit diesen Anmerkungen hat der Spieler, also zumindest Michael Schneider, eine gute Starthilfe.
Sitzt das Stück erst einmal gut in den Fingern und gelingen die Akkordwechsel flüssig, dann ergibt sich das Improvisieren fast von selbst.
Viele Töne sind mit “ Slide“ Zeichen versehen – das Hineinrutschen in den Ton. Diese kommen besonders am Höhepunkt des Stückes zum Einsatz und erzeugen mit wunderbar jazzigen Motiven einen sehr verführerischen Groove.
Da ich ein Klangfetischist bin kann ich mit der Verbindung von Pizzicato und dem Schlagen auf die Saiten nicht viel anfangen.
Ich denke dann: das steht jetzt hier, also mache ich das, auch wenn es musikalisch keinen Sinn ergibt. Am Kontrabass ist es mir immer peinlich wenn ich ein Bartok Pizzicato spielen soll.
Das ist de facto nur ein hässliches Geräusch, das die Schlagzeuger viel besser und auch klangvoller erzeugen können. Wenn ich jedoch an das Stück “ Kalimba “ von Mark Summer denke, dann macht das sehr wohl einen Sinn, weil dann die Musik im rhythmisch Vertrackten liegt. Auch Rockabilly Virtuosen können mich mit ihrer Slap Technik begeistern.
Und mich begeistert immer wieder, dass bis zur Oktave auf dem Cello immer noch nicht alle Möglichkeiten ausgelotet sind.
Der “ Mezzo Bass “ von Martin Knierim mit Genssler Saiten, Genssler Aufhängeseil und extra schwerem Saitenhalter. Zwei Photos aus dem “ Jetzt “ und der dazugehörigen Begeisterung für eine unerwartete Leichtigkeit in musikalisch luftigen Dimensionen.
Martin Knierim kommentiert in einem Gastbeitrag die Genssler Saiten, Michael Schneiders Spezial-Saitenhalter und die Auswirkungen auf das Spiel mit seinem “ Mezzo Bass „
Der Mezzo-Bass basiert auf dem Wunsch, den bundlosen E-Bass mit mehr natürlichem Holzhohlkörper-Klang auszustatten. Der innovative Geigenbau-Meister Clement Heber, Neustadt/Weinstraße, willigte ein, das Instrument zu bauen: Ausgang: offen. Es entstand eine Chimäre aus gambenartigem Klangkörper und Elektrobass-Hals/-Griffbrett. Das Ergebnis ließ sich sehen.
Zunächst waren Kontrabass-Saiten für den klassischen Orchester-Einsatz aufgezogen, ein kleiner, leichter Saitenhalter dazu und ein Stahl-Aufhängeseil. Die Saiten waren teuer, aber in Sachen Spielbarkeit, Volumen und Klangfarbe unbrauchbar. Dann kamen – aus der E-Bass-Ecke – Stahlsaiten, halbgeschliffen (um das Griffbrett zu schonen), von D’Addario dran. Schon besser. Und dann kam Michael Schneider mit der Idee, Saiten des virtuosen Saitenbauers Gerold Genssler, Berlin, aufzuziehen. Allerdings: auch der hatte de novo Entwicklungsarbeit zu leisten, um die 86 cm-Mensur mit spielbar dünnen Saiten und sonorem Klang zu bedienen. Auch er beackerte Neuland. Seine Saiten sind handwerklich und optisch perfekt, Niederspannungssaiten, im Sinn der Schneider’schen Entdämpfung. Der raffinierte, schwere Ebenholz-Saitenhalter von Michael hat das Ding abgerundet. Der Mezzo-Bass spielt sich mit der linken Hand nun „mit links“ so leicht wie ein Cello, übrigens im Sitzen, es wird gezupft; für das Bogenspiel ist das Griffbrett zu flach.
Der Bass hat ohne Verstärkung nicht das Klangvolumen eines veritablen Kontrabasses. Die Saiten zwingen zu genauer Intonation, eben weil sie leicht ansprechen. Sie verlangen also Präzision. Leicht elektrisch verstärkt mittels dem für Kontrabässe entwickelten Piezzo-Pickup von Willi Balsereit, Köln, kann der Mezzo-Bass Sonorität zulegen. Den momentanen Endzustand der Entwicklung geben die Abbildungen wieder.
Ein weiteres Photo vom Mezzo Bass in seinem aktuellen Zustand und Aussehen folgt. !!!
Intendant Holger Schultze im Gespräch mit dem KIZ ( Kulturinformationszenztum ) und was Michael Schneider dazu fragt.
Vorab: Hier nachzulesen: http://www.nmz.de/kiz/nachrichten/heidelberger-theaterintendant-wir-kennen-keine-krise
Zweites Vorab: Ein Zitat aus dem Interveiw mit dem KIZ: “ Wir haben die große Bühne im neuen Saal, wo wir auch Musiktheater machen.“
Blickt Michael Schneider nicht richtig durch oder offenbart sich hier eine in der Stadt Heidelberg hinter vorgehaltener Hand gemunkelte These, dass die internationalen Erfolge des Philharmonischen Orchesters Heidelberg unter der Leitung von Yordan Kamdzhalov systematisch und konsequent verschwiegen, bzw, klein geredet werden ? Vielleicht spricht da einfach nur das Unterbeswusstsein des Intendanten Holger Schultze, der ein international fähiges und anerkanntes Orchester neben der grandiosen Nanine Linning und ihren sprudelnden Ideen nicht als zweites gewinnbringendes Additivum wert schätzen kann ?
Das Heidelberger Theater kennt also keine Krise ? Dabei war zum Zeitpunkt des Interviews die “ Heidelberger Krise “ überhaupt schon voll im Gange. Michael Schneider wurde von seinem “ persönlichen “ Publikum schon mit Fragen konfrontiert, die ihn selber überraschten. Das Publikum von Michael Schneider ist selbstverständlich auch das Publlikum des Philharmonischen Orchesters Heidelberg, aber die, die mir nahe stehen, die äussern sich mir gegenüber. ( Mobbing wie es Michael Schneider gegenüber geschieht, das hat “ mein “ Pubikum schliesslich nicht zu befürchten ! ).
Warum wurde ein Jahrhundert Dirigent gefeuert, geradezu aus dem Theater “ gelyncht “ ?
Er lebt noch, hat sozusagen überlebt. Aber: leben wir noch, die Zurückgelassenen ? Tun wir dies mit ruhigem Gewissen ? Selbstverständlich, denn die Vision war für Heidelberg zu gross, wir bleiben hier lieber im kleinen Rahmen. Jeder Amtsvorsteher hat ein Recht darauf, der Amtvorsteher zu bleiben. der darf nicht überholt werden. Oder doch ? Ist doch schon geschehen, weil Yordan Kamdzhalov schliesslich selbst gekündigt hat.
Das heutige “ Philharmonische Orchester Heidelberg “ war bis vor wenigen Jahren ein eigenes Amt. Eine Rarität in Deutschland und ein Privileg. Jetzt muss das Orchester so leben, wie es allen Orchestern in Deutschland ergeht: wohl ergeht es Ihnen. Abhängig vom Wohl des Intendanten. Und wenn Michael Schneider nicht unter Amnesie leidet, dann kommt der Intendant Holger Schultze vom Kindertheater.
Michael Schneider kennt jemanden, der kennt jemanden der ein Simandl Fan ist ……..
Ein Schüler dieses „jemand“ hatte bei diesem Kontrabassunterricht. Er bat seinen Lehrer, ihn nach Rabbath zu unterrichten. Ablehnung.!!!
So kam dieser Schüler zu mir.
In seiner Begeisterung für die wunderbaren Etüden im ersten Band der „ Nouvelle Technique de la Contrebasse “ sandte er seinem ehemaligen Lehrer Kopien davon.
Ergebnis: sein Lehrer rief ihn begeistert an: so wunderbare Musik habe er noch nicht gehört!
Der Mann, der im Libanon aufgewachsen ist ( Francois Rabbath ), der nie studiert hat, den kein Lehrer verderben konnte, er kam auf die Idee, Themen von Bach zu nehmen um dann etwas eigenes daraus zu machen. Auch mich freut es, dass so eine Versöhnung zwischen dem Neuen und dem Alten so stimmig stattfinden konnte.
Bach als Inspiration für die eigenen Ideen.
Schon die Etüde Nr. 1 ist ein Vitalitätspaket ersten Ranges. Würde ein Kontrabassist dieses Stück als Jazz Kontrabass Chorus in einer Band spielen, jeder würde denken, das Jazz Kontrabass Spiel wird gerade neu erfunden. Jazzig gezupft gilt das auch von einigen anderen Etüden aus dem ersten Band. Der zweite Schritt, sozusagen die Transformation in höhere Höhen ist dann die Oktavierung. Gemischt mit der gewöhnlichen und der Oktavlage erweitert sich das beeindruckende Spektrum dieser Etüde um das Doppelte. Vielleicht kann der Leser jetzt schon verstehen, dass der Spieler, die Spielerin auf diese Weise sich in einem großen Reichtum bewegt. Das ganze, beziehungsweise das gleiche auf ein oder zwei Saiten gespielt – vielleicht wegen des einheitlicheren Klanges, wie manche meinen – erfordert jahrelange Übung im Lagen Spiel.
Ich habe mir kürzlich einige Bands vom Festival in Wacken 2014 angeschaut und bewunderte die vielen fantastischen Sologitarristen. Warum sind die so gut? Weil sie das Prinzip von Francois Rabbath schon lange verinnerlicht haben. Eine gute Idee, die sie in einer Lage quer über die Saiten haben, die schieben sie einfach in einen anderen Bund und spielen dort ihre Ideen weiter.
Francois Rabbath und Renaud Garcia Fonds ( ein Schüler von Rabbath ) beweisen eindrücklich, dass diese Idee überzeugend und sehr gut spielbar ist.
Vielleicht haben sich die Zeiten inzwischen geändert, aber vor Jahren betonte mein Lehrer Willi Beier immer wieder : Francois Rabbath, das ist eine Granate. Heraus gehört habe ich dabei: das ist etwas, das wir nicht lernen können, also versuchen wir es gar nicht erst.
Es kommen immer häufiger Bassisten und angehende Jazzbassisten zu mir, die neugierig auf die verschiedenen Techniken von Francois Rabbath sind. Und sie spiegeln mir auch die Toleranz ihrer Lehrer, wie inzwischen bereit sind, sich für diese neuen Aspekte des Kontrabassspiels zu öffnen.
Das Lagen-Kuddelmuddel auf dem Kontrabass und die gemässigte Sinnlosigkeit der Lageneinteilung auf dem Cello.
Allgemein gilt: viele Lagen, wenig Sinn mit fehlendem Durchblick. Zumindest bei Michael Schneider.
Francois Rabbath hatte die geniale Erleuchtung.
Wir erinnern uns an den Physikunterricht. Die Oktave und die Quinte über der Oktave. Die Oktave ist die Halbierung der Saite. Das bedeutet: die Hälfte der Saite hat einen Knotenpunkt, die Stelle, an der die Saite nicht schwingt, weil die Saite in zwei Wellen rechts und links von diesem Knotenpunkt schwingt.
Wird die Saite gedrittelt, so schwingt sie um diese beiden Knotenpunkte in drei Bäuchen.. Beim Kontrabass sind das die Töne: Oktave G und die Quinte über der Oktave: D. Beim Cello ist es die Oktave A und die Quinte darüber: E. Als Flageolett klingt der gedrittelte Knotenpunkt rechts und links von der Oktave in gleicher Tonhöhe. Gegriffen erklingt der erste Knotenpunkt der Quinte eine Oktave tiefer und erst oberhalb der Oktave erklingt die Quinte gedrückt wie Flageolett in gleicher Tonhöhe. Jetzt ist dem Leser alles klar:
Der Kontrabassist liest jetzt:
Die gegriffene Quinte über der G-Saite ist die zweite Lage, wenn der vierte Finger das D greift. Das D mit dem ersten Finger gegriffen ist die dritte Lage. Der Daumen auf der Oktave ist die vierte Lage. Der Daumen auf der nächsten Quinte ist die fünfte Lage. Und das Flageolett G über der Oktave ist die sechste Lage. Beim Cello betrifft diese Lageneinteilung die A-Saite, die Quinte E, die Oktave A und die Quinte darüber. Mehr als fünf Lagen brauche ich auf dem Cello nicht.
Damit habe ich auf beiden Instrumenten ein klares Bild, eine klare Greifstruktur für ein inneres Bild. Alle bisher üblichen kleinen Denkmuster sind unnötiger Ballast für unklares Zuviel des Guten. ( In diesem Fall: Überflüssigen). Ich habe nie verstanden warum sich die Lageneinteilung bei Simandl an der Bb Dur Tonleiter orientiert. Diese Töne, also: a,b, c, d,es,f und g sind die „ganzen“ Lagen, alle anderen Töne die „halben“.